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Predigt über 1. Mose 8,1–24: Was gibt‘s denn da zu gucken?

Samstag 1. Juli 2023 von Prädikant Thomas Karker


Prädikant Thomas Karker

Noah, der Landmann, Noah der Seefahrer, Noah, der Ahnherr des Menschengeschlechts. Wer kennt nicht Noah? Im Kindergarten haben wir seine Menagerie gemalt, im Religionsunterricht haben wir seine nautischen Fähigkeiten diskutiert, im Kunstband, bei Chagall haben wir seine Taube mit dem Blatt im Schnabel entdeckten. Noah ist unvergessen. Er ist uns als gehorsamer Mann bekannt. Auf den Befehl des Herrn hin, legte er, fern ab von jedem Wasser, ein Schiff auf Kiel. Sein klarer Menschenverstand muss ihm gesagt haben, dass ein Weinbauer keine Schiffsbauer, und ein Weinberg keine Werft ist. Trotzdem baute er jenes seltsamste aller Wasserfahrzeuge. 150m lang, 25m breit und 15Meter hoch, ein riesiges Containerschiff, ein überdimensionierter Viehstall mit Bug, Heck aber ohne Ruder. Er schleppte und fugte, er sägte, hämmerte und nagelte. Er tat alles, was Gott ihm befahl. Noah war ein gehorsamer Mann.

Er ist uns auch als ein gutmütiger Mann bekannt. Seine Söhne Sem, Ham und Japhet werden über ihren Vater gelächelt haben, der auf seine alten Tage hin den alternativen Aussteiger leben will. Seine Nachbarn werden über diesen komischen Kauz gespottet haben, der sich vom Meister der Weinbauer zum Admiral der Landmarine mausert; seine Zeitgenossen werden böse über diesen Spinner geredet haben, der wohl in Drecklachen den Seeräuber spielen will. Er aber fuhr ihnen nicht übers Maul. Er wurde nicht wütend. Er legte sich mit niemand an, Noah ertrug dies alles. Er war ein gutmütiger Mann. Und so ist er uns nicht zuletzt als untadelig bekannt. Im 6. Kapitel heißt es ausdrücklich von ihm: Noah war ein frommer Mann wandelte vor Gott ohne Tadel.

Doch auch für solche Musterschüler gibt mancherlei Schulen in der Welt, hohe und niedere. Man kann recht viel in ihnen lernen. Da geht es klassenweise aufwärts. Wenn doch in allen das Eine gelehrt würde, was Not tut! Das lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Lerne dich und deine Sünde kennen, lerne Jesus und seine Gnade kennen. Wer in diesen beiden Stücken klar geworden ist, hat viel gelernt. – Wer lernt dies heute noch in der Schule? Wem gehen in der Jugend über diesen Dingen des Lebens schon die Augen auf? Wenn auch das Herz in der ersten Liebe für Jesus warm geworden ist, so muss doch alles noch ins Leben übertragen werden. Darum hat Gott das Leben in zwei Schulen verordnet. Diese Lebensschule hat zwei Klassen, die der guten Tage und die des Kreuzes. In den guten Tagen lernen viele gar nichts. Damit die Heilswahrheiten so richtig verinnerlicht werden, führt uns der Herr in die Oberklasse seiner Lebensschule, in die hohe Kreuzschule. Was man sonst in Jahren nicht gelernt hat, lernt man da schnell in drei, in zwei Tagen, oder gar in einer Nacht. Du sagst von schweren Kreuzesstunden: „Da habe ich meinen Herrn Jesus erst richtig kennen gelernt.“

Unser Reporter Harry Hurtig von der Sündflut-Abendpost hat recherchiert und durchs Fenster zu Noah in die Arche-Schule geschaut, laut Bauplan waren sie am Dach der Arche angebracht. Er ist ein volles Jahr in die Arche eingeschlossen gewesen. Alles war ihm genommen, nur sein Gott nicht. Hier haben wir die 3 Punkte aus seinem Bericht.

  1. Der Blick durchs verschlossene Fenster
  2. Der Blick durchs geöffnete Fenster
  3. Der Blick durchs abgerissene Fenster.

 1. Der Blick durchs verschlossene Fenster

Damals, als die bunte Crew aus Löwen, Rinozerossen und Kamelen, Hunden und Katzen an Bord gegangen und ein heftiger Regen eingesetzt hatte, da hat er die Luke dicht gemacht. Wohl wusste er, dass ein heftiger Guss diese Erde unter Wasser setzen werde, aber dass tagelang, wochenlang, monatelang die Schleusen des Himmels sich auftun und Wasserfälle auf diesen Schwimmstall herunterprasseln, das machte ihn betroffen. Das Schiff hob sich, schwamm, trieb und tanzte in den Wellen und das 150 Tage lang. Viele Kubikmeter Holz inmitten des Nichts.

