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Lutz Scheufler: Gnädiger als Gott? Vergebung für Täter und/oder Opfer

Montag 13. Februar 2023 von Lutz Scheufler


Lutz Scheufler

Gnädiger als Gott?

Es gibt Rahmenbedingungen, unter denen Schuld nicht vergeben wird! Der auferstandene Jesus befähigt nach Johannes 20,23 seine Leute: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“. Die Voraussetzung für Sündenvergebung ist, dass der Mensch seine Schuld erkennt, benennt und um Vergebung bittet. Wo das nicht sichtbar ist, wird ihm die Last der Schuld nicht genommen. Gott nimmt die Sünde todernst, deshalb ging Jesus für die Vergebung in den Tod und durch das Grab.

Auch in Lukas 17,3 nennt Jesus die Bedingung für Vergebung: „Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er Reue zeigt, vergib ihm“. Ebenso zeigt es Jesus in den Gleichnissen vom verlorenen Sohn (Lk. 15,21) und vom Schalksknecht (Mt. 18,23–35). Den Soldaten unterm Kreuz hat er auch nicht einfach so vergeben. Er hat für seine Feinde gebetet: „ Vater vergib ihnen “.

Einerseits beobachte ich, dass die göttliche Erfindung „Vergebung“ – nicht nur in christlichen Kreisen – als Waffe gegen Aufarbeitung von schlimmen Vergehen eingesetzt wird: „Wir werden viel verzeihen müssen“.

Andererseits machen manche Christen die Vergebung zu einer billigen Schleuderware. Sie wollen vermutlich gnädiger sein als Gott, indem sie lauthals vergeben, ohne dass der Täter Reue zeigt. Schuld wird nicht mehr ernst genommen und Vergebung findet so nicht statt. In Epheser 4,32 werden Christen aufgefordert: Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Und wie vergibt Gott in Christus? – Durch Sündenbekenntnis und Bitte um Vergebung!

Sofort kommt bei diesem Thema das Argument um die Ecke: Ich habe aber durch meine Vergebung Entlastung erfahren, fühle mich jetzt innerlich befreit.– Das ist sicher eine schöne Begleiterscheinung, riecht aber allzu oft nach Egoismus. Bisher habe ich noch keine einzige Bibelstelle gefunden, die besagt, dass Schuldvergebung zur Entlastung der Opfer eingesetzt wurde. Die Vergebung hat Gott für die schuldgeplagten Täter erfunden. Jesus starb für die Befreiung des Sünders!

Eine andere Sache ist, wenn ein verletzter Christ nicht nachtragend, sondern versöhnlich ist und vergebungsbereit wird – auch wenn der Täter keine Reue zeigt. Bis zur Vergebung ist es zum Beispiel für Eltern, deren Kind ermordet wurde und der Täter im Gerichtssaal feixt, ein langer und steiniger Weg. Wer die schwere Last unters Kreuz bringt, muss nicht verbittern – auch wenn Vergebung nie zustande kommt. Und so ein geplagtes Menschenkind kann dann getrost beten: „… wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ (Mt. 6,12).

Lutz Scheufler, Info-Evangelisationsteam 1/2023

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 13. Februar 2023 um 7:41 und abgelegt unter Allgemein, Predigten / Andachten.