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Immer mehr Moscheen, immer weniger Kirchen

Donnerstag 23. November 2006 von Die Welt


Die Welt

Immer mehr Moscheen, immer weniger Kirchen

In Deutschland gibt es immer mehr Moscheen – und immer weniger Kirchen. Die Zahl der muslimischen Gotteshäuser ist nach einer Studie seit dem Jahr 2004 von 141 auf 159 gestiegen. Weitere 128 Moscheen sind im Bau. Etliche christliche Kirchen werden dagegen in den kommenden Jahren schließen.

 

Rohbau der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxlo

Bauprojekt: Der Rohbau der Merkez-Moschee im Duisburger Stadtteil Marxloh, im Hintergrund ein Kirchturm (Foto: dpa)

Berlin – Die Zahl der muslimischen Gotteshäuser in Deutschland hat nach einer Studie in den vergangenen Jahren zugenommen. Seit dem Jahr 2004 sei die Zahl von 141 auf 159 gestiegen, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf eine Untersuchung des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland. Die Existenz von vielen christlichen Kirchenhäusers sei dagegen bedroht, so die Zeitung unter Berufung auf eine Immobilienstudie der Dresdner Bank.

Der Leiter des Islam-Archivs, Salim Abdullah, sieht jedoch keine zukĂĽnftigen Probleme heranwachsen. Schon seit längerem beobachte er diesen Trend. „Das muĂź man sowieso hinnehmen. Die Kirchen machen auch einen Fehler: Statt ihre leer stehenden Gebäude in Getränkeshops umzuwandeln, sollte man darĂĽber nachdenken, diese den Muslimen zu ĂĽbertragen“, sagte Abdullah im Gespräch mit WELT.de.

„Bild“ bezieht sich offenbar auf eine Immobilienstudie der Dresdner Bank aus dem Jahr 2005. Die Studie ergab, daß zwischen 1950 und 2000 die Zahl der Kirchenbesucher von zwölf auf vier Millionen zurückgegangen ist. Als Folge müssen sich die Kirchen – neben der Deutschen Bahn AG einer der größten Immobilienbesitzer Deutschlands – von vielen Gotteshäusern trennen.

Allein im Erzbistum Berlin sollen die „pastoral genutzten Flächen“ von 2004 bis 2008 um 25 Prozent oder 50.000 Quadratmeter reduziert werden. In Bochum steht nach Angaben der Studie jede dritte Kirche zur Disposition. In Aachen ist die Lage noch dramatischer: dem dortigen Bistum könnten von derzeit 900 Kirchen in 15 Jahren nur noch 100 zur Verfügung stehen.

Die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) erklärte, daß künftig fast die Hälfte ihrer bundesweit genutzten Kirchen und Kapellen nicht mehr für Gottesdienste gebraucht werde. Schon heute erfahren viele ehemalige Kirchen eine gewerbliche Nutzung, etwa als Schwimmbad, Diskothek oder Einkaufszentrum.

Abdullah wies darauf hin, daß die Studie des Islam-Archivs, die einmal jährlich am 1. Juli veröffentlicht wird, noch in Bearbeitung sei. Da die Etatberatungen mit dem Bundesinnenministerium sich bis Ende September hingezogen hätten, sei eine Verzögerung unvermeidbar gewesen.

„Ich kann die Trends bestätigen, kann aber noch nichts Genaues sagen“, so Abdullah zu WELT.de. Die steigende Zahl der muslimischen Gotteshäuser bestätigte er jedoch: „Richtig ist, daß sich die Zahl der Moscheen auf 159 erhöht hat.“ Weitere Moscheen seien derzeit im Bau.

Die Zahl der Muslime mit deutscher Staatsangehörigkeit habe sich seit Anfang der 80er Jahre von 56.000 auf „rund eine Million“ erhöht, sagte Abdullah. „Anfang Dezember sind dann die Einzelheiten der Studie auf dem Markt“.

WELT.de/rh/vm

Artikel erschienen am 23.11.2006

Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 23. November 2006 um 18:31 und abgelegt unter Weltreligionen.