Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Jetzt kommt der Mann fürs Grobe – Jesus (Micha 2,13). Predigt von Thomas Karker

Sonntag 6. August 2023 von Prädikant Thomas Karker


Prädikant Thomas Karker

Prädikant Thomas Karker, Bibelgemeinde Bremen 23.7.2023

Jetzt kommt der Mann fürs Grobe – Jesus (Micha 2,13)

Wenn wir mit dem Zug nach Stuttgart gefahren sind, haben wir immer wieder nach der Baugrube ‚Stuttgart 21‘ geschaut. Da musste man sich ja kilometerweit durch den Berg durcharbeiten. Was für ein Durchbruch. Das war schon gigantisch anzuschauen. Was für eine gewaltige Baugrube ist am Bahnhof da entstanden. Wie viel Tonnen an Erde, Gestein und Beton mussten da bewegt werden. So ein Durchbruch ist immer etwas Gewaltiges und Kostspieliges. Und hoffentlich kommt man dann auch auf der anderen Seite an der richtigen Stelle heraus.

Von so einem anderen Durchbrecher wollen wir heute hören. Micha 2,13 „Es wird ein Durchbrecher vor ihnen herauf fahren, sie werden durchbrechen und zum Tor aus- und eingehen; und ihr König wird vor ihnen her gehen, und der Herr vorne an.“

Zuerst wollen wir uns einmal die Einleitungsfragen ein wenig anschauen:

Wer war Micha? Micha bedeutet: „Wer ist wie Jahwe.“ Er war ein Prophet aus Moreschet (35 km südwestlich von Jerusalem). Beruf vermutlich Hirte.

Abfassung: Micha gibt die Zeit selbst an (1,1): Er empfing seine Prophezeiungen zur Zeit der Könige von Juda: Jotam, Ahas und Hiskia. Diese Könige herrschten zwischen 735 und 697 v. Chr. Aufgrund seiner Botschaft dürfte seine Hauptwirkungszeit vor der Wegführung Israels in die assyrische Gefangenschaft (722 v. Chr.) fallen, also zwischen 730 und 720 v. Chr. Er war damit ein Zeitgenosse des Propheten Jesaja (Jes. 1,1).

Michas Dienst begann zur Zeit des Königs Jothams (750-731 v.Chr.), der zwar auf den HERRN vertraute, sich gegen die Assyrer wehrte, aber nicht die Abschaffung des Götzendienstes durchsetzte (vgl. 2Kön 15,32-38). Sein Nachfolger Ahas (731-715 v. Chr.) betrieb eine pro-assyrische Politik, die hohe Zahlungen forderten. Anstatt auf den HERRN vertraute er lieber auf seine Verbündeten. Trotz aller Warnungen des Propheten Jesaja. Ahas war ein gottloser König, der das Volk noch tiefer in den Götzendienst hineinführte.

Eine Wende geschah durch den König Hiskia (715-686 v. Chr.). Er lehnte sich gegen die assyrische Herrschaft auf und vertraute dem HERRN.

Situation:

Die Machthaber (2,1-5)

Sie nehmen sich mit Gewalt den Grundbesitz anderer Volksgenossen und erweitern damit ihr Erbteil auf ungerechte Weise. Gott wird ein Joch auf sie legen, aus dem sie ihre verwöhnten Hälse nicht mehr ziehen können (2,3). Ihr zu Unrecht erworbenes Gut wird verwüstet.

Die falschen Propheten (2,6-11)

Sie empören sich über die Botschaft Michas. Die Gute Nachricht bringt das sehr gut zum Ausdruck:

Mi 2,6 „Hör auf mit dem Gesabber!!“ so sabbern diese Leute. So darf ein Prophet nicht reden. Deine Beschimpfung trifft uns nicht!

Sie rechneten fest damit, dass Gott nicht die Geduld mit ihnen verlieren würde. Das würde nicht seiner Art entsprechen, so dachten sie und wiegten damit das Volk in falscher Sicherheit. Micha ließ sich nicht einschüchtern, sondern stellte klar, dass er ihnen nicht nach dem Mund reden würde.

