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Predigt über Psalm 8: Drei Unfassbarkeiten

Samstag 17. Februar 2024 von Prädikant Thomas Karker


Prädikant Thomas Karker

Der Mensch des 20./21. Jahrhunderts steht in einer fundamentalen Identitätskrise. Sie hat ihren Ursprung paradoxerweise im neuzeitlichen Humanismus. Bis zum Mittelalter war für den Menschen die Grundlage die biblische Offenbarung der Hl. Schrift. Hier war Gott und Welt miteinander verbunden. Der Humanismus löst sich nun aus der Geborgenheit dieses Weltbildes und weist den Menschen als einzelnes Individuum aus. Die bestehenden Autoritäten werden fragwürdig, der Mensch beginnt, sich aus sich selbst zu definieren.

Descartes (gest. 1650) stellt die Frage, worauf der Mensch sich gründen könnte, falls die sinngebenden Instanzen Kirche, Staat, Recht, Sitte und die eigene sinnliche Wahrnehmung versagen sollten. Er gibt die Antwort, dass es nur eine einzige Instanz gäbe, auf die der Mensch sich hundertprozentig verlassen könne: seine eigene Vernunft.

Kant (gest. 1804) baut seine Aufklärungsphilosophie im Wesentlichen auf dieser Grundlage auf, er weist den Menschen auf sich zurück, über die sinnlich wahrnehmbare Welt hinauszudenken, das ist dem Verstand nicht möglich, und schafft sich so in dem sinnlich Wahrnehmbaren seine Welt.

Die Wirklichkeit wird auf die 5 Sinne reduziert. Die großen Fragen des Menschseins „Wer ist Gott?,“ „Wer ist der Mensch?“ und „Was ist das Ziel?“ waren mit dieser Aufklärungsphilosophie nicht mehr zu beantworten. Die Immananzorientierung, (Innerweltlichkeit) als ausschließliche Wahrheit, führt den Menschen in die Heimatlosigkeit, die nirgends erschütternder ausgedrückt wird als bei Nietzsche (gest. 1900)

Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Bald wird es schnei’n,
Weh dem, der keine Heimat hat!

In dieses Vakuum brachen im 19. und 20. Jahrhundert säkulare Ideologien ein. Wenn die Antwort des christlichen Glaubens verstummt, holte sich der Mensch auf die letzten Fragen seines Lebens woanders die Antwort her. Wo das biblische Gottesbild zurücktrat, kam der Pantheismus auf, der den Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf aufhebt und die ganze Welt als Erscheinungsform des Göttlichen versteht (eine im New-Age-Denken weit verbreitete Auffassung). Wo das biblische Menschenbild verblasste, entstanden unter dem Einfluss von Marx (gest. 1883) und Freud (gest. 1939) kollektivistische und psychologistische Menschenbilder, die durch den Neomarxismus unserer Zeit einen beherrschenden Einfluss auf unsere Gesellschaft bekommen haben. Wo das biblische Zukunftsbild verkümmerte, hat die Philosophie Hegels (gest. 1831) utopischen Zukunftshoffnungen Raum gegeben. Der Mensch wird sich immer mehr vervollkommnen. Der Marxismus und das Evolutionsdenken begannen ihren Siegeslauf.

Siegfried Kettling (Theologe) hat einen Aufsatz dazu geschrieben: „Der Mensch ein Puzzle,“ darin lässt er zu der Frage: „Was ist der Mensch“ einige „Fachleute“ zu Wort kommen: Der Arzt und Chirurg sagte auf unsere Frage: Wenn wir das alles berechnen, dann ist der Mensch mal eine Ansammlung von Knochen, Muskeln,…. Der Pädagoge sieht den Menschen als ein zu erziehendes Wesen, der Soziologe erklärt: Der Mensch ist ein Rollenspieler, der homo soziologicus und last not least kommt jetzt noch der Philosoph Yuval Harari, der den homo sapiens zu einem homo deus kreiert. Wir werden zu Göttern, dank KI.

Kettling resümiert: Eine Fülle von Bildern! Jeder Spezialist zeigt einen Aspekt auf; genauer eine Unzahl von Puzzleteilchen, die am Ende kein gemeinsames Bild ergeben.

1. Unfassbarkeit: Die gigantische Schöpfung.

Die Astronomie gehört zu den ältesten Wissenschaften. Sie versucht systematisch das Planetensystem im Weltall zu erforschen. Wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Astronomie waren der Übergang vom ptolemäischen zum heliozentrischen Weltsystem, die Kopernikanische Wende. Nicht die Erde ist der Mittelpunkt des Weltalls, mit ihrer Riesenzahl an Sternen und unvorstellbaren Entfernungen. Die Astronomie als Wissenschaft steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Sie soll das unermessliche All im Rahmen der Grenzen des Messbaren ergründen.

Ps. 8 sagt. (2b) der du zeigst deine Hoheit am Himmel! (4) Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast.

Hier einmal zum Staunen einige Zahlen: (vgl. W. Gitt: Wozu gibt es die Sterne?)

Mit bloßem Auge sind Sterne bis 6m (1m sind die hellsten und 6m gerade noch) sichtbar. Am nördlichen und südlichen Himmelsgewölbe ergibt das zusammen etwa die Zahl 6000. In einer klaren Nacht können wir über unserem Horizont somit bestenfalls 3000 Sterne beobachten.

Die Untersuchung der Milchstraße, zu der auch unser Sonnensystem gehört, führte zu dem überwältigenden Ergebnis: Dieses System besteht nach neueren Erkenntnissen aus 200 Milliarden Einzelsternen. Würde jemand pro Sekunde drei Sterne zählen können, und würde er dies ununterbrochen 100 Jahre lang tun, so hätte er dennoch nur fünf Prozent der Sterne unserer Milchstraße erfasst. Der Durchmesser unserer Milchstraße liegt bei ca. 100.000 Lichtjahren. Wegen der großen Zahl gibt man astronomische Entfernungen nicht mehr in Kilometern, sondern in Lichtjahren an. Ein Lichtjahr ist gerade diejenige Entfernung, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und das sind bei rund 300.000 km/s etwa 9,46 Billionen Kilometer.

Die heutige Stellarstatistik weist aus, dass es bis zur scheinbaren Helligkeit 21m am gesamten Himmelsgewölbe einige 100 Milliarden bis Billionen Galaxien gibt.

Heute haben Astronomen aufgrund statistischer Abschätzungen eine Gesamtzahl von 1025 – also 10 000 000 000 000 000 000 000 000 – Sterne im beobachtbaren Teil des Universums ermittelt.

Jer. 33,22 finden wir hierzu eine bemerkenswerte Angabe: „Wie man des Himmels Heer nicht zählen noch den Sand messen kann . . .“

Dazu wollen wir gedanklich den zur Zeit schnellsten Rechner einsetzen. Dieser kann etwa 10 Milliarden Rechenoperationen in einer Sekunde(!) durchführen. Unvorstellbar schnell. Bei ununterbrochenem Einsatz brauchte er gute 30 Millionen Jahre zur Zählung.

Unsere Erde:

Die Bedingungen auf unserem Planeten Erde bieten uns ge­radezu einmalig günstige Wohnbedingungen. (vgl. W. Gitt: Unsere Erde)

