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Bestattungsformen und christlicher Auferstehungsglaube

Donnerstag 20. November 2014 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

In dieser Betrachtung geht es nicht neutral um Bestattungsformen. Das könnte ein Bestatter viel besser ausführen. Wir wollen die Frage vielmehr vor dem Hintergrund unseres christlichen Glaubens bedenken. Das ist ein Abenteuer, das uns in die letzten Fragen unserer Existenz hineinführt. Wir müssen darüber nachdenken, was die Bibel über den Leib, über unsere leibliche Existenz, über den Tod und über das Feuer sagt. Es ist erstaunlich, wie vielfältig und doch eindeutig das biblische Zeugnis in diesen Fragen ist. Es bleiben keine wesentlichen Fragen unbeantwortet und ungeklärt. Wir bekommen eine zuverlässige Information durch das Wort Gottes. Auf dieser Grundlage können wir dann auch über unsere ganz persönlichen Fragen nachdenken, wie wir es mit unserer eigenen Bestattung oder der Bestattung unserer Nächsten halten wollen.

  • Neue Bestattungsformen

Zunächst beschäftigen wir uns mit dem Siegeszug der Kremation. Wir sollten dazu einige Fakten kennen. Und dann wollen wir uns der Frage stellen, wie es um die Feuerbestattung im Lichte des biblischen Wortes steht. Andere Bestattungsformen erwähne ich am Rande. Da ist z.B. die Promession. Das ist eine neue Form der Bestattung, kurz gesagt, eine Kompostierungsart. Die ist im Kommen, und sie soll deshalb auch nicht unerwähnt bleiben.

Totenverbrennungen gibt es durch die ganze Kulturgeschichte und Religionsgeschichte der Völker hindurch. Das kennen auch wir in Mitteleuropa. Als meine Frau und ich mit der Familie 1979 nach Norddeutschland zogen, war einer unserer ersten Spaziergänge zu den Siebensteinhäusern, einer alten Begräbnisstätte. Dort habe ich jemanden kennengelernt, der sich mit archäologischen Fragen beschäftigt hat, und er schenkte uns eine alte Urne. Ich weiß bis heute nicht, wie alt sie eigentlich ist. Aber sie erinnert mich an meine Vergänglichkeit. Das ist viel wert. Wir sollten jeden Tag an unser Sterben denken. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mir nicht selber meinen Tod vor Augen stelle, manchmal mit Beklemmung, manchmal mit Freude. Sich einüben in die Ewigkeit – das ist eine gute Übung.

In der hellenistischen und römischen Zeit hielten sich Erdbestattung und Feuerbestattung in etwa die Waage. Interessanterweise waren es damals die Begüterten, die immer wieder die Feuerbestattung wählten. Ich weiß nicht warum. Mit dem Aufkommen des Christentums in Europa im 4. und 5. Jahrhundert wurde dann konsequent die Einäscherungssitte zurückgedrängt. Zunächst gab es keine Erlasse. Man hat das aus dem biblischen Zeugnis heraus getan, wo eindeutig die Erdbestattung praktiziert wurde. Dann kam Karl der Große (747-814 n. Chr.). Er hat Vieles in Bewegung gesetzt, nicht nur Gutes. Man weiß nicht genau, wie viele Sachsen damals hingeschlachtet worden sind, aber es waren wohl zwischen 1000 und 2000 Menschen, die sich der Zwangsmissionierung verweigerten. Aber er hat uns auch Gutes hinterlassen. Er hat versucht, die Bibel als Richtschnur für das staatliche Handeln ernst zu nehmen. So hat er im Jahre 786 die Einäscherungssitte verboten. In den kaiserlichen Annalen kann man nachlesen, dass die Erdbestattung kurze Zeit später zur Pflicht erklärt wurde.

Ob diese kaiserlichen Maßnahmen, die per Dekret durchgesetzt wurden, immer richtig waren, das sollen die Historiker entscheiden. Jedenfalls hatte das Verbot der Einäscherung der Leichen eine große Breiten- und Dauerwirkung. Über Jahrhunderte hat im christlichen Abendland keiner daran gedacht, die Feuerbestattung wieder einzuführen oder für sich privat zu wünschen. Das wurde erst im 19. Jahrhundert anders. Man kann einige geistesgeschichtliche und kulturgeschichtliche Überlegungen anstellen, welche Faktoren damals dazu führten.

Es ist ein Fakt, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Menge Menschen aus dem Bürgertum und der Arbeiterschaft über Feuerbestattung nachzudenken begannen. Ärzte mahnten hygienische Gründe an. Die Arbeiter taten es insbesondere aus finanziellen Gründen. Es gab auch eine starke Freidenker- und Freimaurerbewegung. Man kann durchaus auch von einer atheistischen Strömung sprechen. Menschen traten aus einer atheistischen Gesinnung für die Feuerbestattung ein, um ihren Glauben an die Totalauflösung des Menschen nach seinem Tod zu dokumentieren.

Dann dauerte es nicht mehr lange, bis die ersten Krematorien gebaut wurden. Das erste wurde 1876 in Mailand gebaut. Zwei Jahre später erstand das erste deutsche Krematorium in Gotha. Ein Herr Siemens, dessen Name uns nicht unbekannt ist, hat dazu den ersten Ofen entworfen und gebaut.