Mi 2,11 Soll ich etwa den Mantel nach dem Wind hängen, soll ich lügen, dass sich die Balken biegen, soll ich prophezeien, dass es Wein und Bier in Strömen regnet? Das wäre ein Prophet nach dem Geschmack dieses Volkes! (GN)

Der erste Zyklus endet jedoch nicht mit dem Gerichtsurteil, sondern es folgt eine wunderbare Heilsbotschaft (2,12-13).

  1. Jesus, der Durchbrecher für sein Volk.

Das Durchbrechen zeigt an, dass viele Schwierigkeiten vorhanden sind. Der Durchbrecher muss so stark sein, dass er alle Hindernisse und Befestigungen umstürzen kann, um den Eingesperrten die Freiheit zu verschaffen. So sah es um die Juden aus.

Wir denken jetzt zurück, weit zurück an die Gefangenschaft der Kinder Israel in Ägypten. Rein menschlich war es unmöglich, dass sie dort jemals wieder herauskommen könnten. Dann ist der große Durchbrecher für sie in den Riss getreten. Da stehen die Israeliten nun am Roten Meer, rechts und links Felswände, hinter ihnen die Ägypter, vor ihnen das Meer. Völlig kraftlos, aussichtslos, hoffnungslos. Und dann tritt Gott auf den Plan. Gott bricht durch.

Die Kinder Israel hatten während ihrer vierzigjährigen Reise durch die Wüste die Wolken- und Feuersäule zu ihrem Wegweiser und Schutz. Die alten jüdischen Rabbiner sagen von ihr, sie habe vor den Kindern Israel her die Wege gebahnt, Berge geebnet, und die wilden und giftigen Tiere verscheucht und getötet. Zwar meldet uns die heilige Schrift dieses nicht, doch sagt David Psalm 105,39: sie habe ihnen des Tages zur Decke gegen die Hitze, und des Nachts zur Leuchte gedient; so wie Moses uns berichtet.

Diese Wolken- und Feuersäule war ein Vorbild von Christus. Er zieht vor seinem Volke her, oder tritt hinter sie, wie sie es brauchen. Er bedeckt sie gegen den Brand der göttlichen Herrlichkeit, und erleuchtet ihre Nacht.

Er leitet die Elenden recht, und lehrt die Elenden seinen Weg. Er streitet für sie und bahnt ihren Weg vor ihnen her; als ein Durchbrecher fährt Er vor ihnen herauf, und sie werden auch durchbrechen, ihr König geht vor ihnen her, und der Herr vorne an.

Die vorgelesenen Worte enthalten zunächst eine Verheißung von der Erlösung des Volkes Israel aus der babylonischen Gefangenschaft.

Von den Chaldäern weggeführt, schien ihre Erlösung unmöglich, sie waren gefangen in Babel – dieser unermesslichen Stadt – deren Mauern zu den sogenannten sieben Weltwundern gerechnet wurden, wegen ihrer Höhe und unglaublichen Breite. – Der Herrscher des Reichs war der mächtigste, den die Erde gesehen hatte, und so stolz, dass er allen Königen ein Joch zuschickte, als eine Aufforderung, sich ihm zu unterwerfen, und die nicht wollten, zwang er.

Aber diese Worte deuten auf eine herrliche Befreiung durch einen König, der ihr König und Gott ist. Nach dem vorigen Vers wird seine Erlösung vorgestellt, wenn es eigentlich heißt: fürwahr – ganz gewiss – fürwahr, Ich will sie nach Hause bringen, wie Schafe von Bazra. Dies hat sich ja (Jeremia 25,12) erfüllt: Wenn aber die siebzig Jahre um sind, will ich heimsuchen den König von Babel und jenes Volk, spricht der HERR, um ihrer Missetat willen: Der Durchbrecher zog vor ihnen her.

