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Thomas Karker: Wie Jesus mich gefunden hat

Montag 28. August 2023 von Prädikant Thomas Karker


Prädikant Thomas Karker

Wie Jesus mich gefunden hat.

Momentaufnahmen meines Lebens, die zu einem Ganzen zusammengefügt werden.

Vorher:

Ich bin im Mai 1955 in Freiberg / Sachsen geboren und in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. Meine Eltern sind 2 x nach dem Krieg geflohen. Von Schlesien zuerst nach Sachsen und dann vor dem Mauerbau in den Westen. Dann waren wir ab 1960 in Stuttgart. Dort war das geistliche Familienleben geprägt von katholischer Gesetzlichkeit, man geht zur Messe am Sonntag, man ist sozial engagiert, aber der Glaube hat keinen erkennbaren Sitz im Alltagsleben. Pflichterfüllung war oberstes Gebot. Man ist anständig, man lügt und stiehlt nicht. Wir haben Selbstdisziplin gelernt. So können wir doch vor Gott gerade stehen. Wer immer stetig sich bemüht, den können wir erlösen (Goethe) und die kleinen Unebenheiten, Charakterschwächen, da wird Gott es am Ende doch bei uns nicht so genau nehmen! Das war die Maxime.

Ab 1970 waren wir als Familie vom Norden (Killesberg) in den Sünden Stuttgarts gezogen, dort auf dem Frauenkopf versahen meine Eltern an einer kleinen Kirche den Mesnersdienst an einer katholischen Kirche. Auf diese Weise wurde ich sehr schnell in den Ministrantendienst beordert, der Helfer des Priesters. Durch den Umzug habe ich alle sozialen Kontakte zu Freunden und früheren Bekannten verloren. Der Weg Freundschaften aufrechtzuerhalten war für damalige Verhältnisse fast unmöglich. Zudem ging ich im Stadtzentrum zur Schule, die meisten der Schüler in der Klasse kamen aus dem Stuttgarter Westen, so war ich als einer, der von außerhalb kam, ebenfalls wenig integriert. In dieser Zeit der Einsamkeit habe ich mich sehr intensiv mit der Frage beschäftigt: Wer bin ich eigentlich? Wieso bin ich so? Wie ich bin? Diese existentiellen Fragen habe ich versucht mittels Psychologie und Philosophie zu lösen. Der Gottesglaube, der ja nur für den Sonntag etwas war, schien mir hier keine adäquaten Lösungsansätze zu geben.

Nach dem Abitur war ich in Ellwangen bei der Bundeswehr, und es begann ein stiller, aber unaufhaltsamer Ablösungsprozess vom Elternhaus und den dort erfahrenen religiösen Traditionen.

Wenn der Glaube an Jesus nicht mehr bewirkt als ein bisschen soziales Engagement (Aufnahme von einem Westafrikaner – Adejemie zwecks Studium – oder einem Syrer – Walid el Mecharafie, sowie Unterstützung von A. Schweizers Lambarenehospital), dann brauche ich den Glauben auch nicht. Das war die innere Stimme, die mir den Abschied vom Gottesglauben anwies. Gleichzeitig habe ich mich verstärkt in die Rockmusik vertieft, viel Platten gekauft, Konzerte besucht, dabei entstandene Freundschaften reichlich genutzt, um Sinnfragen bei Festen heftig zu diskutieren. Irgendwo muss der Mensch ja einen Halt haben.

Seit 1970 war mein erstes Motorrad meine heiße Liebe. Mit der Zeit wurden die Motorräder immer größer, von der einfachen Kreidler TM bis zur R90S BMW, die musste es sein.

Es war das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Mit einem Freund in die Alpen zu düsen und auf dem Rückweg die Schwarzwaldhochstraße unsicher zu machen, ja das bringts. Dort war Freiheit, dort war Freundschaft, dort war Anerkennung und Sicherheit. Diese 3 M waren mein Leben: Musik, Motorrad, Mädchen. Oder anders ausgedrückt: Wein, Weib und Gesang. Das waren meine Götter!