In einem Zeitungsbericht von 1928 habe ich einen geschichtlichen Rückblick entdeckt zum 50jährigen Jubiläum des Gothaer Krematoriums. Der Journalist hat alte Akten angesehen und den Verein analysiert, der damals dieses Krematorium vorangebracht hat. Er fand in der Satzung den folgenden Satz: „Die Wissenschaft der Gesundheitspflege hat in dem Bestreben, die Toten unschädlich zu machen für die Lebenden, den Gedanken angeregt, die Beerdigung der Leichen durch die Verbrennung zu erbringen.“ So haben die Menschen dieses Vereins in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts gedacht. Sie wollten tatsächlich die Erdbestattung komplett ablösen durch die Verbrennung, und zwar, um die Toten unschädlich zu machen für die Lebenden. Man wünschte sich, sie hätten diesen Satz näher erläutert. Inwiefern waren die Toten schädlich für die Lebenden?

Ich war fünf Jahre Pfarrer in der bayrischen Landeskirche. Ich war unter anderem auch im Krematorium Hof. Dort hat mich immer ein Spruch im Innenraum merkwürdig berührt und aufgeregt „Durch die reine Flamme zurück zum All“. Er ist eine Art Glaubensbekenntnis vieler, die damals die Feuerbestattung in Deutschland vorangetrieben haben.

Es war die erste Zeit meines pfarramtlichen Dienstes, in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ich habe mir damals nicht allzu viele Gedanken gemacht über Bestattungsformen. Wenn jemand eine Einäscherung wollte, dann war das für mich kein Thema. Trotzdem habe ich damals schon einen älteren Pfarrer mit Interesse beobachtet, der immer wieder sagte: „Ich verweigere mich jeder Bitte um eine Feuerbestattung aus Glaubens- und biblischen Gründen.“ Solche Pfarrer gab es damals, und es gibt sie auch heute noch.

„Durch die reine Flamme zurück zum All“. 1929, als das Krematorium in Hof gebaut wurde, hat man noch nichts von Esoterik im Sinne einer gesellschaftlichen Bewegung gewusst. Aber mit diesem Spruch sind wir unmittelbar im New-Age-Denken drin. Interessant, wie lange sich Überzeugungen halten.

Die Feuerbestattung hat sich langsam und stetig in Europa etabliert. Dabei gibt es ein richtiges Gefälle. Ich hab keine neueren gesamteuropäischen Statistiken entdecken können, aber seit etwa 25 Jahren sind die Briten, Dänen und die Schweden in punkto Akzeptanz der Kremation die Spitzenreiter. In Deutschland halten sich derzeit Kremation und Erdbestattung noch in etwa die Waage, mit einem leichten Überhang der Feuerbestattung. Eine neuere Statistik spricht von 55 Prozent. In den eher katholisch geprägten Ländern Europas konnte die Feuerbestattung noch nicht richtig Fuß fassen. Der Anteil der Feuerbestattungen beträgt in Großbritannien 75 %, in Italien nur 4 %.

Die Schweiz hat interessanterweise in der Kremation einen Spitzenplatz. Dort werden etwa 90 Prozent der Verstorbenen verbrannt. Es gibt dort übrigens auch keinen gesetzlichen Friedhofszwang. In einem Gespräch, das ich vor kurzem hatte, wurde mir berichtet, dass jemand aus unserer weiteren Verwandtschaft die Idee hatte, die Urne eines jüngst Verstorbenen im Wohnzimmer zu platzieren. Das ist wahrscheinlich in anderen Kulturen kein Thema mehr, aber in unserem Kulturkreis ist der Gedanke gewöhnungsbedürftig. Diese Person, so wurde mir gesagt, habe nun durch Mithilfe eines Schweizer Beerdigungsunternehmens die freie Verfügung über diese Urne erhalten. Ich kenne diesen Brauch aus Japan. Der dortige religiöse Hintergrund – Shintoismus, Buddhismus – ist offen für die Totenverbrennung und für die freie Verfügung über die Urnen. Ähnlich sieht es in Indien aus.

Auch innerhalb Deutschlands gibt es ein interessantes Gefälle zwischen den alten und den neuen Bundesländern. 1999 gab es 38% Einäscherungen auf dem Gebiet der alten Bundesländer gegenüber 75% in den neuen Bundesländern. Hier spiegeln sich Mentalitäten und weltanschauliche Grundeinstellungen zwischen Ost und West wider. Wie schon ausgeführt, sind aktuell über 50% aller Bestattungen in ganz Deutschland Feuerbestattungen. Vor einigen Jahren waren es noch 42%. Auch die Zahl der Krematorien hat sich diesem Trend angepasst. Wir haben mittlerweile 125 Krematorien in 100 Städten. 1987 waren es erst 77 Krematorien. Ein Krematorium, das nach den neuesten Richtlinien gebaut wird, ist eine sehr kostspielige Angelegenheit. Aber viele Städte können sich das heute leisten, weil die Nachfrage danach gewachsen ist.

Seebestattungen sind in Deutschland mit 2,5% noch relativ selten. Die Ballonbestattung ist in einigen Ländern Europas mittlerweile sehr gefragt. Da wird die Asche im Heißluftballon über bestimmten Wiesen und Waldgrundstücken ausgestreut. In Deutschland ist das gesetzlich noch nicht erlaubt. Dafür ist bei uns die Baumbestattung bzw. die sogenannte Naturbestattung sehr im Kommen, wo die Urne in das Wurzelwerk von Bäumen eingebracht wird. „Friedwald“, um ein Beispiel zu nennen, ist mittlerweile eine GmbH, die schon über 50 größere Waldstücke in Deutschland anbietet. Im Internet stößt man auf einen professionell gemachten Werbefilm, der den Betrachter durchaus für diese Bestattungsform einnehmen kann.

Wir sollten auch einen kurzen Blick außerhalb unseres Kultur- und Glaubenskreises werfen. Im Shintoismus und Hinduismus ist die Feuerbestattung wie gesagt kein Problem. In Japan begann man damit bereits im Jahre 700. Interessant ist, dass die Leichenverbrennungen in Japan etwas anders gehandhabt werden als in den anderen Erdteilen. Dort wird bewusst mit niedrigen Temperaturen gearbeitet, so dass der Körper nicht vollständig zu Asche wird, sondern bestimmte Reste übrig bleiben, die man sich bei der Einäscherungsfeier gegenseitig weitergibt und in die Urne legt. In Japan werden im sog. U-Bong-Fest, jeweils im August, die Ahnengeister willkommen geheißen. Die Japaner sind technisch hoch gebildet, aber über ihren Ahnenglauben kann man sich als Christ nur wundern. Sie arbeiten tagsüber am Computer und am Abend werden im Garten oder vor dem Haus Kerzen angezündet, damit die Ahnengeister den Weg finden in die Wohnung, und dort werden sie dann willkommen geheißen. Da ist ein kleiner Schrein vorbereitet mit Reis und anderen Dingen, damit die Ahnengeister wohlgestimmt werden.

Im Buddhismus werden bei Einäscherungsfeiern mit Vorliebe Reden Buddhas zitiert. Die Hinterbliebenen müssen mit guten Gedanken an den Verstorbenen denken, weil nach buddhistischem Glauben Gedanken Mächte sind, die den weiteren Weg des Verstorbenen beeinflussen können. Wehe demjenigen, der dann schlecht über den Verstorbenen oder die Verstorbene denkt! Womöglich kann das dann die Ursache sein, dass der oder die im nächsten Leben als Regenwurm oder Käfer erscheinen muss.

Ganz im Gegensatz dazu gibt es im Judentum und im Islam keine Einäscherung. Das sollten gerade wir Christen zur Kenntnis nehmen, weil ja viele unserer weltanschaulichen Überzeugungen auf dem Judentum aufbauen.

Es ist nicht ganz einfach, verbindliche Aussagen zu finden, warum im Judentum und im Islam Kremationen nicht erlaubt sind.

Ein Rabbiner aus Australien gibt auf seiner Internetseite folgende interessante Begründungen: Bei einer Kremation wird der Körper zu Asche, bei einer Beerdigung zu Staub, der sich wieder mit der Erde vereinigen kann. Erde ist fruchtbar, Asche nicht. Die Erde ermöglicht weiteres Leben. Asche aber ist unfruchtbar und leblos. Der allmähliche Prozess des Wiederkehrens zu Erde entspricht dem natürlichen Kreislauf. Das Verschwinden der einen Generation ermöglicht das Aufblühen der nächsten. Die jetzige Generation wird vom Vermächtnis der vorherigen belebt und inspiriert. Unsere Vorfahren sind der Boden, aus dem wir wuchsen.

Als Christen würden wir das nicht so formulieren. Aber es sind Wahrheitsfünkchen darin. Selbst nach ihrem Ableben bleiben die Menschen eine Quelle der Inspiration. Aber „Quelle des Lebens“ würden wir als Christen nicht sagen. Wir wissen, wer die Quelle des Lebens ist. Aber die enge Verbundenheit mit den Vorfahren ist eine Besonderheit des Judentums.

Der Islam kennt ähnliche Überlegungen, wenn auch mit ganz anderen Begründungen. So heißt es auf einer islamischen Internet-Lehrseite: „Da der Gesandte (Mohammed) derjenige war, der uns die Regeln unseres Herrn übermittelt hat, lehrte er uns, was Allah bezüglich den Toten vorgeschrieben hat. Allah hat uns vorgeschrieben, dass wenn ein Muslim stirbt, wir ihn waschen und reinigen, ihn mit einem weißen Stofftuch umhüllen, das Totengebet beten und für Barmherzigkeit und Vergebung beten sollen. Hiernach sollen wir ihn begraben und mit Erde bedecken, sowie die anderen Gräber besuchen und für die muslimischen Verstorbenen beten.“

Das ist übrigens in einigen Bundesländern zu einem echten Streitpunkt geworden, weil die Muslime ihre eigenen Felder in den Friedhöfen beanspruchen und teilweise auch bekommen, aber keine Sargbestattung wollen. Sie wollen in den Leinentüchern direkt in die Erde versenkt werden. Berlin hat das mittlerweile erlaubt. Andere Bundesländer werden vermutlich nachziehen.

Weiter heißt es auf der islamischen Internetseite: „Es ist im Islam nicht vorgeschrieben, die Verstorbenen zu verbrennen oder einzuäschern. Vielmehr ist das ein Akt von Nichtachtung und Unehre. Der Islam verbietet es uns, auf das Grab des Verschiedenen zu treten, darüber zu gehen, uns darauf zu setzen. Wie könnten wir ihn dann verbrennen.“

Es gibt im Islam ebenso wie im Judentum also eine schroffe Ablehnung der Kremation, die im Übrigen mittlerweile auch schon die hohe Politik erreicht hat. Im letzten Jahr hat die Stadt Waiblingen eine verstorbene Muslimin, die angegeben hatte, konfessionslos zu sein, verbrennen lassen. Darauf hat sich der türkische Generalkonsul beschwert: „Wie konntet ihr eine muslimische Frau einäschern? Das ist strikt gegen islamische Grundvorstellungen.“ Daraus entstand eine ausgewachsene diplomatische Kontroverse.

Nun noch ein paar Worte zur Bestattungsmethode „Promession“, die im Kommen zu sein scheint. Im schwedischen Parlament wird das mittlerweile diskutiert. Demnächst wird wohl auch ein Gesetz dort verabschiedet. Das Verfahren der Promession basiert einfach ausgedrückt auf Gefriertrocknung. Dem Leichnam wird durch ein flüssiges Stickstoffbad das Wasser entzogen. Durch daran anschließende Erschütterungen mechanischer Art zerfallen die körperlichen Überreste und werden zu einem Granulat verkleinert, das mit bestimmten chemischen Zusätzen versehen in einem Minisarg beerdigt wird und ziemlich schnell, in ein paar Monaten, zu Kompost wird. Die menschlichen Überreste sind dann Humus. Nach dem niedersächsischen Bestattungsgesetz wäre das übrigens jetzt schon erlaubt.

  • Der christliche Auferstehungsglaube und die Frage der Bestattungsform

Hat eigentlich der christliche Glaube und die Art der Bestattung irgendetwas miteinander zu tun? Manche Christen sehen hier keine Verbindung. Wir bekommen einen neuen Leib (Römer 8). Warum sollen wir uns mit dem alten Leib noch so beschweren? Sollen wir uns Kopfzerbrechen und vielleicht noch einen innerfamiliären Streit zumuten? Ich vermute, dass nicht wenige so denken. Wir sollten dazu die Bibel befragen, genauer gesagt den Inbegriff unserer christlichen Hoffnung, die leibhafte Auferstehung in einem Herrlichkeitsleib für alle, die den Heiligen Geist haben. Die dürfen sich darauf freuen, dass diese unwahrscheinliche und unvergleichliche Verwandlung mit ihnen vor sich gehen wird, wenn Christus wiederkommt. Hat diese unsere Hoffnung irgendetwas zu tun mit unserer Bestattung?

Im ersten Teil haben wir vielleicht darüber gestaunt, wie schnell der Einfluss und die Verbreitung der Einäscherung in Europa gewachsen sind. Man kann hier durchaus von einer Bestattungs- und Kulturrevolution reden. Im zweiten Teil wollen wir uns vor dem Hintergrund unseres christlichen Glaubens mit den Bestattungsformen auseinandersetzen und dabei insbesondere die Frage der Feuerbestattung näher behandeln. Ich werde zum Thema Kremation keine absoluten Aussagen machen, aber wer das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift ernst nimmt, wird schnell merken, dass die Feuerbestattung in der Bibel nicht vorgesehen ist und zu grundlegenden biblischen Aussagen über den Leib, den Tod und das Feuer im Widerspruch steht.

Sehen wir uns einmal kurz grundsätzliche Aussagen der Bibel über das Feuer, den Tod und den Leib an.

2.1       Wenn wir uns mit dem Stichwort „Feuer“ befassen, stellen wir schnell fest, dass dieses Element im biblischen Kontext fast immer ein Synonym für „Gericht“ und „Strafe“ ist. Wenn Menschen durch Feuer umkommen oder wenn in besonders schweren Fällen eine Steinigung mit anschließender Verbrennung erfolgt, dann muss etwas ganz Gravierendes geschehen sein. Beispiele finden wir im Vergehen der Söhne Aarons (3. Mose 10) oder im Diebstahl Achans (Josua 7). Das sind keine einfachen Stellen. Uns erstaunt die Härte des göttlichen Urteils. Dabei müssen natürlich solche Stellen unbedingt im Zusammenhang gelesen werden. Wir alle kennen auch Gottes Gericht über Sodom und Gomorrha, ein Feuergericht, durch das diese Städte mitsamt ihren Einwohnern untergingen. „Feuer“ steht also für göttliche Straf- und Gerichtsakte.

Bei Amos im zweiten Kapitel übt der Prophet im Auftrag Gottes Kritik an den Moabitern, weil sie Gebeine eines Königs von Edom verbrannt haben. Ohne diese Stelle (Amos 2,1ff.) überinterpretieren zu wollen, wird jedenfalls die Verbrennung von Toten als ein heidnischer Brauch dargestellt, der die Missbilligung des Gottes Israels findet.

Im 2. Petrusbrief im 3. Kapitel steht, dass die Himmel einst, wenn Christus zum Gericht wiederkommt, durch Feuer vergehen werden. Obwohl ich diese Stelle schon etliche Male gelesen habe, ist mir jetzt ein Einzelzug besonders aufgefallen. Es ist die Rede von den Himmeln (Mehrzahl), aber nicht von der Erde. Das bestätigt die Auffassung, dass die Erde in der Bibel als ein bevorzugtes Schöpfungsobjekt Gottes angesehen wird, das, wenn Christus wiederkommt zum Gericht, nicht einer totalen Vernichtung preisgegeben sondern erneuert werden wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Feuer im alttestamentlichen Kontext ein Gerichtsgeschehen meint.

2.2       Sehen wir uns das Stichwort „Tod“ im biblischen Kontext an. Hier kann es natürlich keine ausführliche Darstellung geben, aber wir sollten einige wichtige Grundaussagen bedenken. Wir kennen die Aussage aus 1 Mose 3,19, dass der Mensch wieder zu Erde werden soll. Was seit einigen Jahrzehnten in den kirchlichen Begräbnis-Agenden steht, die Formel „Asche zu Asche“, ist im biblischen Kontext nicht zu finden. Ich bin übrigens durch jahrelange Beschäftigung mit dem biblischen Auferstehungszeugnis und anderen eschatologischen Fragen zur Überzeugung gekommen, dass ich keine Einäscherungshandlung mehr vornehme. Ich spreche dann natürlich auch nur die Formel „Erde zu Erde“ und nicht mehr „Asche zu Asche“, wenn ich eine Beerdigung zu halten habe.