Ebenso ist er durchgebrochen, wie Jesus es selbst prophezeit hat, dass in Jerusalem kein Stein auf dem andern bleiben wird. Da hören wir es noch in den Ohren klingeln: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (Mt 27,25) Und was haben wir in der Geschichte erlebt, wie Jerusalem zermalmt wurde? Wer schon einmal die Geschichte dieser Eroberung bei Josephus Flavius gelesen hat, wird erschaudern, mit welcher Präzision hier der Durchbrecher Jesus Christus am Werke war, um sein Volk in die Völkerwelt hineinzuführen und ihr Blut über sie und ihre Kinder zu bringen. Über 1 Million Tote Juden!

Aber was sehen wir ab ca. 1870, wie der Durchbrecher Jesus Christus sein Volk wieder begonnen hat es zu sammeln. Theo Hertzl als Vertreter des Zionismus. Niemand hätte einen Pfifferling für die Juden nach dem Desaster des 3. Reiches gegeben. Und wie mächtig ist der Herr Jesus Christus für sein Volk als Durchbrecher tätig gewesen, als am 8. Mai 1948 der Staat Israel ausgerufen wurde. Das war bei Jesaja und Jeremia lange vorher angekündigt gewesen. WEG hast du allerwegen, / an Mitteln fehlt dir‘s nicht; / dein Tun ist lauter Segen, / dein Gang ist lauter Licht. / Dein Werk kann niemand hindern, / dein Arbeit darf nicht ruhn, / wenn du, was deinen Kindern / ersprießlich ist, willst tun. (Paul Gerhardt)

Und dann wird er als der große Durchbrecher für sein Volk wiederkommen und das Wort und zum Tor aus- und eingehen; und ihr König wird vor ihnen her gehen, und der Herr vorne an, wird sich buchstäblich erfüllen. Dann wird das ganze Volk Israel sich zu seinem Messias Jesus bekehren, und sie werden aufschauen auf den, den sie durchstochen haben und sich als erstes Volk komplett Jesus anvertrauen.

  1. Jesus, der Durchbrecher der Folgen des Sündenfalls.

Diese äußere Erlösung war nur ein Bild einer weit größeren und wichtigeren Erlösung durch Christus, die vom Paradies an verheißen war. Deshalb heißt er auch mit Recht ein Durchbrecher – Pheretz –. So heißt auch einer der Söhne Judas. Was hat er für sie durchbrochen? Alles, was sie gefangen hielt, alles, was sich vor der Stadt ihrer Glückseligkeit gelagert hat, dass sie nicht hinein konnten. Der Cherub vor dem Paradies war ein Bild davon, um dem gefallenen Menschen den Zugang zum Baum des Lebens zu verwehren. Dann sagt Jesus: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Der Zaun Moses um den Horeb, verhinderte bei Todesstrafe, dass ein Mensch oder Tier nahen durfte, bis es beim neuen Jerusalem heißt: Ihr seid gekommen nicht zu dem Berge, der mit Feuer brannte, sondern zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem …, und zu der Gemeine der Erstgebornen … (Hebr 12,22). Das ist das Werk des großen Durchbrechers Jesus.

Was für furchtbare Gestalten hatten sich da am Wege gelagert, dass man es nicht wagen durfte, auf die Straße des Heils zu gehen!

Œ         Angefangen bei dem alten Drachen, dem Satan, der Jes. 49 den Namen Riesen, ja eines Gewaltigen, trägt, und wo gefragt wird: Kann man ihm den Raub nehmen und seine Gefangenen losmachen? – Nennt ihn nicht Christus einen Gewaltigen, der seinen Palast bewohnt? Heißt er nicht ein Gott dieser Welt? Wird nicht von einer Obrigkeit der Finsternis geredet, und die ganze Waffenrüstung Gottes ist notwendig, um das Feld zu behalten? Ist er nicht bald ein Lichtengel, eine schleichende Schlange, oder ein brüllender Löwe, je nachdem es seinen Absichten entspricht? Hat er nicht eine Kraft, das Wort vom Herzen zu nehmen, zu versuchen, zu verblenden, zu verschlingen? Hat er nicht auch seine Engel, seine Apostel, seine Methoden und listigen Anläufe? Auch in seinem gefallenen Zustand ist er noch eine solche schreckliche Majestät, und wir sollen uns nicht einbilden, wir könnten wider ihn bestehen? Er hat 6000 Jahre Erfahrung, er weiß, wie er uns packen kann. Dies ist also allein schon Hindernis genug, welches durchbrochen werden muss, wenn wir gerettet werden sollen.

