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Zum 80. Geburtstag von Pastor Dr. Joachim Cochlovius und zum 58. Hochzeitstag: Pastor Dr. Joachim und Lieselotte Cochlovius im Gespräch

Dienstag 29. August 2023 von Gemeindehilfsbund


Gemeindehilfsbund

Am heutigen Tag, dem 29. August 2023, vollendet Pastor Dr. Joachim Cochlovius sein 80. Lebensjahr. Ebenfalls an diesem Tag feiern er und seine Frau Lieselotte ihren 58. Hochzeitstag. Anlässlich dieses Ehrentages veröffentlichen wir hier das Interview, das Pastor Dr. Stefan Felber und Prediger Johann Hesse mit Ehepaar Cochlovius geführt haben und das im Aufbruch (2/2023) abgedruckt wurde.

Joachim und Lieselotte Cochlovius haben vier Kinder und zehn Enkelkinder. Beide sind in der früheren DDR aufgewachsen. Beide haben Erfahrungen mit der Meinungsdiktatur dort und mit der Flucht in den Westen gemacht. Im damaligen Westberlin haben sie sich kennengelernt und geheiratet. Joachim ist 1970 bei der EURO 70 mit Billy Graham zum Glauben an Jesus Christus gekommen, Lieselotte etwas später. Sie haben gemeinsam drei berufliche Etappen erlebt. Von 1974 bis 1979 war Joachim Gemeindepfarrer in Berg in Oberfranken (Evang.-luth. Kirche Bayerns). Lieselotte hat damals ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben, um in der Gemeindearbeit mithelfen zu können. Nachdem Pastor Heinrich Kemner (1903-1993) 1977 in Berg evangelisiert hatte, berief er Joachim in den Dienst als Studienleiter des Geistlichen Rüstzentrum Krelingen (von 1979-1996). In diese Zeit fiel 1992 die Gründung des Gemeindehilfsbundes durch H. Kemner. Joachim wurde zunächst zum Schriftführer, 1994 zum ehrenamtlichen Leiter und 1996 zum hauptamtlichen Leiter berufen. In dieser Verantwortung war er bis zur Berufung seines Nachfolgers Pfarrer Dr. Stefan Felber im Sommer 2022 tätig. Joachim und Lieselotte haben seit 1984 hunderte von Eheseminaren durchgeführt, wo sie die biblischen Eheleitlinien weitergegeben haben. Seit 1987 sind die beiden in ihrer freien Zeit in vielen Ländern unterwegs gewesen, um die Schönheit und die Genialität der Schöpfung zu studieren. Joachim ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und des Reisefilms „Vom Frauenschuh zum Känguru“.

Der Hebräerbrief fordert dazu auf, der Lehrer zu gedenken, „die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt dem Beispiel ihres Glaubens“ (Hebr 13,7). Welche Lehrer hältst du, Joachim, in besonderer Erinnerung? Welche Väter oder Mütter im Glauben haben dich geprägt?

Bei mir waren das in der Zeit meines Theologie- und Philosophiestudiums (als ich noch nicht an Jesus Christus gläubig war) der Theologieprofessor Ernst Kinder, der vor seinen Vorlesungen betete und der Russland-Missionar Leonid Kolomietz, der mich durch seinen Mut und seine missionarische Phantasie beeindruckte (z.B. ließ er Johannesevangelien in russischer Sprache drucken, die genau 20 Gramm wogen und im Brief verschickt werden konnten). Später hat mir, als ich 1974 die Pfarrstelle in Berg/Oberfranken antrat, Pfr. Gerhard Hägel aus Geroldsgrün im Frankenwald sehr geholfen. Er besaß die kompletten Spurgeon-Predigten auf englisch, konnte daraus zitieren, hat in seiner Gemeinde jahrzehntelang Bibelkurse gehalten und war in der Bibel so bewandert, dass ihm eigentlich zu jedem persönlichen Problem ein biblisches Beispiel einfiel. Er hat vorgelebt, dass die Bibel ein Lebensbuch für jede Lebenslage ist, und er hat mein Vertrauen in das biblische Wort unerhört gestärkt, denn als geistlicher Spätzünder (ich bin erst mit 26 Jahren bei Billy Graham zum Glauben gekommen) brauchte ich Glaubensvorbilder. Am meisten geprägt hat mich Pastor Heinrich Kemner, der das Geistliche Rüstzentrum in Krelingen gegründet und bis zu seinem Heimgang im Juni 1993 geleitet hat. Sein Humor, seine Selbstironie, sein kindlicher Glaube an Jesus Christus, seine Luther-, Kierkegaard- und Bezzel-Kenntnis, sein spannender Predigtstil und seine Liebe zu den gesellschaftlichen Randsiedlern haben mich sehr beeindruckt. Als ich dann Leiter des Gemeindehilfsbundes war, wuchs meine Verehrung für Gertrud Wehl, die in Hamburg die Sinti-Gemeinde „Hütte Geborgenheit“ leitete und noch im hohen Alter in Sibirien evangelisierte.

