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Sola fide – Allein durch den Glauben (6 Thesen zum Reformationsjubiläum)

Dienstag 11. Juli 2017 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

1. Jesu Botschaft lautete: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) Diese Botschaft, dass allein der Glaube an Jesus Christus das ewige Heil schenkt, war damals und ist bis heute einzigartig. „Glauben“ und „Geloben“ hängen zusammen. Christlicher Glaube besteht in einer personalen Bindung an Jesus Christus. Die Weltreligionen schreiben fromme Leistungen und Handlungen vor, um von Gott angenommen zu werden bzw. zum Heil zu kommen. Das Judentum z.Zt. Jesu kannte 613 aus dem A.T. entnommene Einzelvorschriften. Bis heute sehen fromme Juden die Thora („Weisung“) als Weg zur Erlösung an. 
2. Paulus hat die Glaubensbotschaft Jesu theologisch durchdacht und ausformuliert. Röm 1,16f: „Das Evangelium ist eine göttliche Kraft, die alle errettet, die daran glauben, denn in ihm wird Gottes Gerechtigkeit offenbart“. Gottes Gerechtigkeit ist nicht die richterliche Gerechtigkeit, die jedem das zuteilt, was er verdient, sondern eine freisprechende Gerechtigkeit, die das große Versöhnungsgeschehen auf Golgatha dem an Jesus Christus Glaubenden zurechnet. Als Luther in seinem Turmerlebnis diesen Unterschied verstand, fühlte er sich ins Paradies versetzt. Man kann sagen, dass dieses neue Verständnis der Gerechtigkeit Gottes die eigentliche Geburtsstunde der Reformation war. Gleichzeitig hat Paulus im Gesetz Gottes eine neue geistliche Dimension entdeckt: es soll zur Sündenerkenntnis führen (Röm 3,20). Dass der Mensch durch eigenes Bemühen um die Vorschriften Gottes („Werke des Gesetzes“) errettet werden könnte, hat Paulus ausgeschlossen.
3. Die Reformatoren haben nach ihrer Wiederentdeckung des Glaubens an Christus als alleinigen Weg zum Heil viel Mühe aufgewendet, um der Gemeinde den Glauben zu erklären. Luther in einer Auslegung zu Matth 9,22 („Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen“): „Das ist ein feiner Glaube, der seine Unwürdigkeit erkennt und sich doch nicht daran hindern lässt in seinem Vertrauen zu Christus, sondern durch alle Widerstände hindurchdringt, bis er Christus ergriffen hat“. Glaube ist kein bloßes Fürwahrhalten, denn nach Jak 2,19 erkennen auch die Dämonen Gott an, sondern ein totales Vertrauen in Gottes Wort, so wie es Abraham hatte. Abraham glaubte an die Auferweckungskraft Gottes, als er mit Isaak zum Berg Moria ging (Röm 4,17), und er glaubte gegen alle menschliche Hoffnung, dass er im hohen Alter noch ein Kind zeugen kann (Röm 4,18). Nach Röm 4,24 ist der Glaube der Christen völlig davon überzeugt, dass Gott Christus von den Toten auferweckt hat.
4. Eine gute Glaubensschule bietet auch Hebr 11. Einige Beispiele: Der Glaube erkennt, dass Gott die Welt durch sein schöpferisches Wort erschaffen hat. Der Glaube erkennt mit Abel, dass unsere Schuld nur durch Blut getilgt werden kann. Der Glaube gehorcht Gott wie Noah ohne Rücksicht auf die gottlose Welt. Der Glaube wartet auf die unvergängliche ewige Heimat wie Abraham. Der Glaube sucht den Segen Gottes wie Isaak. Der Glaube nimmt Gottes Gebot wichtiger als Menschengebot wie Moses Eltern. Der Glaube überwindet Menschenfurcht wie Mose vor dem Pharao. Der Glaube hilft den Gläubigen so wie es die Hure Rahab getan hat.
5. Der Glaube gibt Heilsgewissheit. Röm 8,38: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte und Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unseren Herrn“. Heilsgewissheit kann nicht durch eigene Leistungen, sondern nur durch Glauben entstehen, denn wer auf seine Werke sieht, weiß nie, ob sie letztlich vor Gott ausreichen.
6. Der Glaube ist nach Luther „ein geschäftig Ding“, das immerzu auf der Suche ist, um anderen aus Liebe Gutes zu tun. Glaube und Liebe sind ein unzertrennliches Paar. Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (1520) behandelt dementsprechend im ersten Teil den Glauben und im zweiten Teil die Liebe. Nichts anderes meint Jakobus in Jak 2,14-26, den Luther leider dahingehend missverstanden hat, als ob Jakobus Werkgerechtigkeit predige. Im Grunde sagt Luther das Gleiche wie Jakobus, nur mit anderen Worten.

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 11. Juli 2017 um 7:50 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Predigten / Andachten, Theologie.