Gemeindenetzwerk

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Eine Glosse?

Freitag 22. Januar 2021 von Pfr. Ulrich Hauck


Pfr. Ulrich Hauck

„Die spinnen, die Römer“, dieses Zitat von Obelix aus den Asterix-Comics, ist zu einem geflügelten Wort geworden, um abgedrehte Meinungen oder Vorstellungen zu kennzeichnen. Diese Redewendung kam mir in den letzten Tagen beim Lesen kirchlicher Nachrichten mehrfach in den Sinn. Da fordert der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland, den assistierten Suizid auch in kirchlichen-diakonischen Einrichtungen zu ermöglichen (FAZ, 11. Januar). Man möchte sich die Augen reiben, aber das soll man ja in Zeiten des Corona-Virus nicht tun.

Also, liest man weiter und schon wieder wird die Diakonie auffällig, dieses Mal in Bayern. In einem Faltblatt zur Schwangerschaftsberatung wird berichtet, wie der „erfolgreichen Geschäftsfrau“ Martina verständnisvoll der notwendige Beratungsschein ausgestellt wird, um ihr Kind abzutreiben, weil „sie sich mit der Schwangerschaft nicht anfreunden kann“. Keine Ermutigung zur Schwangerschaft, kein Schutz des ungeborenen Lebens, Diakonie als „Servicestelle zum Erlangen des Beratungsscheins, also der Lizenz zur vorgeburtlichen Kindstötung“. (idea 3.2021) Geht´s noch?

Nun könnte man als Pfälzer denken, Hannover, Berlin und auch Bayern sind weit weg. Und sogleich fällt mir das Lied ein „Warum ist es am Rhein so schön“. Wäre da nur nicht das Impulspapier der Evangelischen Kirche im Rheinland mit dem Titel „Lobbyistin der GOTT-Offenheit“. Es wundert mich nicht, dass mir bei diesem Geschwurbel sogleich wieder Obelix einfällt, Ihr wisst schon …
Ich lasse mich aber nicht beirren und lese weiter, die rheinische Kirche solle künftig gezielt „Kontakt zu anderen Religionsgemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Akteuren suchen“, um mit ihnen „gemeinsame Sache zu machen“. Sie solle darüber hinaus „öffentlich genauso für den hörbaren Muezzinruf eintreten wie für das Glockengeläut der Kirchen“ und Initiativen zum staatlichen Schutz muslimischer Feiertage unterstützen. (idea online, 18.01.2021) Ist das ein Aufruf zur Religionsvermischung? Oder gar zum Götzendienst? Aber nein, das 1. Gebot lässt sich trefflich uminterpretieren. Und die Worte Jesu zu diesem Thema sind zeit- und kulturbedingt so auszulegen, dass sie für uns heute keine Relevanz mehr haben. Und unweigerlich frage ich mich, wie der Muezzinruf „Allahu akbar“ (Allah ist der Größte) jetzt wieder in den Ohren der Jesiden klingt, die vor der Terrorbewegung „Islamischer Staat“ nach Deutschland geflohen sind, weil sie im Namen Allahs verfolgt und ihre Kinder verschleppt wurden. Und wie geht es dabei den verfolgten Christen, die aus islamischen Ländern bei uns Zuflucht suchten? Geht´s noch? Es zeigt sich mal wieder, schlimmer geht immer. Ich könnt´ die Wand hochgehen!

Was ist zu tun? Austreten aus der Kirche? Dafür hätten auch Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer, Paul Gerhardt, Wilhelm Löhe, Paul Schneider u.v.a. viele Gründe gehabt. Dann hätten sie aber ihr Hirtenamt nicht ausgeführt, in Treue zum Wort Gottes und in Liebe zu den Menschen. Ok, vielleicht hätten sie sich aber dadurch die Verfolgung bzw. gar den Märtyrertod erspart. Was hatte Luther eigentlich bewegt in „Ein feste Burg“ zu dichten: „Das Wort sie solln lassen stahn und kein Dank dazu haben; er ist bei uns wohl auf dem Plan, mit seinem Geist und Gaben. Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: laß fahren dahin, sie haben´s kein Gewinn, das Reich muß uns doch bleiben.“?

Die Demokratiebewegung 1989 in der DDR rief „Wir sind das Volk“, gilt für uns „Wir sind die Kirche“? In Artikel VII des reformatorischen Augsburgischen Bekenntnisses heißt es, dass dort „eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“. Sind und bleiben wir bereit, uns als Gemeinschaft der Heiligen zu versammeln, gemeinsam mit denjenigen Gläubigen, die aus Gewissensgründen ausgetreten sind, denn es gibt nur einen Eckstein: Jesus Christus (Epheser 2,20)? Lassen wir uns von ihm dienen durch Wort und Sakrament, indem wir uns Sonntag für Sonntag in seinem Namen versammeln? Und sind wir bereit, uns immer wieder in seinen Dienst stellen zu lassen, indem wir treu sein Wort verkündigen und der Aufweichung bzw. Umdeutung seines Wortes widersprechen?

Ulrich J. Hauck, im Morgengrauen des 22. Januar 2021

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 22. Januar 2021 um 14:12 und abgelegt unter Kirche.