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Jesus – keiner sonst?

Mittwoch 9. Dezember 2015 von Dr. Manfred Dreytza


Dr. Manfred Dreytza

Zum Absolutheitsanspruch des christlichen Glaubens

Hunderttausende Flüchtlinge erreichen nach einer langen Odyssee unser Land. Die christliche Kirche ist mit dem Auftrag der Nächstenliebe und der Christusverkündigung betraut. Und im Moment gibt uns Gott Gelegenheit dazu in einem Maß wie schon lange nicht mehr.

Ein Absolutheitsanspruch des Christentums – was meinen wir damit? Die Orthodoxie im 16. und 17. Jahrhundert etwa argumentierte, das Christentum sei die wahre Religion, weil sie durch einen übernatürlichen Eingriff Gottes in die Weltgeschichte entstanden sei: die Gottesoffenbarung am Sinai und die Auferstehung Jesu von den Toten. Das könne doch jeder Mensch nachvollziehen.

Für den Kulturphilosphen und Theologen Ernst Troeltsch (1865-1923) war das Christentum „höchststehend“. Er bildete eine Stufenleiter und ordnete unter den Religionen der Welt das Christentum ganz oben ein.

Daneben gibt es den Relativismus und Synkretismus, also dass alle Religionen nur verschiedene Lichter des einen Urlichts seien, die eben durch verschiedene Fenster strahlen. Doch diese Meinung lässt die Wahrheitsfrage außen vor und nivelliert die fundamentalen Unterschiede.

Spuren einer „Uroffenbarung“

Eine christliche Schau der Religionen sieht in ihnen gewiss viel Achtenswertes, Weisheit und Erkenntnis. Es gibt Spuren einer „Uroffenbarung“. Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt: ein Wissen um Gott, ein Wasserzeichen des Schöpfers in der menschlichen Seele, ein Suchen und Ahnen, dass diese Welt nicht genug ist.

Aber sie sieht auch viel Böses, ja auch den Bösen am Werk. Geisterfurcht und Menschenopfer, Grausamkeit und Angst, das unerfüllbare Verlangen, die Götter zu besänftigen oder sich nutzbar zu machen.

Alle im gleichen Boot

Paulus betont zwar, dass das Judentum in seiner Gottesoffenbarung ein Alleinstellungsmerkmal besitzt: Gott hat geredet. Dennoch sieht er Juden und die anderen Völker der Welt („Griechen“) im gleichen Boot sitzen: „Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte“, so Römer 3,23 wörtlich.

Dabei meint Paulus mit „Sünde“ nicht eine moralische Verfehlung. Er meint damit eine reale, geistliche, hintergründige Großmacht, welche in diese Welt eingedrungen ist und in unserem menschlichen Herzen einen Brückenkopf errichtet hat.

Christliches Zeugnis sieht darum die ganze Menschheit in einer bedrängenden ökumenischen Einheit: von Gott entfremdet, unter der Wirklichkeit der Sünde und unter dem Verhängnis des Todes stehend.

Die Einzigartigkeit Jesu

Die Fragestellung nach einer Absolutheit des Christentums wirft mehr Schatten als Licht, weil sie von dem Einen absieht, der diesen Anspruch erhoben hat: von Jesus Christus selbst, zum Beispiel in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn nur durch mich“. Dieses und andere Worte Jesu im Neuen Testament setzen fort, was die majestätischen Ich-Bin-Worte im Buch Jesaja aussagen: „Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott“ (Jesaja 44,6).

Statt von der Absolutheit des Christentums sprechen wir angemessener von der Einzigartigkeit Jesu. Sie bedeutet: In diese Welt der Sünde und des Todes kommt die frohe Nachricht, das „euangellion“, von der Weltwende, die bereits eingetreten ist. Gott hat das Schweigen der Ewigkeit gebrochen und geredet, anfänglich in den Propheten, abschließend in seinem Sohn Jesus.

Der Sieg der Weltgeschichte

Die Schuldfrage ist gelöst. Der Tod ist zwar noch „der letzte Feind“, aber seit Ostern liegt er schon im Sterben. Diese Entscheidung ist gefallen und damit der Sieg der Weltgeschichte. Die künftige Weltverwandlung ist noch eine Frage der Zeit. Jeder, der an Christus glaubt, tritt schon jetzt auf unsichtbare Weise ein in die Gemeinde der Zukunft.

Wir bringen keinen Imperativ: bemühe dich, oder: werde das Wollen los! Sondern eine Verkündung von Tatsachen, die außerhalb unserer selbst geschehen sind: „Gott ist erschienen im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, verkündigt den Völkern, geglaubt von der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit“ (1. Tim. 3,16).

Das Wunder des Glaubens

Die Christusbotschaft allein, die wunderbare Erfahrung der Vergebung, kann dem Menschen ein versöhntes Gewissen geben. In der Begegnung mit Jesus erlebt der Mensch, wie Schuld buchstäblich gelöscht wird und der Friede des Gewissens einkehrt.

Wer den Ruf Jesu versteht und ablehnt, bleibt unter der Last der Schuld und unter Gottes heiligem Nein. Wer Jesu Anruf versteht und annimmt, dem gilt die Erlösungstat von Golgatha. Das Wunder des Glaubens, der angenommenen Rechtfertigung und Vergebung durch Christus weckt dann auch eine neue Freude zur Tat.

Dass Jesus Christus der Herr, der Heiland und der Richter ist, lässt sich nicht beweisen. Es lässt sich nur bezeugen und verkünden, und nur der Heilige Geist kann einen Menschen im Innern von diesem Anspruch überzeugen. Unsere Verantwortung ist es, dass dieses Christus-Zeugnis freundlich, in Ehrerbietung, kultursensibel und klar ausgesprochen wird.

Dr. Manfred Dreytza, Pastor und Leiter des Krelinger Studienzentrums

Quelle: Krelinger Briefe, 4/15 November 2015-Januar 2016

Gekürzter und bearbeiteter Vortrag im Rahmen des Jubiläums-Wochenendes. Den kompletten Vortrag gibt es unter www.grz-krelingen.de/studienzentrum/downloads zum Download.

 

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 9. Dezember 2015 um 10:17 und abgelegt unter Kirche, Theologie.