Bösewicht Manasse: Ist da wirklich Hopfen und Malz verloren? (2. Chronik 33,1-20) Eine Predigt
Samstag 13. April 2024 von Prädikant Thomas Karker
33 Manasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde; und er regierte fünfundfünfzig Jahre zu Jerusalem 2 und tat, was dem HERRN missfiel, nach den gräulichen Sitten der Heiden, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. 3 Er baute die Opferhöhen wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte, und errichtete den Baalen Altäre und machte Ascheren und betete das ganze Heer des Himmels an und diente ihnen.
4 Er baute auch Altäre im Hause des HERRN, von dem doch der HERR gesagt hatte: Zu Jerusalem soll mein Name sein ewiglich, 5 und baute Altäre dem ganzen Heer des Himmels in beiden Vorhöfen am Hause des HERRN. 6 Und er ließ seine Söhne durchs Feuer gehen im Tal Ben-Hinnom und trieb Zeichendeuterei und Wahrsagerei und Zauberei und beschwor Tote und weissagte. So tat er viel, was dem HERRN missfiel, um ihn zu erzürnen. 7 Er stellte auch das Bild des Götzen, das er machen ließ, ins Haus Gottes, von dem Gott zu David gesagt hatte und zu seinem Sohn Salomo: In diesem Hause zu Jerusalem, das ich erwählt habe vor allen Stämmen Israels, will ich meinen Namen wohnen lassen ewiglich 8 und will nicht mehr den Fuß Israels weichen lassen von dem Lande, das ich ihren Vätern bestimmt habe, sofern sie alles halten, was ich ihnen durch Mose geboten habe, nach dem ganzen Gesetz, den Geboten und Rechten.
9 Aber Manasse verführte Juda und die Einwohner von Jerusalem, dass sie es ärger trieben als die Völker, die der HERR vor den Israeliten vertilgt hatte. 10 Und wenn der HERR zu Manasse und seinem Volk reden ließ, merkten sie nicht darauf. 11 Darum ließ der HERR über sie kommen die Obersten des Heeres des Königs von Assur; die nahmen Manasse gefangen mit Fesseln und legten ihn in Ketten und brachten ihn nach Babel. 12 Und als er in Angst war, flehte er zu dem HERRN, seinem Gott, und demütigte sich vor dem Gott seiner Väter. 13 Und als er bat, ließ sich der HERR erbitten und erhörte sein Flehen und brachte ihn wieder als König nach Jerusalem zurück. Da erkannte Manasse, dass der HERR Gott ist.
14 Danach baute er die äußere Mauer an der Stadt Davids westwärts vom Gihon im Tal und wo man zum Fischtor hineingeht und führte sie um den Ofel und machte sie sehr hoch. Und er legte Hauptleute in alle festen Städte Judas. 15 Er entfernte die fremden Götter und den Götzen aus dem Hause des HERRN und alle Altäre, die er gebaut hatte auf dem Berge des Hauses des HERRN und in Jerusalem, und warf sie hinaus vor die Stadt. 16 Und er stellte den Altar des HERRN wieder her und opferte darauf Dankopfer und Lobopfer und befahl Juda, dass sie dem HERRN, dem Gott Israels, dienen sollten. 17 Aber das Volk opferte noch auf den Höhen, jedoch dem HERRN, ihrem Gott.
18 Was aber mehr von Manasse zu sagen ist und sein Gebet zu seinem Gott und die Reden der Seher, die zu ihm redeten im Namen des HERRN, des Gottes Israels, siehe, das steht in den Geschichten der Könige von Israel. 19 Und sein Gebet und wie der HERR ihn erhörte und alle seine Sünde und Missetat und die Stätten, wo er die Opferhöhen baute und die Ascheren und Götzenbilder aufstellte, ehe er sich demütigte, siehe, das steht geschrieben in den Geschichten der Seher. 20 Und Manasse legte sich zu seinen Vätern, und sie begruben ihn in seinem Hause. Und sein Sohn Amon wurde König an seiner statt.
Wenn wir einem kranken Freund einen Arzt empfehlen, dann werden wir sicher bemerkenswerte Beispiele angeben, die wir bei seiner Behandlung erfahren haben. Wenn wir einem Bekannten zu einem Seelsorger raten, dann haben wir von ihm gute Hilfe bekommen. So sind wir immer auf der Suche nach dem rechten Experten, Kurpfuschern vertrauen wir uns nicht an.
