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Botschaft zum Osterfest 2005

Mittwoch 30. März 2005 von Erzbischof Janis Vanags


Erzbischof Janis Vanags

Der Herr wird König sein immer und ewig (2. Mose 15,18)
Botschaft zum Osterfest 2005

„Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben rungen.
Das Leben das behielt den Sieg, es hat den Tod bezwungen. Halleluja!“

Dieser urchristliche Hymnus ruft uns zur Freude über das Osterfest auf wie zur Freude über einen nach einem Kampf errungenen Sieg. In der Tat, die Auferstehung Christi war der Sieg in einem Kampf. Durch sein Auferstehen aus dem Grabe nahm Christus allen Kräften die Macht, die zur Verzweiflung, zum Verfall und Tod führen. Ostern ist das Datum für ein nicht in Frage zu stellendes Siegesfest. Am Morgen des dritten Tages besiegte das Leben den Tod, und das ist auch unser Sieg. Christus hat nicht für sich selbst gekämpft. Als Gott hätte Er in der göttlichen Herrlichkeit bleiben können, nicht in die Welt zu kommen und das Kreuz zu tragen brauchen. Das alles hat Er für uns getan Am Kreuz hat Christus unsere Schuld ausgelöst, einem jeden Vergebung und das Leben geschenkt, der an ihn glaubt und durch die Taufe mit ihm Eins wird.

Doch zu den Spielregeln eines Kampfes gehört auch, daß der Sieger die Früchte seines Sieges kosten kann. Ja, wir wissen, daß das ewige Leben in Jesus Christus Gottes Geschenk ist. Heißt das, daß der Sieg Christi nur das Leben nach unserem Tod und Grab betrifft? Wie ist das hier und heute? Wo gibt es die Früchte dieses Sieges in meinem Alltag? Gott hat Seinen Sohn in die Welt gesandt, damit wir durch ihn, aus ihm und dank ihm (1. Joh. 4,9) lebten. Damit ist nicht nur die normale biologische Existenz gemeint. Die Früchte des Sieges Christi können schon heute, in unserem inneren, geistlichen Leben, geerntet werden.

Der Ostersieg verheißt uns kein sorgloses Leben. Die Seele muß eine schwere Kehrtwendung vom natürlichen zum übernatürlichen machen, um dem Drang zum Tode hin zu widerstehen und aufwärts zu streben, zu Gott hin. Das wünschen sich viele. Das wäre für sie schon heute eine wahre Auferstehung in ihrem Alltagsleben. Viele suchen nach Wegen, um das zu erreichen. Doch Jesus sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh. 15,5)

Die Versuche, sich selbst oder andere auferstehen zu lassen, bleiben leere Worte und nur Absichtserklärungen. Die Wende der Seele hin zum Leben kann nur der Ausdruck dessen sein, daß Christus in uns lebt. Der Apostel Paulus schreibt: „Ich lebe aber: doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Ich vermag alles in der Kraft dessen, der mich mächtig macht.“

Das übernatürliche Leben ist das Leben des auferstandenen Jesus Christus in unserer Seele. Die vitale Realität, die wir aus dem Worte Gottes vernehmen, die in der heiligen Taufe eingepflanzt, in der Beichte erneuert und im Heiligen Abendmahl bereichert wird, prägt sich in alle Bereiche unseres Lebens ein. Wenn wir sie nicht suchen und für uns erbitten, dann bringen wir uns um die Früchte des Ostersieges. Wenn wir sie nicht anstreben, dann haben wir uns entschieden, schwach zu bleiben. Jesus beherrscht die Seele, die glaubt und ihm nachzufolgen bestrebt ist – ernsthaft, in vollem Maße und in Liebe zu ihm. Wenn sie Jesu Beispiel folgt, dann braucht sie kein anderes Gesetz zu suchen als nur den Willen Gottes (Joh. 6,38). Ist unsere Seele so? Wie oberflächlich, ungleichmäßig und fade ist oft das Leben eines Christen! Ein zerfahrenes Herz, das auf Oberflächlichkeiten, Sorgen und Vergnügungen gerichtet ist, doch dabei das Gebet, die Schriftlesung, den Gottesdienst und die Sakramente versäumt hat, ist nicht berechtigt, ein schnelles, abwertendes Urteil über alle die zu fällen, die dem nachkommen. Kompromisse mit den kleinen Sünden pflastern den Weg zu den großen. Das Leben manches Christenmenschen ist davon voll, doch die Sünde trägt in sich die Elemente des Todes, die gegen das Leben Christi in der Seele ankämpfen.

Dennoch ist der Sieg unser. Selbst wenn wir darüber beunruhigt sind, daß wir so sind – flach, sündhaft und in der Lauheit des Willens gefangen – Christus ist gerade für uns auferstanden. Gerade deshalb dürfen wir Seine rettende Hilfe beanspruchen, denn Er ist gekommen, um das Verlorene zu suchen und zu erretten. Ganz gleich, in welchem Zustand wir uns heute befinden, auch wenn unser Leben völlig aus den Fugen geraten ist, Gott kann es in Ordnung bringen und heilen. Aber das ist noch nicht alles. Er ist sogar bereit, es zu tun. Wenn du nur ihn darum bittest und dich Seiner Gnade anvertraust, dann bietet Jesus alle Möglichkeiten an, zu dem inneren Leben zurückzukehren, das die Nähe zu ihm neu macht und dir dazu die Kraft verleiht, daß sich sein Leben in dir entwickeln kann. Hören wir uns gut in das Osterfest und blicken wir in unser Herz hinein! Wenn wir dort den Wunsch entdecken, umzukehren, zu beten und auf ihn zuzugehen, dann ist das ein in göttlicher Liebe überreichtes Ostergeschenk Christi. Das ist sein Ruf. Wer ihn ehrfürchtig und dankbar annimmt, der errettet seine Seele.

Ein unvernünftiger Mann, der seine Scheunen mit den Früchten der Erde bis zum Rand gefüllt hatte, sagte: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre: habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“ (Luk. 12,19) Im Geschehen jedes Tages und jedes Jahres schenkt Jesus den Seinen durch Menschen oder durch Dinge sich selbst, um uns damit Gottes Willen kennen und lieben zu lehren und uns die Möglichkeit anzubieten, einen Teil des göttlichen Lebens zu erlangen. Unser inneres Leben ist das Leben der Berufenen. Es ist auf das Ziel gerichtet, für das uns Gott geschaffen hat. Der Endzweck des menschlichen Wesens ist die Vereinigung mit Gott. Darin liegt sein Glück. In diesem Glück blühen innen die Rosen, auch wenn man außen nur Dornen entdeckt.

Laßt uns beten: Jesus Christus, du auferstandener Herr, komm und regiere meine Seele. Laß Deinen Sieg mich erwecken und erneuern zu einem Leben in Dir hier und in Ewigkeit!

Herzlich grüße ich zum Osterfest meine liebe Evangelisch-lutherische Kirche Lettlands und alle, die die Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi gerufen hat.

Aus: Svétdienas Ríts, Zeitung der Evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands, herausgegeben von ICHTYS GmbH, erscheint seit Januar 1920. Ausgabe Nr. 12/2005 vom 26. März 2005.
Ãœbersetzer: Johannes Baumann.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 30. März 2005 um 17:28 und abgelegt unter Christentum weltweit.