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Predigt über Psalm 22: Verlassen – Gelitten – Erhört

Freitag 29. März 2024 von Johann Hesse


Johann Hesse

„An herzerschütternden Klagelauten, die aus nicht zu ergründenden Tiefen unsagbaren Wehs aufsteigen, hat dieser Psalm seines gleichen nicht. Er ist eine photographische getreue Darstellung der schwersten Stunden unseres Herrn, der Bericht über seine Sterbeseufzer, das Tränenkrüglein seiner letzten Tränen und das Denkmal seiner Freude in den Stunden, da er seinen Geist aushauchte. In beschränktem Sinne ist es wohl war, dass uns David und seine Leiden in dem Psalm entgegentreten, aber wie der Glanz der Sterne vor dem Sonnenlicht verschwindet, so wird, wer Jesus in diesem Psalm erblickt, David kaum sehen, noch zu sehen begehren.

Wir haben vor uns eine Beschreibung sowohl der Dunkelheit als der Herrlichkeit des Kreuzes, der Leiden Christi und der Herrlichkeit danach. O, dass es uns gegeben werden möge, gläubig zum Kreuze zu nahen und diesen erhabenen Anblick recht zu schauen. Wir sollten den Psalm mit großer Ehrfurcht lesen. Lasst uns, wie Mose beim brennenden Dornbusch, unsere Schuhe ausziehen; denn wenn irgendwo in der Heiligen Schrift unsere Füße an heiliger Stätte stehen, dann hier in diesem Psalm.“ (C. H. Spurgeon)

„Ein Psalm Davids, vorzusingen, nach der Weise »die Hirschkuh der Morgenröte«. 2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. 3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. 4 Aber du bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels. 5 Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. 6 Zu dir schrien sie und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. 7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. 8 Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: 9 »Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.« 10 Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter. 11 Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an. 12 Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. 13 Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt. 14 Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe. 15 Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, / alle meine Gebeine haben sich zertrennt; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. 16 Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, / und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. 17 Denn Hunde haben mich umgeben, / und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. 18 Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie aber schauen zu und weiden sich an mir. 19 Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. 20 Aber du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! 21 Errette mein Leben vom Schwert, mein einziges Gut von den Hunden! 22 Hilf mir aus dem Rachen des Löwen / und vor den Hörnern der wilden Stiere – du hast mich erhört![1] 23 Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen: 24 Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet; ehrt ihn, all ihr Nachkommen Jakobs, und scheut euch vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! 25 Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen; und da er zu ihm schrie, hörte er’s. 26 Dich will ich preisen in der großen Gemeinde, ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten. 27 Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; / und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. 28 Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Völker. 29 Denn des HERRN ist das Reich, und er herrscht unter den Völkern. 30 Ihn allein werden anbeten alle Großen auf Erden; vor ihm werden die Knie beugen alle, / die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten. 31 Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen; vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind. 32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird. Denn er hat’s getan.“ (Psalm 22) (Die Predigt kann hier angehört werden. )

Ein paar kurze Gedanken zur Überschrift…

In den meisten neueren Übersetzungen wird richtig nach dem Hebräischen übersetzt „Ein Psalm Davids, vorzusingen, nach der Weise »die Hirschkuh der Morgenröte«“. Luther hatte mit Blick auf die griechische Übersetzung (Septuaginta) ursprünglich übersetzt: „Ein Psalm Davids vorzusingen / Von der Hinden / die frühe gejagt wird“[1]. Er schrieb dazu: „Eine Hindin (Hirschkuh) aber nennt er ohne Zweifel den leidenden Christus, weil er von den Juden in der Zeit, da er im Fleisch lebte, gefangen und den Heiden überantwortet worden ist, dass sie ihn zerfleischten, wie eine Hindin von den Jagdhunden gefangen und den Jägern überliefert wird, dass sie abgetan werde. Denn darauf zielt der ganze Psalm hin, da er sagt: „Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat sich um mich gemacht“[2]

Calvin aber auch die neuen Lutherübersetzungen folgen der Übersetzung aus dem Hebräischen „Hirschkuh der Morgenröte“.

… und ein paar hinführende Worte

Man kann Auslegungen zu diesem Psalm lesen, die den Christusbezug fast vollständig unterschlagen oder übersehen. Selbst die evangelikal geprägte Wuppertaler Studienbibel behandelt den Christusbezug höchstens im Bereich der Fußnoten.

Für die Kirchenväter dagegen galt dieser Psalm auch als „fünftes Evangelium“, weil er bereits 1.000 Jahre vor den Ereignissen bis ins Detail – darum spricht Spurgeon von photographisch getreuer Darstellung – ankündigte, was auch die Evangelien dann berichten sollten. Der Versuch, Ereignisse im Leben Davids auszumachen, die den in diesem Psalm beschriebenen Leiden nahekommen, muss scheitern.

Jesus selbst betete die erste Zeile dieses Psalms am Kreuz, wie uns die Evangelien berichten und deklariert diesen Psalm damit ausdrücklich als einen Psalm, der das Leiden und Sterben des Messias ankündigt. Es ist SEIN ganz eigener Psalm, den er vermutlich nicht nur mit der ersten Zeile, sondern in Gänze am Kreuz durchlitten und durchbetet hat. Weil Jesus ihn am Kreuz zu „SEINEM“ Psalm machte, kann er auch nur aus der Kreuzesperspektive recht verstanden werden. Wir denken an die Worte Jesu an seine Jünger nach seiner Auferstehung:

„Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an 48 seid ihr dafür Zeugen.“ (Lk 24,44-48)

Im 27. Vers von Psalm 22 heißt es: „Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; / und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben.“ Wir wollen in sieben Punkten entdecken wie unser Herr uns, die wir so elend waren, durch sein schreckliches Leiden und Sterben, satt gemacht hat, so dass wir – die wir auf ewig verloren waren –, ewiglich leben dürfen. Wir wollen ihn in diesem Gottesdienst preisen, weil er all das für uns getan hat!

„Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; / und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben.“

1. Verlassen, um uns mit Gott zu versöhnen

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. 3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ (Psalm 22,23).

1.1     Der Schrei der Gottverlassenheit

Spurgeon nannte diesen Schrei Jesu am Kreuz den „welterschütternden Ruf auf Golgatha“. Jesus ruft seinen Vater mit dem allgemeinen Gottesnamen „El“ an. Eli, Eli bedeutet „Mein Gott, mein Gott“.

Das wurde von manchen, die es hörten, missverstanden, wie uns Matthäus berichtet:

„Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 47 Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. 48 Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. 49 Die andern aber sprachen: Halt, lasst uns sehen, ob Elia komme und ihm helfe!“ (Mt 27,46,-49)

1.2     Das Verlassenwerden des Gottessohnes

Das Wort (עזב) azav begegnet uns auch an anderen Stellen der Heiligen Schrift. Insbesondere im fünften Buch Mose finden wir eine aufschlussreiche Passage. Als der Herr Mose beauftragt, das Lied des Mose aufzuschreiben, sagt er zu ihm:

„Und der HERR sprach zu Mose: Siehe, du wirst schlafen bei deinen Vätern, und dies Volk wird sich erheben und nachhuren den fremden Göttern des Landes, in das sie kommen, und wird mich verlassen (עזב) und den Bund brechen, den ich mit ihm geschlossen habe. 17 Da wird mein Zorn entbrennen über sie zur selben Zeit, und ich werde sie verlassen (עזב) und mein Antlitz vor ihnen verbergen, sodass sie völlig verzehrt werden. Und wenn sie dann viel Unglück und Angst treffen wird, werden sie sagen: Hat mich nicht dies Übel alles getroffen, weil mein Gott nicht mit mir ist? 18 Ich aber werde mein Antlitz verborgen halten zu der Zeit um all des Bösen willen, das sie getan haben, weil sie sich zu andern Göttern wandten.“ (5 Mose 31,16-18)

Der Herr kündigt hier seinem Volk an, dass sie Gott verlassen werden, den Bund und seine Gebote brechen werden. Der Bruch von Bund und Gebot ziehen den Fluch Gottes nach sich:

„Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alledem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, dass er es tue“ (5. Mose 27,26).

In der Folge des Ungehorsams kommen die Bundesflüche auf das Volk kommen und mit dem Fluch einher geht die Gottverlassenheit. Gott verlässt sein Volk.

Der Messias war gekommen, um diesen Fluch zu tragen. So schreibt Paulus an die Galater:

„Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holze hängt“ (5. Mose 21,23), damit der Segen Abrahams unter die Heiden komme in Christus Jesus und wir den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben“ (Gal 3,13-14).

Als Jesus am Kreuz hängt, da nimmt er den Fluch des Gesetzes auf sich und erleidet die Gottverlassenheit, damit der Segen Gottes über Abraham zu uns kommen könne. Er wurde von Gott verlassen, damit wir mit Gott in Verbindung und mit ihm eins werden könnten. Der Geist kann Wohnung in uns nehmen, weil Jesus Christus den Fluch auf sich nahm und für unsere Sünde starb. Er von Gott verlassen, wir mit Gott vereint.

1.3     Tatsächliche Verlassenheit

War Jesus am Kreuz tatsächlich von Gott verlassen worden? Oder hat Jesus nur empfunden, dass Gott ihn verlassen habe? Jesus hat zwar den Herrn angerufen, die Existenz Gottes nie bezweifelt und das Vertrauen in seinen Vater nie verloren, wie dieser Psalm in allen Teilen beweist, aber die Verlassenheit war eine tatsächliche Verlassenheit.

So schreibt auch Luther: „Er ist in Wahrheit in allen Dingen verlassen worden, wie ein Sünder verlassen wird, nachdem er gesündigt hat. Es ist die Wahrheit, was in Christus geschehen ist, und man darf die offenbaren Worte Gottes nicht verkleinern und entleeren aus menschlicher Vermessenheit.“[3]

„Jesus erfuhr das Verlassensein in voller Wirklichkeit“ (Charles Haddon Spurgeon)

Das Weggerissen werden aus der Einheit mit dem Vater

So wie Jesu Körper am Kreuz grausam zerrissen und gemartert wird, so wird in gleicher Weise das Herz Jesu aus der liebevollen Einheit mit dem Vater gerissen. Kurz zuvor hatte Jesus noch gesagt: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Jesus kannte von Ewigkeit her nur diese liebevolle Einheit mit dem Vater, die auch auf der Erde fortbestand. Hier nun kommt es zu dem unfassbar grausamen Vorgang der Kreuzesmarter, die ein äußerliches Abbild des im Herzen erlittenen Weggerissen werden von der liebevollen Einheit mit dem himmlischen Vater war. Ein Vorgang, der für uns, die wir diese Einheit mit dem Vater von Ewigkeit her nicht kennen, nicht nachvollziehbar ist.

Warum musste das geschehen?

Weil Jesus mit den Sünden der Welt beladen war. Er war mit deiner und meiner und unser aller Schuld beladen. Gott aber kann mit der Sünde keine Gemeinschaft haben, er wendet sich von der Sünde ab. Die Sünde und Gott sind vollkommen und in Ewigkeit unvereinbar. Jesus wurde für uns zur Sünde gemacht:

„Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ (2 Kor 5,21).

Jesus wurde mit unserer Sünde zur Sünde und ging mit dieser Sünde in den Tod. In seinem Leiden und Sterben am Kreuz kommt es zur Abwendung Gottes von seinem mit den Sünden der Welt beladenen Sohn. Jesus gerät unter den Fluch Gottes und der beinhaltet das Verlassensein von Gott.

Gott wendet sein Antlitz ab, wie es auch in 5 Mose 31,17 heißt. Dieses Abwenden des Angesichtes Gottes und das Verlassensein war für den Sohn Gottes, der immer vor dem Angesicht Gottes lebte und immer in der Gegenwart des Vaters war, ein unerträglicher Vorgang, der uns in seiner Schwere und Schmerzhaftigkeit nicht zugänglich ist, weil es ein Zerreißen der ewigen Liebesgemeinschaft innerhalb der Dreieinigkeit Gottes ist. Wir können nur feststellen, dass Jesus dies durchlitten hat und ihn dafür preisen und anbeten, dass er bereit war, dies zu ertragen für uns, um uns die Gemeinschaft mit der ewigen Liebe Gottes zu ermöglichen.

Im letzten bleibt dieses Verlassenwerden ein Geheimnis, das nur Jesus durchleiden und ergründen konnte.

1.4     Die totale Hilflosigkeit

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ (Psalm 22,2-3).

Die Gottverlassenheit Jesu wurde nach außen hin sichtbar in der absoluten Hilflosigkeit des Herrn. Jesus schreit, aber anders als sonst, greift der himmlische Vater nicht ein. Er ruft des Tages und doch erhält Jesus keine Antwort und er ruft des Nachts und findet keine Ruhe. Das Schreien bei Tag und Nacht könnte hier schon prophetisch auf die Sonnenfinsternis zur sechsten Stunde weisen:

Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein (Lk 23,44-45).

Jesus schreit um Hilfe, doch der Vater greift nicht ein und hilft seinem Sohn nicht heraus. Im Kontrast dazu verweist der Psalm auf die Väter des Glaubens, die schrien und Gottes Hilfe erfuhren:

„Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. 6 Zu dir schrien sie und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.“ (Ps 22,5-6).

Damit kommt zwar ein tiefes Vertrauen zu Gott im Ausdruck, aber es entsteht auch der scharfe Kontrast zur erlebten Hilflosigkeit, die Jesus während der Gottverlassenheit am Kreuz erdulden muss.

1.5     Er tat es für dich und mich

„Daher musste der Sohn in allem seinen Brüdern gleich werden, auf dass er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn da er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.“ (Hebr 2,17-18)

Jesus durchlitt die Gottverlassenheit und Hilflosigkeit und wird uns auch darin ganz gleich. Dadurch kann er als Hohepriester sich unser Erbarmen in unser Einsamkeit und Hilflosigkeit.

„Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.“ (Hebr 4,15-16)

Wir sind nicht mehr hilflos und einsam im Leben und im Sterben, weil Jesus diesen Weg der Gottverlassenheit und Hilflosigkeit für uns gegangen ist.

2. Gelitten, um uns von unseren Sünden zu erlösen

2.1     Der angekündigte Erlösungstod des Messias

„Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an 48 seid ihr dafür Zeugen.“ (Lk 24,44-48)

Die ganze Heilige Schrift des Alten Bundes: Mose, die Propheten und Psalmen kündigen an, dass der Erlöser leiden und auferstehen wird, damit das Evangelium von der Sündenvergebung allen Völkern angeboten werden kann. In diesem Psalm verbergen sich eine ganze Reihe von prophetischen Hinweisen auf den Messias, sein Leiden und sein Sterben für uns.

2.2     Der Spott der Leute

„Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. 8 Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: 9 »Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«“ (Psalm 22,7-9).

2.2.1  Ein Wurm und kein Mensch

Während die Glaubensväter erhört und nicht zuschanden wurden, ist Jesus wie ein Wurm. Die Würmer (tolaat) gehörten zu den unreinen Tieren aus 3. Mose 11: „Was auf der Erde kriecht, das soll euch ein Gräuel sein und man soll es nicht essen…Macht euch selbst nicht zum Gräuel an allem kleinen Getier, das da wimmelt, und macht euch nicht unrein an ihm, so dass ihr dadurch unrein werdet“ (3. Mose 11,41 und 43).

Jesus kommt am Kreuz in eine Situation, in der er so verachtete und verabscheut ist, wie ein unreines Tier, wie das zum Gräuel erklärte Gewürm der Erde, das allen Juden als unrein galt. Ein Wurm ist ein Tier, das zertreten wird. Ein Wurm ist ein Tier, das sich windet, so wie sich Jesus vor Schmerzen windet und doch nicht entrinnen kann. Ein Wurm ist ein Tier, das sich nicht wehren kann. Jesus ist verachtet und ein Gegenstand des Spotts.

„Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen“. (Jes 53,2-3).

Jesus wird zum Wurm, damit wir Menschen nach dem Bilde Gottes werden können.

2.2.2  Eine von allen verachtete Spottgestalt

Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: 9 »Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.« (Psalm 22,7-9).

Diese Spottrufe des Volkes, der Schriftgelehrten und Pharisäer, auch die der anderen mit ihm Verurteilten, erfüllen sich wortwörtlich bei der Kreuzigung wie uns der Evangelist Matthäus berichtet:

„Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe 40 und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz! 41 Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: 42 Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Er ist der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben. 43 Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.“ (Mt 27,39-43).

Die Spötter stellen Jesus hier ein eindeutiges Zeugnis aus: „Er hat Gott vertraut.“ Sie interpretieren seinen Zustand der Marter und der Hilflosigkeit als Beleg dafür, dass Gott nicht mit ihm ist und als Beleg für seine rechtmäßige Sünde vor Gott. Sie machen damit den gleichen Fehler wie die Freunde Hiobs, die dessen Zustand des Leidens als Beleg für seine Sündhaftigkeit vor Gott ansahen. Nein, hier am Kreuz leidet kein Sünder, sondern der Unschuldige, der ganz ohne Sünde war und er leidet unter unserer Sünde unsere Qualen.

„Die Sünde verdient das Vollmaß der Schmach und Verachtung; das ist der Grund, weshalb Jesus, der Sündenträger, in solch unwürdige, schmachvolle Behandlung dahingegeben ward“. (Charles Haddon Spurgeon)

2.3     Das Erdulden bestialischer Grausamkeit

Am 7. Oktober haben Hamas-Terroristen Grausamkeiten begangen, die von solch roher Bestialität sind, dass es kaum möglich ist, die entsprechenden Berichte zu lesen, geschweige denn die Bilder oder Filme anzusehen. Der Mensch ohne Gott wird zum Tier. Das ist auch die Botschaft der entmenschlichten Tierreiche aus Daniel 7. Auch hier im Psalm wird die rohe und grausame Gewalt gottloser (wenngleich religiöser) Menschen durch Tiere dargestellt:

„Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel (Büffel von Baschan) haben mich umringt. Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe.“ (Psalm 22,12-14)

„Denn Hunde haben mich umgeben, / und der Bösen Rotte hat mich umringt;“ (Ps 22,17)

„Errette mein Leben vom Schwert, mein einziges Gut von den Hunden! 22 Hilf mir aus dem Rachen des Löwen / und vor den Hörnern der wilden Stiere.“ (Ps 22,21-22)

Ein einzelner Stier reicht aus, um einen Menschen niederzustoßen und mit seinen langen Hörnern todbringend aufzuschlitzen. Doch Jesus sieht sich ganzen Rotten von mächtigen Stieren ausgeliefert und wird verfolgt von hungrigen, wütenden Löwen und Hunden, die sich auf ihn stürzen, um ihn zu zerfleischen.

Hier ist nicht nur die rohe Brutalität der römischen Soldaten bei der Geißelung und beim Vorgang der Kreuzigung, sondern auch das Vorgehen der einflussreichen Schriftgelehrten, Pharisäer und Priester gemeint. Sie alle haben ihn umringt, um ihn zu Tode zu hetzen.

Möglicherweise weisen die machtvollen Tiergestalten auch auf die okkulten Wesenheiten und dämonischen Mächte, die hinter den Menschen stehen, denn auch hier im Kreuzesleiden gilt, was Paulus in Epheser 6 schreibt:

„Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ (Eph 6,12).

Die Menschen werden letztlich auch auf eine dämonische Weise zu solch roher und grausamer Bestialität geführt, mit der sie den Sohn Gottes zu Tode martern.

2.4     Das Erleiden der körperlichen Qualen

„Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, / alle meine Gebeine haben sich zertrennt; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, / und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub.“ (Ps 22,15-16)

Mediziner haben genau beschrieben, auf welch grausame Weise ein Mensch bei einer Kreuzigung zu Tode gequält wird. Diese Todesart gilt tatsächlich als eine der grausamsten Methoden, um einen Menschen möglichst langsam und qualvoll zu töten. Was hier beschrieben wird, sind Zustände, die tatsächlich auch bei einer Kreuzigung auftreten: Die völlige Dehydrierung des Körpers, die Erhitzung des Körpers, Fieberstürme, das Herz ist massiv betroffen, der rasende Durst und das völlige Zusammenbrechen der Körperstatik, das Auseinanderreißen des Körpers: „Meine Gebeine haben sich zertrennt“. Jeder Versuch, Atem zu holen, wird zu einer grausamen körperlichen Qual. Es ist ein unvorstellbar grausamer Tötungsvorgang.

Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. (Joh 19,28)

„Wie aus einer Tonscherbe der letzte Rest Feuchtigkeit herausgebrannt wird, wird hier im Gericht Gottes der Lebenssaft herausgepresst. Fieberstürme toben durch den Körper. Jesus geht durch das Feuer des Gottesgerichts hindurch, so wie auch das Passalamm im Feuer geröstet wurde, muss auch Jesus als unser Passalamm durch das flammende Feuer des Gerichtszorns.“ (C. H. Spurgeon)

2.5     Das Durchgraben der Hände

„Denn Hunde haben mich umgeben, / und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben.“ (Psalm 22,17)

Insbesondere dieser Vers weist ganz unmissverständlich auf den Vorgang der Kreuzigung hin, denn das Durchgraben der Hände und Füße war ja gerade das Spezifische am Kreuzigungsvorgang, denn archäologische Funde belegen, dass die Gekreuzigten tatsächlich mit langen Eisennägeln an Händen und Füßen an den Kreuzen angebracht wurden.

Nun ist aber gerade dieser Vers besonders umstritten, da die hebräische Bibel dem Wort cawar noch einen Buchstaben (ein aleph) hinzufügt, so dass eigentlich übersetzt werden müsste: „wie Löwen“.

So gibt die „Bibel in Gerechter Sprache“ diese Stelle wieder:

„Hunde umkreisen mich, eine Meute von Bösen umgibt mich, so wie ein Löwe meine Hände und meine Füße.“ (Ps 22,17).

Aber schon Luther wies darauf hin, dass diese Übersetzung kaum Sinn ergibt, denn warum sollten sie wie Löwen Hände und Füße umgeben – Warum nur Hände und Füße? Wenn sie sowieso den ganzen Menschen umgeben, brauchen Hände und Füße nicht zusätzlich erwähnt werden.

Bereits die frühen jüdischen Übersetzer, die um 200 v. Christus die hebräische Bibel ins Griechische übersetzten, verwendeten das griechische „orusso“ und das bedeutet „graben“, so dass auch die meisten deutschen Übersetzungen genau dies auch wiedergeben. Erst die späteren jüdischen Übersetzer haben in Konfrontation zum Neuen Testament diese Stelle versucht, anders zu übersetzen.

Das Durchgraben passt auch zu Sacharja 12,10: „Sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben“ und natürlich zu dem tatsächlichen Kreuzesgeschehen.

Und nach der Auferstehung durften die Jünger seine durchbohrten Hände und Füße sehen und glauben:

„Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben….Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! (Johannes 19,24-29)

Spurgeon schreibt: „Halt ein wenig inne, lieber Leser, und betrachte die Wunden deines Heilands.“

2.6     Das Teilen und Verlosen der Kleider

„Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ (Ps 22,19).

Die Beschreibung des Leidens findet hier seinen Abschluss. Von der Gottverlassenheit, dem wichtigsten Aspekt des Leidens des Messias, bis hin zum Austeilen der Kleider, dem wohl geringsten Aspekt des Leidens. Luther meint, dass es den Soldaten weniger um den Wert der Kleider ging, als dass auch dies eine Spotthandlung gewesen sei.

„Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24 Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.“ (Johannes 19,24).

Der Leidende am Kreuz muss zusehen, wie seine Kleider verlost werden. Der letzte Gruß einer verdorbenen Menschheit. Abgebrüht wendet man sich von dem Leidenden ab und verteilt vor seinen Augen das letzte Hemd: „Das wirst du nicht mehr brauchen, denn wir sorgen dafür, dass du von dort nicht lebendig herunterkommst“.

Aber welch ein Trost für Jesus, diesen Psalm zu beten uns zu sehen: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Augen“ (nach Lukas 4,21).

Er ließ sich die Kleider nehmen und starb nackt vor aller Augen, um unsere Blöße zu bedecken und uns die Kleider der Gerechtigkeit anzuziehen:

„Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt“ (Jesaja 61,10).

3. Erhört, damit wir ewiglich leben

3.1     Die große Wende zur Auferstehung

„Aber du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Errette mein Leben vom Schwert, mein einziges Gut von den Hunden! Hilf mir aus dem Rachen des Löwen / und vor den Hörnern der wilden Stiere – du hast mich erhört!“ (Psalm 22,20-22).

Du hast mich erhört. Jesus wurde erhört. Die Antwort auf den Hilferuf Jesu finden wir in der Verkündigung der Engel an die Frauen:

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war und sprach: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“ (Lukas 24,5-7)

3.2     Den Namen verkünden

„Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen: Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet; ehrt ihn, all ihr Nachkommen Jakobs, und scheut euch vor ihm, all ihr Nachkommen Israels!“ (Psalm 22,23-24)

„Denn weil sie alle von einem kommen, beide, der da heiligt und die da geheiligt werden, darum schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, und spricht: »Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen.«“ (Hebräer 2,11-12)

3.3     Satt mit ewigem Leben

„Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; / und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben.“ (Ps 22,27)

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschensohns und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.“ (Joh 6,53-54)

Durch sein Leiden und Sterben am Kreuz werden wir mit ewigem Leben gesättigt. Jesus wird alle, die ihm vertrauen und nachfolgen, am Tag seiner Wiederkunft von den Toten auferwecken.

3.4     Die Völkermission und die Bekehrung der Heiden

„Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Völker. 29 Denn des HERRN ist das Reich, und er herrscht unter den Völkern.“ (Ps 22,28-29)

„Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,19-20)

Schon für Eusebius war dieser Psalm „Eine Prophezeiung von den Leiden Christi und der Berufung der Heiden (Eusebius)“. Noch im Kreuzesleiden weitet sich der Blick auf die Verkündigung des Evangeliums auf der ganzen Erde. Der Zeitraum zwischen Kreuzigung und Wiederkunft gehört der Völkermission: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ (Mt 24,14).

3.5     Das Beugen aller Knie

„Ihn allein werden anbeten alle Großen auf Erden; vor ihm werden die Knie beugen alle, / die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten. Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen; vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird.“ (Ps 22,30-32)

„Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. 9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, 10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Phil 2,8-11)

3.6     Es ist vollbracht!

„Denn er hat’s getan.“ (Ps 22,32)

„Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: „Es ist vollbracht.“ Und neigte das Haupt und verschied.“ (Joh 19,30)

Ja, er hat es getan. Er hat es vollbracht. Er hat bezahlt den Preis, den du niemals hättest zahlen können. Er hat es getan, damit wir von unseren Sünden erlöst werden und damit unsere Herzen ewiglich leben:

„Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; / und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben.“ (Ps 22,27)

Wir wollen ihm danken und in Ewigkeit preisen und anbeten!

  1. Verlassen, um uns mit Gott zu versöhnen
  2. Gelitten, um uns von unseren Sünden zu erlösen
  3. Erhört, damit wir ewiglich leben

Amen

Johann Hesse, Predigt im Düshorner Abendmahlsgottesdienst am 3. März 2024.

Die Predigt kann hier angehört werden.

[1] Martin Luther, Die Gantze Heilige Schrift, 1545,

[2] Luthers Sämtliche Schriften, Auslegung der Psalmen, Spalte 1227.

[3] Martin Luther, Auslegung zu Psalm 22

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 29. März 2024 um 8:13 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Predigten / Andachten.