Ihr seid seit Jahrzehnten in der Eheberatung tätig und habt viele Eheseminare gehalten. Ihr betont, dass die Ehe eine gute Schöpfungsordnung und von Gott gestiftet ist. Euer Credo war und ist: Scheidungen müssen nicht sein. Was macht dich so gewiss, dass Scheidungen verhindert werden können und was rätst du Ehepaaren, die ihre Ehe schon aufgegeben haben, und solchen, die sie neu beleben möchten?

Die Ehe von Mann und Frau ist eine Spitzenidee Gottes. Gott spannt zwei völlig unterschiedliche Menschen zusammen und mutet ihnen zu, sich bei allen Unterschieden zu schätzen und zu lieben. Im Grunde geht Gott mit jeder Ehe ein Risiko ein. Aber er sorgt auch für den Zusammenhalt, indem er beiden Geschlechtern eine Anziehungskraft einprogrammiert und sie im Lauf der Ehe erfahren lässt, dass sie sich einander ergänzen und brauchen. Wir sind jetzt bald 58 Jahre verheiratet und können bestätigen, dass die Vorteile der Ehe erheblich größer sind als die Probleme, die sich aus der Verschiedenheit der beiden Geschlechter immer wieder ergeben. Wir haben in hunderten von Eheseminaren und vielen Gesprächen niemals Eheleuten zur Scheidung geraten, auch nicht bei „Katastrophenehen“. Wenn Jesus der Weg ist, was er selbst sagt, dann muss es einen Weg in jeder Krise geben. Er kann durch Frust, Verletzungen und Vergebungsunwilligkeit verdeckt sein, aber dann darf man doch nicht denken, es gebe ihn nicht. Nein, man muss wegräumen, was die Krise hervorruft. Und wenn man es allein nicht schafft, sollte man Hilfe suchen. Aber es muss eine kompetente Hilfe sein, die sich an den biblischen Eheleitlinien orientiert und Gott Wunder zutraut. Wenn Paare schon resigniert haben, muss man ihnen sagen, dass Gott selber um ihre Ehe kämpft, dass er sie unendlich liebt, ihre Zweisamkeit will und ihnen einen neuen Anfang zeigen kann. Wer seine Ehe beleben möchte, muss die biblischen Leitgedanken anwenden. Die Frau muss ihrem Mann helfen, ein Mann nach Gottes Plan zu werden, also vor allem Verantwortung zu übernehmen. Der Mann muss die Grundbedürfnisse seiner Frau erfüllen, Zärtlichkeit, Ritterlichkeit und Geborgenheit. Und beide müssen sich prüfen, ob sie nächst Gott ihren Ehepartner an die oberste Stelle ihres Lebens stellen.

„Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran“ (Psalm 111,2): Ihr habt viele Länder der Erde bereist, um Gottes Schöpfungswerke zu erforschen, und du, Joachim, hast Vorträge gehalten, das Buch „Vom Frauenschuh zum Känguru“ ist entstanden und nun auch der gleichnamige Film. Welche Werke Gottes haben dir besondere Freude bereitet und zum Staunen über Gottes Allmacht und Kreativität gebracht?

Ja, dieses Psalmwort gehört zu meinen Lieblingsversen. Meine Freude an der Natur begann, als ich Lieselotte bei ihren Waldexkursionen begleitete, die sie für ihr Biologiestudium unternahm. Ich nahm meine Aquarellfarben mit und malte Pilze. Dabei lernte ich das Staunen über den Formen-, Farben- und Detailreichtum der Schöpfung. Später faszinierten uns die europäischen Wildorchideen. Dass die mikroskopisch kleinen Samen, von denen tausende nur ein Gramm wiegen, den kompletten Bauplan in sich tragen, gab uns eine Ahnung vom Können des Schöpfers. Hinzu kam die Schönheit dieser einzigartigen Blumen. Ein Landwirt sagte mir einmal: Herr Pfarrer, betrachten Sie so oft es geht die schönen Wildblumen, damit Ihre Seele schön wird. Der Mann hatte recht. Was wir in uns aufnehmen, prägt uns. Oft sind wir zu zweit oder ich allein mit den Kindern in die Natur gefahren, manchmal übers Wochenende bis in die Provence. Unsere jüngste Tochter war einmal als Missionshelferin in Neuseeland und schwärmte von der grandiosen Natur dort. Wir besuchten sie und haben uns in dieses Land und später auch noch in Westaustralien verliebt. Seit etwa zehn Jahren verbringe ich die freie Zeit gern in der Vogelwelt. Welche Freude ist es, besondere schöne und seltene Vögel zu suchen, zu beobachten und zu fotografieren: etwa das Blaukehlchen, den Pirol, die Rohrdommel, den Eisvogel. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass mein Schöpfungsfilm fertig geworden und mein Schöpfungsbuch in der 3. Auflage erschienen ist.

Seit Charles Darwin die Evolutionslehre ihren Siegeszug angetreten hat, meinen auch viele Christen, dass Gott Fauna und Flora durch evolutionäre Prozesse erschuf (sog. theistische Evolution). Wie bist du zu der Überzeugung gelangt, dass der Schöpfungsbericht der Bibel sechs 24-Stunden-Tage meint?

Die Auffassung der Evolutionisten, dass sich die unerhörte Komplexität im Mikro- und Makrokosmos ohne die Intelligenz eines Schöpfergottes ganz allein aus einfachsten Molekülen und Zellstrukturen entwickelt habe, gehört zu den dümmsten Ideologien der Neuzeit. Leider ist der Mensch immer wieder geneigt, mehr seinem eigenen Verstand als der Weisheit Gottes zu folgen, und lähmt so sein eigenes Denken. In der Tat suchen manche Christen nach Kompromissen zwischen der Darwinschen Lehre und dem Schöpfungszeugnis der Bibel. Mein Glaubensweg hat mich vor solchen Versuchen bewahrt. Vor 50 Jahren, Anfang der 70er Jahre, kurz nachdem ich bei der EURO 70 durch Billy Graham zum Glauben gekommen war, sprach Prof. A. E. Wilder-Smith im größten Hörsaal der Erlanger Universität über Evolution und Schöpfung. Ich erinnere mich noch genau daran, wie er – ausgehend von Hebräer 1,2 – über Jesus als den Schöpfer sprach und hervorhob, dass Jesus, durch dessen Hand die Schöpfung zu Stand und Wesen kam, an keiner Stelle irgendeine Kritik an der 6-Tage-Schöpfung geäußert hat. Dieses Argument überzeugte mich schlagartig. Viel später, bei einem der Kongresse des Gemeindehilfsbundes, hörte ich einen Vortrag von Prof. Walter Hilbrands über den biblischen Schöpfungsbericht. Er wies aus sprachwissenschaftlicher Sicht auf die in sich stimmige kunstvolle Gesamtkomposition hin, welche die ersten drei Schöpfungstage mit den Tagen 4 bis 6 in Beziehung setzt und damit die Lebensbedingungen und den Lebensvollzug in sinnvoller und großartiger Weise einander zuordnet. So bildete Gott am zweiten Schöpfungstag die Atmosphäre, den Lufthimmel, und am 5. Tag erschuf er die Vögel. Dieser Vortrag hat in mir die Überzeugung gefestigt, dass die Annahme einer 6- bzw. 7-Tage-Schöpfung das in sich stimmigste Erklärungsmodell für die so erstaunliche Funktionalität der Schöpfung bildet. Ich füge hinzu: Wir sind seit 1986 regelmäßig in unserer freien Zeit in der Natur unterwegs. Bestätigungen für Makromutationen, wie sie die Evolutionslehre annimmt, haben wir nirgends gefunden. Im Gegenteil: Astronomische und geologische Beobachtungen und viele Exkursionen durch Flora und Fauna bestätigten uns immer wieder den biblischen Schöpfungs- und Sintflutbericht. Ein aktuelles Beispiel: Bei unserem letzten Portugalaufenthalt konnten wir am Atlantikstrand eine riesige, mehrere 100 m hohe senkrecht stehende Felsplatte mit eindeutigen Dinosaurierspuren besichtigen. Wir kamen aus dem Staunen über die ungeheuren vulkanischen und tektonischen Kräfte nicht heraus, die da gewirkt haben müssen, um solche großen Sandebenen zusammenzupressen und emporzuheben. Wir waren uns schnell darüber einig, dass die Sintflut, als globales katastrophisches Geschehen verstanden, das beste Erklärungsmodell dafür bietet.

Immer mehr Menschen kehren den evangelischen Landeskirchen den Rücken. Im vergangenen Jahr waren das rund 380.000. Was sagst du solchen Christen, die unter dem Lehrpluralismus der Evangelischen Kirche leiden und einen Austritt erwägen? Wie und mit welchen Argumenten ermutigst du sie, Mitglied der Evangelischen Kirche zu bleiben?

Ich bin von Herzen dankbar, dass Heinrich Kemner 1992 mit dem Gemeindehilfsbund eine Sammlungs- und Hilfsbewegung von Christen ins Leben gerufen hat, die den dogmatischen und ethischen Ausverkauf in den EKD-Kirchen nicht mitmachen, sondern sich gegenseitig theologisch und seelsorgerlich stärken. Kemner hat öfters gesagt, dass die Kirche der letzten Zeit vor der Wiederkunft Jesu der Kirche am Anfang ähneln wird. D.h. die Gemeinde Jesu wird sich in Zukunft mehr und mehr in kleinen hauskreisähnlichen Gruppen sammeln. Ihr gesellschaftlicher Einfluss mag scheinbar zurückgehen, wenn man die Medienpräsenz zum Maßstab nimmt. Aber ihre Wirkung als echte Alternativbewegung wird zunehmen. Wo gibt es denn sonst noch eine Vereinigung, die Alt und Jung, Mann und Frau, reich und arm, akademisch gebildet und ungebildet, national und international schon seit 2000 Jahren zusammenhält? Unser Motto im Gemeindehilfsbund lautet „Gemeinde Jesu hat Zukunft“. Die an Jesus Christus Glaubenden werden alle Krisen überwinden, denn ihr Herr bringt sie durch. Ich liebe Luthers Reformationsschrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520 und das Augsburger Bekenntnis von 1530. Die Reformatoren waren überzeugt, dass sich die Gemeinde Jesu immer wieder auf wunderbare Weise durch die Predigt des Wortes Gottes und durch Taufe, Abendmahl und Buße erneuert. Wenn von den Synoden und Kanzeln falsche, unbiblische Lehren ertönen, ist zunächst unser Gebet, dann aber auch Widerspruch, Widerstand und letztlich Ungehorsam nötig. Gottes Wort ist aber neben den vielen falschen Worten nicht verstummt. Christen werden immer wieder Wege zu ihm finden. Und wenn sich ihre Heimatgemeinde verweltlicht, können sie in Hauskreisen, durch Radio- und Internetbotschaften oder indem sie bibelgemäße Predigten in ihrem Umland aufsuchen, geistlich auftanken und überleben. Oder man sucht die „Wolke der Zeugen“ auf, um mit dem Hebräerbrief zu reden. Pastor Kemner hat z.B. eine große Zahl geistlich wertvoller Bücher hinterlassen, die man mit großem Gewinn lesen kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Vereinsgemeinde zu gründen, die sich eine Satzung gemäß der Lehre der Apostel gibt, und den Herrn der Kirche um einen guten, theologisch qualifizierten Hirten zu bitten. Ich kenne ein solches Modell persönlich. Erst wenn alle diese Versuche nicht weiterführen, sollte man m. E. unter Gebet über einen Austritt aus der Heimatgemeinde bzw. Heimatkirche nachdenken.

Liebe Lieselotte, bitte schildere uns kurz, wie du zum Glauben kamst und was dein Leben vor deiner Zeit mit Joachim geprägt hat.

Nachdem Joachim zum Glauben gekommen war, entstand 1972 eine Freundschaft mit einem Mitvikar aus seinem Kurs im Predigerseminar Nürnberg. Dieser Vikar kam mit seiner Frau öfters zu Besuch zu uns. Ich lernte geistliche Gemeinschaft kennen, blieb aber innerlich auf Distanz gegenüber einer persönlichen Beziehung zu Jesus. Stattdessen entwickelte ich bestimmte Erwartungen Joachim gegenüber und war enttäuscht, dass er sie nicht erfüllte. Schließlich erkannte ich, dass nicht Joachim mein Glücksbringer ist, sondern allein Jesus Christus. Ich übergab ihm mein Leben und bekam inneren Frieden.

Die ersten Lebensjahre verbrachte ich in der früheren DDR auf dem Bauernhof meiner Eltern. Als Kind erlebte ich, wie die DDR-Regierung das Leben der Bauern immer mehr einengte und kontrollierte. Beim Fluchtversuch in die Bundesrepublik wurden wir wegen eines Verrats alle verhaftet, und wir drei Kinder kamen zu Verwandten. Meine Mutter wurde infolge des 17. Juni 1953 aus dem Gefängnis entlassen, mein Vater erst nach drei Jahren. Da uns alles weggenommen worden war, floh mein Vater mit meiner Mutter und mir erneut, und meine beiden Geschwister flüchteten ebenfalls. Wir kamen im Westen zunächst in einigen Flüchtlingslagern unter. Schließlich wurde uns Nordrhein-Westfalen zugewiesen, wo ich zur Schule ging. Die Zeit des Neuanfangs in der Bundesrepublik war für meine Eltern und uns Kinder nicht leicht. Gelebter Glaube war mir damals noch fremd. Umso dankbarer bin ich heute, dass Jesus uns in dieser Zeit durchgetragen hat.

Welche Grundgedanken und/oder biblische Motive haben dich in deinem Leben immer wieder geleitet oder begleitet?

Seitdem ich zum Glauben gekommen bin, hat mir eine bestimmte Gewissheit durch alle Lebenssituationen hindurchgeholfen. Ich war mir immer gewiss, dass die Liebe Gottes mich niemals verlassen wird und dass Jesus in allen schwierigen Lebenslagen einen Weg hat, weil er selbst der Weg ist.

Jahrzehntelang hast du Deinen Mann begleitet und Deinen Beruf dafür aufgegeben. Was war dabei besonders schwer und was war besonders schön?

Meinen Beruf als Grundschullehrerin habe ich nicht erst aufgegeben, als Joachim als hauptamtlicher Leiter des Gemeindehilfsbundes seit 1996 oft auswärtige Dienste wahrzunehmen hatte. Das war viel früher, nämlich 1974, als er seine erste Pfarrstelle in Berg in Oberfranken antrat. Es war mir schon vor dem Umzug klargeworden, dass dort in der Landgemeinde auf mich als Pfarrfrau viele Aufgaben warteten, z.B. die Kinderstunden, der Frauenkreis, die Mithilfe bei den Altennachmittagen, die Gästebetreuung. Außerdem gab es in Berg mit seinen vielen Außenorten andauernd Fahrdienst, den ich für die Kinderstunden zu übernehmen hatte. Mit einer außerhäuslichen Berufstätigkeit hätte ich diese Aufgaben nicht übernehmen können. Schon bald erfüllten sie mich auch innerlich, und es blieb gar keine Zeit, der früheren Tätigkeit als Lehrerin nachzutrauern.

„Ihr Frauen, ordnet Euch euren Männern unter wie dem Herrn“ (Eph 5,22). Ihr habt das Prinzip der Unterordnung und der Hilfe (1. Mose 2,18) in Euren Eheseminaren gelehrt. Gab es Situationen, in denen dir die Anwendung dieses biblischen Prinzips besonders schwer fiel und/oder besonders zum Segen wurde?

An Vers 22 schließt sich ja V. 23 an: „…denn der Mann ist das Haupt der Frau“. Hauptsein des Mannes bedeutet nicht, dass der Mann sagt, was seine Frau zu tun oder zu lassen hat. Hauptsein heißt vielmehr, dass der Mann als Haupt eine liebevolle Beziehung zu seiner Frau pflegt, und dass er die Aufgabe der Frau, Hilfe zu sein (1 Mose 2,18), dabei in Anspruch nimmt. Gott gibt der Frau den Schlüssel zur Seele ihres Mannes in die Hand und stattet sie mit der nötigen Weisheit aus, wenn sie ihn darum bittet, so dass sie ihrem Mann wirklich eine Hilfe sein kann. Konkret heißt das z.B., dass der Mann bei wichtigen Fragen mit seiner Frau in beständigem Austausch ist und dass anstehende Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. So haben Joachim und ich versucht, unsere Ehe zu führen. Joachim weiß, dass seine Frau ein ernstzunehmender Gesprächspartner ist, und ich bin dankbar, dass ich es so erfahre.

Was möchtest du heutigen jungen Frauen / Eltern weitergeben und besonders empfehlen?

Vorrangig wichtig ist es, dass die Eltern, insbesondere die Mütter ihre Kinder von der Geburt an innerlich loslassen und sie im Lauf der Erziehungszeit nicht an sich binden. Nur so können die Kinder sich frei entfalten und zu eigenständigen Persönlichkeiten heranwachsen. Wenn die Kinder dann einmal heiraten, fällt es ihnen leichter, „Vater und Mutter zu verlassen“ (1 Mose 2,24) und sich auf ihre Ehe zu konzentrieren. Die Eltern sollten sich auch immer dessen bewusst bleiben, dass ihre Beziehung zueinander eine fundamentale Bedeutung für das Wohl der Kinder hat. Deswegen muss der Ehepartner der wichtigste Gesprächspartner sein und bleiben, nicht die eigenen Eltern oder die Freunde oder andere Personen. Eine dritte Empfehlung: das junge Paar sollte sich klarmachen, dass es die Familie des Ehepartners mitgeheiratet hat. Die beiden sind gut beraten, wenn sie die Familie des Partners in ihre Liebe einbeziehen. Und noch ein weiterer Rat: Wenn die Kinder flügge sind, ist die Erziehungszeit zu Ende. Wer dann noch ungefragt weiter erziehen will, entfremdet seine Kinder von sich.

Die Fragen stellten Pastor Dr. Stefan Felber und Prediger Johann Hesse.

Zuerst erschienen in: Aufbruch – Informationen des Gemeindehilfsbundes 2/2023 (August)

Sie können die aktuelle Ausgabe des Aufbruchs hier herunterladen.

Wenn Sie den Aufbruch (kostenlos) abonnieren möchten, schreiben Sie bitte an die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes: info@gemeindehilfsbund.de

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 29. August 2023 um 14:56 und abgelegt unter Buchempfehlungen, Ehe u. Familie, Gemeinde, Interview, Kirche, Schöpfung / Evolution, Theologie.