Nach der Bundeswehr, die ich als Zeitsoldat auf 2 Jahre, mit der Kriegsdienstverweigerung nach 15 Monaten abschloss, ging es stracks ins Studium. TH Karlsruhe war die erste Station.

2 Dinge waren hier hervorzuheben: Einmal mein Freund Siggi, er studierte mit mir Sp-Mathe. Er saß 2 Jahre lang in seiner Dachkammer in Durlach, las den Philosophen Nietzsche, und verschlang die Peyote Erfahrungen eines Castaneda. Je mehr ich mich damit befasste, desto undurchsichtiger wurde es mir. Siggi setzte seine gewonnenen Träume in grauenhafte Bilder um, voller Verzweiflung, voller Sinnlosigkeit. Er lebte Nietzsches Gedanken: Umwertung aller Werte, die Gedanken vom Übermenschen, es gibt eigentlich nichts, alles ist Einbildung.

So wollte ich nicht enden, nur wirre Bilder malen, und es ist alles nichts, ich wollte leben, leben. Sonst kann ich ja gleich Schluss machen, was soll dann der ganze Dreck hier.

In diese Zeit kamen zwei Ereignisse, die mir widerfahren sind, die ich aber damals noch nicht richtig verstanden und einordnen konnte.

1.       Zum einen wurde mir meine große Maschine in einer Nacht vom Mittelstreifen der Durlacher Allee gestohlen. Weg, futsch, aus, vorbei. Aber wer den Tomy kennt, weiß, der ist ein Stehaufmännle. Die noch nicht bezahlte Maschine wurde mittels eines Kraftaktes in der Semesterferien wieder zur Realität. Was macht man nicht alles aus Liebe zum Motorrad: Morgens bei der Post Briefe ausgetragen, mittags bei Uli im Fahrradgeschäft gearbeitet und Abends bis in die Nacht hinein Malerarbeiten für einen bekannten Immobilienmakler. Dann war alles erledigt. Nach starken 3 Monaten Powerjobben stand die nächste 90s mit Gussrädern vor der Tür.

2.       Das zweite Ereignis war ein Autounfall. Vati und ich waren im Welzheimer Wald vom Sport zurückgefahren. Es hatte geschneit, die Straße war über eine Waldschneise geführt, man sah in der Mitte bei Schneetreiben eine Fahrspur, mehr nicht. Das letzte Auto war gerade auf der Gegenseite an uns vorbeigefahren, da drehte sich das Auto mehrfach um die eigene Achse und dann ging es den Abhang hinunter, volle Breitseite in die ca. 3 Meter tiefer gelegenen Hecken. Das Auto war mit der vollen Breitseite in die Hecken gerauscht. Mein Vater und ich saßen zähneklappernd im Auto und wussten nicht, wie uns geschah. Vorsichtig krochen wir über die Fahrerseite aus dem Auto. Auf Hilfe brauchten wir auch nicht lange zu warten, es war gleich ein Daimlerfahrer so freundlich und half uns mittels Abschleppseil wieder hoch auf die Straße. Sachschaden = 0. Alles unbeschädigt. Welch ein Glück, die Sterne standen günstig.

Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich diese Heimsuchungen Gottes noch nicht verstanden habe. Das Leben ging ja weiter, als wäre nichts passiert.

Durch den Motorraddiebstahl war ich leider im Fach Biologie (wechsel von Mathe auf Bio) nicht in der Lage meine Klausuren in den Semesterferien zu schreiben. Um einer damaligen Zwangsexmatriklation zu entgegen, beschloss ich den Studienort nach Saarbrücken zu wechseln. Ein Freund, mit dem ich zusammen gewohnt habe, dachte genauso, und so wollten wir wenigstens das Diplom in Sportwissenschaft abschließen. Gemeinsam gehts eben doch besser.

Saarbrücken eine neue Station. Um möglichst gleich Anschluss an andere Kommilitonen zu bekommen, bin ich in ein nahe am Campus gelegenes Studentenwohnheim eingezogen.

