Gemeindenetzwerk

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Worthaus – Universitätstheologie für Evangelikale?

Montag 16. Oktober 2017 von Holger Lahayne


Holger Lahayne

„Worthaus“ ist wahrlich eine interessante Initiative. Vor allem in Vorträgen und Seminaren soll ein „unverstellter Blick“ auf die Bibel gesucht bzw. Menschen ermöglicht werden. In mehreren Vortragsreihen sind schon einige Themenfelder durchgegangen worden. Neben dem Hauptreferenten Siegfried Zimmer kommen inzwischen eine ganze Reihe von Theologen, evangelische, katholische und evangelikale, zu Wort. Die Mediathek dieser Vorträge ist äußerst profesionell und ansprechend gestaltet. Das „Worthaus“ wird auch von evangelikalen Portalen, Ausbildungsstätten und Werken empfohlen.

Doch der Schein trügt. „Worthaus macht universitäre Theologie populär – auch unter Evangelikalen. Die Analyse der Worthaus-Vorträge zeigt: Die evangelikale Bewegung steht vor einer grundlegenden Entscheidung, wenn sie nicht in den Abwärtsstrudel der liberalen Kirchen mit hineingezogen werden möchte.“ So schreibt eingangs Dr. Markus Till  in seiner kritischen Einführung zu der Initiative. Till ist Ältester in der Kirchengemeinde Weil im Schönbuch, südlich von Stuttgart. Der gesamte Artikel ist hier auf seinem Blog zu finden. Ich kann die Lektüre des Beitrags, in dem auch auf Texte dieses Blogs Bezug genommen wird, nur empfehlen.

Der überbordende theologische Pluralismus der modernen Theologie und die Abkehr von einem textgetreuen Verständnis der Bibel ist ohne Zweifel eine Hauptursache für den Niedergang der liberalen Kirchen in der ganzen westlichen Welt, weil er unüberbrückbare Gräben aufreißt, die die Gemeinden spalten. Deshalb wird sich die evangelische Hochschule Tabor, die Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten und die evangelikale Bewegung insgesamt entscheiden müssen, wie sie mit Worthaus umgehen will. Totschweigen wird nicht gelingen, denn schon jetzt ist Worthaus nicht nur ein Internet-Hit sondern prägt durch seinen wachsenden Einfluss auf die evangelikalen Ausbildungsstätten längst auch die zukünftigen evangelikalen Multiplikatoren und Leiter.

Worthaus kann die evangelikale Bewegung vielleicht ein wenig aus der Schusslinie des Zeitgeistes holen. Aber der Preis ist hoch. Worthaus ist ein Spaltpilz, weil es mit evangelikaler Theologie und Frömmigkeit grundsätzlich unvereinbar ist. Worthaus wird, wenn es unkritisch aufgenommen wird, der evangelikalen Bewegung die Kraft und die Spitze nehmen, weil es ihre Botschaften verunklart und im Extremfall sogar durchstreicht.

Meine feste Überzeugung ist deshalb: Wenn sich die evangelikale Bewegung dieser Theologie weiter öffnet, wird sie letztlich das Schicksal der liberalen Kirchen in der ganzen westlichen Welt teilen: Keine klare Botschaft mehr, keine Einheit mehr – und folglich zunehmend auch keine Mitglieder mehr. Deshalb ist es jetzt unbedingt notwendig und im besten Sinne „not-wendend“, sich von Worthaus einerseits im notwendigen Maße abzugrenzen und gleichzeitig in den Gemeinden die reichhaltigen hermeneutischen Schätze aus den kirchlichen Bekenntnissen sowie den Schriften der Kirchenväter, der Reformatoren und der großen pietistisch / evangelikalen Theologen selbstbewusst und offensiv bekannt zu machen.“

Holger Lahayne, 3.10.2017 (www.lahayne.lt)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 16. Oktober 2017 um 9:35 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Theologie.