         Das nächste Hindernis ist die Sünde. Oft wird sie ja nur als eine kleine Unpässlichkeit betrachtet, die sich von selbst kuriert. Ist dies aber schriftmäßig? O – da heißt es: Dein Schade ist verzweifelt böse, deine Wunden sind unheilbar, – dich kann niemand heilen (Jer 30). Die Sünde, dieses scheußliche, Gott erzürnende, elend machende, und Gottes Feuereifer über uns herabrufende Übel. Dieses Übel, das uns quält, beunruhigt, beherrscht, und – das uns von Gott scheidet, aus dem Himmel verbannt, in die Hölle versenkt. Nur der Sohn Gottes kann diesen Tyrannen zerstören, der sich auf dem Wege gelagert hat, und dessen grimmigen Klauen niemand durch eigene Kraft und Klugheit entrinnt; er muss fortgeschafft werden, oder es ist mit uns verloren.

Ž         Das Gesetz ist das dritte Bollwerk, das uns den Eingang in das neue Jerusalem abwehrt. Es ist der göttliche Handlanger gegen den Menschen, seiner unerlässlichen, heiligen Forderungen und strengen Drohungen beim Übertreten; es ist der aufmerksame Wächter über die Ehre Gottes, der unbestechliche Zuchtmeister für unsere Schuldigkeit, der ernste Richter in jeder Vergehung, der Späher – selbst der geheimsten Gedanken. Es droht im Namen Gottes, es verflucht im Namen Gottes jeden, der nicht alles hält, was geschrieben steht. Wie sollte da für uns an Rettung zu denken sein, solange uns diese, Tod und Untergang speiende Mauer im Wege steht. Bei deren Anblick ist selbst Moses erschrocken. Wo ist der Durchbrecher, der für uns durchbricht. Er heißt Jesus Christ.

         Und, das größte Hindernis: Gott selbst tritt uns als ein verheerendes Feuer in den Weg. Seine heiligen Eigenschaften treten uns in den Weg, dass wir vergehen. Der Heidelberger Katechismus sagt: denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen. Sollte Gott uns mit dieser Gesinnung glücklich machen? Stimmt das mit seiner Gerechtigkeit überein, ein Geschöpf auf ewig um sich zu haben, das nach dem Urteil des Richters den Untergang verdient hat? Ist es seiner Heiligkeit angemessen, Menschen zu lieben, und in seine Gemeinschaft zu nehmen, die er selbst für Sünder, für unrein, für abscheulich erklärt?

Wo bleibt seine Wahrheit, wenn er Strafen nicht vollzieht, die er selbst gegeben hat? Sollte er wirklich etwas sagen und doch nicht tun? Wird er es zugeben können, dass Sünder begnadigt werden, wodurch er den Ungehorsam noch belohnt, nach dem Motto: Es ist nicht nötig, ihm zu gehorchen, tu, was du willst, und es wird am Ende doch gut gehen? Unmöglich kann so etwas der Fall sein!

Jetzt bedarf es einen, der durchbricht: Er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch ihn die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt (2. Kor 5,21).

  1. Jesus, der Durchbrecher zum Heil.

Unser Text fängt mit „herauffahren,“ die Geschichte unsers Königs aber mit „herunterfahren“ an. Das Wort Gottes redet stets mit höchster Gewissheit, und stellt das Zukünftige als gegenwärtig, als längst geschehen dar.

Dein König kommt! Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner Schulter, und er heißt: Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig – Vater, Friedefürst. Nun sollen dem Riesen seine Gefangenen genommen werden. Zieht dieser König vor ihnen her, so muss es ihnen gelingen, dass sie zum Tor einziehen; denn er hat das Joch ihrer Last zerbrochen. Endlich trat der herein, der mit Macht gebot: Lasst diese gehen; der erklärte: Es soll euch kein Haar gekrümmt werden, ohne den Willen meines Vaters im Himmel. Dazu war Macht erforderlich. Wer den Starken binden will, muss der Stärkere sein, um zu bestehen.

Sie haben meine Hände und Füße durchgraben, hieß es 1000 Jahre vorher, ehe es wirklich auf Golgatha geschah.

Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, hieß es 600 früher, ehe es hieß: Im Stall und in der Krippe werdet ihr es finden.

Der König ist zuerst heruntergefahren. Mit welcher Majestät wird das geschehen sein? Unter Donner und Krachen, Blitz und Posaunenhall!

Viele meinten, es müsse etwas Großes geschehen, aber ein Stall – eine Krippe, umschloss das höchste Wunder. Gott, der König, ward als kleines Kind geboren, von einem armen Weib. Nun galt es Glauben, wenn es zu den Städten Judas hieß: Seht, da ist euer Gott! Siehe, der Herr, Herr kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Worauf der Unglaube antwortete: Wie soll dieser es wissen, was gut ist? Torheit! Wer wollte das von dem Kind glauben? Aber trotzdem war der Durchbrecher da, und der Fürst der Finsternis fing an zu zittern; sein Palast bebte; denn, sprach das Kind: Ich will dir den Kopf zertreten. So machte sich die listige Schlange auf, ihn zu verderben. Sie wollte es durch Herodes töten, aber es entfloh, und diese Flucht machte den brüllenden Löwen kühner. Doch es misslang ihm alles; denn unser König heißt: Wunderbar.

Schon in der heiligen Nacht war unsere Sache gewonnen: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Aber nun fing der Krieg erst recht an. Schlau, wie eine Schlange – stark, wie ein Löwe – verwegen, wie ein Wolf – selbst als Engel des Lichts sich zu verstellen, – Satan versuchte unsern König, mit dem Garn seiner Versuchungen zu umspinnen, ihn durch seltsame Blendwerke, selbst durch die Schrift zu verstricken. Warum? Damit Jesus Mitleid haben und helfen könnte, allen, die versucht werden.

Und dann fuhr der König vor ihnen herauf in seinem Tode, wo sie alle mit ihm gestorben sind; wer aber gestorben ist, ist gerechtfertigt von der Sünde. – Hier war der Kampf am heißesten. Der Finsternis war es erlaubt, all ihre Macht, all ihre List, all ihre Waffen wider den Einen im letzten Sturm aufzubieten; der Eine stand allein da, seine Freunde verließen ihn alle, und flohen, – jedoch mit doppelter Begleitung: Ich habe für euch gebetet, und: Lasset diese gehen.

Sein Gott verließ ihn auch, und er erhob ein jämmerliches Klagegeschrei, „Mein Gott, mein Gott … Er hat sonst seinen Mund nicht aufgetan, sondern alles schweigend erduldete.

Was in der sichtbaren und unsichtbaren Welt vorgegangen war unter diesen unbegreiflichen Umständen, das kündete das große Wort an: Es ist vollbracht! Durchbrochen wurden die ehernen dreifachen Tore des zeitlichen, geistlichen und ewigen Todes; die Verheißung wurde erfüllt: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Und abermals: Die Kinder des Todes sollen loswerden.

Hier starb die Sünde; denn zur Sünde war er für uns gemacht, und Gott verdammte die Sünde durch Sünde. Hier starb also auch der Sündensold – der Tod – und wurde umgewandelt in einen Diener der Gläubigen. Hier war dem geistlichen Tod, dem alten Menschen sein Todesurteil gesprochen. Nachdem der Leib der Sünde und des Todes völlig zerstört ist, können auch wir von diesem Tiger loswerden, die Gewalt ist dem genommen, der des Todes Gewalt hatte – nämlich: dem Teufel.

