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Der Schirm des Höchsten

Samstag 20. Januar 2024 von Pastor Heinrich Kemner (1903-1993)


Pastor Heinrich Kemner (1903-1993)

Wenn ein Ungewitter am Himmel steht, tut man gut, einen Schirm mitzunehmen. Man kann sonst beim Ungewitter leicht Schaden nehmen. Ist es nicht in unserem Leben auch so? „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen übernachtet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe“ (Ps. 91,1-2). Ohne dass der Psalm ein besonderes Signum für seinen Verfasser hat, meine ich doch, dass er aus dem Zeugnis seiner Glaubenserfahrung erkennbar ist.

Auf der Flucht vor Saul in dunklen Berghöhlen, in verzweifelter Lage wurde dieser Psalm die größte Glaubenserfahrung im Leben Davids. Als die Pest in Jerusalem wütete, hat sie ihn nicht erreicht. Als Freunde ihn verrieten und er Zuflucht bei seinen Feinden fand, machte er eine Grenzerfahrung, die in diesem Psalm Zeugnis der Gnade wurde. So kann er sagen: „Der Herr wird dich erretten vom Strick des Jägers. Ob tausend fallen zu deiner linken Seite und zehntausend zu deiner rechten, so wird es dich doch nicht treffen.“ Diese Glaubensgewissheit ist in allen Lagen Zeugnis für den Herrn.

Es wird überliefert, dass der Fürst Galizin aus Russland den Krieg mit Napoleon erlebte. Im kritischsten Augenblick suchte er den Zaren Alexander auf und beruhigte ihn im allgemeinen Schrecken. Als der Zar nach dem Grund seiner Ruhe fragte, zog der Fürst eine kleine Bibel aus der Tasche. Er hielt sie dem Zaren entgegen. Dieser streckte die Hand aus, um sie zu nehmen. Aber sie fiel auf den Boden und öffnete sich bei Psalm 91. Als man gemeinsam die Bibelstelle gelesen hatte, sagte der Fürst zu Alexander: „Ach, dass Sie doch diesen Zufluchtsort, diesen Schirm des Höchsten nehmen möchten.“

Als der Zar einen Gebetstag anordnete, nahm der Geistliche den 91. Psalm. Der Zar fragte den Fürsten, ob er dem Geistlichen den Text gegeben habe. Er antwortete, dass er kein Wort mit ihm gesprochen habe.

Kurze Zeit darauf ließ der Zar Alexander einen anderen Seelsorger rufen. Er bat um ein Bibelwort. Der Kaplan las den 91. Psalm. Der Zar fragte: „Wer hat Euch dieses Wort zu lesen beauftragt?“ Er antwortete: „Gott allein.“ Die Wirkung dieser Erfahrung auf den Zaren Alexander war eine ungeheure. Mit Eifer ließ er die Bibel verbreiten. In seiner Tasche trug er immer ein Papier, dessen Inhalt man nicht kannte und welches er, sooft er einen anderen Anzug anlegte, in diesen zu stecken pflegte. Man ahnte ein wichtiges Dokument. Als der Zar starb, stellte sich heraus, dass es der 91. Psalm war.

Wenn ich zurückschaue auf mein Leben, möchte ich meinen, dass in diesem Psalm auch die Grenzerfahrung meines eigenen Weges liegt. Die Wasser kamen oft bis an den Hals. Nach menschlichem Ermessen war oft kein Rat und keine Hilfe. Aber mitten in der Anfechtung war der Herr gegenwärtig.

Bei Regen sieht man viele Menschen mit Schirmen. Dieser äußere Schirm ist das gleichnishafte Bild für den Glaubensschirm, der uns in Jesus für alle Lagen angeboten wird. Lass diesen Schirm niemals zu Hause. Vergiss ihn nicht im Getriebe des Alltags. Verliere ihn nicht, wenn die Köder der Hölle dich locken. Verkaufe ihn nicht wie ein Linsengericht. „Der Herr wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild. Du brauchst auch nicht erschrecken vor dem Grauen der Nacht und vor den Pfeilen, die des Tages fliegen.“

Hast du Angst vor dem Leben, Angst vor Menschen? Lass es dir sagen: Es ist keine Einbildung. Die Gewissheit der glaubenden Gemeinde ist: Mögen tausend fallen zu deiner Rechten, du wirst nicht einen Tag eher sterben, als Gott es will. Es kann mir nichts geschehen, als was er hat ersehen, und was mir heilsam ist. „Ja, du wirst mit deinen Augen deine Lust sehen, denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht.

Quelle: „Wir wählen das Leben“ Bd. 1 (1979)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 20. Januar 2024 um 21:19 und abgelegt unter Predigten / Andachten.