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Ein Bischof gegen die Bibel

Samstag 15. Januar 2011 von Pfr. Wolfgang Sickinger


Pfr. Wolfgang Sickinger

Ein Bischof gegen die Bbel

Altpräses Manfred Kock, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, unternimmt es in einem Interview (Frankfurter Rundschau online 13.1.2011), die Bibel zum Thema „Homosexualität“ zu korrigieren. Er weiß es besser als die Apostel und Propheten, wenn er feststellt, dass „homosexuelle Partnerschaften … nicht bibelwidrig“ seien. Er meint, dass unser Urteil heute „anders ausfallen“ müsse als zu biblischer Zeit. Das biblische zeitbedingte ethische Urteil über Homosexualität sei heute nicht mehr maßgeblich. Deshalb findet er es richtig, dass auch Pfarrer und Pfarrerinnen homosexuelle Partnerschaften leben dürfen.

Mit solchen Äußerungen steht der Altpräses nicht allein, sondern repräsentiert den kirchenleitenden und universitätstheologischen Hauptstrom der evangelischen Kirchen in Deutschland.

Seit Martin Luther weiß man aber in der evangelischen Kirche: Auch Synoden, Professoren und Bischöfe können irren. Selbstverständlich können sie auch Recht haben – bei einem Widerspruch gegen eindeutige Aussagen der Heiligen Schrift müssten sie aber darlegen, dass man die Bibel bisher falsch verstanden hätte.

Nichts dergleichen tut Altpräses Kock. Er wischt die biblischen Aussagen einfach vom Tisch, weil er es besser wissen will. Dass Gott in der Schöpfung seinen Segen der Gemeinschaft von Mann und Frau zugesagt hat (1. Mose 1,27f), dass homosexuelle Praxis dem Herrn „ein Greuel“ ist (3. Mose 18,22), dass ebendiese Praxis eine Folge des Ungehorsams gegen Gottes Willen ist (Römer 1), will er offenbar als unwesentlich aus der Bibel streichen.

Damit offenbart er – vielleicht ungewollt – ein zentrales Problem der evangelischen Kirche: Sowohl Bischöfe wie auch Synoden sind nicht mehr dazu bereit, die Bibel als das offenbarte und geschriebene Wort Gottes zu akzeptieren. Es fehlen Demut und Respekt vor der Heiligen Schrift, es fehlt das Ringen um ihr Verständnis, es fehlt die Bereitschaft, Gott in seinem Wort zu gehorchen und zu folgen.

Um nicht missverstanden zu werden: Diese Bereitschaft fehlt immer wieder bei jedem einzelnen Christen. Weil wir nach Martin Luther immer mit der Sünde in uns und um uns herum zu tun haben, wollen wir uns ständig der Wegweisung Gottes entziehen und unseren eigenen Willen durchsetzen – seit Adam und Eva ist das so. Bemerkenswert ist aber bei Altpräses Kock und etlichen Synodenbeschlüssen, dass sie ausdrücklich und ohne Gewissensbedenken die Bibel korrigieren und maßregeln. Konnte Luther noch vor dem Reichstag in Worms sagen, dass sein Gewissen im Wort Gottes gefangen sei, wird heute von evangelischen Kirchenleitungen ausdrücklich gesagt, dass man sich um zentrale Aussagen des Wortes Gottes nicht mehr zu kümmern braucht.

Gott sei Dank gibt es noch Ausnahmen: Acht Altbischöfe haben in einem gemeinsamen Brief biblisch argumentiert und an die Synoden appelliert, homosexuelle Lebensgemeinschaften in Pfarrhäusern nicht zuzulassen.

Altpräses Kock meint, diesen Mahnruf unter der Rubrik „altersbedingte Ängste“ einsortieren zu sollen. Solch ein Argumentationsniveau ist angesichts dessen, was die acht Bischöfe formuliert haben, unwürdig.

Noch einmal gegen ein Missverständnis: Es geht nicht darum, homosexuell empfindende Menschen herabzusetzen. In den Gemeinden und Kirchen gibt es sympathische Menschen und engagierte Mitarbeiter, die sich als homosexuell empfinden. Niemand will sie diskriminieren.

Was aufgrund der biblischen Theologie aber nicht möglich ist, ist eine kirchliche Segnung ihrer Lebenspraxis.

Wer das wie Altpräses Kock und manche andere doch für richtig und wichtig hält, muss mit exakt denselben Argumenten jede andere Variante sexueller Lebensgemeinschaften segnen und befürworten, wenn sie nur „Verlässlichkeit und Wahrhaftigkeit“ verspricht. Die evangelische Kirche kann diese Gewichte, die auf einer schiefen Ebene nach unten rutschen, nicht mehr aufhalten. Die einzige Instanz, die das kann, ist Gottes Wort in der Heiligen Schrift.

Eigentlich sagt es auch die Kirchenordnung der rheinischen Kirche so – sie wird nur von Kirchenleitungen und Synoden bei der Formulierung bestimmter Beschlüsse nicht mehr beachtet:

Die Evangelische Kirche im Rheinland „bekennt mit den Kirchen der Reformation, daß die Heilige Schrift die alleinige Quelle und vollkommene Richtschnur des Glaubens, der Lehre und des Lebens ist“ (Grundartikel I der Kirchenordnung der Ev. Kirche im Rheinland).

Pfr. Wolfgang Sickinger, MĂĽlheim an der Ruhr, den 14. 1. 2011

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 15. Januar 2011 um 6:00 und abgelegt unter Kirche, Sexualethik.