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Das Geheimnis der Befreiung

Mittwoch 12. Juli 2023 von Johann Hesse


Johann Hesse

In einem ZDF-Interview im Herbst 2022, kurz vor der Fussball-WM, bezeichnete der katarische WM-Botschafter Khalid Salman die Homosexualität als „geistigen Schaden“ und Sünde. Das Interview wurde daraufhin abgebrochen und es folgten entsetzte Reaktionen aus der westlichen Welt. Dies offenbarte exemplarisch die weit verbreitete Intoleranz und mangelnde Dialog- und Gesprächsbereitschaft, wenn es um das Thema Homosexualität geht. Ohne die (islamische) Begründung des Kataris noch vor allem seine möglichen Schlussfolgerungen zu teilen, wollen wir in diesem Beitrag der Frage nachgehen, wie Homosexualität aus biblischer Sicht bewertet wird. Krankheit oder Sünde?

Weder Krankheit…

Mit der 68er-Bewegung hat ein grundlegender Paradigmenwechsel stattgefunden: Homosexualität sollte nicht länger als Leiden oder Krankheit bezeichnet werden. Unter dem zunehmenden Druck änderten immer mehr Fachverbände, wie zum Beispiel 1973 die Amerikanische Psychiater Vereinigung (APA), ihre Haltung und stuften Homosexualität nicht länger als Krankheit ein. Im Jahr 1990 erklärte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass sie Homosexualität nicht länger als psychische Störung einstufe.[1]

Die Folgen sind, dass keine Therapien zur Abschwächung oder gar Überwindung homosexueller Gefühle mehr angeboten werden (dürfen), denn wo keine Krankheit ist, braucht es weder Arzt noch Therapie. So verabschieden immer mehr Staaten der westlichen Welt Verbotsgesetze, der Deutsche Bundestag im Jahr 2020. Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der selbst in einer homosexuellen Beziehung lebt, sagte: „Homosexualität ist keine Krankheit. Daher ist schon der Begriff Therapie irreführend. … ein Verbot ist auch ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen an alle, die mit ihrer Homosexualität hadern: es ist ok, so wie du bist.“

…noch SĂĽnde

In der Christenheit wurde homosexuelle Praxis durch die Kirchengeschichte hindurch als sündhaftes Verhalten eingestuft. Im Zuge der 68er-Bewegung setzte nun auch dort ein Umdenken ein. Es kam zur „Entsündung“ der Homosexualität. Homosexuelle Praxis sollte nicht länger als Sünde, sondern im Widerspruch zur Bibel als von Gott gewollte Schöpfungsvariante eingestuft werden. Die Bibel verurteile nicht homosexuelle Handlungen an sich, sondern nur dann, wenn sie z.B. im Zusammenhang mit heidnischen Kulten oder mit Machtmissbrauch zusammenhingen. Sie verurteile nur die in der Antike bekannten homosexuellen Beziehungen, nicht aber die modernen Formen, die analog zur Ehe von Verbindlichkeit und Treue geprägt seien.[2]

Was die Bibel Sünde nennt, wird mehr und mehr zur guten Schöpfungsgabe Gottes erklärt. Was Gott als Gräuel bezeichnet, wird unter den Segen Gottes gestellt. Wer gehofft hatte, dass die evangelikale Bewegung ein Bollwerk gegen die wachsende Akzeptanz homosexueller Praxis und Beziehungen sei, sah sich getäuscht. In seinem Buch „Homosexualität und Christlicher Glaube: Ein Beziehungsdrama“ schrieb der Ärztliche Direkter der Klinik Hohe Mark Martin Grabe:

„Aus Sicht des Glaubens, so wie Jesus ihn vorstellt, kann man festhalten: Wenn ein Mensch homosexuell ist, hat Gott ihm diese Eigenschaft als Gabe und Aufgabe mit auf den Lebensweg gegeben.“[3]

Homosexuelle Christen sollten in unseren Gemeinden „in jeder Hinsicht willkommen sein“ und „eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes eingehen dürfen.[4] Michael Diener, der frühere Präses des Gnadauer Verbandes und früherer Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz meinte bei der Konferenz Coming-In im September 2022, dass wir für christliche Gemeinden arbeiten sollten, „in denen Menschen nach ihrem Coming Out ein herzliches Coming In erfahren“.[5] Entsprechend gebe es auch keinen Bedarf für Therapie- und Seelsorgeangebote in christlichen Einrichtungen und Gemeinden. Martin Grabe:

„Eine Änderung der sexuellen Orientierung als Therapieziel miteinander abzusprechen, ergibt aus therapeutischer Sicht keinen Sinn.“[6]

Doch die BefĂĽrworter gleichgeschlechtlicher Lebensweise verhindern so, dass Menschen ihre SĂĽnden erkennen und bekennen und schliessen ihnen damit das Himmelreich zu. Das ist die eigentliche Not.

Was sagt die Bibel?

Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen und den Segen der Fruchtbarkeit auf deren Ehebund gelegt (1. Mo. 1,27-28). Auf dieser schöpfungstheologischen Grundlage baut die Ablehnung der homosexuellen Praxis in den Schriften des Alten und Neuen Testaments auf. Der Apostel Paulus schreibt:

„Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen“ (Röm. 1,26-27).

Paulus verwendet hier den griechischen Ausdruck „para physin“ – gegen die Natur oder widernatürlich. Von diesem Punkt aus können wir sowohl einen medizinischen als auch einen theologischen Standpunkt einnehmen und zugleich die Frage der Wiederherstellung des gottgewollten Urzustandes stellen.

Sowohl Krankheit…

Sigmund Freud, Anna Freud, C. G. Jung, Alfred Adler und viele andere Psychiater und Psychotherapeuten nach ihnen sahen Homosexualität als „Neurose an, also als unbewussten, ungelösten Kindheitskonflikt“[7]und entwickelten Therapien, um denen zu helfen, die ihre homosexuellen Gefühle „als krankhaften Zwang“[8] empfanden. Der niederländische Psychologe und Psychoanalytiker Gerard van den Aardweg schreibt:

„Die Erkenntnisse, die über ein Jahrhundert klinischer Analysen und Behandlungen gewachsen sind, stehen in Einklang mit diesen faktischen Beweisen aus der … Forschung. Homosexualität ist tatsächlich eine Störung der charakterlichen und emotionalen Entwicklung eines Menschen, insbesondere hinsichtlich der Entwicklung seiner Geschlechtsidentifikation und seines geschlechtsbezogenen Selbstbewusstseins. … Darüber sind sich heutzutage die Experten für den psychologischen Ansatz bei Homosexualität einig.“[9]

Eine ganze Reihe von Studien belegt, dass homosexuell empfindende Menschen nicht auf eine homosexuelle Orientierung hin festgelegt sind, unter anderem eine Arbeit der renommierten Psychologen und Professoren Lawrence S. Mayer und Paul R. McHugh.[10] Sie bestätigen auf wissenschaftlicher Grundlage die biblische Sicht, dass eine bi- oder homosexuelle Orientierung keine angeborene „Schöpfungsvariante“ ist. Weiterhin stützen die Untersuchungen die Auffassung, dass eine bi- oder homosexuelle Orientierung keine schicksalshafte und unveränderliche Bestimmung ist, sondern offen für Veränderung ist, wenn der Betroffene es wünscht.[11] In einer Studie der „National Association for Research and Therapy of Homosexuality“ mit über 800 Teilnehmern konnte gezeigt werden, dass vor der Therapie 68 Prozent der Teilnehmer sich als ausschliesslich homosexuell einstuften. Am Ende der Therapie sahen sich nur noch 13 Prozent so.[12]

Psychologen wie Gerard van den Aardweg oder Joseph Nicolosi (1947-2017) konnten vielen homosexuell empfindenden Männern und Frauen helfen, ungewollte homosexuelle Anziehung zu mindern und einen homosexuellen Lebensstil ganz zu verlassen. Ungezählte Menschen erfuhren erst durch ihre Veröffentlichungen, dass es eine Alternative zum „Coming-out“ und zum homosexuellen Lebensstil sowie therapeutische Wege zur Veränderung gibt.[13]

…als auch SĂĽnde

Als Christen wissen wir mit Blick auf Römer 1 um die Widernatürlichkeit der Homosexualität. So betrachtet können Christen die von Psychologen und Psychiatern vorgenommene Einordung der Homosexualität in den Bereich der krankhaften Neurosen nachvollziehen. Auch wenn damit lediglich ein Teilaspekt des Phänomens Homosexualität erfasst ist, sollten wir uns als Christen in jedem Fall auf die Seite der Psychologen und Psychiater stellen, die es heute noch wagen, das Kind beim Namen zu nennen und den Menschen Therapien anzubieten, die sich eine Verringerung oder Überwindung ihrer homosexuellen Gefühle wünschen. Als Christen sollten wir dagegen protestieren, dass Gesetze erlassen werden, die es Psychiatern, Psychologen und Seelsorgern unmöglich machen, denen mit Therapie und Seelsorge zu helfen, die nach Alternativen zu einem homosexuellen Lebensstil suchen.

Doch die biblische Diagnose geht noch tiefer. Sie beschreibt Homosexualität als Folge der Sünde und homosexuelle Praxis als sündhaftes Verhalten, was wir von Krankheiten üblicherweise nicht sagen würden. Während eine Therapie nur denen angeboten werden kann, die ihre Homosexualität als unerwünscht erleben, gilt der Ruf zur Umkehr und zum Glauben an das Evangelium allen Menschen (Mk. 1,15). Aus Gottes Sicht ist das Festhalten an einem homosexuellen Lebensstil keine Option. Auch der homosexuell empfindende Mensch steht wie alle anderen Sünder unter dem Ruf Jesu: „Geh hin und sündige hinfort nicht mehr“ (Joh. 8,11).

Altes und Neues Testament untersagen homosexuelle Praxis, da diese entgegen der ursprünglichen Schöpferabsicht ausserhalb des Ehebundes von Mann und Frau angesiedelt ist und die Gabe der Sexualität grundsätzlich vom Fortpflanzungsauftrag trennt. Darum heisst es zum Beispiel.: „Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel“ (3. Mo. 18,22; vgl. 20,13). Durch das mosaische Gesetz war die Ablehnung homosexueller Praxis tief in der jüdischen Ethik verankert. Das erklärt auch, warum Jesus dieses Thema nicht ausdrücklich ansprechen musste. Erst als das Evangelium heidnisches Gebiet erreichte, musste der Apostel Paulus das bereits im Alten Testament ausgesprochene Verbot homosexueller Praxis für die christlichen Gemeinden verbindlich bestätigen (Röm. 1,26-27, 1. Kor. 6,9-11).

Homosexualität ist weder eine genetische Vorgabe noch eine von Gott gewollte Schöpfungsvariante. Sie ist stattdessen eine Fehlprägung der Sexualität als Folge der Abkehr der Menschheit von Gott. Weil sich der Mensch mit und nach dem Sündenfall von Gott abgekehrt hat, vertauscht er die Schöpferherrlichkeit mit den Götzenbildern seines Herzens. Der innere Kompass des Menschen funktioniert nicht mehr, was sich auch im Bereich der Sexualität auswirkt. In der Folge können unterschiedliche sexuelle Fehlprägungen und Sünden auftreten, so z.B. bi-, trans- oder homosexuelle Praxis, aber auch Ehebruch, Pornographie oder ausserehelicher Geschlechtsverkehr.

Paulus spricht von einem „Dahingegebensein“ in homosexuelle Leidenschaft. Es ist ein Gerichtshandeln Gottes an der Menschheit. Doch homosexuell empfindende Menschen sollen deshalb nicht stigmatisiert werden, so als hätten sie mehr gesündigt als andere oder würden in besonderer Weise von Gott bestraft. Aber wie andere Sünden auch führt homosexuelle Praxis zum Ausschluss aus dem Reich Gottes (1. Kor. 6,9-10). Doch gerade die Einordnung homosexueller Praxis als Sünde öffnet erst den Weg zu ihrer Überwindung. Der Name Jesus ist Programm: „Denn er wird sein Volk erlösen von ihren Sünden“ (Mt. 1,21). Darum kann die Frage nach der Veränderlichkeit homosexueller Fehlprägungen bejaht werden (1. Kor. 6,11).

Veränderung ist möglich

Sobald homosexuelle Gefühle aus dem menschlichen Herzen aufsteigen, können und müssen sie, wie andere sündige Begierden auch, zu Jesus Christus gebracht werden: „Herr, ich bekenne dir diese Gedanken und Gefühle. Ich gebe sie hinein in deinen Tod am Kreuz. Sie sollen sterben und nicht über mich herrschen. Herrsche du über mein Leben und erneuere mein Denken, Wollen, Fühlen und Begehren“ (vgl. Röm. 8,13).

Hier liegt das Geheimnis der Befreiung. Der Christ lebt dadurch, dass er täglich die sündigen Begierden durch den Geist tötet. Jesus ist in der Lage, homosexuellen Neigungen und Wünschen die Spitze zu brechen, ihnen die Macht zu nehmen, über uns zu herrschen und unser Handeln zu bestimmen. Wir haben ein falsches Verständnis von Heiligung, wenn wir meinen, dass eine Bekehrung in jedem Fall zur völligen Auslöschung der homosexuellen Anziehung führe. Die Anfechtung mag bleiben, aber die geistlichen Waffen sind da, um einen erfolgreichen Kampf zu kämpfen (Gal. 5,16-17).

In der Bibel ist die Abkehr von einem homosexuellen Lebensstil geboten. In der Begegnung mit Jesus Christus und in der Kraft des Heiligen Geistes sind ein Leben in Enthaltsamkeit sowie die Verringerung oder gar Überwindung homosexueller Gefühle möglich. Die Gemeinde Jesu hat den Auftrag, diese Wahrheit zu bezeugen und die Betroffenen seelsorgerlich in Liebe und Geduld auf dem langen Weg der Veränderung und Heiligung zu begleiten.

Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes (www.gemeindehilfsbund.de)

Zuerst veröffentlicht in: factum – Mensch, Natur, Glaube – Juli/August, 04/23
https://factum-magazin.ch (Probeheft bestellen oder abonnieren)

Der Artikel geht zurück auf einen Vortrag, den der Autor auf der Tagung des CDK am 19.11.2022 in der Bekennenden Evangelischen Gemeinde in Hannover gehalten hat. Der Vortrag kann hier nachgehört werden. 

Zur LektĂĽre empfohlen:

Johann Hesse (Hrsg.)

Gott kann verändern – Drei Lebensberichte über die Neuausrichtung der Sexualität
Gemeindehilfsbund, 3. Auflage, Walsrode 2023

Die BroschĂĽre kann kostenlos ĂĽber info@gemeindehilfsbund.de bestellt werden.

 

 

[1]https://www.who.int/europe/news/item/17-05-2019-moving-one-step-closer-to-better-health-and-rights-for-transgender-people (abgerufen am 9.5.2023)

[2]Zur Vertiefung dieser Diskussion empfehle ich das Buch: Johannes Traichel, Evangelikale und Homosexualität – Für eine Kulturreform, Jota-Publikationen, 2022.

[3]Martin Grabe, Homosexualität und Christlicher Glaube: Ein Beziehungsdrama, Francke-Verlag, Marburg 2020, S. 58-59.

[4]Ebenda, S. 76.

[5]https://www.evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/205750/14-09-2022.

[6]Martin Grabe, Homosexualität und Christlicher Glaube, S. 33.

[7]Dr. Christl Ruth Vonholdt, Homosexualität verstehen, Bulletin DIJG, Herbst 2006.

[8] Sigmund Freud, Gesammelte Werke über die Sexualität, Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905), S. 27.

[9]Gerard van den Aardweg, Die Wissenschaft sagt Nein – Der Betrug der Homo-Ehe, Lichtzeichen-Verlag, Lage 2022, S. 34.

[10]http://www.gemeindenetzwerk.de/wp-content/uploads/2016/09/Gender_Studie_USA.pdf.

[11]https://www.gemeindenetzwerk.de/?p=13943.

[12]Homosexuality: Innate and Immutable, Dean Byrd and Stony Olsen, 2001-2002, S. 409.

[13] Beispielhaft sei hier auf den Bericht ĂĽber die Bekehrung von Rosaria Butterfield hingewiesen: https://www.gemeindenetzwerk.de/?p=19100.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 12. Juli 2023 um 9:50 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik, Kirche, Sexualethik.