Ein persönliches Beispiel: Eine gute Bekannte von uns hat vor einigen Jahren ihren Mann verloren. Da wir sein Leiden in den letzten Lebensjahren mit verfolgt und ein Stück weit mitgelitten hatten, war es nicht erstaunlich, dass sie anrief und fragte, ob ich die Beerdigung übernehmen könnte. Ich habe natürlich sofort zugesagt, dann aber auch gleich nachgefragt, wie die Beerdigung verlaufen solle. Die Witwe hatte sich für eine Einäscherung entschieden. Ich holte tief Luft und war einen Moment lang in einem inneren Zwiespalt zwischen meiner Glaubensüberzeugung und meinem Willen, hier zu Diensten zu stehen. Dann habe mich durchgerungen zu sagen: „Ich kann eine Einäscherungshandlung aus meiner inneren Glaubensüberzeugung nicht ausrichten. Da musst du dir jemand anderen suchen, so leid mir das tut.“ Unsere bekannte war sehr überrascht, sagte mir aber, dass sie sich das bis zum nächsten Tag noch überlegen wolle. Schon am Vormittag des nächsten Tages rief sie an und sagte mir, dass sie aufgrund meiner biblischen Bedenken nun auch offen sei für eine Beerdigung. Viele Menschen sind sich persönlich unsicher, wenn es um die Form der Bestattung geht. Wer eine Feuerbestattung in Erwägung zieht, tut es meist aus grabpflegerischen oder finanziellen Gründen. Die Frage, ob eine Kremation auch vor der Bibel Bestand hat, stellen sich nur wenige. Da tut Aufklärung not. Ich denke, dass viele ihre Haltung überdenken würden, wenn man ihnen die biblischen Hintergrundinformationen zum Feuer, zum Tod und zum Leib gibt.

Der Tod ist kein natürliches Geschehen. Das wollen wir uns als Christen auch von erklärten Evolutionisten niemals zur Gewissheit machen lassen, dass das Todesgeschehen natürlich oder sogar notwendig sei, um Organismen in der Höherentwicklung aller Lebewesen eine Stufe weiter zu bringen. Das ist keine biblische, das ist keine christliche Auffassung. Der Tod ist eindeutig Strafgeschehen Gottes. Das steht nicht nur im Römerbrief Kap. 6,23. Diese Sicht zieht sich durch die ganze Bibel hindurch.

Eine interessante Bibelstelle ist die Anordnung der Erdbestattung Abrahams durch Gott persönlich (1 Mose 15,15). Im Gespräch mit Abraham legt Gott die Form der Bestattung Abrahams fest. Es soll ein Erdbegräbnis sein. Das finden wir sonst nirgends in der Bibel, dass eine unmittelbare Anrede Gottes an einen Menschen so weit geht, dass sogar die Bestattungsfrage geklärt wird. Wenn wir die Bedeutung Abrahams für die ganze Bibel, für das Judentum, für uns Christen im Hintergrund sehen Römer 4 mit einbeziehen, wo Abraham uns als unser Glaubensvater nahegebracht wird, dann gibt die Tatsache zu denken, dass Gott bei ihm ausdrücklich die Erdbestattung angeordnet hat.

Was geschieht im Tod? Im Tod trennt sich der Leib vom Geist und der Seele; man kann auch sagen, vom Persönlichkeitskern, vom Ich. Es gibt eine Scheidung. Der Leib fällt bei der Erdbestattung dem Prozess der Verwesung anheim. Bei einer Feuerbestattung wird der Leib zu toter Asche. Die Scheidung von Leib und Geistseele im Tod wird biblisch oft bezeugt. Der sterbende Stephanus ruft „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Ag 7,59). Jesus hat seinen Geist ausdrücklich in die Hände Gottes befohlen: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Luk 23,46).

Ein anderer Aspekt des Todes wird uns in Johannes 11 gezeigt, wo die Auferweckung des Lazarus berichtet wird. Jesus nennt den Jüngern gegenüber den Tod des Lazarus „Schlaf“. „Er schläft“, sagt Jesus zu den Jüngern (Joh 11,11). Das ist kein Euphemismus, der irgendwie beruhigen soll, der die Furchtbarkeit des Todes mildern soll. Das ist eine Aussage höchster theologischer Bedeutung. Was geschieht denn im Schlaf? Der Mensch bleibt mit sich selbst identisch. Aber er kann nicht mehr über sich verfügen. Er behält seine Seele, sein Bewusstsein, sein Denken, seine Sinne, die zwar im Moment weitgehend lahmgelegt aber doch völlig intakt sind. Mir ist das ein ganz wertvoller Hinweis aus Jesu Mund, um die Existenzweise der Toten einordnen und verstehen zu können. Der Tod zerstört die Persönlichkeit in keiner Weise. Er tobt sich am Leib aus, aber an die Seele und Geist kommt er nicht heran.

