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Gottesdienst nur mit Polizeischutz

Mittwoch 10. November 2010 von Christian Solidarity International


Christian Solidarity International

Die Islamisierung auf dem Inselstaat nimmt bedrohliche Züge an und die Situation für die christliche Minderheit verschlechtert sich zusehends. Trotz Polizeischutz wurde eine protestantische Gemeinde, die ihren Gottesdienst feiern wollte, von Extremisten angegriffen.

Mitglieder der protestantischen “Batak Filadelfia Kirche” mussten sich am 8. August in Cikating, West Java, gegen heftige Angriffe militanter Islamisten wehren. Ein von der Polizei bewachter Gottesdienstraum, der sich in einer von Moslems bewohnten Wohnsiedlung befindet, wurde gestürmt. Daraufhin wurden die Gottesdienstbesucher mit Stöcken und Steinen attackiert. Die Bilanz: zwölf Verletzte. Da die Mitglieder der evangelischen Gemeinde immer wieder daran gehindert wurden, ihren Gottesdienst zu feiern, mussten sie Polizeischutz beantragen. Der Zeitung “Jakarta Post” zufolge rissen aufgebrachte Islamisten die Polizeibarriere nieder, attackierten die Gottesdienstteilnehmer und forderten sie auf, das Gebäude zu verlassen. Zahlenmäßig unterlegen, mussten die Sicherheitskräfte tatenlos zuschauen.

Problematische Vorgeschichte

Bereits 1998 erwarb die Gemeinde das Grundstück in Ciketing. Wie es das Gesetz verlangt, begann die Gemeinde erst mit dem Bau einer Kirche, nachdem sie die Zustimmung der Nachbarn erhalten hatte. Zwei Jahre später wurde diese jedoch von Extremisten niedergebrannt. Daraufhin kaufte sich die Gemeinde im Juni 2007 ein Haus in Pondok Timur. Es diente als vorübergehender Gottesdienstraum. Zugleich beantragte man einen Neubau. Die Unterlagen hierfür verstaubten in den Schubladen der Behörden, und gegenüber der Gemeinde nahm der Widerstand zu.

Der radikale Teil der Bevölkerung von Pondok Timur störte sich nämlich daran, dass Christen in einer von Muslimen bewohnten Siedlung Gottesdienste abhielten. Um die brisante Situation zu entschärfen, erhielt die Gemeinde im Oktober 2009 von den Behörden die Genehmigung, Gottesdienste in dem Haus in Ciketing abzuhalten. Außerdem wurde das Haus in Pondok Timur von den Behörden geschlossen und versiegelt. Der Bürgermeister Mochtar Mohammed sicherte den Christen Polizeischutz zu. Angesichts dieser Tatsachen hätte es also gar nicht zu einem Übergriff auf die Gemeindemitglieder kommen dürfen.

Einmal mehr zeigt dieser tragische Vorfall, dass in Indonesien die christliche Minderheit ungenügend geschützt wird. Das belegen die zahlreichen Schließungen von Gottesdienstlokalen. So auch die Bauverbote für neue Kirchen. Häufig hatten Unbekannte die bestehenden Kirchen zuvor zerstört. Zudem büßt der Staat Gemeinden, die auf ihren Grundstücken ohne Baugenehmigung ein Gebäude errichten. Weil die Gesuche erfahrungsgemäß abgelehnt oder auf die lange Bank geschoben werden, drängt die Regierung viele Gemeinden zu einer solchen Vorgehensweise.

Instabile Situation

In Indonesien leben 200 Millionen Moslems. Es ist der Staat mit der grössten muslimischen Bevölkerung. Obwohl offiziell 88% Muslime, 9% Christen, 2% Hindus und 1% Buddhisten im Inselstaat leben, ist der Islam nicht Staatsreligion. Die Bürger Indonesiens müssen sich allerdings zu einer der fünf Weltreligionen bekennen. Seit dem Putsch im Jahr 1998 ist die politische Situation äusserst instabil und bietet somit einen optimalen Nährboden für muslimische Extremisten und Nationalisten.

Vor allem religiöse Minderheiten bekommen diesen Einfluss zu spüren. Doch auch gemässigte Moslems werden von den Extremisten unter Druck gesetzt. Auf lokalpolitischer Ebene verschaffen sich die Extremisten immer mehr Einfluss und führen Schritt für Schritt islamische Rechtsgrundsätze ein. 2003 wurde in der Provinz Aceh offiziell die Scharia eingeführt.

Gegenüber Christen herrschte im überwiegend islamischen Inselstaat lange Zeit Toleranz. Das Verhältnis der verschiedenen Religionsgruppen hat sich jedoch mit der zunehmenden religiösen Radikalisierung verschlechtert. Auch Armut und Arbeitslosigkeit tragen dazu bei, dass sich Spannungen in interreligiösen Auseinandersetzungen entladen. In den Jahren 2001 und 2002 wurden allein auf den Inseln Sulawesi und den Molukken mehr als 600 Kirchen zerstört. Gewaltsame Zusammenstösse zwischen Muslimen und Christen forderten seit 1999 rund 10’000 Todesopfer.

Eine Woche nach der Attacke, am 15. August, demonstrierten Christen vor dem Präsidentenpalast in Jakarta. Tausende Teilnehmer forderten anlässlich des Übergriffs mehr Hilfe von der Regierung im Kampf gegen die Christenverfolgung. Als Zeichen der Religionsfreiheit wurde ein Gottesdienst vor dem Präsidentenpalast gefeiert. Organisiert wurde die Kundgebung von der protestantischen Kirche in der Provinz Batak. Diesem Protest fühlt sich CSI verpflichtet und fordert Religionsfreiheit für die christliche Minderheit in Indonesien.

Quelle: Christian Solidarity International (CSI) (www.csi-de.de)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 10. November 2010 um 15:47 und abgelegt unter Christentum weltweit, Weltreligionen.