Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Leserbrief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung

Montag 15. Januar 2024 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Die Überschrift „Wir sind ein Paar – und das ist gut so“ (F.A.Z. vom 8. Januar 2024) soll offensichtlich an Klaus Wowereit erinnern, der 2001 mit einem ähnlichen Spruch seine gleichgeschlechtliche Neigung öffentlich bekanntmachte. Doch bei Kai Wegner liegen die Dinge anders. Er gehört einer Partei an, die sich zumindest dem Namen nach zum christlichen Menschenbild bekennt. Zu diesem Menschenbild gehört unaufgebbar die Hochschätzung der Ehe von Mann und Frau als Verantwortungs- und Treueverhältnis. Wenn ein CDU-Politiker mit einer verheirateten (wenn auch getrenntlebenden) Frau ein Verhältnis beginnt, dann ist das keine Privatsache mehr, sondern ein eminent politischer Vorgang. Hier wird die Ehe öffentlich mit Füßen getreten, und das bleibt nicht ohne gesellschaftliche Auswirkungen.

Die alten Römer hatten einen Spruch, der sie an die Tragweite von Entscheidungen erinnerte: respice finem (bedenke die Folgen). Die Folgen dieser öffentlichen Verächtlichmachung der Ehe sind beträchtlich. Sechs Kindern (Herr Wegner und Frau Günther-Wünsch sind für je drei verantwortlich) wird vorgeführt, dass es sich nicht lohnt zu heiraten. Eine sich christlich nennende Partei einschließlich ihres Vorsitzenden wird öffentlich blamiert und verliert weiter an Kredit. Die Gesellschaft wird wieder einmal politisch ermuntert zu einem auf Lust und Laune aufgebauten Leben, wo Treue und Verantwortung Fremdwörter sind. Der christliche Glaube, der sich ohnehin in Mittel- und Westeuropa immer mehr auf dem Rückzug befindet, bekommt einen weiteren Schlag.

In diesen Tagen haben sich viele Christen mit der Jahreslosung von 2024 befasst. Sie stammt aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth und lautet „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Im selben Brief heißt es: „Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ Das sind Vorgaben, die zum Festhalten an Menschen führen, für die man einmal Verantwortung übernommen hat. Man wünschte sich mehr Politiker, die sich an dieser Art von Liebe orientieren. Der verstorbene Wolfgang Schäuble gehörte dazu.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius
Walsrode

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 15. Januar 2024 um 22:55 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gemeinde, Gesellschaft / Politik, Sexualethik, Theologie.