Wie können wir uns den Todeszustand bzw. die Existenzweise der Toten vorstellen? Jesus erzählt dazu die spannende Geschichte von dem reichen Mann und dem armen Lazarus (Luk 16). Der reiche Mann verfügt im Totenreich über alle seine Sinne. Er kann fühlen. Er kann leiden. Er kann nachdenken. Er kann an seine Verwandten denken. Er kann reden. Wer diese Geschichte ernst nimmt, der kann nicht mehr davon ausgehen, dass die Toten ihre Seele, ihren Geist und ihre Identität verlieren. Nein, der Tote hat eine neue Existenzform im Totenreich, und er hat auch einen Totenleib. Biblisch-hebräisch gedacht kann die Seele niemals ohne einen Leib und ein Leib niemals ohne die Seele gedacht werden. Beim letzten Gericht, von dem wir Offenbarung 20 lesen, erscheinen die Toten vor dem großen weißen Thron, auf dem der Weltenrichter Christus Platz genommen hat. Und dann heißt es ausdrücklich, dass die Toten vor dem Thron stehen. Eine Seele, eine formlose, körperlose und leiblose Seele kann nicht stehen. Die Toten haben also einen Totenleib.

Wir sollten unsere Vorstellungen vom Tod und vom Totenreich überprüfen, ob sie biblisch sind. Das ist nicht unwichtig für die Frage nach den Bestattungsformen. Wenn die Toten in einer neuen Dimension leibhaft weiter existieren, dann hat das Konsequenzen für unseren Umgang mit dem Leib, mit unserem Leib hier und jetzt, und mit dem Leib der Verstorbenen.

2.3       Damit sind wir beim dritten Aspekt, denn wir betrachten wollen, beim Leib. Wir brauchen ein leibhaftes Denken. Gott ist ein leibhafter Gott. „Licht ist dein Kleid, das du anhast“, so heißt es in Ps 104,2. Dieser Gott hat Arme. Dieser Gott kann reden. Dieser Gott kann handeln, denn er hat Hände. Das wissen wir alle. Das alles sind leibhafte Funktionen. Natürlich ist das nicht ein Leib in unserem Sinn, aber es ist ein Leib, der Gottes Persönlichkeit umschließt und durch den er handelt. Weil Gott leibhaft ist, ist Christus leibhaft auferstanden. Wir Menschen sind mit einem hervorragenden, genialen Leib begabt. Gott sagt am Ende des 6. Schöpfungstages „Sehr gut“ zum Menschsein, also auch zur Leibhaftigkeit des Menschen. Dieses „Sehr gut“ hat im Hebräischen die Doppelbedeutung „schön“ und „zweckmäßig“ in Vollendung. „Sehr gut“ sagt Gott damit auch zur gesamten leib- und körperhaften Schöpfung, über die er sich dann am 7. Tag freut. Wer wären wir, dass wir das, was Gott „sehr gut“ nennt, missachten?

Natürlich weiß ich, dass die leiblichen Einschränkungen im Lauf des Alters zunehmen. Wenn man wie ich über die 70 Jahre ist, dann merkt man das. Aber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass die leiblichen und seelischen Funktionen, das Denken, Wollen und Fühlen von Gott meisterhaft in den Menschen einprogrammiert worden sind. Dieses „Sehr gut“ wollen wir uns niemals und von niemand nehmen lassen.

Das Neue Testament geht in der Betrachtung des Leibes noch einen Schritt weiter. Da wird der Leib sogar gewürdigt, Tempel des Heiligen Geistes zu sein. Und es wird gleich hinzugefügt, dass er nicht uns gehört. Mein Leib gehört mir nicht. Er gehört zunächst einmal Gott. „Der Leib gehört dem Herrn“ (1 Kor 6,13). „Wißt ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?“ (1 Kor 6,19).

Meine Frau und ich halten seit vielen Jahren Eheseminare. Da kommen wir auch immer auf dieses Thema zu sprechen, wem wir eigentlich gehören. In der Ehe gehören wir dem anderen, einschließlich unserer Sexualität. Meine geschlechtlichen Organe gehören meiner Frau, nicht mir, und umgedreht. Gott denkt kommunikativ. Was er mir gibt, gibt er mir, damit ich es weitergebe. Und er gibt anderen etwas, damit sie es mir weitergeben. Wir müssen lernen, leibhaft und kommunikativ zu denken, und unser ganzes Leben kommt in eine neue Beleuchtung.

Dieser Leib darf ein Tempel des Heiligen Geistes sein. Dieser arme, elende, sündhafte Mensch, um mit Luther zu reden, darf Tempel des Heiligen Geistes sein, sofern er sein Leben im Glaubensgeheimnis mit Jesus Christus lebt. Das ist eine unerhörte Aussage.

In 1 Korinther 6 ist von den leiblichen Sünden der Unzucht die Rede, und wer an diesen Sünden konsequent festhält, der verpasst den Anschluss zum Reich Gottes. Und es steht im 1. Korintherbrief auch, dass Christus leibhaft auferstanden ist, und dass wir eine leibhafte Auferweckung erwarten und glauben dürfen (1 Kor 15). Gerade der 1 Korintherbrief ist in seinem leibhaften Denken so glaubensstärkend.

Noch ein Blick in das Johannesevangelium und in den Römerbrief. Da ist von zweierlei Auferstehungen die Rede. Ganz zentrale Aussagen in Johannes 5 sind die „Auferstehung zum Gericht“ und die „Auferstehung zum Leben“ (wörtlich „Auferstehung des Lebens“). Wir haben hier schon das Leben, nämlich das ewige Leben, und dieses Leben darf einer Auferstehung entgegen gehen. Paulus sagt das gleiche in Römer 8: wir dürfen der „Erlösung des Leibes“ entgegen gehen. Unser Leib ist jetzt noch nicht erlöst, aber er wird erlöst, verwandelt, verändert. Er wird ein Herrlichkeitsleib, wenn Christus kommt.

