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Die Abschaffung von Mann und Frau?

Dienstag 18. August 2009 von Johann Hesse


Johann Hesse

Gender Mainstreaming 
Die Abschaffung von Mann und Frau?

1          Die Wurzeln des Gender-Mainstreaming

1.1       Gender-Mainstreaming definiert

Das englische Wort „Gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht im Gegensatz zum biologischen Geschlecht (engl.: sex). „Mainstreaming“ bedeutet, etwas in den Hauptstrom einbringen. Gender Mainstreaming besagt, dass in allen Entscheidungen und VorgĂ€ngen innerhalb von Behörden und Organisationen immer auch der Gesichtspunkt des Geschlechts beachtet werden muss.

In der Definition des Europarates von 1998 wird dies so ausgedrĂŒckt:

 „Gender Mainstreaming besteht in der Reorganisation, Verbesserung und Evaluierung politischer Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise in allen politischen Konzepten auf allen Ebenen und in allen Phasen durch alle an politischen Entscheidungen beteiligten Akteure und Akteurinnen einzubeziehen.“[1]

1.2       Die Theorie hinter Gender Mainstreaming

Hinter dem politischen und organisatorischen Verfahren des Gender Mainstreaming steht die sogenannte Gender-Theorie. Diese speist sich aus verschiedenen ideologischen und philosophischen Wurzeln.

1.2.1    Marxismus

„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von KlassenkĂ€mpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, ZunftbĂŒrger und Gesell, kurz UnterdrĂŒcker und UnterdrĂŒckte standen in stetem Gegensatz zueinander, fĂŒhrten einen unterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedes Mal mit einer revolutionĂ€ren Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit einem gemeinsamen Untergang der kĂ€mpfenden Klassen.“[2]

 Schon Marx und Engels wussten, dass sie bei der Familie ansetzen mussten, um eine klassenlose Gesellschaft zu erreichen. Die Produktion (Erwerb) und Reproduktion (Zeugung und Erziehung von Kindern) sollten aus der Hand der UnterdrĂŒcker (der MĂ€nner) in die Hand der UnterdrĂŒckten (der Frauen) gegeben werden. SpĂ€ter sollten die Produktionsmittel ganz in das Gemeineigentum ĂŒbergehen. Die Feministin Kate Miller schreibt: „In the subjection of female to male, Engels (and Marx as well) saw the historical and conceptual prototype of all subsequent power Systems, all invidious economic relations, and the fact of oppression itself.“[3] UnterdrĂŒckung und Ungerechtigkeit in der Menschheitsgeschichte haben ihren Ursprung im hierarchischen VerhĂ€ltnis der Geschlechter innerhalb der patriarchalisch verfassten Familie. Mit dem Gender Mainstreaming soll ĂŒber die völlige Gleichstellung der Geschlechter innerhalb von Familie und Gesellschaft das Ziel der gerechten (klassenlose) Gesellschaft erreicht werden. 

1.2.2    Feminismus

Das Gender-Manifest fordert: „Eine reflektierende Gender-Praxis ist sich der Wurzeln der Gender-Arbeit im feministischen Bewegungen bewusst und stellt den Bezug zu diesen Wurzeln her.“[4] Der aus der Frauenbewegung hervorgegangene Feminismus verfolgt das Ziel, die volle Gleichstellung und Gleichberechtigung der Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft zu erreichen. Radikal feministische Bewegungen kĂ€mpfen gegen die individuelle und gesellschaftliche Herrschaft der MĂ€nner. Zu den radikaleren Vertretern gehört z. B. Shulamith Firestone: „so muss die feministische Revolution 
 nicht einfach auf die Beseitigung mĂ€nnlicher Privilegien, sondern auf die des Geschlechtsunterschiedes selbst zielen.“[5] In einer wirklich klassenlosen und gerechten Gesellschaft hĂ€tte das Geschlecht „nicht mehr gesellschaftliche Relevanz als die Augenfarbe oder die LĂ€nge der Zehen.“[6] Shulamith Firestone gilt als eine der radikalsten Vertreterinnen des Gender-Feminismus. Sie fordert die völlige sexuelle Freiheit „
a reversion to an unobstructed pansexuality.“ „Adult /child and homosexual sex taboos would disappear, as well as nonsexual friendship. 
All close relationships would include the  physical.“[7]  Durch diese totale sexuelle Befreiung der Gesellschaft wĂŒrde es zur endgĂŒltigen Auflösung von Ehe und Familie kommen. Da die sexuelle UnterdrĂŒckung (der Frau) in der Ehe der Ursprung aller gesellschaftlichen UnterdrĂŒckungsmechanismen ist, könnte ĂŒber diese pansexuelle Befreiung die Beseitigung der Ehe und damit der Wurzel aller UnterdrĂŒckungsmechanismen erreicht werden.

1.2.3    Konstruktivismus

Die philosophische Denkrichtung des Konstruktivismus spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle im GedankengebĂ€ude der Gender-Theorie. Der Konstruktivismus geht von einer „erfundenen Wirklichkeit“ aus. Er geht dabei auch auf Kant zurĂŒck, der sagte, dass die Wirklichkeit durch unseren Erkenntnisapparat aufgebaut „konstruiert“ wird.[8] Hier kommt nun ein weiterer Begriff ins Spiel: Die Dekonstruktion. Wenn die Wirklichkeit nur konstruiert ist, kann sie auch dekonstruiert und neu aufgebaut werden. Genau dieses philosophisch begrĂŒndete Konzept spielt in der Gender-Agenda eine zentrale Rolle. Eine der einflussreichsten Autorinnen der Gender-Theorie ist die amerikanische Philosophin und Professorin fĂŒr Literaturwissenschaft Judith Butler. In ihrem 1991 erschienenen Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“ (Gender Trouble, 1990), werden folgende Aussagen gemacht:

– Es gibt beliebig viele, frei wĂ€hlbare Geschlechter

– Es gibt kein „wahres“ mĂ€nnliches oder weibliches Geschlecht. Sie gelten als gesellschaftlich konstruierte Begriffe.

