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Hilflose Genderisten

Dienstag 11. September 2012 von Institut fĂĽr Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.


Institut fĂĽr Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.

Hilflose Genderisten: Bei der Berufswahl versiegt der Mainstream

Wählen junge Frauen die „falschen“ Berufe? Industrielobbyisten, Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitiker(innen) sind davon ĂĽberzeugt: Mädchen entscheiden sich viel zu selten fĂĽr Berufe wie Mechatroniker, Fachinformatiker oder Ingenieurin. Schon lange versuchen sie durch intensive Ă–ffentlichkeitsarbeit, zahlreiche Initiativen und Programme mehr Frauen fĂĽr mathematisch-naturwissenschaftliche Studiengänge und technische Berufe zu gewinnen (1). Die Industrie will ihr Personalreservoir vergrößern; fĂĽr sie ist es ein Erfolg, wenn die absolute Zahl der Ingenieurinnen ansteigt. Eben dies ist in den letzten Jahren geschehen: Angesichts guter Berufsaussichten haben mehr Frauen als je zuvor begonnen, Ingenieurs-wissenschaften zu studieren. Zugleich haben aber auch mehr Männer ein solches Studium aufgenommen. So sind nach wie vor im Maschinenbau mehr als 80 Prozent und in der Elektrotechnik fast 90 Prozent der Studierenden Männer (2).

Techniker-Berufe als Männer-Domäne –  fĂĽr die Advokaten des „Gender Mainstreaming“ ist das ein fortdauerndes Ă„rgernis (3). Ihnen geht es nicht um den Ingenieur-Nachwuchs, sondern um die Nivellierung der Geschlechterdifferenzen. Die Vorliebe von Jungen fĂĽr Techniker-Berufe ist ihnen im Grunde genauso suspekt, wie die von Mädchen fĂĽr das Gesundheits- und Erziehungswesen. Jungen wie Mädchen sollen intensiver aufgeklärt werden, ihre „Talente jenseits einengender traditioneller Rollenbilder“ zu entdecken (4). Statt an der Normalität soll sich die Berufsberatung dafĂĽr am Gleichstellungsideal orientieren: Informationsmaterialien der Bundesanstalt fĂĽr Arbeit wie „MINT & sozial for you“ widmen sich „schwerpunktmäßig der geschlechtsuntypischen Berufswahl“ (5). Jungen sollen ausgerechnet fĂĽr jene Berufe häufiger ergreifen, von denen man die Mädchen wegfĂĽhren will, weil sie zu wenig Einkommen und Karrierechancen bieten wĂĽrden. Wirkung zeigen solche Manipulationsversuche bisher kaum: Nach wie vor sind mehr als 90 Prozent des Personals in Kindertagesstätten Frauen.

Was sind die GrĂĽnde fĂĽr das „Gender Gap“ in der Berufswahl? FĂĽr Anhänger des Gender-Paradigmas sind sie der Nachhall einer patriarchalischen Kultur, die von Männern Rationalität, Erwerbs- und Machtstreben und von Frauen Emotionalität, Häuslichkeit und FĂĽrsorglichkeit erwartete. Indes hat die Kulturrevolution des späten 20. Jahrhunderts mit dem traditionellen Leitbild der Hausfrau und Mutter radikal gebrochen: Erwerbstätigkeit und Karriere sind nach Meinung des Gender-Mainstreams längst die neue Pflicht der Frauen, die ihre Kinder dafĂĽr in institutionelle Betreuung geben sollen. Das groĂźe Vorbild sind die nordischen Länder, in denen Frauen (fast) genauso häufig erwerbstätig sind wie Männer (6). Auch dort sind aber Kindertagesstätten und Krankenpflegestationen weibliche und Mechaniker-Werkstätten männliche Domänen. Gegen die „Stereotypen“ in der Berufswahl kommt offenbar selbst die strenge skandinavische Gleichstellungspolitik nicht an (7). Paradoxerweise entscheiden sich in den freizĂĽgigen Ländern Nordeuropas Frauen sogar seltener dafĂĽr, Technikwissenschaften zu studieren als in „traditionelleren“ Ländern wie Indien.

Dieses „Gender-Paradox“ lässt sich aus den Präferenzen der Frauen erklären: In armen Ländern wie Indien bestimmen wirtschaftlich Zwänge die Berufswahl, weshalb aufstiegsorientierte Frauen oft lukrative Berufe wie Informatikerin ergreifen. In wohlhabenden Ländern wie Norwegen haben Frauen mehr Möglichkeiten, in der Berufswahl ihren eigenen WĂĽnschen zu folgen. Statt fĂĽr die Programmierung von Maschinen entscheiden sie sich fĂĽr den Umgang mit Menschen als Lehrerin oder Ă„rztin (8). Freiheit bekommt dem „Gender Mainstreaming“ eher schlecht, weshalb seine Advokaten zum Dirigismus neigen. Die geschlechtsspezifischen Berufspräferenzen junger Menschen wollen sie nicht hinnehmen, sondern verändern. FĂĽr die Bundesregierung ist das eine „bildungs- und gesellschaftspolitische Daueraufgabe“ (9). Man darf sich fragen: Ist dieser regierungsamtliche Feminismus nicht sehr paternalistisch?

(1) Vgl.: Geschlechtsspezifische Berufswahl von jungen Frauen und ihre Situation im Ausbildungssystem – Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Abgeordneten […] und der Fraktion „DIE LINKE“, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – Drucksache 17/9477, S. 41-42. Eines der vielen dieser Art hieĂź bezeichenderweise „ROBERTA – Mädchen erobern Roboter“ (Ebd., S. 41).

(2) Vgl. ebd., S. 43-44.

(3) Eine Männerdomäne sind insbesondere Berufe wie Mechaniker, Elektriker oder Mechatroniker, während in den Laborantenausbildungsgängen oft Frauen dominieren. Siehe hierzu: „Frauenanteile in technischen Ausbidlungsberufen“ (Abbildung unten). Je differenzierter man also die Berufsgruppen betrachtet, desto schärfer treten tendenziell die Geschlechterdifferenzen in der Berufswahl zutage.

(4) „Mit dem Girls‘ Day und dem Boys‘ Day ermöglicht die Bundesregierung Mädchen und Jungen, ihre eigenen Interessen, Stärken, Fähigkeiten und Talente „jenseits einengender traditioneller Rollenbilder zu entdecken“. Bundestagsdrucksache 17/9477, a.a.O., S. 4.

(5) Ebd. S. 18.

(6) Zum Frauenleitbild der Gegenwartspolitik: http://www.i-daf.org/453-0-Wochen-10-11-2012.html.

(7) Empirische Studien stellen das verbreitete Bild der Geschlechteregalität in Nordeuropa in Frage: Die geringsten Geschlechterdifferenzen findet man nicht in Ländern wie Schweden, sondern in China. Auch das geringste „Gender Pay Gap“ ist demnach nicht in Nordeuropa, sondern   in Ländern wie Swaziland oder Sri Lanka anzutreffen. Vgl. Catherine Hakim: Women, careers and work-life-preferences, S. 279-294, in: British Journal of Guidance & Counselling, Vol. 34, No. 3/2006, S. 284.

(8) C. Hakim belegt eindrucksvoll, dass sich die international zwar unterschiedlich stark ausgeprägten, in der Tendenz aber sehr ähnlichen Differenzen in der Berufswahl, den Arbeitszeitenpräferenzen und den Karrierewegen nicht allein oder vorrangig als Ergebnis von „Diskriminierung“ erklären lassen. Vgl. ebd., S. 284-285. Wie hilflos die Anhänger des „Gender“-Paradigmas empirischen Forschungsergebnissen gegenĂĽber stehen, zeigt ein ebenso  informativer wie unterhaltsamer Film aus Norwegen (mit englischen Untertiteln): http://www.youtube.com/watch?v=p5LRdW8xw70.

(9) Bundestagsdrucksache 17/9477, a.a.O., S. 29.

IDAF-Nachricht der Wochen 36 und 37/2012

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 11. September 2012 um 13:41 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik.