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Salz und Licht

Dienstag 16. Februar 2021 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

In der Bergpredigt adelt Jesus seine Nachfolger mit zwei Ehrentiteln. Sie sind Salz der Erde und Licht der Welt (Mt 5,13-16). Und er warnt sie vor einer Lebensführung, die dieser Bestimmung nicht entspricht. In einer Zeit, in der die Salz- und Lichtkraft der Gemeinde Jesu merklich nachgelassen hat, zumindest in unserem Land, ist es wichtig, dass wir diese beiden Adelstitel „Salz“ und „Licht“ neu entdecken und beherzigen.

Was meint Jesus mit seinem Salzwort? Dass Salz eine konservierende und vor Fäulnis schützende Kraft hat, wussten schon die Menschen im Mittelalter. Es gibt Dokumente, aus denen hervorgeht, dass man schon im 11. Jahrhundert die gefischten Heringe in Salzlake legte und haltbar machte. Der Salzhering wurde im Lauf der Zeit zu einer wichtigen Nahrung, besonders für die Armen, und zu einem begehrten Handelsgut.

Wenn Christen „Salz der Erde“ sind, dann gehört es zu ihrer Lebensaufgabe, die Gesellschaft, in der sie leben, vor innerer Fäulnis zu bewahren. Wer sich in der Geschichte und Kirchengeschichte ein wenig auskennt, der weiß, dass viele Regierungen und Staatssysteme mit großartigen Versprechungen begannen und kläglich endeten. Es gibt einen Trend, der das Zusammenleben der Menschen zum Schlechten hin verändert. Immer wieder setzen sich Neid, Korruption, Macht- und Geldgier und ungezügelte Sexualität durch und bewirken miserable und chaotische Zustände. Man könnte geradezu von einem geistlichen Entropiegesetz sprechen, das die Weltgeschichte durchzieht. So wie der 2. Hauptsatz der Thermodynamik feststellt, dass in den natürlichen Prozessen der Welt die Unordnung zunimmt, so setzt sich auch im zwischenmenschlichen Zusammenleben über lang oder kurz die Sünde immer wieder durch, wenn ihr nicht Einhalt geboten wird.

Damit die Sünde nicht überhandnimmt in unserer Welt, sollen wir Christen uns durch Wort und Tat, vor allem aber mit unserem Gebet, den Fäulnisprozessen in unserer Gesellschaft entgegenstellen. Wir können die Welt nicht verbessern. Da bin ich ganz anderer Auffassung als Margot Käßmann und Heinrich Bedford-Strohm in ihrem Buch „Die Welt verändern“. Aber wir können aufgrund der uns vom Herrn geschenkten Salzkraft die Fäulnis ein Stück weit aufhalten. Jede intakte Ehe, jede ehrliche Steuererklärung, jede im Freundeskreis ausgesprochene Vergebung, jeder Leserbrief, der zur Beachtung der Gebote Gottes aufruft, jedes Gebet für unsere Politiker hat eine konservierende Wirkung und hält den Trend zur Sünde auf.

Auch das Lichtwort ist bedeutsam. Ohne Licht gibt es kein Leben auf unserer Welt. Und ohne Menschen, die als „Kinder des Lichts“ leben, wäre es in der Menschheit sehr dunkel und ungemütlich. Dass wir – erstaunlicherweise – als Christen berufen sind, solche „Lichtgestalten“ zu sein, sagt der Epheserbrief im 5. Kapitel deutlich. „Ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts“ (Eph 5,8). In der Politik gibt es die Begriffe „Alternative“ oder „Alternative Liste“. Doch die eigentlichen „Alternativen“ sind die Christen. „Alternativ“ kommt ja aus dem Lateinischen und heißt „anders geboren“. In der Tat, wer Jesus liebt und ihm nachfolgt, ist ein alternativer, ein anders bzw. neugeborener Mensch. Er lebt nun nicht mehr nach der Melodie dieser Welt, sondern hat seine Lebensnormen in der Lehre der Apostel, im Neuen Testament gefunden.

Am Anfang des 5. Kapitels im Epheserbrief gibt es eine kurze Zusammenfassung eines solchen alternativen Lebens. Es geht darum, Unzucht in jeglicher Form zu meiden, habgierige Verhaltensweisen abzulegen und sich in wahrhaftiger Redeweise zu trainieren. Das liest sich leichter als es ist. In unserer sexualisierten Umwelt und Medienwirklichkeit ist es wahrlich nicht so einfach, in sexueller Hinsicht rein zu leben, Pornographie zu meiden und Sexualität ausschließlich dort zu leben, wo sie hingehört, nämlich in die Ehe von Mann und Frau. Aber wer das mit Gottes Hilfe praktiziert, ist ein Lichtträger. Und dazu sind wir nach Jesu Wort da. Wie gut ist es dabei, dass wir alle unzüchtigen Gedanken und Phantasien, aber auch die eigenen sexuellen Fehltritte vor Gott aussprechen und ihn im Namen Jesu um Vergebung bitten dürfen. Selbst der Gottesmann Hiob hat das einmal gemacht (Hiob 31,1). Nehmen wir die Habgier. In einer konsumistisch orientierten Gesellschaft zählt materieller Wohlstand zum Erstrebenswertesten, was es gibt. Wie schnell schlägt da das Streben nach den Gütern dieser Welt in Gier um. Ich kannte jemand, dessen ganze Sehnsucht darin bestand, einmal als Millionär zu sterben. Niemand ist von einer solchen inneren Gefährdung ganz frei. Aber der Mammonsgeist macht einen Menschen dunkel, während wir als freie Christenmenschen berufen sind, auch in dieser Hinsicht als „Kinder des Lichts“ zu leben. Ähnlich ist es mit der Wahrhaftigkeit. Wer sein Wahrheitsgewissen am auferstandenen und gegenwärtigen Herrn schärft, kann seine Zunge trainieren, nicht mehr die billigen Wege von Lüge, Verleumdung und Halbwahrheit zu gehen. Und er wird dort, wo die Wahrheit verdreht und verspottet wird, für sie eintreten. Der Evangelist Lutz Scheufler singt in einem seiner Lieder „Wenn die Wahrheit untergeht, halt ich nicht länger still“. Auch das gehört zum alternativen Lebensstil, durch den wir als Christen Licht in unsere Welt hineinbringen.

Salz und Licht sein zu dürfen, das ist nicht nur eine Erhebung in den geistlichen Adelsstand, das ist auch eine ganz erfüllende Lebensperspektive. Man kriegt sich selber los, wenn das die neue Lebensmelodie wird, Salz der Erde und Licht für die Welt zu sein. Heinrich Kemner, der Gründer des Geistlichen Rüstzentrums Krelingen, nannte die alte Lebensmelodie „Ich -Icher -am Ichesten“. Die neue Lebensmelodie klingt viel schöner: ich darf im Auftrag und in der Kraft Jesu die Welt ein Stück weit vor innerer Fäulnis bewahren und mit meinem Lebensstil in die Dunkelheit der Welt Licht und Orientierung hineintragen.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius, Walsrode am 16.2.2021

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 16. Februar 2021 um 13:45 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Seelsorge / Lebenshilfe.