  1. Der richtige Abstand der Erde zur Sonne: Wir bewegen uns mit einem Abstand von etwa 150 Millionen Kilometern um die Sonne. Die von ihr geliefer­te Energiemenge und der Abstand zur Sonne sind so aufeinander abgestimmt, dass in den meisten Gebieten der Erde Temperaturen zwischen 0 und 40 °C herrschen. Dies ist gerade jene enge Spanne, die für die Erhaltung des menschlichen Lebens optimal ist.
  2. Die richtige Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde: Würde die Erde wesentlich langsamer rotieren, dann hätten wir extreme Klimaunterschiede zwischen Tag und Nacht. Auf der Tagseite entstünden infolge der längeren Einstrahlung unerträglich hohe Temperaturen, eine Austrocknung der Erdoberfläche wäre die Folge. Die Nachtseite kühlte dagegen zu stark aus. Eine noch schnellere Erdumdrehung würde zu geringeren Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht führen und damit das Wettergeschehen stark einschränken. Wegen des Anstiegs der Zentrifugalkräfte wäre mit einem Gasverlust in den Weltraum zu rechnen.
  3. Die richtige Länge des Jahres: Die Länge eines Jahres ist gut abgestimmt auf unsere Lebenszyklen. Zwischen Saat und Ernte ergibt sich eine genügende Wachstumszeit. Könnten wir uns ein Erdjahr von 84 Jahren wie auf dem Uranus oder von 88 Tagen wie auf dem Merkur vorstellen?
  4. Die richtige Neigung der Erdachse: Um weiterhin zu günstigen Lebensbedingungen auf der Erde zu gelan­gen, ist die Neigung der Rotationsachse zur Ebene der Erdbahn um die Sonne von entscheidender Bedeutung. Berechnungen haben ergeben, dass nur in dem schmalen Bereich von 23° bis 24° der größtmögliche Anteil der Erdoberfläche lebensfreundliche Bedingungen erhält.
  5. Die richtige Größe des Mondes: Der Mond bewirkt Ebbe und Flut an den Meeren, dies bereichert die Lebensvielfalt in erheblichem Maße. Ein zu kleiner Mond hätte zu geringe Auswirkungen und ein zu großer würde zu ständigen Überschwemmungen führen. Unbedingt notwendig ist der Mond für die Stabilisierung der Neigung der Erdachse.
  6. Die richtige Masse und Größe der Erde: Diese bei­den Werte sind so aufeinander abgestimmt, dass an der Erdoberfläche eine Anziehungskraft herrscht, die aus­reicht, um eine Atmosphäre festzuhalten. Die Schwerkraft des Mondes z. B. reicht nicht aus, um eine Atmosphäre zu binden. Wäre der Erddurchmesser 20 Prozent kleiner, so hätte sie bei gleicher Dichte nur die halbe Masse. Durch die dadurch erheblich geringere Gravitationskraft würde der größte Teil der Atmosphäre in den Weltraum entweichen. Bei 25 Prozent vergrößer­tem Durchmesser würde sich die Erdmasse verdoppeln, der Luftdruck ansteigen und unser Eigengewicht wäre bei gleichem Körperbau um 25 Prozent höher (stärkere Belastung der Gelenke und des Knochengerüstes).
  7. Die einmalige Zusammensetzung der Erdatmosphäre: Für höhere Lebewesen besitzt die Atmosphäre den richtigen Sauerstoffanteil von 21 %. Bei hö­herem Sauerstoffgehalt (über 50 Prozent) käme es beim Menschen zur O2-Vergiftung (Schädigung der Lunge, verringerte Herzleistung, eingeschränkte Gehirn- und Nierendurchblutung), und bei zu geringem Anteil wür­den die Zellen unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Das Gehirn ist besonders empfindlich gegen O2-Mangel. Bei 10 Prozent Sauerstoffgehalt könnte man kein Feuer mehr aufrechterhalten. Der vor­handene Stickstoffgehalt ist für die biologischen Prozesse von entscheidender Bedeutung. Er sorgt für eine genü­gende Strahlungsabsorption, für die richtige Verdünnung des Sauerstoffs.
  8. Die notwendige Ozonschicht der Erde: Die kurzwellige ultraviolette Strahlung (= UV-Strahlung) von der Sonne erreicht dank einer besonde­ren Eigenschaft der Atmosphäre nur zu einem geringen Anteil die Erdoberfläche. In der gesamten Stratosphäre, also in der Höhe von 10 bis 50 km, kommt Ozon in außerordentlich geringer Dichte vor, aber dieser Ozonschleier ist für die Existenz des irdischen Lebens unentbehrlich, weil er die gesundheitsschädigende ultraviolette Strahlung fast vollständig absorbiert.
  9. Das Magnetfeld der Erde: Das Magnetfeld ist nicht nur hilfreich für die Navigation; es lenkt insbesondere jene schädliche Strahlung, die als Sonnenwind bezeichnet wird, von der Erde weg. Das Magnetfeld stellt sich dem Sonnenwind wie ein Schutzschild entgegen.

2. Unfassbarkeit: Die Krone der Schöpfung

Im 19. und 20. Jahrhundert hat man sich an der Machbarkeit ergötzt, dem Menschen wäre nichts unmöglich. Man war überzeugt, es würde im Sinne der Menschheit nun so weiter vorangehen. Doch mit Beginn der 80er Jahre machte sich ein No-Future Denken breit, von Umweltzerstörung, . . . Viele fragten wieder neu: Was ist der Mensch (Ps. 8,5). Es fallen uns in diesem Psalm einige Dinge auf. Geht es in Ps. 8 tatsächlich um uns Menschen in unserer Großartigkeit?

Zunächst wollen wir feststellen, dass das Wort, das im Hebräischen in Vers 5 für Mensch verwendet wird, nicht das hebräische Wort für Mensch ist. Das übliche Wort ist Adam. Hier wird aber das Wort Enosch verwendet. Was ist der Enosch, dass du an ihn denkst?

Enosch ist in der Heiligen Schrift der Name eines Menschen. Enosch war der Sohn von Seth, der Ersatz für den ermordeten Abel. Dieser Seth (= Ersatz) hatte wiederum einen Sohn, und der hieß Enosch. Von Enosch lesen wir in 1.Mose 4,26: Dem Seth wurde ein Sohn geboren, den nannte er Enosch. Die Bedeutung von Enosch ist: der Vergängliche, der Hinfällige, der Sterbliche.

Wenn David also hier die Frage stellt: „Was ist der Mensch?“, dann hat er zunächst den sterblichen, den hinfälligen Menschen im Blick. Es geht in diesem Psalm nicht vorrangig um den Menschen mit seinen Super-Leistungen. Vielmehr geht es um den Menschen in seiner Vergänglichkeit, der seit dem Sündenfall in Auflehnung gegen Gott ist.

Es fällt weiter auf, dass der Psalm gar nicht mit dem Menschen beginnt und auch nicht mit seiner Umwelt. Vielmehr beginnt der Psalm mit Gott: HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name (Ps. 8,2). Und genauso endet er auch: HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name (Ps. 8,10).

Und schließlich: Wenn der Psalm dann auf uns hinfällige Menschen zu sprechen kommt, dann spricht er zunächst nicht über seine Größe, sondern über seine Kleinheit, über seine Schwächlichkeit.

Wir denken an Jakobus, der schreibt, dass unser Leben ein Hauch ist, ein Dampf, der schnell verweht (Jak. 4,14).

David verweist eingangs auf die Zeit seines Säuglingseins und auf sein Kindsein hin. Damit wird uns hier der Mensch in seiner Ohnmacht vor Augen gestellt.

Eines ist hier deutlich: Säuglinge und Kleinkinder sind von den Großen vollkommen abhängig, in allen Belangen ihres Lebens

Aber was sagt nun Psalm 8 über solche kleinen, ohnmächtigen Wesen? Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du dir Lob bereitet. Eigentlich steht hier: Macht bereitet (Ps. 8,3).

Haben wir richtig gehört? Gott, gebraucht gerade diese schwachen, hilflosen Geschöpfe für sich, für sein Lob? Ja, das hat Jesus in Mt. 21,12ff auch gesagt.

Gott zeigt seine Macht dadurch, dass er auf sie verzichten kann und kommt durch seine scheinbare Ohnmacht zum Ziel.

Wenn wir den Anfangs- und Schlussvers nochmals bedenken, könnten wir ihn auch als Klammer oder als Schutzmauer verstehen. Vielleicht wie zwei gefaltete Hände, und der Mensch darin geborgen.

Möge jeder von uns eingehüllt sein in den Schutzbereich dieses Gottes, und zwar am Anfang seines Lebens und auch am Ende seines Lebens und auch dazwischen.

Übrigens heißt es hier: Herr, unser [!] Herrscher, wie herrlich ist dein Name. Der Gott, der uns schützt, ist der ewige Bundesgott: Er ist unser Gott.

Was ist dann der Mensch, der Enosch, der Sterbliche, der Vergängliche? Und wenn wir schon bei dieser Frage, Was ist der Mensch, sind: Was ist dann mit dem Feind und mit dem Rachgierigen? Wer wollte ernsthaft dem Ausspruch widersprechen: „Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch seine Bestialität.“

Jeder von uns wurde im Sündenfall Adams in seiner Wurzel getroffen. Jeder Mensch wurde seitdem dem Menschen zu einem hinterhältigen Wolf. Nach dem Sündenfall herrscht in dieser Welt weitestgehend das Gesetz des Dschungels, nach der scheinbar der Stärkere triumphiert.

Gott will aber, dass wir, ihm trotz unseres Leidens und unserer Feinde das Loblied singen: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name (Ps. 8,2). Gott der Herr regiert.

Aber wenn David hier die Frage stellt: Was ist der Enosch, der von Gott Abgefallene, dass du an ihn denkst und achthast, dann hat David nicht nur die menschliche Kleinheit und Ohnmacht vor Augen, und zwar angesichts der gottlosen Goliaths in dieser Welt. David weist auf noch etwas anderes. Er erinnert an die Größe des Weltalls: Wenn ich den Himmel betrachte, was ist dann der Enosch?

Nicht nur die Sünde, die tagtäglich vor unserer eigenen Tür lauert, mag uns verzagt machen, sondern es sind auch die schier unermesslichen Weiten des Universums und die Unübersichtlichkeit dieser Welt.

Angesichts der Weite des Universums rief Blaise Pascal einst aus: „Die unendlichen Räume machen mir Angst!“ Was bleibt da noch übrig vom Menschen in seiner unscheinbaren Winzigkeit?

Höre also auf, dich angstvoll zu grauen, sondern staune. Staune über Gott, deinen Schöpfer. Wir wollen wieder lernen, was es heißt, dass wir Geschöpfe Gottes sind, sein Eigentum! Es ist Gott, der diese Welt geschaffen hat. Und darum machen uns kleinen Menschen die unvorstellbaren Weiten im Kosmos, keine Angst. Vielmehr führen sie uns in die Anbetung. Denn das Zentrale bleibt: Der Herr Gott ist dein Herrscher und auch dein Retter.

Trotz des abgrundtiefen Sündenfalls des Menschen, trotz der grauenhaften Mächte, von denen unser Leben hier gefährdet ist und auch trotz der unendlichen Abmessungen des Weltalls, sieht David, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, und zwar auch in seinem gefallenen Zustand. Darum heißt es dann weiter: Was ist der Sohn des Menschen, dass Du auf ihn achthast (Ps. 8,5b): Hier steht tatsächlich „Sohn Adams.“

Man kann Vers 6 sogar übersetzen mit: Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als Gott. Aber bleiben wir bei Engeln, denn so wird diese Aussage im Neuen Testament zitiert. Auf jeden Fall ist deutlich: Auch in einer Welt, die aus tausend Wunden blutet, zeigt sich immer noch die Herrlichkeit der Schöpfung Gottes. Nicht zuletzt zeigt sie sich im Menschen, der trotz Sündenfall Bild Gottes ist, man könnte sagen Zerrbild Gottes.

Bild Gottes bedeutet: Selbst wenn der Mensch noch ein kleiner Säugling ist, haben wir vor ihm als Krone von Gottes Schöpfung Respekt zu haben. Wir dürfen ihn nicht töten, und zwar auch nicht den Menschen in seinem ungeborenen Zustand. Mensch von Anfang an. Und natürlich ist es auch nicht möglich, die sogenannte Sterbehilfe zu vertreten, oder auch Menschen anderer „Rassen“ zu verachten.

Margaret Sanger (gestorben 1960), war nicht nur die Gründerin des weltweit größten Abtreibungsanbieters Planned Parenthood. Der deutsche Zweig dieser Organisation trägt den zynischen Namen Pro Familia. Diese Margaret Sanger propagierte nicht nur die Abtreibung, sondern sie war auch erklärte Rassistin. Sie lehrte: „Der Dreh- und Angelpunkt der Zivilisation sind die minderwertigen Rassen, die in Wirklichkeit menschliches Unkraut sind, eine Bedrohung der Zivilisation“. In ihrem Buch Frauen und die neue Rasse schreibt sie: „Das Barmherzigste, was eine große Familie einem ihrer kleinen Mitglieder antun kann, ist es zu töten.“

Was für eine Menschenverachtung spricht daraus. Wer Gott nicht kennt, der weiß auch nicht, wer der Mensch ist.

Die Frage bleibt: Was ist der Mensch?

3. Unfassbarkeit: Der Herr der Schöpfung

Im zweiten Teil des Psalms 8 wird von dem Sohn Adams, dem Menschensohn gesprochen.

In diesem Psalm herrscht eine unerhörte Spannung, nämlich zwischen dem ersten Teil und dem zweiten Teil: Einerseits steht hier der Mensch vor uns in seiner sterblichen Hinfälligkeit, in seiner Bedeutungslosigkeit angesichts des Weltalls. Andererseits sehen wir seine Größe, seine Würde, sein Herrschaftsauftrag über die Welt: der Mensch, der geschaffen wurde als der krönende Abschluss der Schöpfung.