Eines Tages fragte mich dort ein Kommilitone, ob ich denn am Mittwochabend nicht Lust hätte, ihn zu den Campus Christen zu begleiten. Campus Christen, klang recht fromm und als Agnostiker dachte ich: Nun denn, schaden kann es ja nicht, ein bisschen Religiosität, da kann man sicher gut über Gott und die Welt diskutieren, und lernt dabei auch neue Leute kennen. Dann vergaß ich die Einladung wieder und einige Wochen später erst fiel mit ein: Mensch, du wolltest doch mal bei den Schampus Christen, wie ich sie spöttisch nannte, vorbeischauen. Gesagt, getan. Wen traf ich da? Meine Renate, aber das war noch nicht gleich die große Liebe, sie war eben da. Je länger ich dort als Gast teilnahm, desto unheimlicher wurde es mir: einerseits hatten die etwas, was ich nicht hatte, diese Gewissheit, diese Freude, diese Hoffnung. Andererseits dachte ich, das kann es doch nicht geben, so etwas wie ich es hier erlebe. Hier war ich angenommen, konnte ich der Tomy sein, mit allen Ecken und Kanten. Keine Erwartungen, wie ich mich zu verhalten hätte oder so. Später erfuhr ich von einem Teilnehmer der Gruppe, dass immer, wenn ich anwesend war, der Abend in der Diskussionsrunde gelaufen war. O, was müssen die ausgehalten haben. Solch ein ambivalentes Gefühl hatte ich: angezogen und abgestoßen zugleich.

Inzwischen waren Renate und ich liiert. Es war uns klar, dass unser Weg zusammen weitergehen würde.

Dann kam der entscheidende 6.6.1980. Es war Freitagnachmittag, wir fuhren von Saarbrücken nach Stuttgart mit der Maschine R90S BMW, die zweite. Herrliches Wetter, die Lederkombi war fast zum Schwitzkasten geworden, Renate hatte eine leichte Kombi aus Stoff an. Dann ab nach Stuttgart. Oh war das eine Freude, Autobahn Karlsruhe nach Stuttgart, voll befahren, Kolonne fahren ist nicht. Doch was so ein Motorrad eben ist, nur 2 Räder, damit konnte man schon in der Kolonne mittig mit 100 fahren. Dann Pforzheim West, Pforzheim Ost, endlich war mal nach langem Kolonnenfahren und Autohüpfen ein Stückchen frei, aufgedreht, das letzte Auto hinter sich gelassen, so mit 110/120 km/h aufs Viadukt drauf. Dann weiß ich nur noch wie es geknallt hat, die Maschine bricht mehrfach hinten rechts und links weg, legt sich quer zur Fahrbahn und dann weiß ich nichts mehr. Wache auf, merke, wie man am Helm zerrt. Dann sehe ich noch benommen und verschwommen, wie auf der Fahrbahn jemand zugedeckt herumliegen, dann wieder Nacht. Wache im Sanka auf, es dreht sich alles, dann wieder alles dunkel.

Zuletzt werde ich im Bett im Pforzheimer Krankenhaus wieder wach, wer liegt neben mir? Meine Renate. Alles steht um uns herum, wir waren auf dem Flur zusammen hinausgefahren worden, alle gratulieren uns: Schwein gehabt, die Sterne standen günstig, was für Glückspilze und dergleichen Sprüche mehr. Wir wurden informiert, was alles fehlte oder besser gesagt, was noch dran war. Alles war noch dran, ich hatte eine Gehirnerschütterung, Renate ebenfalls und dazu noch das Schlüsselbein gebrochen. Sonst nichts. Unmöglich! Sonst kratzt man die Reste bei solch einem Motorradunfall noch von der Fahrbahn, damit man noch etwas für den Sarg hat. Ich wette 10 Millionen zu 1, dass das so, wie es bei uns ausgeht, nicht nochmals passiert.

Die Kripo teilte mir später mit, dass die Unfallursache die defekte Aluminium-Gussfelge gewesen war. Aus ihr ist ein Stück herausgebrochen (Materialfehler) und dies hätte den Sturz verursacht. Pause.

