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Was ist jetzt wichtig?

Montag 18. September 2023 von Pfr. Ulrich Parzany


Pfr. Ulrich Parzany

Auch viele Mitchristen finden die andauernde Debatte um Homosexualität überhaupt nicht wichtig, sondern eher überflüssig und vor allem störend. Leider halten andere Zeitgenossen das Thema aber für so wichtig, dass sie schwerste juristische Geschütze auffahren, wenn Christen biblische Aussagen zur praktizierten Homosexualität nicht nur zitieren, sondern auch als für heute maßgebend erklären. Die skandinavischen Länder gelten bei uns vielfach als vorbildliche Demokratien. Der Prozess in Finnland ist besonders bemerkenswert, weil die dort von der Staatsanwaltschaft kritisierten Äußerungen von Frau Päivi Räsänen ruhig, begründet und überhaupt nicht aggressiv vorgetragen worden sind. Es geht hier um die „Kriminalisierung christlicher Inhalte“.

So nennt das Ludwig Brühl, Sprecher von ADF International, und schreibt in seinem Kommentar: „Schon zu Beginn der polizeilichen Ermittlungen meinte die Generalstaatsanwältin in einem Interview, dass man zwar historische Bücher wie den Koran, Mein Kampf oder die Bibel zitieren dürfe, aber nicht die darin vertretenen Meinungen auch selber öffentlich äußern. Dass sie diese Bücher alle in einen Topf wirft, verrät ihre Einstellung dazu. … Christen in Europa haben angesichts solcher Aussagen und Drohungen zu lange geschwiegen. Jetzt gilt es Räsänen zu unterstützen und sich zu überlegen, was wir konkret für Religions- und Meinungsfreiheit tun können.“

In Demokratien sind Christen wie alle Bürger aufgefordert, für die Einhaltung der Grundrechte einzutreten. Die Auseinandersetzungen darüber machen aktuell deutlich, dass es im Blick auf Werte und Menschenbild keine wirkliche Neutralität des demokratischen Staates gibt. In demokratischen Gesellschaften wir darum gerungen und mehrheitlich entschieden, was sich schließlich im geltenden Recht niederschlägt und auswirkt.

Wir müssen gespannt sein, ob Gerichte in europäischen Ländern auf Grund des geltenden Rechtes christliche Inhalte kriminalisieren oder das Recht, sie öffentlich zu vertreten, bestätigen. Eins scheint mir allerdings klar: Freiheitsrechte, die wir nicht in Anspruch nehmen, werden wir möglicherweise bald verlieren. Es ist im Blick auf die demokratische Kultur in unserem Land besorgniserregend, dass viele Christen in den kontroversen Fragen schweigen, um Anstoß und Widerspruch zu vermeiden.

Was ist noch wichtiger?

Für uns Christen ist am allerwichtigsten, das Evangelium von der freien Gnade Gottes allen Menschen zu verkünden. Es gibt wirklich keinen Menschen, den Gott nicht liebt. Und zwar aus zwei starken Gründen. Erstens: Gott hat jeden Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen. Das geschah aus Liebe. Zweitens: Jesus Christus ist für alle Menschen am Kreuz gestorben und von Gott auferweckt worden. Das ist der stärkste Beweis der Liebe Gottes. Sie gilt uns allen, obwohl wir Gott vergessen und besserwisserisch unsere eigenen Wege gegangen sind. „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8) Es gibt kein größeres Wunder der Liebe als dieses: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2.Korinther 5,19-20)

Von dieser Einladung ist niemand ausgeschlossen. Nicht die Habgierigen, obwohl Habgier nach der Bibel Götzendienst ist. Nicht die Selbstgerechten, obwohl die von Jesus als „Pharisäer“ am schärfsten kritisiert werden. Und bei denen, die sexuell ihren eigenen Vorlieben folgen und Gottes Bestimmung für die kostbare Gabe der Sexualität missachten, macht Gottes Einladung keinen Unterschied zwischen hetero und homo und sonst wie. Wir alle brauchen Umkehr von unseren gottlosen Wegen, Vergebung unserer Sünden und Erfüllung mit dem heiligen Geist. So, nur so finden wir zu unserer Identität als geliebte Kinder Gottes.

Das gilt auch für alle Menschen, die sich zur LSBTQ-Community zählen. Uneingeschränkt! Und unser größter Wunsch ist es, dass alle Menschen die Einladung Gottes hören und annehmen. Mir ist schmerzlich bewusst, dass es hier ein Problem gibt. „Wenn du nicht gutheißt, wie ich lebe, liebst du mich nicht.“ Den Vorwurf spüre ich. Wer richtig lebt, braucht keine Vergebung der Sünden. Er erwartet Bestätigung seiner Lebensweise. Es tut mir weh, wenn Menschen mir meine Liebe nicht glauben und ich ihnen das große JA der Liebe Gottes nicht vermitteln kann. Ich selber lebe von der überströmenden Liebe Gottes. Ich habe alle Gebote Gottes gebrochen und bin nur aus Gnade gerettet. Ich will, darf und muss bis zum letzten Atemzug auf die Vergebung meiner Sünden durch Jesus vertrauen. Eine andere Gerechtigkeit habe ich nicht.

Ich möchte so gern auch den Menschen der LSBTQ-Community die Liebe Gottes bezeugen. Ich möchte aber nicht die Gebote Gottes missachten. Jesus hat gesagt: „Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“ (Johannes 15,9f) Ich bin dankbar für Menschen wie Frau Päivi Räsänen, die in ihren Äußerungen den Respekt und die Liebe zu allen Menschen spüren lassen und zugleich den aufrechten Gang der Jesus-Nachfolger gehen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Quelle: Netzwerk Bibel und Bekenntnis 13.9.2023
www.bibelundbekenntnis.de

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 18. September 2023 um 23:18 und abgelegt unter Gemeinde, Gesellschaft / Politik, Sexualethik, Theologie.