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Mini-Aufkleber an Taxi: Islamischer Halbmond okay, Christus aber nicht?

Mittwoch 6. März 2024 von Administrator


Rund 20 Jahre lang litt Jalil Mashali an chronischen Schmerzen. Über 20-mal wurde er am linken Bein operiert. Den Unterschenkel hatte man ihm amputiert. Für weitere OPs kam der gebürtige Iraner vor 22 Jahren nach Deutschland. Doch all die OPs nutzten nichts. Der Schmerz blieb. Mashali erwog Selbstmord – bis eine Christin dem damaligen Muslim anbot, für ihn zu beten. Daraufhin verschwand der Schmerz, so beteuert Mashali gegenüber dieser Zeitung. Er war begeistert. Und konvertierte zum christlichen Glauben. Seitdem ist Jesus für den Essener Teil seines Lebens – und zwar der beste: sein Glück, sein Partner in einer Liebesbeziehung.

Wie das so ist bei Liebenden: Sie schwärmen. Und erzählen anderen von ihrer Leidenschaft. Mashali, von Beruf Taxifahrer, tut das auf dezente Weise: Am unteren Rand der Heckscheibe seines Taxis befestigte er Jesus-Worte aus dem Johannes-Evangelium: „Jesus: Ich bin der Weg. Die Wahrheit. Und das Leben.“ Der Aufkleber ist knapp zwei Zentimeter hoch, maximal 28 Zentimeter lang.

Diesen kleinen Ausdruck einer großen Liebe bekämpft die Essener Bürokratie seit Monaten. Unter Verweis auf die „Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr“ teilte sie Mashali mit, politische und religiöse Werbung an Taxen sei unzulässig. Mashali konnte das kaum glauben und ließ den Aufkleber am Fenster. Nun forderte die Stadt ihn jedoch auf, ein Bußgeld von 88,50 Euro zu zahlen – verbunden mit der Drohung, die Höhe könne noch ansteigen. Dem Taxifahrer drohen bis zu 1000 Euro Bußgeld.

Das ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum ersten, weil der Staat sich damit zum Handlanger von Freiheitsfeinden macht. Laut Mashali störten sich nämlich ausschließlich einzelne türkisch-muslimische Kollegen an seinem Aufkleber: „Sie beschimpften mich als Verräter, weil ich früher Moslem war und Christ geworden bin. Und sie drohten, sie würden sich über mich beschweren, wenn ich den Aufkleber nicht entferne.“

Was Mashali besonders grämt: Die gleichen Fahrer, die die Religionsfreiheit für Christen einzuschränken versuchen, haben ihre eigenen Taxen mit Aufklebern verziert, die die Fahne des türkischen Staates oder den islamischen Halbmond zeigen. Ist das keine politische oder religiöse Werbung? Der evangelikale Christ Mashali ist viel zu friedlich, um seinerseits muslimische Kollegen wegen solcher Aufkleber anzuschwärzen. Aber es missfällt ihm, dass der religiös neutrale Staat die Bekenntnisfreude von Christen bekämpft, die von Muslimen aber nicht.

Zum zweiten ist hier bürokratischer Kleingeist am Werke, dem jede Menschenkenntnis abgeht. Wen auch immer man liebt, ob seine Kinder, seinen Gott oder seinen Fußballverein (soll es ja geben) – Treueschwüre und öffentliche Bekenntnisse sind die natürliche Folge. Die kann man als „Werbung“ auslegen und verbieten. Aber was ist das für ein eiskaltes Land, in dem entflammte Menschen verheimlichen müssen, für was sie brennen? Die Verfasser der Menschenrechtserklärungen waren weiser (und humaner) als Essens Bürokratie. Weshalb sie betonten, unter die Religionsfreiheit falle auch das friedliche, zwangsfreie Werben für den eigenen Glauben. Dies sei unveräußerliches Recht jedes Menschen.

Die deutsche Rechtsprechung betont indes zunehmend die Grenzen der Religionsfreiheit. Denn auch der Schutz der Bürger vor oktroyierter Mission muss garantiert bleiben. Das ist im Grundsatz auch wunderbar. Nur: Ist ein Aufkleberchen am Heck eines Autos ein aufgezwungener Bekehrungsversuch? Oder glaubt ernsthaft jemand, ein Fahrer mit Jesus-Faible würde seinen Fahrgast nicht ans gewünschte Ziel befördern?

Zum dritten ist es arg desillusionierend, dass auf Taxen ein winziges Bekenntnis zu Jesus verboten wird, während dort schreiend grelle Großflächen-Werbung für Tabledance-Bars und sonstige Rotlicht-Etablissements erlaubt bleibt. Wer denkt da an Jugendschutz? Auch Alkohol darf beworben werden: Wer nimmt da Rücksicht auf trockene Alkoholiker? Und mit der Flagge des türkischen Staates möchten Freunde der Menschenrechte gleichfalls ungern belästigt werden, solange dort ein islamistisch-nationalistischer Autokrat herrscht. Aber auch die Flagge ist erlaubt. Prostitution, Rauschmittel, Demokratiefeindschaft – alles passabel. Außer Jesus.

Und viertens sollten sich auch kulturbewusste Atheisten fragen: Hat Jesus nicht ein bisschen mehr Respekt verdient? Nicht nur Europas prägende Religion, auch seine Kunst, Moralvorstellungen und Bildungstradition sind zutiefst von ihm beeinflusst. Ein unverdächtiger Zeuge wie der konfessionslose Philosoph Karl Jaspers zählte Jesus (neben Sokrates) zu einem der beiden maßgebenden Menschen des Abendlands. Aber Essens Verwaltung weiß es besser: Ein zwei Zentimeter hohes Bekenntnis zu Jesus an einem Rückfenster ist des Teufels.

Wann stoppt Essens Stadtspitze, wann stoppt das Land NRW diesen Irrsinn?

 


 

Quelle:

WELT AM SONNTAG Frühausgabe Samstag Nordrhein-Westfalen 02.03.2024 (Autor: Till-R. Stoldt).

 

 

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 6. März 2024 um 5:00 und abgelegt unter Allgemein.