Das sind drei biblische Komplexe, die wir beherzigen sollten, wenn wir über die Fragen der Bestattung nachdenken. Wie sollen wir unsere Toten bestatten? Welche Vorsorge wollen wir für unseren eigenen Tod treffen? Das ist die Frage.

Vor einigen Tagen schickte mir ein Freund die Abbildung einer Skulptur. Sie ist 1878 entstanden. Sie heißt „Das erste Begräbnis“ und ist von einem französischen Bildhauer geschaffen, Louis-Ernest Barrias. Ich habe darüber mit meiner Frau gesprochen. Eine interessante Frage: wann fand das erste Begräbnis statt? Der erste Tote der Menschheit war der erschlagene Abel. Die Skulptur zeigt, wie Adam seinen ermordeten Sohn zu Grabe trägt, und wie ihn auf diesem letzten Weg herzt. Ein erschütterndes Bildnis. Wie bestatten? Vielleicht hat sich Adam auf diesem schweren Weg das auch gefragt. Diese Frage wollen wir jetzt beantworten.

Todesanzeigen sind Zeugnisse dafür, was den Menschen einfällt anlässlich des Todes und der Beerdigung. Diese Sprüche sind interessant. Ganz selten findet sich in unseren Tageszeitungen auch ein Bibelvers. Meistens wird einfach nur die Trauer zum Ausdruck gebracht. Es gibt Sinnsprüche, an denen man sich ein Stück anlehnt. „Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter.“ „Ich glaube, dass wenn der Tod unsere Augen schließt, wir in einem Lichte stehen, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist.“ Das soll z.B. der erklärte Atheist Schopenhauer gesagt haben.

Viele meinen heute, dass Nahtoderlebnisse, wo Menschen an der Schwelle des Todes standen und zurück kamen, bestimmte Lichterscheinungen und angenehme Gefühle hatten, die Angst vor dem Sterben ein wenig mildern können. Das hat schon Elisabeth Kübler-Ross vor einigen Jahrzehnten verkündet, auch in evangelischen Kiurchen. „Das kirchliche Gerede vom Gericht können wir uns abgewöhnen“, sagte sie. „Ich habe an so vielen Sterbebetten gesessen und habe mit Menschen gesprochen, die diese Nahtoderlebnisse hatten. Nein, es wird ganz anders sein. Wir treten in einen Lichtraum unermesslicher Fülle und unermesslichen Glanzes hinein. Es ist so, als wenn wir einen Wintermantel ablegen und ein Frühlingskleid geschenkt bekommen.“ So hat Elisabeth Kübler-Ross damals schon vielen Christen die Angst vor dem Gericht nehmen wollen. Ich kann dazu nur sagen, das ist eine verführerische Rede.

„Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben. Danach aber – der große Lichtglanz?“ Nein. „Danach aber das Gericht!“ Das wird heute nur noch selten gepredigt und selten geglaubt. Und dann kommen die Lebensweisheiten zustande, die in unseren Zeitungen stehen: „Die großen Spaziergänge, auf denen wir nicht ins Leere greifen; immer geht die Hand des anderen mit.“ – Stimmt das denn eigentlich? Geht die Hand meines Vaters, meiner Mutter, meines Ehepartners denn wirklich mit mir mit? Stimmt denn das, was uns hier weisgemacht werden soll? „Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst dich daran erinnern, wie gerne du mit mir gelacht hast.“ Wenn das alles ist, was von einem Menschen übrig bleibt! „Ich wär so gerne noch geblieben, mit euch vereint, ihr meine Lieben. Nur meine Krankheit, die war so schwer. Für mich gab’s keine Rettung mehr.“ Welch eine Trostlosigkeit. Keine Rettung. Der Apostel Paulus spricht in Römer 8 von Rettung, auch für den Leib, von Erlösung. Blicken wir ruhig öfters mal in die Zeitung mit ihren Todesanzeigen. Sie sind wirklich ein Eins-zu-Eins-Abbild des Glaubens oder des Aberglaubens oder des Nicht-mehr-glauben-Könnens unserer Gesellschaft.

Nun kommen wir zur Auferstehung, zum Inbegriff unseres Glaubens. Was heißt eigentlich Auferstehungsglaube? Das muss doch in die Frage der Bestattung einfließen! Die Antwort:

