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Christen unter dem Schwert

Donnerstag 3. Juli 2008 von Christian Solidarity International


Christian Solidarity International

CSI Land-Info Irak
Christen unter dem Schwert

Seit biblischen Zeiten leben Christen im Irak; jetzt stehen sie auf der Abschußliste von Islamisten. Wie schlimm ihre Lage wirklich ist, erfuhren CSI-Mitarbeiter in Bagdad und im Nordirak.

Auch im neuen Jahr gehen die Anschläge gegen die wenigen noch verbliebenen Kirchen im Irak weiter. Mit einer offensichtlich koordinierten Aktion wurden am 6. Januar 2008, einem Sonntag, gleich neun Kirchen und Klöster im Land gleichzeitig bombardiert: in Bagdad, Mosul und Kirkuk. Anfang November 2007 war CSI einer Einladung irakischer Christen nach Bagdad und in die nördliche Grenzregion zur Türkei gefolgt. Dr. John Eibner und Gunnar Wiebalck erlebten auf ihrer Reise durch das geplagte Land selber viel Bewahrung. Sie hörten vielfach erschütternde Zeugnisse von Verfolgung und Martyrium. 100 der am schlimmsten betroffenen Familien in der Hauptstadt Bagdad erhielten von CSI ein Lebensmittelpaket.

Christen im Irak stehen unter dem Generalverdacht, Verbündete der US-Besatzer zu sein. Viele von ihnen sind wirtschaftlich besser gestellt, was bei Erpressungen eine größere Beute verspricht. Schließlich provoziert ihre Weigerung, sich dem Islam zu unterwerfen, bei Islamisten Forderungen wie zu den Anfangszeiten des Islams: Entweder zahlen sie das sog. „Schutzgeld” (Dschizya) oder sie werden getötet. So sind seit dem Sturz von Saddam Hussein 40 Prozent aller irakischen Flüchtlinge Christen, obwohl sie nur noch eine Minderheit von weniger als vier Prozent der Einwohner darstellen. In den letzten vier Jahren ist die Hälfte der damals eine Million Menschen zählenden irakischen Christenheit geflüchtet. Laut Statistik trägt ein Christ im Irak ein 15-mal größeres Risiko als ein Muslim, durch Terror zur Flucht gezwungen zu werden. Selbst unter dem Diktator Saddam Hussein war ihre Lage nach übereinstimmenden Aussagen besser als heute.

Menschen, die sich von Berufs wegen zu Jesus bekennen, werden von den Angreifern dabei mit besonderer Grausamkeit verfolgt. In Bagdad trafen wir Pfarrer Bardelian Youssef. Maskierte hatten ihn am 12. Februar 2007 aus seinem Auto gezerrt und entführt. Gefesselt und mit einem über den Kopf gezogenen Sack wartete der Gefangene auf seine Hinrichtung. „Sie schnitten ihren Opfern den Kopf ab, unter ihnen auch einer schiitischen Frau, die schwanger war. Ich hörte ihr Flehen und ihre Schmerzensschreie. Ich betete, daß es schnell gehen möge, wenn ich an die Reihe käme.”

15 Tage lang mußte der Pfarrer in dem Schlachthaus für Menschen ausharren. Doch dann geschah ein Wunder: „Ein neu hinzugekommener Anführer der Gruppe sagte den Folterknechten, er kenne mich, ich sei kein amerikanischer Spion. Sie luden mich in den Kofferraum eines Autos und ließen mich im asiatischen Bezirk von Bagdad frei.”

Wir sprachen auch mit den Eltern des katholischen Pfarrers Ragheed Ghanni aus Mosul, der im Juni 2007 zusammen mit drei Diakonen erschossen wurde. Im Jahr zuvor hatten Islamisten ebenfalls in Mosul einen syrisch-orthodoxen Priester geköpft.

Die Christen im Irak sind zu Fremden im eigenen Land geworden. Besonders deutlich wurde dies im Nordirak an der Grenze zur Türkei. Noch vor 50 Jahren war das gebirgige Land ausschließlich von Christen bewohnt. Jetzt werden hier systematisch kurdische Flüchtlinge aus der Türkei, Syrien und dem Iran angesiedelt. Saudi-Arabien stellt den muslimischen Kurden sofort nach ihrer Ankunft Moscheen hin. Die US-Regierung stampft ganze Städte für sie aus dem Boden – mit Schulen, Krankenhäusern, Straßen, Wasser- und Stromversorgung. Auf eine ähnliche Hilfestellung warten die einheimischen Christen vergeblich. „Stattdessen werden unsere Leute von den Kurden massakriert”, klagten Christen in der Stadt Dohuk. In einem der Bergdörfer treffen wir Amir Khamis, die Witwe von Akiqar Giwargis, und ihre drei kleinen Kinder. Ihr Mann war am 8. August 2006 von einem Kurden aus dem Nachbardorf ermordet worden. Alle Versuche, ein Gerichtsverfahren in Gang zu bringen, blieben erfolglos.

Zusammen mit der irakischen Menschenrechtsorganisation “Hammorabi” hat CSI in der ersten Dezemberwoche 2007 eine Hilfeleistung an vertriebene und im Untergrund lebende irakische Christen organisiert. Einhundert Familien erhielten ein Lebensmittelpaket mit je fünf Kilogramm Reis und Zucker, zwei Kilo Mehl, Sonnenblumenöl, Nudeln, Käse, Büchsenfleisch und Tee. Weitere Hilfe soll dieses Jahr folgen.

CSI-newsletter 3.7.08

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 3. Juli 2008 um 11:49 und abgelegt unter Allgemein.