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Jeremia – einige Kennzeichen der falschen Propheten

Montag 26. Februar 2024 von Johann Hesse


Johann Hesse

Die Unterscheidung von wahrer und falscher Prophetie war zu allen Zeiten eine wichtige Aufgabe, und sie wird zum Ende hin immer wichtiger werden. Jesus warnte vor den falschen Propheten, die wir insbesondere an ihren bösen Früchten erkennen werden: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Mt 7,15-16). Die Gegner Jeremias liefern uns hilfreiche Hinweise zum Verständnis der falschen Propheten unserer Tage.

Sie sprechen im Namen des Herrn

Die große Schwierigkeit lag und liegt darin, dass die falschen Propheten auf den ersten Blick nicht von den wahren Propheten zu unterscheiden waren, denn beide Gruppen redeten im Namen des Herrn: „Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen“ (Jer 23,25). Die führenden Theologen des Landes hatten die Thora studiert, sie hatten im Tempel das Sagen, sie trugen die Priesterkleidung, sie wirkten als Propheten, und sie beanspruchten, im Namen des Gottes Israels Wahrheit und Recht zu sprechen. Nicht anders ist es heute. Auch die heutigen Falschpropheten haben an den Universitäten Theologie studiert, besetzen leitende Ämter in den Kirchen und tragen den Talar oder das Bischofskreuz. Sie sprechen selbstverständlich „im Namen des Herrn“, und das macht es den Menschen so schwer, das Gaukelspiel zu durchschauen und die falschen Propheten zu erkennen. Doch bereits das Wissen darum, dass der Satan sich als Engel des Lichts verstellt und als Wolf ins Schafskostüm schlüpft, kann eine große Hilfe sein.

Sie leugnen das Gericht

Die Auseinandersetzung zwischen Jeremia und den falschen Priestern und Propheten drehte sich vor allem um Gottes strafendes Gerichtshandeln. Während Jeremia ganz klar Umkehr forderte und vor dem kommenden Gericht warnte, leugneten die Gegner das Gericht Gottes: „Ihr werdet das Schwert nicht sehen und keine Hungersnot bei euch haben, sondern ich will euch beständigen Frieden geben an diesem Ort“ (Jer 14,13). Jeremia sagte den katastrophalen Untergang des Südreiches mit den schrecklichsten Begleiterscheinungen detailliert voraus, doch die Falschpropheten meinten: „Es wird kein Unheil über euch kommen“ (Jer 23,17). Als die erste Deportation schon erfolgt war und ein Teil der Jerusalemer Tempelgeräte bereits im Marduk-Tempel, dem Zentralheiligtum des ranghöchsten babylonischen Götzen, lag, leugneten Jeremias Widersacher die 70jährige Exilszeit und meinten, dass die Tempelgeräte schon nach zwei Jahren nach Jerusalem zurückgebracht würden.

Die von der historisch-kritischen Methode geprägten Theologen des 21. Jahrhundert kennen ganz analog dazu kein Weltgericht. Für sie geht die Rede vom Weltgericht auf das mythologische Weltbild des antiken Menschen zurück. Dieses Weltbild gilt als überholt. Das Weltgericht fällt aus – so meinen sie. Selbst bei Autoren, die der evangelikalen Bewegung nahestehen, findet man die Vorstellung der „leeren Hölle“ (z. B. Rob Bell in seinem Buch „Das letzte Wort hat die Liebe“), weil sie angeblich mit der Liebe Gottes nicht vereinbar sei. Auch die Botschaft der modernen Falschpropheten lautet: „Es wird kein Unheil über euch kommen“ (Jer 23,17).

Sie verkündigen nicht Gottes Wort

Der wahre Prophet ordnet sich dem Wort Gottes unter, lässt sich vom Wort Gottes korrigieren und richtet seine Verkündigung am Willen Gottes aus. Der falsche Prophet stellt sich über Gottes Wort, lässt sich nicht korrigieren und interpretiert den Willen Gottes im Lichte seiner eigenen Vorstellungen, Wünsche und Begierden oder denen seiner Hörer. Es kommt zur völligen Verdrehung der Botschaft: „So spricht der Herr Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des Herrn“ (Jer 23,16). Es gibt z. B. Vertreter einer „queeren Theologie“, welche die Bibel im Sinne der LGBTQ-Gemeinschaft interpretieren. Wenn David in 2 Samuel 1,26 über die Freundschaft zu Jonathan sagt: „Deine Liebe ist mir wundersamer gewesen, als Frauenliebe ist“, dann sehen diese Theologen darin ein „Ja“ der Bibel zu homosexuellen Partnerschaften. Die Vorstellungen und Begierden des eigenen Herzens werden zum Maßstab für die Interpretation des Bibeltextes.