  • Mit Christus ewig verbunden sein! „Wenn wir mit ihm verbunden und gleich geworden sind mit seinem Tod, dann werden wir doch auch mit seiner Auferstehung gleich sein“ (Römer 6,5). Wir sind mit ihm verschweißt, zusammengeklebt. Keine Macht der Welt kann uns wieder lösen, wenn wir uns im Glauben mit diesem Christus verbinden und verbunden haben und täglich neu verbinden, wenn wir ihn als Herrn und Heiland anrufen und anbeten und ihm unsere Sünde bekennen und mit ihm den Tageslauf besprechen. Keine Macht der Welt kann uns aus seiner Hand reißen. Das ist Auferstehungsglaube. Ich bin mit seinem Tod verbunden. Ich bin mit seiner Auferstehung verbunden. „Jesus, er, mein Heiland lebt. Ich werd auch das Leben schauen, sein, wo mein Erlöser schwebt. Warum sollte mir denn grauen? Lässet auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?“ Ein schönes altes Lied. Haupt und Glieder hängen zusammen. Undenkbar, dass Christus die Seinen im Stich lässt. Nein, er ist mit uns verbunden und wir mit ihm durch dieses feste Band des Glaubens. Darum zieht er uns in sein Auferstehungsleben hinein und wird das genauso auch mit unserem Leib tun.
  • Mit Christus ewig verbunden, unterwegs zur Himmelsbürgerschaft. Auch das wollen wir wieder neu annehmen und erkennen, dass wir ein doppeltes Bürgerrecht haben, hier auf dieser Erde und im Himmel (Philipper 3,20-21). „Unser Bürgerrecht ist im Himmel (d.h. unsere endgültige Staatsbürgerschaft ist geklärt), woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unseren nichtigen Leib, diesen verweslichen Leib, verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leib nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann“. Wunderbar, dass wir das glauben dürfen. Dieser Christus spricht uns das zu: „Ich war tot. Ich habe die Hölle, ich habe den Teufel überwunden. Und wenn du zu mir gehörst und ich zu dir, dann hast du in mir und durch mich auch das alles überwunden.“ Das ist uns sicher.
  • Und wie verleben wir die Ewigkeit? In einem Leib der Herrlichkeit. Den kann sich keiner vorstellen. Aber er ist uns gewiss. „Sind wir Kinder, dann sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi“. Was erben wir denn? Wir erben einen neuen Leib, einen Herrlichkeitsleib. Wer Römer 8 genau liest, der stößt unweigerlich darauf. Ebenso in 1 Petrus 1, wo wir von einem unvergänglichen und unverwelklichen Erbe hören – was ist das denn? Es ist der Herrlichkeitsleib. Wir bekommen einen Leib, in dem keine Krankheit, kein Tod, kein Leid, keine Sünde mehr existieren können. Das ist doch der Inbegriff größter Freude und Hoffnung. (Römer 8,17).
  • In 1. Korinther 15 wird uns dieser neue Leib vorgestellt. „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät ein natürlicher Leib und auferstehen ein geistlicher Leib.“ (1 Kor 15,42ff.). Dies hier ist ein natürlicher Leib. Er ist der Verweslichkeit preisgegeben aufgrund des Sündenfalls von Adam und Eva. Aber aus diesem Leib wird wunderbar durch ein majestätisches Schöpferwort Gottes, wenn Christus wiederkommt, ein neuer, ein geistlicher, ein unvergänglicher Leib erschaffen. „So er spricht, so geschieht es!“ (Psalm 33,9) Das ist für Gott kein Problem. „Der Tod ist verschlungen vom Sieg“. (1 Kor 15,54). Das ist dann die große Tatsache. Es gibt dann keinen Tod mehr.

Und diese wunderbaren Glaubensinhalte fließen nun alle zusammen in die Frage, was soll mit unserem Leib und mit dem Leib unserer Angehörigen geschehen, wenn die Trennung erfolgt zwischen Leib und Geist.

  • Ein persönliches Bekenntnis

Ich sagte, dass ich keine absoluten Aussagen treffen möchte. Die Frage der Bestattungsform ist eine Glaubensfrage. Glaube wird am besten durch Glaube geweckt und ausgerichtet. Deswegen will ich zum Schluss eine persönliche Antwort geben.

Weil Gott selber ein leibhafter Gott ist, weil er mich leibhaft erschaffen hat und weil mein Leib ihm gehört, will ich meinen Leib nicht willentlich zerstören lassen.

Weil mein Leib nach Gottes Anordnung zu Erde werden soll, will ich ihn nicht zu Asche machen.

Weil Gott für Abraham ein Erdbegräbnis gewollt hat, will ich es so halten wie Abraham, denn Abraham ist mein Glaubensvater.

Weil ich glaube, dass Gott mich nie ohne Leib lässt, will ich meinen irdischen Leib im Leben und im Tod ihm weihen. Er gehört mir nicht. Gott hat ihn mir gegeben. Er soll dann auch die Verfügung über diesen Leib bekommen, wenn die große Trennung erfolgt.

Weil ich glaube, dass ich einen verweslichen Leib empfangen habe und einen unverweslichen Leib bekommen soll, wenn Christus wiederkommt, will ich meinen irdischen Leib verwesen lassen, denn das ist seine Bestimmung. Ich will ihn nicht verbrennen oder auf eine andere Weise zerstören lassen.

Ich hoffe, dass diese Ausführungen eine kleine Hilfe sein können für die Betrachtung des eigenen irdischen Endes und für die Verfügung über das Ende des irdischen Leibes, der ja wie gesagt nicht unser Eigentum, sondern Gottes Gabe ist. Und wenn Gott uns ruft, dann wollen wir bereit sein, dann wollen wir unseren Leib loslassen und ihm überlassen. Ich glaube, dass er meinen Geist in seine Hände nimmt und dass er mir im Totenreich einen Totenleib gibt und dass ich dort getröstet werde im Schoß Abrahams und ich dort ohne Zeit- und Raumgefühl auf die Wiederkunft meines Herrn und Heilandes warten darf. Ich glaube, dass es im Totenreich, wo keine Zeit mehr sein wird, der Wiederkunft meines Herrn ganz nahe bin. Dann werde ich verwandelt in die Wohnung einziehen, die er für mich bereitet hat, und meine himmlische Staatsbürgerschaft antreten, die er mir erworben hat. Gibt es etwas Schöneres als diese Hoffnung?

Vortrag am 7. November 2014 in Göttingen. Die mündliche Sprachform wurde weitgehend belassen.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 20. November 2014 um 7:59 und abgelegt unter Allgemein.