In dem ganzen 7. und 8. Kapitel wird mit keinem Worte gesagt, was Noah in der Arche gemacht hat. Diese Stille der Schrift ist ein Zeugnis von der Stille Noahs. Es ist keine Klage da, dass die Arche Sturm und Flut nicht aushalte. Der Bau mag manchmal gekracht haben; aber er sorgte sich nicht. Ihm bangt nicht um seine Gesundheit in dem engen Raume. Er sorgte nicht, ob die Nahrung auch ausreichen würde. Sein Losungswort bleibt auch da: „Ich tue alles, was mir Gott geboten hat. Alles Übrige lasse ich ihn tun.“

Was tat er die ganze Zeit in der Arche?

Es waren 3 Dinge: Er sorgte für die Tiere, die ihm Gott anvertraut hatte; er stand als Vater seiner Familie vor, und er stand im Umgang mit seinem Gott. Beruf, Familie und Gott – Vorhof, Heiliges und Allerheiligstes. Kein Gedanke ging hinaus, draußen war die Flut. – Solche Stille wünsche ich allen von uns. Der Herr regiert und erhält sie und uns. Wir aber gehn am Sichersten, wenn wir alles Sorgen und Klagen lassen. Es wird uns auch nicht mit Geschäftigkeit geholfen, sondern damit, dass jeder einfältig an seinem Posten steht. – O dass du stille wärest, und auf den Willen des Herrn merktest! Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein! Lass das Klagen, lass das Sorgen. – Die Stille des Noah war keine Totenstille. Sie war ein gesegneter Umgang mit Gott. In ihm hat er das ganze Jahr geruht. In ihm ging er aus und ein. Da gab es Zeit, sich selbst zu erkennen und sich zu entwöhnen von allem, was der Welt angehört.

Dieselbe Zeit der Stille hast du in deinen Trübsalsstunden auch. Du bist ja in aller Not in dich hineingewiesen, sozusagen, in die Arche eingeschlossen. Es sollen Umgangsstunden mit Gott sein. Ihn sollst du erkennen und dich dazu. Mit Gewalt zieht er dich von alten Sünden zurück. Da ist so viel zu tun am inwendigen Menschen!

1.1              Noah kommt in die Anfechtung

Stürme umtoben sein Boot und Stürme durchtoben auch so sein Herz. Noah musste sich fragen: Hat Gott mich denn vergessen? Mich winziger Punkt inmitten der Wasserwüste. Hat Gott mich aus dem Gedächtnis gestrichen, mich winzige Schale inmitten des Chaos. Hat Gott meiner wirklich vergessen?

Heute Morgen schwimmen viele im Meer von Leid und Schuld und Tränen, und deshalb fragen auch sie: Hat Gott mich aus den Augen verloren? Deshalb klagen auch sie: Hat Gott mich aus dem Gedächtnis gestrichen. Deshalb sagen sie: Hat Gott mich denn völlig vergessen?

Wenn er auch für kurze Zeit sein Angesicht vor dir verbirgt; wenn er Dir auch keine besonderen Erweisungen seiner Barmherzigkeit gibt: er denkt doch an dich. Wenn sich die Sonne auch hinter Wolken verborgen hat, sie scheint doch, sie scheint auch für dich, wenn dir auch ihre Strahlen nicht gerade in’s Gesicht fallen. So denkt er an dich in allem Unglück. Er denkt an dich mit der vollsten Vaterliebe. Er arbeitet dann in aller Treue an dir, dass du ja fest stehst, und in diesen Sturmestagen fester in ihm wurzelt wirst.

1.2              Noah ist nicht vergessen

Gott gedachte an Noah. Seitdem Noah in die Arche gegangen und hinter ihm zugeschlossen wurde, hatte Gott ihm kein Wort der Offenbarung gegeben. Noah wusste nicht, wie lange die Flut dauern sollte. Er schwamm dahin auf Glauben.

Auf diese Anfechtung von Noah antwortet der Text: Da gedachte Gott an Noah! Das heißt, er ist ihm nicht erst wieder in den Sinn gekommen, er dachte an ihn, als die Luke dichtgemacht wurde, er dachte an ihn als das Wasser unter den Kiel lief. Er dachte an ihn als dieses Boot auf den Wellen tanzte, keine Sekunde war er diesem Gott aus den Augen gekommen. In jedem Augenblick stand er unter der Aufsicht und Fürsorge dieses Herren! Noah ist nie vergessen, egal in welchen Meeren er schwimmt.

Dieser Gott, liebe Freunde ist kein eiskalter Konstrukteur einer Weltmaschine, kein profitsüchtiger Produzent der Ware Mensch oder Welt, sondern der barmherzige Vater, der den Noah und den Abraham und den David und den Matthäus und den Paulus und dich und mich will! „Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, so will ich doch deiner nicht vergessen, siehe in meine Hände habe ich dich gezeichnet“ sagt Jesaja. Seit das Wort Fleisch geworden ist und Jesus Christus zu uns kam, kann es jeder wissen, er kennt mich auch wenn ich schwimme, auch wenn mir das Wasser bis zum Halse steht. Er hält mich, auch wenn ich ertrinke, er liebt mich, auch wenn ich leide. Gott gedacht an Noah, Gott gedachte seiner Schöpfung, Gott denkt an mich, Gott denkt an dich.

Rums machte es am Kiel und Bums machte es im Stall. Dieses Schiff lief auf Grund. Jeder Seemann wäre entsetzt gewesen, wenn sein Schiff auf Grund sitzt. Noah aber wusste, das Leben kann noch einmal beginnen. Trotzdem, er jubelte nicht, warum? Schauen wir wieder durchs Fenster.

2. Der Blick durchs geöffnete Fenster

Ein ganzes volles Jahr treibt Noah mit den Seinen auf den Wassern der Sündflut umher.

Noah ist fröhlich geblieben in Hoffnung. In dem ganzen Kapitel kommt kein Murren vor. Er fragt nicht: „Wie lange währt es denn noch?“ Er klagt nicht: „Wann hat denn unser Gefängnis ein Ende?“ Aber dem stillen Hoffer gab Gott ein Zeichen nach dem andern.

2.1     Noah bekommt Zeichen

  • Zuerst wurde der Himmel wieder hell. Die Natur redet mit. Sie ist auch eine Sprache Gottes. Es war ein Zeugnis, dass Gottes Angesicht ihm noch in Gnaden zugekehrt ist. Wohl ist ein Sonnenschein nach 150 düstern Tagen sehr erquickend. Er stimmt Leib und Seele fröhlich: Wenn du aber nach langer notvoller Seelenangst wieder merkst, dass Gott dein Gebet erhöret, dann bist du wieder fröhlich. Die Wolken zerreißen, der Himmel wird hell.
  • Am ersten Tage des zehnten Monats senkt sich die Arche auf die Spitze des Berges Ararat. Am 17. Tag des siebten Monats, so genau arbeitet der Chronist, also am 17. Juli ist das Schiff auf Grund gelaufen. Keine Rede davon, dass die Tür aufsprang und die Falltreppe hinunter gelassen wurde. Weitere zehn Wochen passiert überhaupt nichts. Ararat, das ist einer von den Riesen der alten Welt, höher denn alle Berge Europas. Die Arche hatte Grund gefunden, die Flut spielte nicht mehr mit ihr. Durch Jesus hast Du auch immer Grund. Oft habt die Welle der Trübsal mit Dir gespielt. Doch stets senkte sie sich wieder auf festen Grund, es ist nicht der hohe Ararat, sondern der Gipfel Golgatha, der Fels der Ewigkeit, der nicht wankt. So gibt es auch im Leben des Einzelnen Stunden, wo er wieder singen lernt:

                                      Ich habe nun den Grund gefunden,

                                      Der meinen Anker ewig hält.

                                      Wo anders, als in Jesu Wunden?

                                      Da lag er vor der Zeit der Welt,

                                      Der Grund, der unbeweglich steht,

                                      Wenn Erd‘ und Himmel untergeht.

  • Am ersten Tage des zehnten Monats sahen der Berge Spitzen hervor. Das waren die ersten Grüße der Erde an die Geretteten. Das war das erste Willkommen der neuen Heimat, die sie wieder bauen sollten. Zweieinhalb Monate lang hing die Arche auf der Bergkuppe, das Leben in der Schwüle und Hitze und Enge ging weiter, als am 1. Oktober die ersten Bergspitzen aus dem Wasser heraustraten, da ging eine Bewegung durch die Mannschaft aber von Ausbooten war keine Spur. Weitere zehn Wochen flossen ins Land, und dann wollte Noah weitere Zeichen sehen, weitere Gewissheit. (vgl. Hab. 2,1)

2.2              Noah sucht Zeichen.

Mit einem einzigen Schlag riss er diese Luke auf, so wie die alten Seefahrer, die in Ermangelung von Navigationsinstrumenten und Seekarten Vögel als Kompass benutzten.

So ließ er einen schwarzen Raben starten, aber der brachte ihm nur rabenschwarze Nachricht, kein Stückchen trockenes Land auf der Erde, was nun? „Das kann doch nicht wahr sein, das darf doch nicht wahr sein. Das muss doch ein Ende haben.“ Noah greift nach den weißen Tauben und lässt sie so wie lebendige Signale in die Ferne starten, aber das erste Tierchen muss er wieder mit liebevoller Hand zurück durchs Fenster nehmen. Keine Aussicht auf Änderung. Das zweite Tierchen bringt ein Ölblatt im Schnabel. Es heißt, ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont. Das dritte Tierchen blieb ganz aus. Die Hochwasserkatastrophe ist gebannt. Aber das ist der 1. Januar, und Noah hockt immer noch in seinem hölzernen Gefährt wie in einem Gefängnis. Man spürt es diesen Versen an, warten lernen ist schwer, sehr schwer sogar. Nicht nur für den Noah, auch ein Mose musste warten, 40 Jahre in der Wüste, bis ihn Gott im Dornbusch rief, zum großen Auszug aus Ägypten. Auch ein Jakob musste warten über den Tod hinaus, bist das Heil in Jesus Christus kam. Auch ein Paulus musste warten in verschiedenen Gefängnissen, bis er seine Reise nach Rom antreten konnte.

Kennst du diese Boten? Deine bösen und guten Gedanken, die als Murren oder Gebete aus der Trübsal aufstiegen, das sind die Raben und Tauben. Die Raben kommen nie wieder; sie bringen nichts in’s Gefängnis zurück. Auch die Tauben, auch die Gebete fliegen, und kommen zuerst leer zurück. Gottes Stunde ist noch nicht gekommen. Der Schmelzer ist noch nicht fertig mit deiner Seele. Aber sende du nur eine Taube nach der andern, ein Gebet dem andern hinaus. Endlich die Taube kommt zurück, und trägt den Ölzweig im Schnabel. Ölzweige sind Friedenszeichen; Öl bedeutet in der ganzen Schrift den heiligen Geist, mit dem das Herz erfüllet wird. Ölbäume wachsen auch unter dem Wasser. Ja unter den Fluten der Trübsal bringt das Öl des Glaubens den Trost zuerst in’s Herz hinein. Solche Ölblätter sind die heiligen Schriftstellen. „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist unruhig in mir! Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ „Fürchte dich nicht; denn ich habe dich erlöset, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“

Eine andere Deutungsmöglichkeit der Vögel wäre, dass mit dem Raben der alte Mensch in seiner fleischlichen Gesinnung gemeint ist. Er geht auch aus der Rettungsarche Jesus und kommt nicht mehr zurück. Die Taube, Bild des neuen, wiedergeborenen Menschen, kommt immer wieder zur Rettungsarche Jesus zurück und ist in ihr beheimatet.

Indem er die Vögel einen nach dem andern aussendet, tut er damit eine Frage nach der andern an den Herrn seinen Gott. Er will den Willen Gottes erfahren. Diesem Willen hat er sich ganz und gar ergeben. Er will keinen Weg gehen, ja keinen Schritt tun, der nicht mit diesem Willen ganz und gar übereinstimmt. Von ihm können wir lernen, was es heißt: „Durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein“ (Jes. 30,15).

Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilfe mitmacht herein um dein Grämen zu beschämen wird es unversehens sein.

Wir wollen sehen, wie es weiter geht.

3. Der Blick durchs abgerissene Fenster

3.1      Noah will Gewissheit

Die letzte Meldung durch die ausgebliebene Taube lautete: Wasserpegel auf null! Noah wills jetzt genau wissen. Und Noah stimmte keine Dankchoral an: Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen. Er befielt nicht: Hohl das Beste aus Kiste und Kombüse, er kommandiert nicht: Jedem Tier eine Extragabe Futter. Noah denkt: Ob‘s wahr ist? Ob‘s klar ist? Ob‘s stimmt? Und deshalb reißt er das Fenster mitsamt dem ganzen Dach ab.

Die Bibel kommt mit der Meldung: Die Katastrophe liegt hinter uns! Auch wenn wir keinen Weg sehen, der Weg ist geebnet. Auch wenn wir kein Land sehen, Land ist in Sicht. Neues Land, schönes Land, fruchtbares Land, ewiges Land!

Und jetzt hat Noah freie Aussicht nach allen Seiten, er sieht, dass das Wasser überall verschwunden ist. Aber der fromme, der geduldige Mann wartet noch immer. Er wartet noch acht volle Wochen. Auf Gottes Befehl ist er hineingegangen in die Arche. Er will auch nur auf Gottes Befehl wieder hinausgehen. Er will keinen Schritt tun ohne das Wort seines Gottes. Endlich redet der Herr mit ihm und spricht: „Gehe aus dem Kasten, du und dein Weib, deine Söhne, und deiner Söhne Weiber mit dir; allerlei Tier, das bei dir ist, . . .“ Nun geht Noah hinaus aus der Arche mit den Seinen und mit allen den Tieren, die er auf Gottes Befehl zu sich genommen hatte. Welch eine Geduld, welch ein stilles und gehorsames Warten zeigt hier der fromme Mann!

3.2              Noah will danken.

Die Türen der Arche sind geöffnet. Alle strömen fröhlich hinaus. Und was tut Noah? Er denkt nicht daran, zuerst eine Hütte für sich und die Seinen zu errichten. Er klagt auch nicht über den Schaden und die Verwüstung, welche die Wasser der Sündflut rings umher angerichtet haben. Sein Herz, sein Glaube treibt ihn dazu, vor allen Dingen dem barmherzigen Gott für seine Hilfe und Gnade zu danken. Er baut dem Herrn einen Altar und opfert ein Brandopfer auf dem Altar.

  • Das Opfer Noahs ist zuerst ein Schuldopfer. Er bekennt mit diesem Opfer, dass er auch ein armer Sünder ist, und dass nur die große Gnade seines Gottes ihn verschont und gerettet hat.
  • Das Opfer Noahs ist dann ein Dankopfer. Er preist den Herrn, der seinen Bund mit ihm gemacht und seine gnädige Verheißung an ihm und den Seinen so herrlich erfüllt hat.
  • Das Opfer Noahs ist auch ein Gebetsopfer. Er bittet den Herrn, dass er ihren Ausgang aus der Arche segnen und die Erde wieder weihen und heiligen wolle.
  • Das Opfer Noahs ist schließlich ein Opfer des Glaubens und der heiligen Gelübde. Er bekennt seinem Gott, dass er ihm auch ferner vertrauen und seine Zuversicht in aller Not auf ihn setzen möchte. Er bekennt, dass er auch für die Zukunft die gnädige Vergebung seiner Sünden von ihm erhofft. Er gelobt ihm, dass er sich und sein Haus, was ihm Gott gegeben und erhalten hat, im Dienste seines Herrn und zu seiner Ehre gebrauchen wolle. Darum ist auch der Geruch seines Opfers lieblich vor dem Herrn, und er macht mit ihm den Bund seines Friedens und seiner Gnade.

Der Altar, welchen der fromme Noah dort auf der Höhe des Berges Ararat errichtet hat, ist das erste Menschenwerk der Erde, das in der biblischen Geschichte erwähnt wird. Schon darum ist er für uns wichtig. Er wird uns aber noch wichtiger, wenn wir von dem frommen Manne lernen, wie wir nach der Trübsal uns verhalten sollen.

Liebe Gemeinde, auch uns hat Gott aus gewaltiger Sündflut errettet. Jesus Christus, der große Archenbauer, hat uns hineingenommen in seine Arche. Noch schwimmen wir zwar auf der Flut. Aber wenn wir nur an ihm bleiben, so sind wir Gerettete, so wehen uns die Land- und Heimatlüfte vom himmlischen Ararat schon entgegen.

Was ist das Evangelium, das wir heute mitnehmen wollen?

Noah ist ein vorzügliches Glaubensvorbild, wie man in Trübsalszeiten bewahrt hindurchkommen kann. So wie Noah im Glauben ausgeharrt hat, so werden wir auch hindurchbewahrt, bis zum ewigen Leben, weil Gott an uns gedenkt. Der Glaube machts möglich. (Hebr. 11,7)

Prädikant und Religionslehrer Thomas Karker, Bremen

Predigt in der Bibelgemeinde Bremen, 26.7.2020

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 1. Juli 2023 um 20:13 und abgelegt unter Predigten / Andachten.