Gott ist versöhnt, seine Liebe offenbart, und da Christus hier ist, der gestorben, ja, vielmehr, der auch auferwecket ist, und sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns – so fragt nun seine Gemeine: Wer will verdammen?

Unser König hilft uns überschwänglich. Wenn ihr könnt, so vertraut ihm ohne Ende, allein, und ganz. Er wird seine Hand zu den Kleinen wenden und sagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. – Denn es wird ein Durchbrecher vor ihnen herauffahren, und sie werden durchbrechen. Ihm sei die Ehre, und Herrlichkeit, und Dank!

  1. Jesus, der Durchbrecher unserer Not.

Ehe die Kinder Israel auf ihrer Wüstenreise sich in Bewegung setzten, erhob sich der Engel des Herrn. Ehe Gott uns auffordert, irgendwelche Glaubensschritte zu tun, geht Er vorwärts. Er verlangt von uns nur durchzubrechen, wo Er schon durchgebrochen hat. Es sind Bewegungen, Gottestaten, in der unsichtbaren Welt, die längst vollbracht sind, auf denen unser Glaube ruht. Weil der Herr Jesus uns auf unserem Weg vorangegangen ist, so ist alles anders, als wenn Er diesen Weg nie betreten hätte.

In diesem Sinn ist es nichts weniger als Glauben. Glauben, was unser fleischliches Auge nichts sieht. Jesus geht immer voraus. Fürchtest du dich vor der Sünde? Schau, Er hat sie an sein Kreuz genagelt. Fürchtest du dich vor dem Tod? Er wurde des Todes Tod. Fürchtest du dich vor der Hölle? Er hat sie längst verrammelt, du wirst die Hölle nie erblicken. Es ist längst in der unsichtbaren Welt Bahn gebrochen für den Glaubensweg auch der Schwächsten und Elendesten. Es sind in der Geisterwelt Siege davongetragen, gegen die kein Teufel und keine Hölle protestieren kann. Jesus, hat gesiegt, und Gott hat ihm alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden, in der Naturwelt, in der Geister- und Geisteswelt, in der Leibes- und Sinnenwelt. Wo der Engel Gottes aufbricht und seine Stellung ändert, da können auch wir aufbrechen oder eine andre Stelle einnehmen. Er bewahrt, stützt und bricht Bahn.

Welche Feinde immer sich dir entgegenstellen mögen, er hat sie alle überwunden. Es lauern wohl Löwen, aber ihre Krallen sind zerbrochen; es zischen Schlangen, aber ihre Giftzähne sind ausgerissen; es toben reißende Ströme, aber sie sind überbrückt und eingedämmt; es zucken Flammen, aber wir tragen das Kleid, das uns unversehrt durchs Feuer bringt. Das Schwert, das zu unserer Vernichtung geschmiedet wurde, ist schon zerbrochen; die Kriegswaffen, die der Feind gegen uns rüstet, haben schon ihre Spitze verloren. Gott hat in der Person Christi alle Macht, die uns irgend Schaden bringen könnte, beseitigt und unschädlich gemacht. Nun dürfen wir den Pilgerlauf getrost fortsetzen, denn alle Feinde vor dir her sind überwunden.

Wir bleiben fest, wenn wir den Löwen Judas anschauen, der überwunden hat und Urheber eines ewigen Heils für alle geworden ist, die ihm gehorsam sind.

O Durchbrecher aller Bande,
Der du immer bei uns bist,
Bei dem Schaden, Spott und Schande
Lauter Lust und Himmel ist,
Übe ferner dein Gerichte
Wider unsern Adamssinn,
Bis uns dein so treu Gesichte
Führet zu dem Ziele hin!

Amen.

 


 

Quelle der obigen Grafik:
Ewald Keck: Route 66. Quer durch die Bibel (AT), Norderstedt 2012, S. 479.

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 6. August 2023 um 3:30 und abgelegt unter Predigten / Andachten.