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C.S.Lewis über die Evolutionslehre

Sonntag 30. April 2017 von Clive Staples Lewis (1898-1963)


Clive Staples Lewis (1898-1963)

Lange bevor ich glaubte, dass die Theologie recht hat, war ich zu dem Schluss gekommen, dass das gängige Bild der Wissenschaft auf jeden Fall falsch ist. Es ist nämlich mit einem ganz entscheidenden inneren Widerspruch behaftet: Das gesamte Bild behauptet, auf Rückschlüssen aus gemachten Beobachtungen zu basieren. Wenn kein Rückschluss möglich ist, löst sich das Bild auf. Solange wir uns nicht darauf verlassen können, dass die Wirklichkeit im entferntesten Nebelfleck, im entferntesten Teil des Universums den Gedanken und Gesetzen des menschlichen Wissenschaftlers hier und jetzt in seinem Labor gehorcht – das heißt, solange die Vernunft nicht absolut ist -, liegt alles in Scherben.

Doch diejenigen, die mich auffordern, an dieses Weltbild zu glauben, wollen mich auch glauben machen, dass die Vernunft lediglich ein unvorhergesehenes und unbeabsichtigtes Nebenprodukt unbelebter Materie in einem Stadium ihrer endlosen und ziellosen Bewegung ist. Ist das nicht ein glatter Widerspruch? Im gleichen Atemzug fordert man mich auf, eine Schlussfolgerung anzuerkennen und das einzige Zeugnis, auf dem sie basieren kann, in Zweifel zu ziehen. Dieser Widerspruch erscheint mir verhängnisvoll. Die Tatsache, dass viele Wissenschaftler nicht einmal verstehen, wo die Schwierigkeit liegt, geschweige denn eine Antwort auf entsprechende Fragen haben, bestärkt mich in der Annahme, dass ich hier nicht etwa ein «Gemsenei», sondern ein radikales Übel an ihrem Denkansatz entdeckt habe. Jeder, der dies erst einmal begriffen hat, wird von da an die wissenschaftliche Kosmologie prinzipiell als einen Mythos betrachten müssen; auch wenn man zweifellos viele wahre Details in sie eingearbeitet hat.

Nach diesen Betrachtungen ist es kaum noch der Mühe wert, auf kleinere Probleme einzugehen. Doch gibt es deren viele, und sie sind durchaus auch ernst zu nehmen. Die Bergson‘sche Kritik des orthodoxen Darwinismus ist schwer zu widerlegen. Weit beunruhigender ist seine Verteidigung durch Professor D.M.S. Watson. «Die Evolutionslehre», so schrieb er, «wird von den Zoologen nicht deshalb anerkannt, weil sie tatsächlich beobachtet würde oder  durch logisch zusammenhängende Fakten nachzuweisen wäre, sondern weil die einzige Alternative, ein Schöpfungsakt, völlig undenkbar ist.» – Ist es schon so weit gekommen? Beruht das ganze Gebäude des modernen Naturalismus also nicht auf eindeutigen Beweisen, sondern lediglich auf einem metaphysischen Vorurteil?

Wurde es aufgerichtet, nicht um Tatsachen zu belegen, sondern um Gott auszuklammern?

C.S. Lewis, «Ist Theologie Dichtung?» (1945)

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 30. April 2017 um 20:27 und abgelegt unter Theologie.