Gemeindenetzwerk

Er wollte uns nicht anlügen, Quinton Ceasar, bei seiner Predigt im zentralen Schlussgottesdienst auf dem Kirchentag in Nürnberg. Der Auftrag einer christlichen Predigt ist jedoch ein anderer, nämlich „das Evangelium rein zu verkündigen“. Das hat er als Pastor der reformierten Kirche bei seiner Ordination versprochen. Daran gemessen war diese Kirchentagspredigt – sofern man sie überhaupt als Predigt bezeichnen mag – ein einziger, großer Betrug. Eigene Meinungen und opportune politische Appelle ersetzten eine Bibelauslegung, die es verdiente, so genannt zu werden. Dem eigentlichen Predigttext Kohelet 3 wurde weder wertschätzendes Gehör noch Raum zur ernsthaften Betrachtung geschenkt. Das Kirchentagsmotto aus Markus 1 wurde aus seinem Sinnzusammenhang gerissen und ohne theologische Begründungen einseitig politisiert. Was für eine Enttäuschung! Was für eine Fehlbesetzung! Was für ein großer Betrug!

Über weite Strecken bekam man das Gefühl: Hier spricht jemand, der zutiefst verletzt ist. Der deswegen alle ihm zur Verfügung stehenden Stacheln ausfährt, um nicht wieder diskriminiert, nicht schon wieder übersehen zu werden. Es tut furchtbar weh, herabgewürdigt und verurteilt zu werden, keine Frage. Und es ist richtig, wenn sich die Kirche immer wieder deutlich gegen Ausgrenzungen ausspricht und dies auch lebt. Wo sie hier versagt hat, braucht sie Umkehr und Erneuerung.

Was der Kirchentagsprediger sagte, mag alles authentisch gewesen sein. Das stellen wir nicht in Frage. Doch wir kritisieren, dass Quinton Ceasar in seiner Predigt theologisch höchst anstößige, ja gotteslästerliche Aussagen machte. „Gott ist queer“, behauptet er. Woher weiß er das? Dieser Erkenntnis liegt eindeutig nicht die Heilige Schrift zugrunde, wie es für jede evangelische Predigt sein soll. Hier geht es um einen erfundenen Gott, um einen selbstgemachten Götzen. Nur konsequent, dass sich der Pastor statt einem Kreuz die Flagge der queeren Community an den Talar angesteckt hatte. Wir betrachten diese Verkündigung als irreführend und schädlich und wünschen uns eine Klarstellung seitens der Kirchentagsleitung.

Er wollte uns nicht anlügen, Quinton Ceasar – und hat uns doch bitter betrogen. Denn evangelische Predigt als schriftgemäße Verkündigung des Evangeliums war dies nicht. Sie entsprach eher den Seifenblasen, die nach der Predigt auf der Gottesdienstbühne gezogen wurden und sogleich zerplatzten.

Dekan Till Roth, Vorsitzender des ABC Bayern

Pressemeldung vom 17. Juni 2023, Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC)