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Pfingsten

Samstag 22. Mai 2021 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Das Pfingstfest wird von manchen als der Geburtstag der Kirche angesehen. Manche Christen feiern Pfingsten als Fest der Geisterfüllung. Wieder andere feiern es als ein liebliches Frühlingsfest, wie es Goethe tat. Die Frage ist, was ist Pfingsten nach dem biblischen Zeugnis wirklich. Was bedeutet dieses Fest? Inwiefern gibt es uns Anlass zur Freude? Das Ziel dieser Betrachtung ist, dass wir neu verstehen, wie unverzichtbar das Pfingstgeschehen für den christlichen Glauben ist.

Eine These zum Einstieg: Ohne Pfingsten bleibt das Christentum Religion. Religion definiert sich bekanntlich als Suche des Menschen nach Gott. Mit Pfingsten wird das Christentum zu einer gelebten, lebensverändernden Wirklichkeit. Pfingsten ist unverzichtbar, wenn wir nach dem Kern des Glaubens und seiner lebensverändernden Kraft fragen. Manche haben noch die Auffassung, Christentum sei eine Religion, eine unter vielen anderen Religionen. Seit Pfingsten ist diese Auffassung überholt. Pfingsten bezeugt die lebensverändernde Kraft des christlichen Glaubens. Darüber wollen wir jetzt nachdenken.

Ankündigungen des Pfingstgeschehens

Rufen wir uns zunächst einmal die vielfältigen Ankündigungen des Pfingstgeschehens in Erinnerung. Pfingsten bricht nicht nur einfach ein in die Lebenswelt und den Glauben der Jünger und der ersten Schar als ein unerwartetes Himmelswunder, sondern Pfingsten war angekündigt. Die Apostel wussten ganz genau, dass Pfingsten auf sie zukommt. Die wichtigsten Ankündigungen sind:

Johannes der Täufer kündigt Pfingsten an, indem er sagt: „Ich taufe euch mit Wasser, aber es kommt jemand nach mir, der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Mt 3,11). Jesus hat in den bekannten und berühmten Abschiedsreden des Johannes-Evangeliums (Joh 13-17) oft und intensiv vom Pfingstgeschehen gesprochen, natürlich in andeutender Weise, denn die Jünger hatten den Heiligen Geist vor Pfingsten noch nicht. Sie waren unfähig, die Geheimnisse des Glaubens und des Pfingstfestes zu verstehen. Jesus musste in Andeutungen mit ihnen reden. In den Abschiedsreden kündigt er den Heiligen Geist an unter dem Bild des Trösters, des Parakleten, der ihn, Jesus, vertritt. Der Heilige Geist wird hier als eine Person in den Blick genommen und geschildert, eine Person, die in der Vollmacht Gottes und des Sohnes Gottes auftreten und handeln wird. Der Heilige Geist ist also nicht nur eine Kraft. Er ist eine Person.

Im Missionsbefehl (Mt 28,20) sind wir schon bei der Kraft des Heiligen Geistes und bei der Ankündigung, dass Jesus alle Tage bis zur Vollendung dieses Äons bei den Seinen sein wird. „Ich bin bei euch alle Tage.“ Ja, wie ist er denn bei uns, in welcher Weise? In Form unserer Erinnerung, die immer mehr verblasst? In Form eines Beispiels, eines Vorbildes, wie wir es leider heute oft hören? Wie ist Jesus bei uns? Er ist im Heiligen Geist als der Sohn Gottes gegenwärtig bei denen, die ihm glauben. Der Vater, der Sohn, der Geist nehmen Wohnung bei all denen, die im Geheimnis des Glaubens leben (Joh 14,23). Die Bibel unterscheidet zwischen einem Zelt, das ist eine Übergangswohnung, und einer festen Wohnung. Der dreieinige Gott lebt fest, unkündbar, in uns und wir in ihm. Das ist Pfingstglaube. Also ist der Missionsbefehl eine Ankündigung des Pfingstgeschehens.

Nach der Auferstehung Jesu finden wir einige sehr interessante Schilderungen, wie sich Jesus den Jüngern genähert hat und wie er mit ihnen gesprochen hat und wie sie mit ihm gesprochen haben. Auch in Joh 20,21-23 finden wir eine deutliche Ankündigung des Pfingstgeschehens, denn dort spricht Jesus den Jüngern Frieden zu. Er spricht ihnen ebenso die Vollmacht zu, gesendet zu sein und als Gesendete das Werk Gottes auszurichten, und er nimmt Pfingsten vorweg, indem er sie anhaucht und ihnen sagt: „Nehmt hin den Heiligen Geist.“ Das ist eine ganz massive körperliche Ankündigung des Pfingstgeschehens, verbunden mit der Bevollmächtigung zur Sündenvergebung: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen, und welchen ihr die Sünden behaltet, denen sind sie behalten.“ Kurz vor der Himmelfahrt (Apg 1,8) spricht Jesus noch einmal von Pfingsten, und zwar konkret von der Kraft, die sie empfangen würden, und von der inneren Bevollmächtigung, Zeugen dieses Christus zu sein, der den Tod überwunden hat, der sich vor der unsichtbaren Welt bezeugt hat und der nun zur Rechten Gottes sitzt. Das waren viele Ankündigungen, so dass die Jünger auf alles vorbereitet waren.

Nun könnte man sagen, damals als Initialzündung für die Jünger war das Pfingstfest wichtig. Sie mussten ja neu aufgerichtet und aufgebaut werden. Ihnen musste der Glaube noch ins Herz geschrieben werden. Man könnte auch sagen, für Prediger, für Missionare, für Seelsorger ist der Heilige Geist wichtig. Von denen muss ja etwas ausgehen. Die müssen Überzeugungskraft haben. Die müssen schließlich das erklären können, woran sie glauben und warum der Glaube wichtig ist für andere. Aber warum für uns? Warum ist der Heilige Geist für jeden Christen absolut wichtig?

Warum braucht jeder Christ den Heiligen Geist? Vier Antworten

Die Antwort ist vierfältig und damit vielleicht noch nicht vollständig, aber diese vier Gründe sprechen für sich. Warum hat Paulus, als er seine Missionsreisen durchführte und Menschen begegnete, die schon etwas von Jesus gehört hatten, bei denen er sich aber unsicher war, ob sie gläubige Christen waren – warum hat er die nicht nach ihrer Bekehrung gefragt, sondern nach dem Heiligen Geist? „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?“ Weil der Heilige Geist Signum, unverkennbares Zeichen und Kennzeichen gelebten Christseins ist. Darf ich ganz persönlich fragen: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen? Hast du den Heiligen Geist empfangen?“ Das sollte jeder Christ wissen. „Gab es eine solche Veränderung in deinem Leben?“

Pastor Heinrich Kemner, dessen Mitarbeiter im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen ich ja lange war, fragte immer: „Was hat sich in deinem Leben verändert, als du Christ geworden bist? Irgendetwas hat doch ganz bestimmt der Heilige Geist in deinem Leben bewirkt.“ So darf man doch fragen. Und was ändert sich, wenn wir den Heiligen Geist bekommen? Um noch einmal Heinrich Kemner zu zitieren: „Wenn du ein Spatz gewesen bist, wirst du natürlich keine Nachtigall, aber du wirst ein echter Spatz.“ Also: Du wirst ein authentischer Mensch, der weiß, woher er kommt und wohin er geht.

Warum brauchen wir den Heiligen Geist, wenn wir als Christen leben wollen?

1.) Nur durch den Heiligen Geist kann ich Jesus wirklich als Herrn erkennen, als Herrn dieser Welt, der sichtbaren und unsichtbaren Welt, und als meinen persönlichen Gott und Heiland. Und ebenso als Schöpfer der Welt, durch dessen Hand alles gegangen ist. Dem ich mich und mein Leben verdanke. Der den Makrokosmos und den Mikrokosmos in seiner Hand hält. Dessen Wort Inbegriff aller Information, alles Lebens ist. Nur durch den Heiligen Geist kann ich das erkennen und bekennen. „Nur durch den Geist können wir Jesus den Herrn nennen.“ (1 Kor 12,3) Dabei geht es nicht um Lippenbekenntnisse, sondern um die Erkenntnis, dass ER wirklich der Herr ist und wir seine Diener, seine Nachfolger, denn Jesus den Herrn nennen heißt immer, sich selbst als Diener zu bekennen.

2.) Nur durch den Heiligen Geist gibt es die Gewissheit, ein Kind Gottes zu sein, die Gewissheit, nach der ja viele Religionen Ausschau halten, und die es woanders nicht gibt und nicht geben kann, denn nur der Heilige Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind (Röm 8,16). Nur wenn ich den Heiligen Geist habe, weiß ich, dass ich ein erlöstes und errettetes Kind Gottes bin. Mit allen Gebrechen, das ist klar. Wir sind noch nicht im Himmel angekommen. Aber das sagt mir der Geist Gottes: Christus ist für dich da. Er ist für dich gestorben. Er ist für dich auferstanden, und er lebt in dir. Du darfst unbesorgt in die Zukunft gehen. Er umschließt dein ganzes Leben, die Zeit deines Lebens, die Umstände – Er ist der Hirte, der dich auf rechter Straße führt. Das ist das Werk des Geistes.

3.) Nur wer den Heiligen Geist hat, empfängt den Leib der Herrlichkeit. Das ist die Aussage von Römer 8. Ein ganzes Kapitel widmet Paulus diesem Herrlichkeitsleib. Das ist ihm so wichtig, dass wir einen Leib empfangen sollen ohne Krankheit, ohne Tod, ohne Tränen, ohne Gebrechlichkeit und vor allem ohne Sünde. Einen Leib, in dem wir die Schönheit Gottes schauen werden und ihm in freier Dankbarkeit und Hingabe dienen werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. Paulus sagt (Röm 8,23): „Wer das Angeld des Heiligen Geistes hat, der darf auch auf diesen Leib, auf die große Restzahlung warten und sich freuen.

4.) Nur im Heiligen Geist gibt es wahre und wirkliche Freude und wahren und wirklichen Frieden (Röm 14,17). Paulus schätzt die Freuden des Lebens keineswegs gering ein. Er ist kein Kostverächter. Aber an dieser Stelle unterscheidet er. Die Herrschaft Gottes besteht nicht darin, dass wir viel und gut essen und trinken können. Das dürfen wir selbstverständlich. Aber die Herrschaft Gottes gibt dir noch unendlich mehr: Frieden und Freude. Freude und Frieden im Heiligen Geist.

Diese vier Gründe sollten eigentlich genügen, um jeden Christen davon zu überzeugen, dass er den Heiligen Geist dringend benötigt.

Das Pfingstgeschehen

Nun steuern wir auf das Pfingstgeschehen zu (Apg 2). Wir können dieses großartige Kapitel hier nicht ausführlich betrachten und auslegen, aber die wichtigsten Elemente wollen wir doch in den Blick nehmen. Fünfzig Tage nach dem jüdischen Passahfest, also nach Tod und Auferstehung Jesu, kommt der Heilige Geist vom Himmel herab über die ersten Christen.

Das ist eine unerhörte Botschaft. Dazu muss man das Alte Testament etwas kennen. Dann wissen wir, dass es an dem fünfzigsten Tag nach dem Passahfest ein weiteres Fest gab, ein Hingabe-, Dank- und Opferfest. Da wurden die Erstlingsbrote der neuen Ernte Gott geweiht. Das erste Brot durfte Gott betrachten und als sein Eigentum bewerten. Zu Pfingsten geht es auch um die Erstlinge. Die, die hier mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, sind die Erstlingsschar der Gemeinde Jesu. Eine wunderbare Botschaft. Denn wo es Erstlinge gibt, da gibt es auch noch andere, weitere, viele, sehr viele, die ganze Gemeinde aller Räume und aller Zeiten folgt diesen Erstlingen.

Was machen denn die Erstlinge? Sie rühmen Gott und geben damit ein Zeichen, ein Vorbild für jede christliche Predigt. Jede Predigt hat zunächst einmal und zuallererst Gott zu rühmen und seine Wohltaten in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn man sich die Predigtfragmente aus der Apostelgeschichte ansieht, da wird immer und überall Gott gerühmt und gepriesen. Wenn Sie ein Kriterium brauchen für die Predigt Ihres Verkündigers in Ihrer Gemeinde – hier ist das Kriterium. Wird Gott gerühmt? Werden Gottes Wohltaten in den Mittelpunkt gestellt? Das ist das untrügliche Kennzeichen einer neutestamentlich orientierten Predigt. Auch in 1 Petr 2,9, dieser Stelle, die die Vorrechte der christlichen Gemeinde zusammenfasst, ist von den Wohltaten die Rede, die zu verkündigen wir berufen sind.

Wie machen die Erstlinge das denn? Wie predigen die denn? Wie drücken sie sich aus? Das griechische Wort glossa kann man mit „Sprache“ und mit „Zunge“ übersetzen. Ich empfehle hier die Übersetzung „Zunge“. „…und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie allen an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer, und er setzte sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu reden in anderen Zungen, wie der Geist ihnen gab, auszusprechen“ (Apg 2,1-4).

Sie sprachen also mit anderen Zungen. Was soll denn das bedeuten? Unsere Zunge ist das Organ, mit dem wir reden, artikulieren, mit dem wir eine Sprache sprechen. Wenn ich eine andere Zunge habe, kann ich also eine andere Sprache sprechen. Das ist wohl hier gemeint. Aber was war das für eine Sprache, die hier plötzlich gesprochen wurde?

Denken wir einmal an das Alte Testament, an den Turmbau zu Babel. Was hat Gott damals verhängt, nachdem die Menschheit sich erkühnt hat, sich einen solchen Namen zu machen, der bis in den Himmel reichen sollte? Das war ja im Grunde ein Ausdruck dafür, selber wie Gott sein zu wollen. Da hat Gott die Sprachen verwirrt. Da hat Gott die damals noch einheitliche menschliche Sprache verwirrt, und es entstanden viele Sprachen, so dass die Menschen sich untereinander nicht mehr verständlich machen konnten. Und hier geschieht nun dieses Wunder, dass eine neue Sprache gesprochen wird, eine Sprache, die bleibt. Eine Sprache, in der die Menschen sich verstehen und verständigen können. Eine Sprache, die im Himmel gesprochen wird. Eine Sprache, die dort vor dem Thron Gottes gesprochen werden wird.

Wer die Johannes-Offenbarung kennt, der weiß, dass sich dort Menschen aus vielen Völkern und Sprachen vor Gott vereinigen und eine einzige Sprache sprechen und in dieser Sprache Gott rühmen. Und hier zu Pfingsten geschieht dieses Wunder, dass diese Sprache schon aufblitzt in Zeit und Raum. Und andere Menschen aus allen möglichen Ländern und Sprachen und Dialekten verstehen diese Sprache, Menschen aus allen möglichen Völkerschaften. Gemeint sind hier Diaspora-Juden, die sich zu diesem Erntefest zu Pfingsten in Jerusalem versammelt haben. Die verstehen jetzt, dass und wie hier Gott gerühmt wird. Die werden hineingenommen in diese himmlische Anbetung.

Wie ist das zu verstehen, dass Menschen eine neue Sprache verstehen können, die sie noch nie gehört hatten? Die konnten sie doch unmöglich verstehen. Das lässt sich nur deuten als ein Hörwunder, das neben das Sprachwunder tritt. Der Heilige Geist befähigt die ersten Christen, sich hineinnehmen zu lassen in die himmlischen Lobgesänge, und er befähigt gleichzeitig Hörer, die sich dem nicht verschließen, sich ebenfalls hineinnehmen zu lassen in diese himmlischen Lobpreisgesänge. Das ist das doppelte Wunder des ersten Pfingstfestes der Gemeinde Jesu.

Wir merken, Pfingsten zieht uns hinein in den Thronsaal Gottes, wo wir in ewiger Anbetung Gott rühmen und preisen. Pfingsten weist über sich hinaus. Wir merken, wenn wir diese Verse lesen und auch das, was Petrus in seiner Pfingstpredigt sagt, dass all die Ankündigungen Jesu in seinen Abschiedsreden sich hier schlagartig erfüllen. Die Jünger und die anderen Mitglieder der ersten Gemeinde werden mit dem Heiligen Geist getauft. Der Tröster ist da, der sie in alle Wahrheit leitet, der ihnen Verstehen und Verständnis schenkt. Jesus Christus selbst ist gegenwärtig im Heiligen Geist. Es ist Kraft da, und es ist Vollmacht da. Alles, was vor Pfingsten mit Pfingsten verbunden war, das löst sich ein und erfüllt sich.

Die Pfingstpredigt des Petrus

Sehen wir uns die Pfingstpredigt des Petrus an (Apg 2,17-36). Petrus gibt zuerst eine Deutung dieses Pfingstereignisses und hat dann eine besondere Botschaft. Die Deutung bezieht sich auf ein Zitat aus dem Prophetenbuch des Joel im 3. Kapitel, der das schon Jahrhunderte vor Christus angekündigt hat, dass Gott seinen Geist allem Fleisch zuteilwerden lassen wird. Das ist die Ursprungsverheißung, der wir es heute verdanken, dass auch wir den Heiligen Geist empfangen können. Joel spricht zu Israel, zu jüdischen Menschen: Ihr sollt das vermitteln. Ihr werdet ausgestattet werden mit Vollmacht zur Predigt und Verkündigung. Das ist also das Zweite, dass wir empfangen können. Erstens den Heiligen Geist, und zweitens die Botschaft, die Israel weitergeben soll, nämlich der Völkerwelt das Wort Gottes weiterzusagen.

Ich würde hier nicht sein und ich könnte nicht in mein Bibelbuch hineinblicken, wenn nicht jüdische Menschen bevollmächtigt gewesen wären, diese Botschaft aufzuschreiben und weiterzusagen. Und in Zukunft, in der neuen Welt Gottes, wird Israel in einem jetzt noch ungeahnten Ausmaß diese Ursprungsverheißung aus Joel in die Tat umsetzen, wenn es erneuert wird und Christus gekommen sein wird, und wenn es eingesetzt wird in diese Uralt-Verheißung, ein Priester- und Königsvolk für die Menschen zu sein. Auch das ist schon hier in der Vision des Joel zu finden.

Jeder soll errettet werden, der Christus anruft. Auch das ist schon von Joel angekündigt. Was ist das für ein Prophet! Was ist das für eine prophetische Botschaft! Und wenn wir dann noch die Botschaft des Petrus hören, dann bekommen wir einen noch gewaltigeren Eindruck. Hier erfüllt sich das, was das Kernzentrum christlicher Botschaft, der Ruhm Gottes und die Darstellung christlicher Wohltat ist. Denn was macht Petrus in dieser Pfingstpredigt anderes, als dass er die größte Wohltat Gottes, die es überhaupt gibt, nämlich die Bezwingung des Todes für die todesverfallene Menschheit in den Mittelpunkt stellt, und die Auferweckung Christi predigt. Diese Predigt geht vielen durchs Herz. Das ist immer Kennzeichen echter Erweckung, für die wir heute auch täglich beten sollten. Dass da Menschen kommen und sagen: „Was sollen wir tun? Wie geht es jetzt weiter in unserem Leben, wenn Gott das gemacht hat?“

Und dann kommt der leider sehr kurzgehaltene Bericht über die erste Gemeinde (Verse 42-47). Wir kennen die vier maßgeblichen Kennzeichen dieser ersten Gemeinde, die damit auch Urbild der christlichen Gemeinde geworden ist. Wir können und sollten unsere eigene Gemeinde an diesem Urbild immer wieder messen.

1.) Sie hielten unbeirrt an der Lehre der Apostel fest. Wie viele Gemeinden haben hier heute Nachholbedarf. Wie weit hat sich gerade die evangelische Kirche von der lehre der Apostel entfernt!

2.) Sie nehmen Anteil aneinander. Sie pflegten praktische Gemeinschaft. Sie nahmen Anteil an den Nöten, an den Leiden und Freuden der anderen.

3.) Sie feierten das Mahl des Herrn und vergegenwärtigten sich damit die Auferstehung Jesu immer wieder und lebten in der praktischen Vergebung der Schuld.

4.) Sie beteten gemeinsam.

Das ist Gemeinde. Das ist Pfingstgemeinde im besten Sinn des Wortes.

Zusammenfassung: Das Werk des Heiligen Geistes

Ich fasse das Werk des Heiligen Geistes zusammen. 1.) Er lehrt uns, die Worte Jesu zu verstehen. Er übt sie uns ein. Der Heilige Geist ist unser Trainer. Er ist unser Seelsorger. Er hilft uns. Er nimmt uns an die Hand. 2.) Er führt uns in die Wahrheit, in alle Wahrheit (Joh 16,13). Wahrheit ist immer die Wirklichkeit, wie Gott sie sieht und wie Gott sie erschafft. Wir bekommen durch den Heiligen Geist einen Blick, die Welt, uns selbst, andere Menschen so zu sehen, wie Gott sie sieht. Das ist Einübung in eine neue Sicht der Dinge, die der Heilige Geist uns schenkt. Die ist voller Hoffnung, blickt hinter die Kulissen, versteht den Menschen besser als er sich selber. Das ist dieses Lehren und Erinnern. Das ist dieses Hineingenommen sein in die Wahrheit. 3.) Er verherrlicht Christus. Er macht Christus groß, und das kann er nur so machen, indem er uns auf den Boden der Tatsachen, auf den Teppich zurückholt. Er macht uns realistisch. Wenn der Heilige Geist an uns wirkt, beginnen wir an unseren Möglichkeiten zu verzagen und an Gottes Möglichkeiten zu glauben, seine Allmacht und unsere Ohnmacht einzukalkulieren in unser Leben. Das ist Werk des Heiligen Geistes.

Wie bekommt man den Heiligen Geist?

Wenn nun jemand fragen will, wie bekomme ich den Heiligen Geist, dann gibt es nur eine Antwort: Indem du Jesus Christus einlädst, dein Herr und dein Erlöser zu sein. Denn er bringt den Heiligen Geist mit, so wie er es angekündigt hat (Joh 7,37): „Wen da dürstet, der komme zu mir und der an mich glaubt, trinke. Wie geschrieben steht: Ströme lebendigen Wassers werden von ihm fließen.“ Das „ihm“ meint Jesus. Jesus ist die Quelle des Heiligen Geistes. Von ihm gehen diese Lebensströme aus. Das hat schon Jesaja angekündigt. „Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre“ (Jes 44,3).

Ich wünsche allen Lesern ein Pfingstfest, das uns aus der Zeit in die Ewigkeit hineinnimmt, das uns aus der Vergänglichkeit in die Unvergänglichkeit führt, und das unser Glaubensfundament wird, ist und bleibt.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius

Dieser Text ist eine etwas überarbeitete Fassung meines Vortrags über das Pfingstfest, den ich für die Bibel TV-Reihe „Festzeiten des Glaubens“ aufgezeichnet habe. Diese 7-teilige Vortragsreihe über das Kirchenjahr mit TV-Seminaren zu den Themen Advent, ,,Wie soll ich dich empfangen?“, Weihnachten, „Gnadenbringende Weihnachtszeit“, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten ist als DVD-Set in der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes für 20,00 Euro zzgl. Versandkosten erhältlich. Bestellungen bitte an info@gemeindehilfsbund.de schicken oder über den Link Bestellungen auf www.gemeindehilfsbund.de.

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 22. Mai 2021 um 22:00 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Theologie.