Im Krankenheus hatten wir ja auch reichlich Ruhe um über all das, was da so ungeheuerlich abgelaufen ist zu räsonieren. Sollte es alles Zufall, Glück, Sternstunden gewesen sein?

Nachher:

Nein, das konnte es nicht sein! Alles nur Glück, Zufall. Wir erkannten sofort in unserem Herzen: eigentlich müssten wir tot sein. So etwas überlebt keiner, das ist nicht normal, normalerweise steigen die Schutzengel bei 120 km/h ab. Wenn es denn kein Glück etc. war, was dann? Es war mir klar, Gott hat mir jetzt meinen Götzen ‚Motorrad‘ genommen. Es war uns klar, im Gericht Gottes, das uns eigentlich geblüht hätte, wären wir vor seinem Zorn verbrannt, das war uns klar, da hätten wir auf 100 Fragen keine Antwort geben können. Da wäre die logische Konsequenz: Thomas, du bist ein Höllenkandidat! Kein anderer Weg wäre für dich offen und gangbar gewesen. Du hast dir mit läppischen Fragen als Agnostiker Gott vom Hals halten wollen, mehr nicht. Du wolltest dein eigenes Ding machen. Gott evt. noch als Lückenbüßer zulassen, aber sonst nichts. Gott müsste mich mit jeden Tag mit Eisenbahnschwellen durchwalken, das habe ich verdient! Aber doch nicht den Himmel!

Völlig klar war uns das auf einmal. Von der Schippe gesprungen. Dann kam auf einmal die innere Not: Was jetzt tun? Es war uns beiden völlig klar: Jetzt müssen wir Gott suchen, er hat überdeutlich zu uns gesprochen. Lasst uns keine Zeit verlieren, sonst greift er noch härter in unser Leben ein.

Gesagt, getan. Renate wollte ab diesem Zeitpunkt wieder verbindlich in eine Kirchengemeinde gehen. Da habe ich mich gerne wiedergefunden und diesen Vorschlag aufgegriffen. In der Baptistengemeinde in Völklingen fanden wir nicht nur die freundlichen Campuschristen wieder, sondern ebenso eine herzliche Aufnahme. Uns wurde auch schnell bewusst, das neue Leben hat neue Leitlinien, die es für uns in der Bibel zu entdecken galt.

Ich habe angefangen eifrig die Bibel zu lesen. Der Bibellesezettel der Aidlinger Schwestern war ab diesem Zeitpunkt mein ständiger morgendlicher Begleiter. Gelesen, gelesen, nichts verstanden, und wieder nichts verstanden. Dann riet mir jemand. Thomas, ich habe hier eine Bruns – Bibel mit Kommentaren, ist das was für dich. Natürlich war das was für mich, denn ich entwickelte plötzlich einen Hunger nach dem Wort Gottes, das sich nicht mal ansatzweise mit dem Bibellesen befriedigen ließ. Ich wollte verstehen, ich wollte begreifen, ich wollte Zusammenhänge erkennen. O, es gab so viel zu entdecken.

Doch es kam ganz anders, nicht ich entdeckte die großen Spuren Gottes, sondern Jesus sprach ganz still und leise immer wieder von meiner Schuld. Da waren offensichtlich noch einige Leichen im Keller, die jetzt erst zu modern und zu sticken anfingen, als Jesus seinen Finger darauf legte. Nun, die kleinen Dinge lassen sich so vom Tisch wischen, doch was war mit vielen Dingen in meinem Zimmer, die mir gar nicht gehörten, die waren auch nicht ausgeliehen, die waren schlicht und einfach gestohlen! Ich las dort: Du sollst nicht stehlen! Da wurde es mir mulmig. Ich schaute im Zimmer herum: o, das hast du dort her, jenes hast du bei einem Freund mitgehen lassen, der hat davon ja genug gehabt. Und überhaupt die Dinge aus dem Kaufhaus, wo ich einmal gearbeitet hatte, da war sowieso genug da. Und wenn ich an die Abteilungsleiter dachte, wie die mit vollen Packtaschen aus dem Notausgang herauskamen und das Zeug gleich ins Auto warfen, dann waren wir, mein Kumpel in der Abteilung Fahrrad und ich, ja noch Saubermänner. Das machen doch sowieso alle! Ausreden über Ausreden. Lieber Herr Jesus, lass doch die Vergangenheit ruhen, ich will doch von vorne anfangen.