Psalm 8 sagt unzweideutig, dass der Mensch nur dann leben kann, wenn er zu Gott hin lebt und von Gott gehalten wird. Wenn er Gemeinschaft mit seinem Schöpfer hat.

Was ist dann der Mensch? Was heißt das für uns, die wir nach dem Sündenfall leben, getrennt von Gott? Wie kann da überhaupt noch von dieser Schöpfung und von dem Menschen als Krone der Schöpfung gesprochen werden? Muss uns dieses Gespaltensein des Menschen nicht zum Verstummen bringen? Worüber wird hier gesprochen?

Tatsächlich: Den Adam von 1.Mose 1 und 2 gibt es nicht mehr, und der Mensch, wie er jetzt ist, ist total verderbt.

Die Antwort auf diese Frage gibt uns der Schreiber des Hebräerbriefes. Ich lese die betreffenden Verse noch einmal: Es hat an einer Stelle jemand ausdrücklich bezeugt: Was ist der Mensch, dass du an ihn gedenkst, oder der Sohn des Menschen., dass du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig niedriger sein lassen, als die Engel; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt und hast ihn gesetzt über die Werke deiner Hände. Alles hast du seinen Füßen unterworfen. Indem er ihm aber alles unterworfen hat, hat er nichts übriggelassen, das ihm nicht unterworfen wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles unterworfen ist (Hebr. 2,6–8).

Bis dahin könnten wir sagen: Okay, das ist einfach ein Zitat aus Psalm 8. Jetzt erhalten wir gleich darauf die Lösung. Es heißt nämlich weiter: Wir sehen aber Jesus, der ein wenig niedriger gewesen ist als die Engel wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken. Denn es war dem angemessen, um dessentwillen alles ist und durch den alles ist, da er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihres Heils durch Leiden zu vollenden (Hebr. 2,9.10).

Das ist die Lösung des Rätsels der Spannung von Psalm 8: Der wahre Mensch, der Mensch, dem alles unterworfen ist und dem alles zu seinen Füßen liegt, ist Jesus Christus. Der Sohn Adams, der Menschensohn. In Wahrheit ist im zweiten Teil von Psalm 8 von ihm die Rede.

Zunächst wird im Blick auf den Sohn Adams, den Sohn des Menschen von seiner Erniedrigung gesprochen (ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt) und danach von seiner Erhöhung (alles hast du seinen Füßen unterworfen): Wenn es einen Menschensohn, einen Sohn Adams zu preisen gibt, dann ist es dieser Jesus Christus.

Mehr noch: Wenn du wissen willst, was der Mensch ist, so wie Gott ihn gewollt hat, dann blicke auf Jesus Christus. Schau auf den, der nach seiner Erniedrigung und anschließenden Erhöhung sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen (Hebr. 2,11).

Das heißt für uns praktisch: Psalm 8 ruft uns zu: Bekehre dich zu Gott! So kannst du die dir zugedacht Stellung durch seinen Sohn Jesus Christus wieder einnehmen. Nur so kannst du wieder sein Gegenüber sein und den Herrschaftsauftrag über die Schöpfung ausführen. Wir sollen uns dem Willen Gottes als seine Kreaturen wieder unterwerfen. So werden wir auch die uns umgebende Schöpfung nicht ausbeuten.

Wir Menschen haben weiterhin die Berufung zum Herrschen über die Schöpfung Gottes wahrzunehmen. Denn dazu sind wir von Gott geschaffen. Dieses Herrschen aber ist ein Verwalten des Eigentums Gottes. Das heißt: Wir werden diese Welt vor Gott so gestalten, so pflegen, dass wir sie nutzen und von ihr ernten können. Dass wir dies dürfen, dass Gott uns dafür diese Schöpfung gegeben hat, dafür preisen wir Gott durch Christus, den wahren Menschen.

Darum stimmen wir ein in den Lobpreis: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit über die Himmel gesetzt hast, der du dir Macht aus dem Mund der Kinder bereitet hast, der du diese Welt als ein Haus für uns Menschen bereitet hast, und der du deinen Sohn Jesus Christus als Urheber unseres Heils uns geschenkt hast. Dein Name sei gepriesen.

Amen.

Prädikant Thomas Karker, Predigt vom 21.9.2023

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 17. Februar 2024 um 9:08 und abgelegt unter Predigten / Andachten.