Aber, was ist, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind, wenn uns alles nur noch Spanisch vorkommt, und wir noch keine Hieroglyphen entziffern können?
Was ist, wenn der Arzt keinen Rat mehr weiß, der Seelsorger nur noch den Kopf schüttelt, und der Familienexperte nur noch die Schultern hängen lässt?
Das war ja ein Trost, den schon der Bischof Ambrosius einst der Mutter Monika von dem Rechtsanwalt Augustin mitgegeben hat. „Die Gebete einer frommen Mutter sind nicht verloren. Ein Sohn, für den so viele Tränen geweint sind, kann nicht verloren gehen.“ Wir betrachten deshalb die Geschichte von Manasse. Denn hier haben wir ein Musterbeispiel, dass Gott selbst bei einem ganz verlorenen, gottlosen Menschen noch zum Siege kommen kann und sie zurückführt. Aber, wie war das überhaupt möglich, das Manasse unter dem Einfluss eines frommen Elternhauses eine so dunkle Entwicklung durchmachen konnte?
Wir finden im Alten Testament nicht viel von dem, was man genau genommen Bekehrung nennen könnte, wohl im NT, wenn wir an Paulus denken. Eben deshalb ist die Geschichte Manasses so wichtig. Hier sehen wir einen bis an Wahnsinn grenzenden gottlosen König, der so geführt wurde, sich tief vor Gott zu demütigen. Jede Bemerkung wirft ein herrliches Licht auf die Gnade Gottes und sollte uns zur Dankbarkeit anreizen, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist.
Ich muss Ihnen sagen, das Gebet eines Hiskia über seinem kleinen Sohn war nicht vergebens. Das ist ein ganz großer Trost. Das Gebet gläubiger Eltern ist nicht vergebens. „Die Gebete meines Vaters umgeben mich wie Berge,“ so rief der Sohn August Hermann Franckes aus, der lange nichts wissen wollte von seines Vaters Wegen.
Wir wollen uns der Lebensgeschichte Manasses wenden und uns 3 Punkte anschauen:
- das Elternhaus, dann
- das Sünderhaus und endlich
- das Umkehrhaus
- Das Elternhaus
Manasse wurde drei Jahre nach seines Vaters Hiskias denkwürdiger Krankheit geboren. Hiskia bedeutet „Jahwe ist meine Stärke.“ Und dies wird auch das Elternhaus geprägt haben. Er war der Sohn eines frommen Vaters. „Hiskia tat, was dem Herrn wohl gefiel; er hing dem Herrn an und wich nicht hinten von ihm ab und hielt Seine Gebote, die der Herr Moses geboten hatte“ (2. Kön 18,3.6). Er war ein Mann mächtig im Gebet, ausdauernd im Flehen zu Gott, als Sanherib die Stadt belagerte. Es ist etwas Großes, wenn Kinder einen frommen Vater zum Erzieher haben.
Manasses Mutter hieß Hephziba, das heißt: „Der Herr hat seine Lust an dir.“ Wir hoffen, dass sie sich durch Frömmigkeit auszeichnete. In diesem Falle hatte Manasse den großen Vorzug, Dass beide Eltern ihn zum Glauben anleiten konnten. Solch eine Jugendzeit machte seine spätere Sünde um so abscheulicher.
- Sicher hat Hiskia oft mit seinem Sohn von dem allein wahren Gott, von seiner Heiligkeit, Wahrheit und Treue geredet. Er hat die Geschichten über Adam und Eva, Noah, Abraham, Isaak und Jakob, Mose und Josua und alles anderen Geschichten gehört, er hat die Feste und die Ausübung des täglichen Gottesdienstes mitgemacht und er hat mitbekommen, wie Gott seinen Vater gesund gemacht hat. So wusste Manasse, was Gott tat und wollte.
- Manasse wurde seinem Vater in späteren Jahren geboren, nachdem Hiskias Leben durch besondere göttliche Gnade verlängert worden war. Manasse war ein Kind, den Eltern geschenkt, der ganze Stolz des Königspaares. Hochgeschätzt, da wurde ihm sicher viel nachgegeben, und darin liegt immer eine besondere Gefahr. Kinder, die von ihren Eltern verzogen werden, sind sehr zu bedauern. So wird ein Kind, dem man den eigenen Willen lässt schnell zum verweichlichten Star. So mag er doch durch die Bewunderung und Nachgiebigkeit, die ihm von früh an zuteil wurde, schon eine verkehrte Richtung eingeschlagen haben. Eltern, merkt euch dies, verzärtelt eure Kinder nicht!