– Nicht nur „gender“, sondern auch „sex“ ist ein konstruierter Begriff

– Ziel muss die „Dekonstruktion“, d. h. die Auflösung von Mannsein und Frausein sein.[9]

Stephanie Korinek schreibt in ihrer Dissertation: „FĂŒr Butler ist GeschlechtsidentitĂ€t (Gender) nur eine kulturell bestimmte Rolle, die der sexuell bestimmte Körper annimmt. Weiter ist fĂŒr Butler aber weder „Gender“ (GeschlechtsidentitĂ€t) noch „sex“ (Geschlecht) eine konstante GrĂ¶ĂŸe noch besteht zwischen beiden eine KontinuitĂ€t. Da Gender auf gesellschaftlichen Faktoren beruhe, die aber wandelbar sind, folgert sie daraus, dass die GeschlechtsidentitĂ€t ebenso wandelbar ist.“[10]

 1.3       Die politische Geschichte des Gender Mainstreaming

Der Begriff wurde erstmals 1985 auf der 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi diskutiert und 10 Jahre spĂ€ter auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking propagiert. Im Zuge der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking wurde Gender Mainstreaming in die europĂ€ische Gleichstellungspolitik eingefĂŒhrt. Mit dem Amsterdamer Vertrag von 1999 wird das Konzept zum offiziellen Ziel der Gleichstellungspolitik der EU. Art. 2 und Art. 3 Absatz 2 dieses EG-Vertrags verpflichten die Mitgliedstaaten zu einer aktiven Gleichstellungspolitik im Sinne des Gender Mainstreaming. Am 23. Juni 1999 wird die Gleichstellung als durchgĂ€ngiges Leitprinzip politischen Handelns durch die Bundesregierung anerkannt. Es wird beschlossen diese Aufgabe mittels der Strategie des Gender Mainstreaming zu fördern.

2          Die Ziele des Gender Mainstreaming

2.1       Gleichstellung der Geschlechter

Das primĂ€re Ziel des Gender Mainstreaming auf internationaler, europĂ€ischer und nationaler Ebene ist die völlige Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter. Hier ein Auszug aus der Internetseite des Genderkompetenzzentrum an der Berliner Humboldt UniversitĂ€t: „Gleichstellung ist das Ziel, das gemĂ€ĂŸ Art. 3 Abs. 2 S. 2 GG tatsĂ€chlich – und nun mit Hilfe von Gender Mainstreaming verwirklicht werden soll. Mit Gender Mainstreaming sollen also VerĂ€nderungen im GeschlechterverhĂ€ltnis bewirkt werden, um Diskriminierungen von Frauen und MĂ€nnern in der Gesellschaft zu hindern.“ [11] In Behörden, Unternehmen und anderen Organisationen sollen möglichst 50/50 VerhĂ€ltnisse der Geschlechter auf allen Ebenen der Hierarchie erreicht werden. Von der Chefetage an bis in alle Bereiche der Organisation soll eine Gleichstellung der Geschlechter erreicht werden. Das Ziel ist die völlige Gleichberechtigung der Geschlechter in organisierten Strukturen.

2.2       Gleichbehandlung der Lebensformen

Anhand der Veröffentlichungen zum Thema Gender Mainstreaming aus Politik und Kirche kann deutlich abgelesen werden, dass die Gleichstellung der Geschlechter das primÀre Ziel der Gender-Politik ist. Einher geht damit aber auch das Ziel der Gleichbehandlung. Dies wird zum Beispiel auf der Internetseite des Genderkompetenzzentrums der Berliner Humboldt UniversitÀt deutlich:

„Gender-Kompetenz ist die Voraussetzung fĂŒr erfolgversprechende Gleichstellungspolitik. Keine Gesellschaft darf sich heute Ausgrenzung und Diskriminierung und eine Fixierung auf ĂŒberkommene Rollenbilder leisten. ZukunftsfĂ€higkeit hĂ€ngt auch davon ab, fĂŒr Gleichheit, fĂŒr Gleichstellung, fĂŒr Chancengerechtigkeit zu sorgen. Gleichstellung anerkennt Menschen in ihrer „DiversitĂ€t“ hinsichtlich des Geschlechts und der sexuellen Orientierung, der Herkunft und des Glaubens, der MobilitĂ€t und des Alters – so verwirklicht Gleichstellungspolitik die Versprechen der Grund- und Menschenrechte, frei von Diskriminierung leben zu können. Es geht also darum, Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen gerecht zu werden, ihnen Teilhabe und echte Wahlfreiheit zu ermöglichen.“[12]

Es geht bei der Strategie nicht nur um die Gleichstellung der Geschlechter, sondern auch um die Gleichbehandlung aller LebensentwĂŒrfe, es geht um Akzeptanz der „DiversitĂ€t,“ einschließlich der Akzeptanz der sexuellen Orientierung möglichst bis in alle Bereiche der Gesellschaft hinein. Die Gender-Theorie ermöglicht die Überwindung einer bipolaren Geschlechtlichkeit und damit die Fixierung auf eine sogenannte „ZwangsheterosexualitĂ€t.“ Gender kennt viele „Geschlechter“: Homosexuelle, Lesben, Bisexuelle, Transsexuelle. „GLBT“ steht fĂŒr gay, lesbian, bisexual, transgender und wird als offizielle AbkĂŒrzung in amtlichen Dokumenten der EU gebraucht.[13] Diese Lebensweisen sollen gleichberechtigt neben anderen Lebensformen wie der in der Ehe gelebten SexualitĂ€t stehen

2.3       Die Überwindung der Zweigeschlechtlichkeit

In seiner radikaleren Form gehen die Forderungen des Genderismus weit ĂŒber die Ziele der Gleichstellung und der Gleichbehandlung hinaus. Oder anders gesagt, es wird versucht das ĂŒbergeordnete Ziel der gendergerechten Gesellschaft auf dem Wege der Überwindung der Zweigeschlechtlichkeit zu erreichen. Es lohnt sich diesbezĂŒglich die Forderungen des Gender-Manifestes zu lesen. In diesem Dokument aus dem Jahr 2006 fordern gendertheoretisch orientierte Wissenschaftler eine konsequentere Umsetzung der Gender-Theorie in die Praxis.[14]

„Undoing Gender in diesem Sinne löst die Knoten und Bindungen und Verstrickungen der bipolaren hierarchischen Geschlechterordnung, öffnet die straffe SchnĂŒrung des oben skizzierten Genderkorsetts und hebt langfristig die noch fortbestehenden Wirkungen der Geschlechterhierarchierungen auf – dies alles zugunsten einer individuell gestaltbaren gleichwertigen und gleichberechtigten Geschlechtervielfalt und einer partnerschaftlichen und solidarischen Neuaushandlung der GeschlechterverhĂ€ltnisse“.[15] Es wird eine reflektierende Gender-Praxis mit u. a. folgenden Punkten gefordert:

– Konstruktionen von Zweigeschlechtlichkeit als solche benennen

– Das Genderkorsett aufbrechen

– Gender dekonstruieren und damit SpielrĂ€ume fĂŒr vielfĂ€ltige geschlechtliche Existenz und Lebensweisen öffnen

Unter dem Stichwort „undoing Gender“ wird gefordert:

– Verlernen von Geschlechterstereotypen als Chance statt als Bedrohung wahrzunehmen

– Die Geschlechterordnung (dosiert) irritieren statt von weiblichen und mĂ€nnlichen bzw. geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen sprechen

– FĂŒr Offenheit und Unabgeschlossenheit des eigenen IdentitĂ€tsverstĂ€ndnisses motivieren

 Die erste der fĂŒnf  Schlußfolgerungen am Ende des Manifestes fordert: „Eine reflektierende Gender-Praxis wendet sich gegen die Reproduktion der Zweigeschlechtlichkeit und bietet stattdessen eine Analyse ihrer Ursachen, Funktionsweisen und Auswirkungen, um Lösungen fĂŒr ihre langfristige Überwindung zu suchen.“[16] Hier wird nun unmissverstĂ€ndlich eine Überwindung der Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau gefordert. Der Titel unseres Vortrages fragt: Die Abschaffung von Mann und Frau? Hier wird genau das gefordert. Die Irritation und Überwindung der Zweigeschlechtlichkeit und langfristig damit die Abschaffung von Mann und Frau in ihrer von Gott gestifteten Zuordnung aufeinander in der Ehe. Je mehr Menschen sich fĂŒr frei wĂ€hlbare sexuelle IdentitĂ€ten und selbstbestimmte und verĂ€nderliche sexuelle Orientierungen entscheiden, desto weniger wird unsere Gesellschaft durch die Ehe geprĂ€gt sein. Die Überwindung der Ehe aber bedeutet nach marxistisch-feministischer und gender-theoretischer Lesart die Überwindung ungerechter Strukturen in der Gesellschaft. In seiner letzten Konsequenz will der marxistisch-feministisch orientierte Genderismus die Überwindung gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten durch die Überwindung der ehelichen Mann-Frau Zuordnung. 

 3          Die Auswirkungen des Genderismus

 3.1       Die Zerstörung der Zweigeschlechtlichkeit

Die Forderung nach der „Überwindung der Zweigeschlechtlichkeit“ verrĂ€t, was der Genderismus auf lange Sicht erreichen will: Die ErschĂŒtterung und in letzter Konsequenz Überwindung der Zuordnung von Mann und Frau in einer exklusiven ehelichen Verbindung. Die Gendertheorie geht von einer grundsĂ€tzlichen Offenheit von sexueller IdentitĂ€t und Orientierung aus. Wer in der Ehe merkt, dass er bisexuelle und homosexuelle Empfindungen hat, soll diese nicht etwa mit seelsorgerlicher Hilfe ĂŒberwinden, sondern annehmen und ausleben. Es muss nicht weiter entfaltet werden, welche zerstörerische Wirkung diese Sicht auf unsere Ehen hat. Aus genderorientierter Perspektive kann es fĂŒr die Ehe keinen besonderen Schutz geben. Alle sexuellen IdentitĂ€ten und sexuellen Orientierungen sind in einer Gesellschaft ganz und gar gleichwertig und völlig gleich zu behandeln. Das Lebenspartnerschaftsgesetz steht ganz in dieser Linie und trĂ€gt zur Auflösung der Ehe in unserer Gesellschaft massiv bei. Die christlichen Kirchen könnten auf Grundlage des biblischen Menschenbildes diesen zerstörerischen KrĂ€ften entgegenwirken. Kirchliche Veröffentlichungen zum Thema „Gender-Mainstreaming“ zeigen aber, dass man die „Gender-Mainstreaming“ Vorgaben zum Teil völlig unkritisch ĂŒbernimmt. In diesem Zusammenhang der keineswegs kritisch verstandene Fußnotentext aus einer Veröffentlichung der nordelbischen Kirche:

„Geschlechtergerechtigkeit bedeutet in letzter Konsequenz die Überwindung des bipolaren Geschlechterkonstrukt hin zu einem Bild, das alle Möglichkeiten, die sich zwischen den idealen von MĂ€nnlichkeit und Weiblichkeit auftun, umfasst. Auch wenn uns dieses Konstrukt (!) heute noch als analytische Kategorie hilft, Unterschiede wahrzunehmen und einzuordnen, muss (!) es auch um Interesse all der Menschen, die aus diesem Schema herausfallen (Intersexuelle, Transsexuelle, Queer-Menschen) zur Dekonstruktion, zur Erweiterung und damit zur Auflösung des bipolaren Geschlechtermodells kommen.“[17]

3.2       Die Zerstörung der ehelichen Ordnungsstruktur

Insbesondere muss der Genderismus eine geistliche Haupt-Unterordnungsstruktur innerhalb der Ehe von Mann und Frau bekĂ€mpfen. In der von der Evangelischen Frauen- und MĂ€nnerarbeit herausgegebenen BroschĂŒre „Alles Gender oder was?“ heißt es: „Wer sich auf die biblische Botschaft beruft, kann daraus also keinerlei Form geschlechtlicher Unterordnung oder Überordnung als Ausdruck göttlichen Willens ableiten.“[18] Die guten und segensreichen Ordnungen Gottes fĂŒr die Ehe von Mann und Frau werden als interessegeleitete, menschliche Versuche theologischer Tradition verunglimpft und zur Seite gewischt.

3.3       Die SchwÀchung der Familie

Wenn es auf Wahlplakaten der CDU heißt: „Wir haben die Kraft fĂŒr starke Familien“, dann steht das im eklatanten Widerspruch zu den politischen Leitlinien der Familienministerin. Die Politik von Frau von der Leyen ist massiv genderorientiert. Frauen sollen nicht als MĂŒtter und Hausfrauen arbeiten, sondern als Abteilungsleiterinnen und Automechanikerinnen. Das Bild der Frau als Mutter gilt als verpönt, man möchte Frauen, die im Businessanzug und mit Laptop in einen Businessjet steigen. Die gegenwĂ€rtige Krippenpolitik stĂ€rkt nicht das Wohl der Kinder, sondern entfremdet Kinder von Mutter, Vater und Familie. Frau von der Leyen betreibt paradoxerweise unter dem Druck der Wirtschaft eine marxistisch-feministische Familienpolitik (siehe dazu auch Fußnote [24]), die unsere Familien weiter schwĂ€chen und die demographische Krise weiter verstĂ€rken wird.

3.4       Die Verwirrung der Rollenbilder

Es ist Ziel einer genderorientierten Politik mĂ€nnliche und weibliche IdentitĂ€ten zu verwirren. Möglichst soll diese bereits in der Kindererziehung berĂŒcksichtigt werden. Traditionelle Rollenbilder sind politisch verpönt. Es ist sehr aufschlussreich KinderbĂŒcher vergangener Tage zu lesen. In Else Urys Kinderbuch „Professors Zwillinge“ haben wir den beruflich erfolgreichen Vater und die treu sorgende Mutter, die sich um Haushalt und Kinder kĂŒmmert. Der Zwilling Herbert interessiert sich fĂŒr den rauchenden Vesuv und wildes Getier. Die Zwillingsschwester Suse hat eine Puppe aus dem Schwarzwald, liebt Blumen und hat eine mĂŒtterliche Art und sorgt sich rĂŒhrend um den armen Klassenkameraden Paul.[19] Beim Lesen dieses Buches wird einem bewusst, dass genau diese Rollenbilder heute nicht mehr erwĂŒnscht sind. In einem Schulbuch fĂŒr die dritte Klasse wird ein Junge beschrieben, der die Farbe „Pink“ als seine Lieblingsfarbe und Ballet als sein Hobby angibt. Als ein MitschĂŒler sich darĂŒber befremdet Ă€ußert, wird er von der Lehrerin zurechtgewiesen. Auf den ersten Blick alles sehr harmlos, wenn es hier nicht um die gezielte Umsetzung ideologisch motivierter politischer Vorgaben ginge.

Gender Mainstreaming verĂ€ndert Rollenstereotype und Geschlechterklischees. Denn: Gesellschaftlich, sozial und kulturell geprĂ€gte Geschlechtsrollen sind erlernt und somit verĂ€nderbar.[20] WĂ€hrend Frauen sich nicht mehr als Ehefrau und Mutter begreifen sollen und hierin ein erstrebenswertes Lebensziel sehen sollen, sollen MĂ€nner wiederum weicher und weiblicher werden. Durch Bundesministerien geförderte Programme wie „Girls Day“ ermutigen MĂ€dchen, sich fĂŒr technische Berufe zu entscheiden oder allgemein fĂŒr Berufe, die bisher vor allem von MĂ€nnern gewĂ€hlte Berufe gewesen sind.[21] Die ebenso staatlich geförderte Initiative „Neue Wege fĂŒr Jungs“[22] motiviert Jungs, sich fĂŒr bisher vor allem von jungen Frauen gewĂ€hlte Berufe zu öffnen.[23] „Coole Jungs“ werden Frisör. Die demographische Krise offenbart, wie sehr diese Programme an der Wirklichkeit vorbeischießen. WĂ€hrend es wohl kaum eine dringlichere Aufgabe gibt, als junge MĂ€dchen fĂŒr den Vollzeitberuf „Mutter“ zu motivieren, will man genau das Gegenteil erreichen. Genderpolitik löst nicht die Probleme unserer Zeit, sondern setzt ein gesellschaftszersetzendes ideologisches Programm um.[24]

In den „Leitlinien zur Verankerung der geschlechterbewussten AnsĂ€tze in der pĂ€dagogischen Arbeit mit MĂ€dchen und Jungen in der Jugendhilfe“, den sogenannten  Berliner Leitlinien, fĂŒr die unter anderem die Berliner Senatsverwaltung verantwortlich ist, heißt es: „Gesellschaftliche MĂ€nnlichkeitskonstruktionen sollen aufgedeckt und reflektiert werden, um sie dekonstruieren zu können.“ In KindertagesstĂ€tten „wird darauf geachtet, dass Spielmaterial, BĂŒcher, Hörkassetten usw. vorhandene Geschlechtsrollenklischees nicht reproduzieren, sondern MĂ€dchen und Jungen bzw. Frauen und MĂ€nner in vielfĂ€ltigen Rollen, Berufen, Eigenschaften und FĂ€higkeiten zeigen
 Es werden Angebote bereitgestellt, die einseitigen Geschlechtsrollenzuschreibungen entgegenwirken.“ „Professors Zwillinge“ von Else Ury wird es in diesem Kindergarten sicher nicht geben. Politisch unerwĂŒnschte KinderbĂŒcher.

3.5       Die Zerstörung der SexualitÀt

Genderismus wirbt fĂŒr die „Unabgeschlossenheit des eigenen IdentitĂ€tsverstĂ€ndnisses.[25] Gender kennt ein breites Spektrum von Geschlechtern. Sowohl die eigene GeschlechtsidentitĂ€t als auch die sexuelle Orientierung gelten als „unabgeschlossen“ und sollen unter dem Gesichtspunkt der „Offenheit“ gelebt werden. Aus der Perspektive des Genderismus ist es normal, wenn ein verheirateter Mann, sich zur Frau umoperieren lĂ€sst, um erst eine Zeit lang mit einer Frau und spĂ€ter mit einem Mann zusammenzuleben. „Im Interesse all der Menschen, die aus diesem (zweigeschlechtlichen) Schema herausfallen (Intersexuelle, Transsexuelle, Queer-Menschen) muss es zur Dekonstruktion, zur Erweiterung und damit zur Auflösung des bipolaren Geschlechtermodells kommen.“[26] HomosexualitĂ€t wird bereits heute in SchulbĂŒchern, in AufklĂ€rungsbroschĂŒren und in KinderbĂŒchern als positiv zu bewertender Normalzustand dargestellt. Kinder (und Erwachsene) sollen lernen, dass HomosexualitĂ€t „normal“ oder sogar erstrebenswert ist. Es ist bekannt, dass junge Frauen und MĂ€nner gerade in Kindheit und Jugend klare identitĂ€tsstiftende Leitlinien und Vorbilder brauchen, um die eigene sexuelle IdentitĂ€t und Orientierung herausbilden zu können. Diese Leitlinien werden ihnen genommen, wenn ihnen Bi- und HomosexualitĂ€t als Normalzustand vorgelebt wird, sowie die Wahlfreiheit des eigenen Geschlechts suggeriert wird. Wird Gender Mainstreaming konsequent umgesetzt, werden wir zunehmend junge Menschen erleben, die in Bezug auf ihre sexuelle IdentitĂ€t und Orientierung in Verwirrung geraten.

3.6       Das gegenderte Gottesbild

Der Angriff auf die Ehe und die Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau ist zugleich ein Angriff auf das Gottesbild. Denn Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau (1Mose 1,27). Nach neutestamentlicher Lehre bildet die Ehe die Gemeinschaft von Christus und seiner Braut der Gemeinde ab (Eph 5,21-33) Wer die Zweigeschlechtlichkeit ĂŒberwinden und die Ehe zerstören will, greift zugleich nach dem Ebenbild Gottes.[27] Wer die Ehe verdunkelt, verdunkelt damit auch das Ebenbild Gottes auf Erden. Gender – Mainstreaming ist also nicht nur eine ehefeindliche, sondern auch eine gottfeindliche Bewegung, die das Gottesbild verzerren und zerstören will. Dem entspricht der Versuch, ĂŒber die Bibel in gerechter Sprache, ein gegendertes und damit verzerrtes Gottesbild in unsere Kirchen und Gemeinden hineinzutragen. Im „Vater Unser“ heißt es in gendergerechter Sprache: „Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel.“

4          Eine Antwort aus christlicher Perspektive

4.1       Geschaffen als Mann und als Frau

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und er schuf sie als Mann und Frau“ (1Mose 1,27). Das biblische Menschenbild weiß um die Geschöpflichkeit des Menschen. Gott schuf ihn als Mann und als Frau. Dies entspricht auch der von uns alltĂ€glich erfahrenen und wissenschaftlich belegten Wirklichkeit. Wir finden uns selbst als Mann oder als Frau vor und können unser Geschlecht eben nicht frei wĂ€hlen. Es ist auch alltĂ€glich erfahrbar sowie wissenschaftlich belegbar, dass die vorgefundene körperliche Geschlechtlichkeit zugleich auch Auswirkungen auf die Psyche, unsere Neigungen und FĂ€higkeiten hat. Die Rollen, die wir gesellschaftlich einnehmen, sind eben nicht frei verĂ€nderbar und frei wĂ€hlbar, sondern haben wesentlich mit unserer geschöpflich vorgegebenen Geschlechtlichkeit zu tun. Als Mann kann ich kein Kind austragen, genauso wenig wie eine Frau zumeist aufgrund anatomischer Vorgaben nicht im Bergbau arbeiten sollte. Da unsere eigene und die uns umgebende Umwelt geschaffene Wirklichkeit ist, ist das philosophische DenkgebĂ€ude des Konstruktivismus ad absurdum gefĂŒhrt. Was erschaffen ist, ist wirklich da. Ich kann es nicht rekonstruieren und dekonstruieren, um es dann zu verĂ€ndern und zu ĂŒberwinden. Die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen kann nicht dekonstruiert und ĂŒberwunden werden. Der Versuch dies ĂŒber staatliche Umerziehung dennoch zu tun, wird entweder scheitern oder eine Gesellschaft in den Untergang fĂŒhren.

4.2       Die Ehe ist Gottes gutes Zukunftsmodell

„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen und sie werden ein Fleisch sein“ (1Mose 2,24). Das Zukunftsmodell fĂŒr ein geschlechtergerechtes Zusammenleben von MĂ€nnern und Frauen in einer Gesellschaft ist und bleibt die Ehe. Gott schenkt dem Menschen seine mĂ€nnliche oder weibliche IdentitĂ€t und bindet ihn in der Ehe an einen Menschen des jeweils anderen Geschlechts. Das gelingende Miteinander in der Ehe korrespondiert mit einer göttlichen Haupt- und Unterordnungsstruktur. Der himmlische Vater ist das Haupt Christi und Christus ordnet sich dem liebenden Vater unter (1Kor 11,3). Der Mann ordnet sich dem Haupt Christus unter und bekommt gleichzeitig die Hauptverantwortung fĂŒr seine Frau, die er in Demut, aufopferungsvoller Liebe (Eph 5,25) und FĂŒrsorge gegenĂŒber seiner Frau wahrnehmen soll. Die Frau wiederum ordnet sich dem Mann unter, so wie Christus sich dem Vater unterordnet (Eph 5,23ff). Beide aber sind wesensgleich und gleichwertig und demĂŒtigen sich zusammen unter die gewaltige Hand Gottes (1Petr 5,6). In der Ehe helfen wir einander unsere anerschaffene sexuelle IdentitĂ€t anzunehmen und die so fragile und formbare sexuelle Orientierung mit der Hilfe Gottes zu gestalten und reifen zu lassen immer zum Wohle des uns anvertrauten GegenĂŒbers. Der Mann zum Wohle der Frau, die Frau zum Wohle des Mannes. Ehe so gelebt, mit der Hilfe des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus, ist und bleibt das einzig tragfĂ€hige Zukunftsmodell einer geschlechtergerechten Gesellschaft.

4.3       Die Familie stÀrken

Gesunde und starke Familien brauchen Frauen, die Kinder lieben und gerne MĂŒtter sind. Nicht ohne Grund macht der Apostel Paulus die politisch nicht korrekte Aussage: „Sie (die Frau) wird aber selig werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.“ (1Tim 2,15) Heute gewinnt man den Eindruck, die Seligkeit der Frau liege in der Chefetage eines fĂŒhrenden Daxunternehmens. Frauen rĂŒcken in die FĂŒhrungspositionen von Wirtschaft und Politik ein, die Kinder, sofern noch welche geboren werden, werden in staatlich organisierte Krippen abgeschoben. Aus biblischer, aber vor allem auch aus demographischer Perspektive, mĂŒssten junge Frauen vor allem motiviert werden, sich viele Kinder zu wĂŒnschen, diese Kinder auch zu bekommen und sich voll und ganz der FĂŒrsorge und Erziehung dieser Kinder zu widmen. MĂ€nner mĂŒssten lernen, ihre Frauen gerade in diesem Wunsch zu unterstĂŒtzen, die Arbeit fĂŒr Familie und Haushalt zu honorieren, und die Politik sollte dies mit entsprechenden Anreizen fördern. Dies könnte dann mit Fug und Recht als eine Politik bezeichnet werden, die Familien stĂ€rkt.

4.4       Überzeugende Vorbilder fĂŒr Jungs und MĂ€dchen

Das christliche Menschenbild akzeptiert und bejaht die geschöpflich vorfindliche sexuelle IdentitĂ€t eines jungen Menschen. Im Gegensatz zu einer genderorientierten Erziehung wird eine christliche Erziehung den jungen Menschen in seiner sexuellen IdentitĂ€t stĂ€rken und hoffentlich ĂŒberzeugend durch persönliches Vorbild vorleben, dass SexualitĂ€t im liebevollen ehelichen Miteinander von Mann und Frau ihren von Gott zugewiesenen Platz hat. Den Jungen wird sie auf die Rolle als Mann vorbereiten, das MĂ€dchen auf seine Rolle als Frau. Aufschlussreich ist hier die Anweisung des Apostel Paulus an die Frauen: Die Ă€lteren Frauen „sollen aber Gutes lehren und die jungen Frauen anhalten, dass sie ihre MĂ€nner lieben, ihre Kinder lieben, besonnen seien, keusch, hĂ€uslich, gĂŒtig und sich ihren MĂ€nnern unterordnen, damit nicht Gottes Wort verlĂ€stert werde“ (Titus 2,4.5). MĂ€dchen brauchen Frauen, Jungs brauchen MĂ€nner, um ihre Rolle in Ehe, Familie und Gesellschaft zu finden. Hier braucht es keine IdentitĂ€tsverwirrer, sondern liebevolle, treue, mĂ€nnliche VĂ€ter und liebevolle, treue, weibliche MĂŒtter, die das Kind in seiner geschöpflich vorgefundenen IdentitĂ€t stĂ€rken. Gender Mainstreaming will jungen Menschen nicht helfen, eine stabile mĂ€nnliche oder weibliche IdentitĂ€t zu entwickeln, sondern will sie irritieren und eine geschlechtliche spezifisch mĂ€nnliche oder spezifisch weibliche PrĂ€gung und IdentitĂ€t bewusst verhindern und offen halten. Es scheint so, als ob Gender Mainstreaming einen nicht festgelegten Menschen schaffen will, der in seiner IdentitĂ€t und Orientierung stets offen, nicht festgelegt und verfĂŒhrbar ist.

4.5       Gottes gute Gabe der SexualitÀt

Gott schafft den Menschen als Mann und als Frau. Sie bekommen ihre SexualitĂ€t als Gottesgabe, die mit dem Auftrag verbunden ist: Seid fruchtbar und mehret euch (1Mose 1,28). Es braucht keiner weiteren AusfĂŒhrungen, um zu belegen, dass diese Fruchtbarkeit nur im Miteinander von Mann und Frau möglich ist. Neben der Fruchtbarkeit dient die Gabe der SexualitĂ€t der Befriedigung des Ehepartners. Der Mann hat seine SexualitĂ€t, um damit seine Frau zu erfreuen und umgekehrt (1Kor 7,4). Christliche Erziehung wird im Gegensatz zu einer genderorientierten Erziehung junge Menschen motivieren, ihre sexuelle IdentitĂ€t und Orientierung im Rahmen der Ehe oder alternativ in der Enthaltsamkeit zu leben. Eine Auflösung der BipolaritĂ€t der Geschlechter sowie des „Genderkorsett“[28] Ehe wird christliche Erziehung immer ablehnen mĂŒssen.

Eine Ausgrenzung, Abstempelung, Diskriminierung und VerĂ€chtlichmachung von homosexuell empfindenden oder homosexuell lebenden Menschen darf es aus christlicher Sicht niemals geben. Immer werden Christen vermitteln, dass ein Schwuler oder eine Lesbe ein wunderbarer von Gott geschaffener und von Gott geliebter Mensch ist. Gleichzeitig kann der Christ aber auch nicht verschweigen, dass aus Gottes Sicht praktizierte HomosexualitĂ€t SĂŒnde ist (3Mose 18,22; Rö 1,26.27; 1Kor 6,9). Es sei hinzugefĂŒgt: SĂŒnde, die nicht schwerer wiegt, als andere SĂŒnden, die jeder von uns begangen hat und begeht. SĂŒnde, fĂŒr die Jesus Christus in den Tod gegangen ist, fĂŒr die er mit seinem Leben bezahlt hat und von der er uns erlösen, freikaufen und reinwaschen will und es auch tut, wenn wir bekennen und umkehren (1Joh 1,9; Apg 2,38, 1Kor 6,9). Es muss in einer freien Gesellschaft möglich sein und bleiben, auf dieses Angebot Gottes im Evangelium hinzuweisen und liebevoll werbend dafĂŒr einzutreten. Es verbietet sich von selbst, dass homosexuell empfindende und lebende Menschen zu solch einer Umkehr ĂŒberredet oder gar gezwungen werden sollen. Wer solch ein Angebot aber gerne annehmen möchte, der soll sich in einem freien Land darĂŒber informieren dĂŒrfen, es fĂŒr sich persönlich ablehnen oder eben auch annehmen dĂŒrfen.

Dass eine VerĂ€nderung von homosexueller Empfindung und Orientierung hin zu heterosexueller Empfindung und Orientierung möglich ist, ist bemerkenswerter Weise aus gendertheoretischer Sicht prinzipiell möglich. Im Genderdenken ist sexuelle IdentitĂ€t und Orientierung fließend, verĂ€nderbar und frei wĂ€hlbar. Das wĂŒrde aber auch eine VerĂ€nderlichkeit von homo- zu heterosexueller Orientierung erlauben. An dieser  Stelle deckt sich Genderdenken mit christlicher Erkenntnis und der Erfahrung ehemals homosexuell empfindender Menschen.

4.6       Ich glaube an Gott den Vater

Im Gegensatz zum Gender Mainstreaming wird die christliche Gemeinde dem Versuch, die Zweigeschlechtlichkeit zu ĂŒberwinden, widerstehen und werbend fĂŒr die Aufrechterhaltung der Zweigeschlechtlichkeit und ihrer Versöhnung in der Ehe von Mann und Frau eintreten. Das ist deshalb so wichtig, weil Gott den Menschen zu seinem Ebenbilde schuf und diese Gottesebenbildlichkeit gerade in der Ehe von Mann und Frau widergespiegelt werden soll. Gleichermaßen soll in einer liebevollen Ehebeziehung, in der Jesus Christus die Mitte ist, die Ehebeziehung zwischen dem BrĂ€utigam Christus und seiner Braut der Gemeinde reflektiert werden. Damit das Ebenbild Gottes auf Erden nicht weiter verzerrt und verdunkelt wird, wollen wir die Ehe von Mann und Frau festhalten, schĂŒtzen und mit Gottes Hilfe (hoffentlich) ĂŒberzeugend vorleben.

Auch gilt es der Versuchung zu widerstehen, sich ein menschengemachtes gendergerechtes Bild von Gott zu machen. Gott hat sich dem Menschen eben gerade nicht als „unser Vater und unsere Mutter“ offenbart, sondern als „Vater“. Damit hat er nicht die von ihm geschaffene und geliebte Frau diskriminiert, sondern sich selbst als der vorgestellt, der er ist: Der himmlische Vater, der da Vater ist ĂŒber alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden. Jesus Christus hat gesagt: Wer mich sieht, der sieht den Vater (Joh 14,9). Durch eine umfassende Lebensumkehr zu Jesus Christus werden wir von falschen Vorstellungen ĂŒber Gott, ĂŒber unsere IdentitĂ€t als MĂ€nner und Frauen sowie ĂŒber unsere SexualitĂ€t befreit.

5          Zusammenfassung

Gender Mainstreaming will ein gutes Ziel erreichen: „Gerechtigkeit.“ Doch um dieses Ziel zu erreichen, will Gender Mainstreaming in letzter Konsequenz die Auflösung und Einebnung der von Gott geschaffenen Zweigeschlechtlichkeit sowie der von Gott gestifteten Ehe von Mann und Frau in einer lebenslangen Liebes- und Treuebeziehung. Das gerechte Miteinander von MĂ€nnern und Frauen lĂ€sst sich jedoch nicht durch ideologisch aufgeladene Programme erzwingen. WĂŒrde Gender Mainstreaming  nach den Vorgaben seiner radikalsten Vertreter in allen Bereichen unserer Gesellschaft umgesetzt, hat es das Potential, diese Gesellschaft vollstĂ€ndig aufzulösen und sie in ihren Grundfesten zu zerstören.

Die Erkenntnis, dass Gott die Welt erschaffen hat (Hebr 11,3) widerspricht der These, dass alle Wirklichkeit nur konstruierte Wirklichkeit ist und damit dekonstruiert, aufgelöst und jederzeit verÀndert werden kann. In der Begegnung mit Jesus Christus findet der Mensch die Gerechtigkeit Gottes (Rö 1,16.17; 1Kor 1,30; 2Kor 5,21), die ihm fehlt. In Christus wird der Mensch mit Gott versöhnt, mit seiner eigenen IdentitÀt und SexualitÀt sowie in seiner Beziehung zum anderen Geschlecht. Gerechtigkeit und Versöhnung zwischen den Geschlechtern wird nicht durch die Implementierung von Gender Mainstreaming erreicht, sondern allein durch die Hinwendung von MÀnnern und Frauen zu dem lebendigen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat.

Johann Hesse, 15.08.2009, Vortrag im Diakonissenmutterhaus Altvandsburg, Lemförde 


[1] Konstantin Mascher, Geschlechtslos in die Zukunft, Salzkorn 5/2006, S. 202

[2] Marx/Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Dietz Verlag Berlin, S. 44.

[3] K. Miller, Sexual Politics, New York, 1971, zitiert nach Stephanie Korinek, Gender Mainstreaming, 2008, S. 8

[4] Gender Manifest, Berlin im Januar 2006, S. 5

[5] Shulamith Firestone, The Dialectic of Sex, New York 1971 (Stephanie Korinek, Gender Mainstreaming, zitiert nach Christl Vonholdt, Bulletin Nr. 13 (2007), S. 20)

[6] S. Okin, Justice, Gender, and the Family, New York, 1989, S. 170, (Stephanie Korinek, Gender Mainstreaming, zitiert nach Christl Vonholdt, Bulletin Nr. 13 (2007), S. 20)

[7] Shulamith Firestone, The Dialectic of Sex, New York 1971, (Stephanie Korinek, Gender Mainstreaming, zitiert nach Christl Vonholdt, Bulletin Nr. 13 (2007), S. 2)

[8] Hans-Joachim Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Kohlhammer Verlag, 1993, S. 697f

[9] Christl Vonholt, Bulletin Nr. 13 (2007), S. 22 (Stephanie Korinek, Gender Mainstreaming)

[10] Stephanie Korinek, Gender Mainstreaming, S. 11

[11]www.genderkompetenz.de

[12] www.genderkompetenz.info

[13] Gabriele Kuby, Dossier „Gender Mainstreaming“ (www.Junge-Freiheit.de)

[14] www.gender.de

[15] Gender Manifest, S. 4

[16] Gender Manifest, S. 5

[17] Das alles ist möglich! Gender Projekte in nordelbischen Kirchengemeinden, S. 11

[18] Alles Gender oder was?, Evangelische MĂ€nnerarbeit und Evangelische Frauenarbeit.

[19] Else Ury, Professors Zwillinge in der Waldschule, Eine Geschichte fĂŒr kleine Jungen und MĂ€dchen, Hoch-Verlag, DĂŒsseldorf, 1951

[20]   Gender Mainstreaming, Was ist das?, Bundesministerium fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend

[21] www.girls-days.de

[22] www.neue-wege-fuer-jungs.de

[23] Positiv zu vermerken ist, dass hier Jungs motiviert werden, auch solche Berufe zu wÀhlen, in denen ein höherer Prozentsatz an MÀnnern tatsÀchlich erstrebenswert ist (Grundschullehrer, Altenpfleger)

[24] Die eigentliche Motivation fĂŒr die Implementierung dieser Programme ist allerdings wirtschaftspolitischer Natur. Je mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt kommen, desto niedriger können die Lohnkosten gehalten werden.

[25] Gender Manifest, S.  5

[26] Das alles ist möglich! Gender Projekte in nordelbischen Kirchengemeinden, Hrsg. Ingeborg Kerssenfischer, Gleichstellungs- und Genderbeauftragte der Nordelbischen Kirche, Kiel, Juni 2007, S. 11

[27] Ehe – Die Ikone Gottes in der Welt, Christl R. Vonholt, Salzkorn 5/2006, S. 230ff (Diese Beobachtung wird in ausgezeichneter Weise in diesem sehr empfehlenswerten Aufsatz dargelegt)

[28] Gender-Manifest, S. 4

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 18. August 2009 um 9:44 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik, Sexualethik.