Aber die Nächte wurden seit dem Zeitpunkt immer kürzer, die Ausreden immer länger, doch den längsten Atem hat unser Herr Jesus gehabt. Was machen? Ich schrie zu ihm: Herr vergib! Herr vergib! Doch die Gebete blieben an der Zimmerdecke hängen. Immer wieder, immer wieder! Kein Frieden!

Da wir damals schon in der Navigatorenarbeit in Stuttgart waren, habe ich den Leiter der dortigen Arbeit um ein Gespräch gebeten, um ihm die ganze Sache vorzulegen. Peinlich, peinlich. Aber der Leiter konnte mir helfen. Er sagte mir, dass er so etwas von sich auch kenne. Autounfall, vorne rechts war die Seite kaputt, da hat er den alten Schaden hinten links auch gleich auf Versicherungskosten mitmachen lassen. Als er Christ wurde, hat im Jesus auch diese Schuld gezeigt und er war dann zur Versicherung gegangen, hatte sich selbst angezeigt und den Schaden nachträglich zurückgezahlt. Er sagt zu mir: Thomas, wenn Jesus dir das jetzt so zeigt, dann gehe ins Kaufhaus und lege alles auf den Tisch! Ich sagte: Lieber Bruder, wenn ich das mache, dann komme ich in den Knast! Darauf erwiderte er: Wenn Jesus dir das jetzt so zeigt, dann gehe hin, er wird auch für alles andere sorgen.

Gesagt, getan, es war an einem November-Montag, ich hatte alle gestohlenen Sachen in mehreren Plastiktüten verstaut, und pünktlich um 9 Uhr zur Öffnung des Kaufhauses war ich zugegen. 6. Stock Filialleitung. Man empfing mich freundlich, bis der Chef eintreffen würde, sollte ich noch warten. Es war gefühlt eine Ewigkeit, dann durfte ich zum Chef eintreten, meine Plastiktaschen und daran hing ein Häufchen Elend. Ich stellte die Plastiktüten auf den Schreibsekretär und erläuterte, warum ich ihn jetzt mit den ganzen Sachen aufsuchen wollte. Natürlich erwähnte ich, dass ich vor 8 Jahren in seinem Haus in der Fahrradabteilung der Monteur war, und in dieser Zeit all die Sachen entwendet hatte. Der gute Chef schnappte nach Luft, ließ sich auf seinen Bürosessel nieder und sagte kein Wort. Dann telefonierte er. Kurze Zeit später erschienen 2 brummige Kleiderschränke, es waren die Kaufhausdetektive. Alles ging recht wortkarg zu, ich verabschiedete mich und die beiden Herren eskortierten mich jetzt ins 2. UG wo sie ihr Büro hatten. Es war ein richtiges Loch dort unten. Wieder erzählte ich meine Geschichte vom Diebstahl als ich vor 8 Jahren als Angestellter bei der Fa. Hertie tätig war. Der eine fluchte: Du Idiot, was sollen wir mit dir machen? Dann rief er die Kripo an. Dort erzählte ich nochmals meine Geschichte. Als ich auf mein Christsein zu sprechen kam, fragte er, was ich denn vorher gewesen sei. Ich sagte Heide,…. Die letzten Worte haben sich bei mir dann eingeprägt: Wir von der Kripo können nichts mehr machen, der Fall ist nach 7 Jahren verjährt. Damit was das Telefonat beendet und ich hatte eine Not weniger.

Wieder fingen die Kaufhausdetektive an zu fluchen, sie dachten sich des Falles durch die Polizei entledigen zu können, doch es ging jetzt für sie weiter.

Allgemeines Rätselraten, was machen wir jetzt mit dem ‚Idioten‘! Ich schlug vor, bei den Abteilungen anzurufen, um nachzufragen, ob sie die vielfach nicht benutzten Waren noch verkaufen könnten. Sofort wurden alle Abteilungen angerufen, Computerabteilung, ein nagelneuer Casio Taschenrechner vom Feinsten, 1 x nagelneue Skibindung, … die Liste war lang, die Waren in der Regel unbenutzt. Doch immer wieder kam die erstaunte Antwort, wie ich es so mitbekam: Was 8 Jahre alt, nagelneu, können wir nicht mehr gebrauchen, können wir nicht mehr gebrauchen, . . . Als alle infrage kommenden Abteilungen angerufen waren, standen wir wieder am Anfang. Alles unbrauchbar. Wieder Fluchen und Stöhnen der Detektive, es waren mittlerweile schon fast 2 Stunden vergangen. Was nun? Wieder großes Rätselraten.

Dann hatte ich einen Vorschlag: Da ich ja der Fa. Hertie einen Schaden zugefügt habe, wollte ich diesen Schaden pekuniär wieder ausgleichen. So schlug ich denn vor, ob ich nicht nachträglich die Waren, die ich gestohlen hatte, kaufen könnte. Die Detektive fielen mir fast um den Hals, das schien des Rätsels Lösung. Wieder wurde in allen Abteilungen angerufen und nach dem damaligen Preis gefragt. Ja, da kam ein hübsches Sümmchen zusammen. Ich hatte vorsichtshalber einen größeren Betrag mitgenommen, für den Fall der Fälle, dass ich dies so ausgleichen könnte.

Wir gingen dann gemeinsam zur Hauptkasse, viele Mitarbeiter kannte ich ja noch von früher und immer wieder wurde ich dann gefragt: Hei Thomas, na kommst du wieder zu uns?

Als ich alles bezahlt hatte, begleiteten mich die beiden Kleiderschränke, jetzt sichtlich froh gestimmt, diesen prekären Fall auf so elegante Weise gelöst zu haben, hinunter zum Personaleingang, dort wurde ich mit der Bemerkung und dem Dank entlassen: Wenn es nur mehr von der Sorte wie dich gäbe. Ironie des Schicksals.

Als ich draußen vor dem Personaleingang stand, hatte ich immer noch die Plastiktüten voll mit den gestohlenen Sachen in der Hand, doch jetzt wusste ich zum ersten Mal: Diese Schuld ist weg, dafür hat mein Herr Jesus am Kreuz bezahlt. Das kommt im Gericht Gottes nie wieder auf den Tisch.

Dies war dann der Anfang einer langen Aufräumaktion, die ich durchführen sollte. Beziehungen wurden bereinigt, sexuelles Fehlverhalten korrigiert, das ganze Leben in einer Generalbeichte auf einer Freizeit einem Bruder ausgeschüttet. Dem Herrn sei dank, er hat alles immer in homöopathischen Dosen offenbart, der Anfang war der schwierigste Teil, aber auch der lohnendste. Die Scheu war überwunden, Schuld beim Namen zu nennen und aufzuräumen. Alle unsere Schuldbewältigungsmechanismen gehen fehl. Wir denken immer: Pst, nichts sagen, das wird schon wieder! Gottes Schuldbewältigungsprogramm hört sich in 1. Joh, 1,9 nicht ganz so scharmant an:

Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.

Das Blut Jesu reinigt von aller Schuld, von aller.

Wir wollen immer zudecken, dass es keiner merkt. Die Kellerleichen dürfen nicht zum Vorschein kommen. Gottes Programm ist anders: zuerst deckt er auf und dann deckt er es mit dem Blute Jesu zu. Dann ist die Schuld wirklich weg.

So habe ich es erfahren und wünsche dir, der du das liest, dieselbe Erfahrung.

Soli deo gloria

Bremen, 1.8.2023

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 28. August 2023 um 5:00 und abgelegt unter Allgemein.