- Manasse hat schon im Alter von zwölf Jahren den Vater verloren. Es gibt wohl kaum eine größere Prüfung für eine Familie als die, wenn der Vater abgerufen wird, während die Kinder noch jung sind. Wie oft sind dadurch die Kinder durch den Verlust des Vaters ebenso allem verlustig geworden! Manasse, der Prinz, war zu bedauern, als sein Vater abgerufen wurde und ihn, den zarten Sohn, unter Schmeichlern und Götzendienern zurückließ.
- Manasse bestieg als zwölfjähriger Knabe den Thron. Solche hohen und schweren Stellungen sind nichts für Kinder. „Wehe dir, Land, des König ein Kind ist!“ (Pred. 10,16) Es ist schlimm, wenn ein Kind das Zepter schwingen muss, es ist aber „ein köstliches Ding einem Manne, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“ (Klagl. 3,27)
Wer unsere Kinder kennt, der weiß, wie sie durch solch eine Welt besonders leicht verführt werden. Was zieht sie dort an? Der Luxus! Tracht, Macht und Ehre. Stellen Sie sich vor, wenn die Kinder das sehen, gibt es ihnen einen falschen Blick auf die Welt und das steigt Ihnen in den Kopf. Das hat sicher den jungen Manasse früh verführt.
Das Zweite, was da war. Am Hofe gab es viele Höflinge – und die Höflinge sind das Allerschlimmste. Da sind die vielen im Hintergrund, die letztlich die Geschäfte machen, die die Politik bestimmen. Und wir wissen, daß auch bei unseren Kindern unheimliche Einflüsse da sind, wenn sie auf die Straße gehen. Was hören sie da? Was sehen sie? Wir hören es jetzt oft erst, wenn unsere Kinder groß sind und etwas erzählen, was sie alles erlebt haben. Das haben sie uns nie anvertraut. Wie sie Menschen begegnet sind, mit allem Schmutz und allem Dreck, was von Kameraden kam. Wer so aufwächst, wie Manasse, der letztlich nur fasziniert ist von der Welt, von der Welt mit ihrem ganzen Machtrausch, mit ihrem Flitterglanz, der ist verloren, und rutscht ab.
Der Jüngling, ohne einen Führer, dem Macht anvertraut wird. Er hätte einen weisen Ratgeber gebraucht, der zuerst zu Gott um Gnade gerufen hätte. Jetzt hieß es von Manasse: „Und tat, was dem Herrn übel gefiel“ (2. Chronik 33,2).
Das sind also einige von den Verhältnissen aus Manasses Leben. Jetzt habe ich eine schwere Aufgabe, die mich betrübt. „Manasse“ heißt „Vergesslichkeit“! Hat Manasse vergessen, was ihm die Eltern mitgegeben haben?
- Das Sünderhaus
Das 33. Kapitel im zweiten Chronikbuch entrollt uns ein Bild dieses schrecklichen Missetäters. Im zweiten Verse heißt es: „Er tat, was dem Herrn übel gefiel.“ Das ist eine vollständige Lebensbeschreibung von ihm. Nimm seine fünfundfünfzigjährige Regierung im Ganzen, so ist es trotz seiner späteren Buße eine wahre Überschrift, wenn es heißt: „Er tat, das dem Herrn übel gefiel.“ Als ein Sohn Davids war er doch das gerade Gegenteil von ihm. Er war ein wilder Schössling eines edlen Weinstocks.
- Es heißt „Er tat, was dem Herrn übel gefiel, nach den Gräueln den Heiden, die der Herr vor den Kindern Israels vertrieben hatte.“ Er hatte sich anscheinend an die gehalten, die von Gott wegen Übertretung seines Gesetzes zum Tode verurteilt wurden. Wie beklagenswert, dass einer, der fromm erzogen wurde, trotzdem dunkle Wege gegangen ist.
Das ist immer wieder ein Rätsel, dass da gerade in den frommen Familien der Teufel besonders stark einbrechen kann. Das ist hart. Und es ist ein ganz großes Wunder, um jedes einzelne Kind einer frommen Familie, das bewahrt bleibt. Das hat man nicht in der Hand, das kann nie nur die Schuld der Eltern sein. Es gibt ja da Dinge, die man vielleicht kritisch beurteilt, und man macht dabei auch Fehler. Man kann ja immer dazulernen. Aber das Entscheidende ist doch, das man anhalten soll mit Wachen und Beten. Der Teufel geht herum wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Gerade das Haus des Hiskia, dieses gottesfürchtigen Mannes, war nicht verschont.
Die dunklen Mächte liegen uns so nahe und entsprechen uns so oder wie es im Heidelberger Katechismus heißt: Das Menschenherz ist von Natur aus dem Bösen zugeneigt. Es braucht überhaupt gar keinen Kampf und gar keine Entscheidung bei jedem von uns, dass wir im Nu auch alles Heidnische, Dämonische, Teuflische übernehmen können. Jeder gläubige Mensch steht dauernd in Gefahr. Und es ist fast unmöglich, ihn wieder herauszureißen aus den Bindungen der Finsternis, wenn Gott nicht ein großes Wunder an einem Menschen tut. - Jetzt fängt Manasse an, das zu zerstören, was sein Vater geschafft hatte. Im dritten Verse heißt es: „Er baute die Höhen, die sein Vater Hiskia abgebrochen hatte.“ Vielfach schütteln die Kinder alle Hochachtung gegenüber den Eltern ab. Was kümmerte es ihn, was der fromme Vater dazu gesagt haben würde! Er hatte seine Lust daran, was sein Vater niedergerissen, dann niederzureißen, was sein Vater aufgebaut hatte! Warum verlachen die Schwiegersöhne Lots den alten Mann? War sein Glaube so wacklig gewesen?
Das ist ein großes Übel! Wende dich nicht ab von dem Gott deines Vaters, tritt in die Fußstapfen deiner gottseligen Mutter und verachte nicht, was deine Eltern hochhielten! - Manasse versündigte sich auf vielfache Weise. Wie weiter aus dem dritten Verse zu sehen ist, war er eifrig darauf aus, sich an allen Formen des Götzendienstes zu beteiligen. Er „stiftete Baal Altäre, und machte Haine, und betete an allerlei Heer am Himmel, und diente ihnen.“ Ja, noch mehr, noch nicht befriedigt, „betete er auch den Moloch an, und ließ seine Söhne durchs Feuer gehen im Tal des Sohnes Hinnoms.“ Er häufte lasterhafte Götzendiener zusammen und verschickte sie nicht nur weit weg, um mit den verschiedenen Götzen bekannt zu werden, sondern belebte auch die verworfenen Götzen der Kanaaniter, über welche die Strafgerichte Gottes gekommen waren.
- Manasses Sünden waren nicht nur zahlreich, sondern manche auch besonders gräulich. Der Dienst des Baals und der Astarte war mit solchen Gräueln verbunden, und besonders die Astarte oder ihre Symbole (in unserer Übersetzung mit „Opferhöhen“ übersetzt) waren so unzüchtig, dass man sich scheut, nur darauf hinzudeuten. Solch ein Dienst muss das Gemüt des Anbeters in unsagbarer Weise verunreinigt und ihn zu dem gemeinsten Laster befähigt haben. Entsetzlich, Unzucht zur Religion, Laster zum Bestandteil der Anbetung zu machen!
- Aber der gottlose König ging noch weiter und fügte seinen Verbrechen noch die größte Frechheit hinzu, indem er frech dem Herrn ins Angesicht trotzte, denn „er baute Altäre im Hause des Herrn, davon der Herr geredet hat: Zu Jerusalem soll mein Name sein ewiglich. Und baute Altäre allerlei Heer am Himmel in beiden Höfen am Hause des Herrn.“ Musste er sich auch noch an dem Berge Zion vergreifen? – Ja, Manasse wagt es, dieses alles zu tun, und treibt seine Empörung wider den Herrn bis zur äußersten Ausdehnung.
- Einen Beweis seiner furchtbaren Sündhaftigkeit zeigt er in der Behandlung seiner Kinder. Nicht genug, dass er in eigener Person sündigte, nein, auch seine Sprösslinge mussten dem Teufel übergeben werden. „Er ließ seine Söhne durchs Feuer gehen im Tal des Sohnes Hinnoms.“ Wie gesagt wird, wurde Moloch durch ein großes, hohles, ehernes Bild dargestellt, welches glühend heiß gemacht wurde, bis ihm die Flammen aus dem Munde schlugen. Manche Eltern legten ihre Kindlein in die glühenden Arme des schrecklichen Gottes, in welchem sie lebendig verbrannten; andere, wie Manasse, ließen ihre Kinder zwischen diesen glühenden Armen durchgehen, sodass sie eine „Feuertaufe“ empfingen. Es war ein grausames Opfer. Aber erziehen nicht viele Eltern ihre Kinder zu Geiz, Habsucht und Vergnügungssucht? Ich könnte noch Schlimmeres sagen. Wahrlich, die Kinder durch Feuer zu Bacchus, zum Mammon und zu Venus, ja, zum Teufel selbst gehen lassen, ist leider nichts Seltenes!
- Manasse trieb es aufs Äußerste in okkulten Praktiken. Denn es heißt von ihm, „dass er für sich, auf eigenen Antrieb ‚Tage wählte‘ – das bedeutet, er beobachtete glückliche und unglückliche Tage –, dass er auf Vogelgeschrei achtete und zauberte, und stiftete Wahrsager und Zeichendeuter.“ Diese Dinge sind in den Augen des Höchsten ein Gräuel und sind von jedem Gläubigen zu verabscheuen. Lieber Freund, bist du auch in solch einer schändliche Gottlosigkeit verirrt, du brauchst deshalb nicht zu verzagen, Jesus ist auch darüber Sieger.
- Dabei riss er Tausende mit sich auf seine verzweifelte Bahn; durch sein Beispiel und seine Autorität verführte er das Volk zur Gotteslästerung. „Manasse verführte Juda und die zu Jerusalem, dass sie ärger taten denn die Heiden, die der Herr vor den Kindern Israels vertilgt hatte.“ Das ganze Land folgte seinem König, außer einigen Auserwählten, die dafür den wütenden Zorn des Königs zu erdulden hatten.
So ist die Strahlkraft der Regierenden immer Zeichen für das Volk. Wir sehen es in unserem Volk. Wenn die Minister (vgl. Scholz und Habeck) lügen und betrügen, dann braucht man sich nicht zu wundern über die Zersetzung des ganzen Volkes.
Das Volk, nur zu sehr zur Abgötterei geneigt, ging willig mit dem Hof. - Dies war bei Manasse noch nicht alles. Im 21. Kapitel des Buchs der Könige wird uns erzählt, dass Manasse die blutig verfolgte, die sich zu Gott hielten. Vers 16 heißt es: „Auch vergoss Manasse viel unschuldiges Blut, bis dass Jerusalem hier und da voll ward.“ Er war so eifrig in seinem Götzendienst, dass ihm der Anblick eines Menschen, der sich nicht vor seinen Götzen beugen wollte, unausstehlich war. Er hasste diese Nonkonformisten, diese Protestanten, diese Puritaner, und befahl, sie zu töten, sodass die Anbeter Jehovas „gesteinigt, gehackt, zerstochen, durchs Schwert getötet wurden, und umhergingen in Pelzen und Ziegenfellen, mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach“ (Hebräer 11,37). Wir können zwar nicht die Wahrheit der Überlieferung verbürgen, dass der Prophet Jesaja mitten durchgesägt wurde, aber wie entsetzlich auch die Legende sein mag, unmöglich ist ein so schrecklicher Tod des Gottesmannes nicht. Manasse hatte sein Bartholomäusblutbad und seine Inquisition.
Das tat Manasse, einer der größten Sünder, und dennoch wurde er durch die göttliche Gnade gerettet! Wenn solch ein Elender wie Manasse zur Buße gebracht wurde, so braucht wahrlich niemand zu verzweifeln.
- Das Umkehrhaus
Jetzt hört, was trotz allem die allmächtige Gnade an Manasse tat, den wir uns schließlich als einen merkwürdigen Bekehrten ansehen wollen.
Seine Bekehrung wurde durch seine Trübsale gewirkt. Von den Fürsten des Heeres der Assyrer angegriffen, war er nicht imstande, dem Angriff zu widerstehen.
Er wurde anscheinend sehr hart von dem König, wahrscheinlich Asar-Haddon, König des vereinigten Assyrien und Babylon, behandelt, denn es wird angedeutet, als ob er, ähnlich wie große Fische, mit Angelhaken gefangen oder an einem Ring gehalten wurde, wie man wilden Tieren einen solchen durch die Nase steckt.
Zudem wurde der gefangene König mit eisernen Ketten gefesselt und so nach Babel geführt, um dort in einem düsteren Kerker verwahrt zu werden. Die Assyrer waren als ein wildes, grausames Volk bekannt, und da Manasse sie so gereizt hatte, musste er alle Erniedrigung, allen Spott, alle Grausamkeit erleiden, die sie in ihrem Zorn auszudenken vermochten.
Da liegt der Unglückliche, von der Furcht gefoltert, dass er hier verfaulen muss.
- Aber in seiner Angst machte sich seine Seele Luft im Gebet. „Er flehte vor dem Herrn, seinem Gott, und demütigte sich sehr vor dem Gott seiner Väter.“ Ich bewundere die Worte des Geschichtsschreibers. Manasse hatte sowohl seinen Vater als seinen Gott entehrt und denkt doch an seine frommen Väter und ihren heiligen Glauben.
Hier erkennen wir, wie ähnlich es dem verlorenen Sohn bei seinem Entschluss ging: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen!?“ Vielleicht hat er zu sich selbst gesagt: „Wie Gott das Leben meines Vaters gerettet hat, so mag Er vielleicht mir meine Sünde vergeben und mich aus dieser schrecklichen Gefangenschaft befreien“ – und er fing an, den Herrn anzurufen. Willst du nicht beten: „Gott, sei mir Sünder gnädig!?“ Versuche es, ich bitte dich, mit diesem einfachen Gebet.
- Wenn du Gnade bei Gott erlangen willst, darf auch bei dir nicht fehlen, was von ihm gesagt wird: „Er demütigte sich sehr vor dem Gott seiner Väter.“ Was für ein großer Mann war er ehedem gewesen! Wie hatte er, der stolze, mächtige Manasse, seinen eigenen Willen durchgesetzt und dem Herrn getrotzt! Aber jetzt schlägt er einen anderen Ton an; er liegt als ein Bußfertiger im Staube und bettelt wie ein Sünder! Wie redet er jetzt die Sprache seines Ahnen David: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit!“ (Ps 51,3)
- Liebe Freunde, der Herr erhörte Manasses Flehen! Lob und Ehre sei der unendlichen Gnade! Der Herr erhörte ihn. Blutbefleckte Hände erheben sich gen Himmel und doch – der Herr nimmt das Gebet an.
Manasse hat nicht die Auswirkungen seiner Sünde bejammert, sondern er hat sich als verlorenen und verdammten Sünder vor Gott erkannt und bekannt.
Jetzt folgen Taten der Umkehr, Manasse tat Buße: Manasse bot alles auf, wieder gutzumachen, was er Böses getan, wiederherzustellen, was er zerstört hatte. Wer wirklich bekehrt ist, zeigt es auch in seinem ganzen Leben und Tun. Wo das nicht der Fall ist, ist Bekehrung einfach ein bloßer Name, leerer Betrug. Alles Böse, was wir getan haben, muss so viel wie möglich wieder gutgemacht werden, sonst ist’s mit der Buße nicht weit her. Eine Bekehrung, die nicht gründlich Sinn und Leben ändert, ist überhaupt keine Bekehrung. Manasses Leben schlug eine Laufbahn ein, die das gerade Gegenteil von seiner ehemaligen Richtung war, denn der Herr hatte ihn bekehrt, deshalb war er wirklich bekehrt. Ehre sei Gott für Sein mächtiges Werk an diesem königlichen Sünder! Lob und Preis sei der ewigen Liebe, der unergründlichen Gnade, der allmächtigen Kraft, welche solch einen Elenden so änderte, dass der wütende Verfolger und Zerstörer ein Verteidiger des Glaubens, ein Reformator im Hause des Herrn wurde!
Schnell fing er an, den Altar des Herrn auszubessern, die Gottesdienste und die Verrichtungen des Tempels in ihrer ursprünglichen Reinheit nach dem Gesetze Gottes wiederherzustellen. So wird ein wahrhaft Bekehrter wünschen, sich an das Volk Gottes anzuschließen und nach den Ordnungen seines Hauses sich zu richten. Manasse unterdrückte seine Dankbarkeit nicht, sondern brachte Gott Dankopfer dar; er vergaß nicht die frommen Tribute, die er für die große empfangene Gnade schuldig war.
Und dann, in sein Reich wieder eingesetzt, fing er an, seinen hohen Einfluss für heilige Zwecke zu gebrauchen. Er regierte seine Untertanen in der Furcht des Herrn und machte das Gesetz Gottes zum Gesetz des Landes, indem er allen fremden Göttern entsagte, und sich streng an das göttlich inspirierte Buch hielt.
So sieht Bekehrung aus!
Amen.
Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 13. April 2024 um 12:07 und abgelegt unter Allgemein.