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Lebensschutzthemen werden von Jahr zu Jahr wichtiger

Donnerstag 30. Juli 2009 von Die Tagespost


Die Tagespost

Lebensschutzthemen werden von Jahr zu Jahr wichtiger

Der Vorsitzende des Gemeindehilfsbundes erläutert, warum evangelische Christen zum Beratungsschein nicht länger schweigen wollen

Der evangelische Pastor Joachim Cochlovius ist Vorsitzender des Gemeindehilfsbundes. Der gemeinnützige Verein hat eine Unterschriftenaktion zur Vorlage beim Rat der EKD und bei der Synode der EKD für eine Neuorientierung der kirchlichen Hilfe für schwangere Frauen begonnen (www.medrum.de). Ziel ist der Ausstieg der Beratungsstellen der Diakonie aus der nachweispflichtigen Schwangerenberatung. Das Gespräch führte Regina Einig.

Wie kam es zu der Unterschriftenaktion?

Im letzten Jahr habe ich mir bestimmte Texte, besonders das Schwangerschaftskonfliktgesetz von 1995 noch einmal angesehen und festgestellt, dass dort geradezu eine Vergewaltigung des christlichen Gewissens geschieht, zu der man auch als evangelischer Christ nicht mehr länger schweigen kann.

Wie hält die Diakonie es derzeit mit der Scheinvergabe für straffreie Abtreibungen?

Wir haben gut 200 diakonische Beratungsstellen in Deutschland. Bisher wird am Verbleiben innerhalb des staatlichen Beratungssystems nicht gerüttelt. Es wird zwar bei einzelnen Beratern immer wieder Gewissenskompromittierungen geben, aber ein öffentliches Nachdenken über einen eventuellen Ausstieg aus dieser nachweispflichtigen Beratung hat noch nicht eingesetzt.

Setzen Sie Hoffnung auf die Synode?

Hoffnungen setze ich auf Gott. Der Rat der EKD und die Synode der EKD haben Leitungskompetenz in einem eingeschränkten Sinn, weil die EKD nach wie vor föderal konstruiert ist, sodass eine unmittelbar juristische Kraft von der Synode und dem Rat der EKD nicht ausgehen kann. Auf der anderen Seite darf man die Meinungsführerschaft des Rates der EKD und der Synode der EKD nicht unterschätzen. In der Homosexuellen-Frage hat der Rat der EKD 1996 durch die von ihm veranlasste Schrift „Mit Spannungen leben“ ganz zweifellos die Meinungsführerschaft übernommen und auch ein Umdenken in den Landeskirchen und -synoden bewirkt.

Welche Ziele halten Sie für realistisch?

Mir haben maßgebliche Mitstreiter in der katholischen Lebensrechtsbewegung gesagt, dass es zehn Jahre gedauert hat, ehe in der katholischen Kirche in Deutschland ein Umdenken in Gang gekommen ist. In der evangelischen Kirche dürfte es noch ein wenig länger dauern. Aber jedem Umdenken geht ein Nachdenken voraus. Wir wollen ein neues Nachdenken darüber anstoßen, ob ein Verbleib im bisherigen System mit den Grundpositionen neutestamentlicher Ethik überhaupt vereinbar ist.

Wie stark gewichten Sie Lebensschutzthemen mit Blick auf den Ökumenischen Kirchentag?

Lebensschutzthemen werden von Jahr zu Jahr wichtiger. Die demografische Entwicklung unseres Volkes zwingt geradezu zum Nachdenken, ganz unabhängig von der eigenen weltanschaulichen oder religiösen Position. Die Kirchen tun gut daran, hier ein Stück weit Katalysator zu bilden. Richtige Gleise sind für einen Christen die Beachtung der Zehn Gebote und auch vom Neuen Testament her gesehen die Beachtung des Liebesgebots. Wir sind der schwangeren Frau gegenüber aus dem Liebesgebot heraus verpflichtet, sie nicht alleine zu lassen, sondern ihr Hilfen zu bieten. Wir wollen mit der Unterschriftenaktion auch erreichen, dass die Kirche ein neues Hilfsprogramm aufbaut. Es geht nicht nur um einen Ausstieg aus einem ethisch bedenklichen System, sondern um einen Umstieg in eine wirklich christlich motivierte Beratung, Unterstützung und Hilfe.

Die Tagespost 25.7.2009

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 30. Juli 2009 um 12:31 und abgelegt unter Lebensrecht.