In der 1. These der Barmer Theologischen Erklärung (1934) heißt es:

„Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“

Falsche Propheten stellen andere „Ereignisse, Mächte, Gestalten und Wahrheiten“ über das Wort Gottes und betrügen sich und ihre Hörer. Mit Jeremia und den Vätern des Glaubens wollen wir diese falschen Lehren verwerfen, Jesus Christus allein vertrauen und das irrtumslose Wort der Heiligen Schrift verkünden.

Sie fordern keine Umkehr

Die falschen Propheten unterschlugen die Notwendigkeit der Buße, rechtfertigten ihre eigene Bosheit und förderten so den ethisch-moralischen Niedergang des Volkes: „Bei den Propheten zu Jerusalem sehe ich Gräuel, wie sie ehebrechen und mit Lügen umgehen und die Boshaften stärken, auf dass sich ja niemand bekehre von seiner Bosheit“ (Jer 23,14.22). Hier leuchtet das Zentralanliegen des Teufels auf, das durch die Geschichte hindurch gleichgeblieben ist: „…auf dass sich ja niemand bekehre von seiner Bosheit.“ Wundern wir uns also nicht, wenn die Sünde heute nicht mehr beim Namen genannt wird und wir den Ruf zur Bekehrung so selten hören.

Sie sind Vertreter der Mehrheitsmeinung

Jeremia kämpfte fast immer auf einsamem Posten. Nur wenige Menschen, wie der Prophet Uria oder der Kuschiter Ebed-Melech, standen ihm mutig zur Seite und erkannten in seiner unbequemen Botschaft Gottes Reden. Für die große Masse und Mehrheit war er der fundamentalistische Ketzer, Hetzer und Verräter, der die Einheit und Moral des Volkes gefährdete (vgl. Jer 32,32). Bemerkenswert ist auch der Schulterschluss von Priesterschaft und politischer Führung in der Ablehnung des Propheten. So bilden sich auch heute „breite Bündnisse“, in denen sich Pastoren, Politiker und Laien zusammentun, um gegen biblische Lehren und für „Demokratie, Menschlichkeit und bunte Vielfalt“ einzustehen. Gottes Wahrheit wird zum Ende hin immer weniger An-hänger finden: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie losgekauft hat; die werden über sich selbst herbeiführen ein schnelles Verderben. Und viele werden ihnen folgen in ihren Ausschweifungen; um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Und aus Habsucht werden sie euch mit erdichteten Worten zu gewinnen suchen. Das Urteil über sie wirkt seit Langem, und ihr Verderben schläft nicht“ (2 Petr 2,1-3). Sind wir bereit, gegen den Strom zu schwimmen, die unbequeme Wahrheit zu leben und zu sagen und die Einsamkeit zu ertragen, die daraus folgen kann? Möge uns der Herr die Kraft dazu geben.

Ihre Prophetien erweisen sich als falsch

Der wahre Prophet sollte daran erkannt werden, dass seine Prophezeiungen erfüllt wurden. „Wenn aber ein Prophet von Heil weissagt – ob ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wird man daran erkennen, dass sein Wort erfüllt wird“ (Jer 28,9). Genauso wurde der falsche Prophet daran erkannt, dass seine Botschaft nicht eintraf (5 Mose 18,22). Schon der Fall Jerusalems, erst recht aber die Rückkehr aus dem 70jährigen Exil, demaskierte die Falschpropheten und war der Beleg für die Echtheit des Prophetentums Jeremias.

Wie können wir uns schützen?

Damals wie heute gibt es nur ein effektives Gegenmittel gegen die Macht der Verführung durch das Böse. Gott fragt: „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“ (Jer 23,28-29). Die Gemeinde Jesu wird heute von innen und außen durch falsche Propheten und Theologen verführt. Wir haben den Auftrag, die „Geister zu prüfen, ob sie von Gott sind“ (1 Joh 4,1), indem wir alle Lehren, Meinungen, Offenbarungen und Ereignisse im Lichte des Wortes Gottes prüfen.

Johann Hesse

Quelle: Der Prophet Jeremia – eine Hinführung, Broschüre des Gemeindehilfsbundes, 2. Auflage 2023. Die Broschüre kann für 2,00 Euro zzgl. Versandkosten beim Gemeindehilfsbund bestellt werden.

 

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 26. Februar 2024 um 22:51 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Theologie.