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Glück ist mehr als Glücksache

Mittwoch 13. November 2013 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Glücklich sein will jeder. Dieser Wunsch scheint tief in unser menschliches Wesen eingeprägt zu sein. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wir leben in einer gefallenen Welt und sind selber innerlich zerrissen und zerrieben. Zerrissen von der täglichen Erfahrung, dass wir nicht die sind, die wir sein möchten und sein könnten. Zerrieben von Bosheiten, die uns begegnen, und von der eigenen Unvollkommenheit. Diese uns unglücklich machenden Dauererlebnisse wecken in uns immer wieder die unwiderstehliche Sehnsucht nach Glück.

1.)    Die Suche nach dem verloren gegangenen Glück

Man könnte das menschliche Leben beschreiben als Dauersuche nach Glück. Und wenn es sich nicht einstellt, dann ist die Versuchung groß nachzuhelfen.

Um nur einige solcher Nachhilfeversuche zu nennen: Glücksspiele erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Vom Alkohol- und Tabakkonsum erwarten viele Zeitgenossen Glücksgefühle. Der Wikipedia-Artikel „Glücksspiel“ offenbart erstaunliche Tatsachen. Etwa die Hälfte der Deutschen beteiligt sich an Glücksspielen. Dabei wird ein Umsatz von etwa 25 Milliarden Euro erzielt (im Jahr 2008). Der Staat kassiert über 3 Milliarden Euro jährlich. Etwa 200 000 Deutsche gelten als krankhaft spielsüchtig. Dabei sind – rein rechnerisch gesehen – die Chancen, auf diese Weise zu Geld zu kommen, äußerst gering. Die Wahrscheinlichkeit z.B., im Lotto einen Hauptgewinn zu erreichen, liegt bei 1:139.838.160. Aber der Wunsch nach Glück ist anscheinend so übermächtig, dass Vernunftgründe gegen die Glücksspiele von vielen Menschen ausgeblendet werden. Noch viel gravierender sind die Folgen des Alkohol- und Tabakkonsums. Hier fallen etwa 40 Milliarden Sozialkosten jährlich an, die von der Allgemeinheit aufgebracht werden müssen. Aber auch in dieser Beziehung hat die Vernunft nicht viel dagegen zu setzen. Die Hoffnung, durch Alkohol und Tabak wenigstens ein paar kleine Glückserfahrungen machen zu können, ist stärker.

Gehen wir einmal von den gesellschaftlich tolerierten Glücksbeschaffungen zu den gesellschaftlich anerkannten. In unserer seelsorgerlichen Beratungspraxis haben uns schon häufig Menschen, die durch Lebenskrisen gegangen sind und bei staatlich anerkannten Beratungsstellen Hilfe gesucht haben, berichtet, wie enttäuscht sie von manchen psychologisch begründeten Ratschlägen waren. Einer Frau, die ihre angeschlagene nervliche Gesundheit bei einer Kur wiedergewinnen wollte, wurde gesagt, dass sie endlich beginnen solle, aus ihrem Leben etwas zu machen, selbstständiger denken müsse, sich in ihrem ehelichen Verhältnis nicht länger von ihrem Mann ausnutzen lassen dürfe und sich von ihm trennen solle, wenn er sich nicht ändere. Ein Mann, der gleichgeschlechtliche Gefühle hatte, berichtete, dass ihm von einem Amtsarzt nahe gelegt wurde, sich nicht länger durch Unterdrückung dieser Gefühle unglücklich zu machen und endlich seinen Gefühlen nachzugeben.

2.)    Falsche Bescheidenheit und Anmaßung bei der Glücksuche

Es gibt Menschen, die ihre Suche nach dem großen Glück aufgegeben haben und sich mit dem kleinen Glück, das sie in ihrem Leben erreicht haben, zufrieden geben. Johann Wolfgang von Goethe hat im Alter in seinen Gesprächen mit Eckermann gesagt, dass er in seinem langen Leben insgesamt gesehen nur wenige Stunden ein reines Glücksgefühl erlebt habe. Seine Ratschläge für glücksuchende Menschen klingen dementsprechend bescheiden. „Der ist am glücklichsten, er sei ein König oder ein Geringer, dem in seinem Hause Wohl bereitet ist.“ Es ist ja unbestritten, dass es glücklich macht, wenn zuhause und in der Familie alles in Ordnung ist. Aber man fragt sich bei solchen Weisheiten, was ist dann, wenn der Vermieter eine Mieterhöhung ankündigt, für die das Budget nicht mehr ausreicht? Oder wenn es in der eigenen Familie drunter und drüber geht? Auch der oft gehörte Wunsch „Hauptsache gesund“ gehört hierher. Nichts gegen Gesundheit und eine gesunde Lebensweise. Aber wenn Gesundheit das Höchste ist und jemand hört von seinem Arzt, dass er an Krebs erkrankt ist und die Heilungschancen gering sind, dann sind solche Wünsche Schall und Rauch. Wilhelm Busch, der unvergessene Essener Jugendpfarrer und Evangelist, hat einmal einen jungen Mann gefragt, ob er nicht Christ werden wolle. Der gab ihm die Antwort: Herr Pfarrer, ich will erst noch etwas von meinem Leben haben. Wilhelm Busch fragte ihn daraufhin: Warum bist du so bescheiden und willst nur etwas vom Leben haben, wo du doch das ganze Leben bekommen kannst.

Ebenso wenig kann Goethes Empfehlung, das eigene Lebensglück mutig zu gestalten, überzeugen. „Was gibt uns wohl den schönsten Frieden, als frei am eignen Glück zu schmieden“. Oder „Jeder hat sein Glück unter den Händen, wie der Künstler die rohe Materie, die er zu einer Gestalt umbilden will“. Wenn dieser Rat stimmte, dann gäbe es viele glückliche Menschen, denn viele leben nach diesem Motto. Bei Licht besehen entpuppen sich solche Empfehlungen, so gut sie auch gemeint sein mögen, als große Anmaßung. Als ob der Mensch in der Lage wäre, sein Glück selber zu schaffen und zu gestalten!

3.)    Das kleine und das große Glück

Wenn wir über das Glück nachdenken, dürfen wir nicht meinen, das kleine Glück des Lebens wäre nichts wert. Es gibt Christen, die in der Gefahr stehen, das natürliche Leben abzuwerten. Sie gehen an der Schönheit der Natur vorbei, sie haben das Staunen über die unendlichen Räume des Universums verlernt, sie scheuen sich fast, ein gutes Essen herzhaft zu genießen, sie legen keinen Wert auf geschmackvolle Kleidung, für den Besuch einer Mozart-Oper geben sie kein Geld aus, und für Volksmusik haben sie kein Ohr. Paulus hat das anders gesehen. Er konnte sich auch am kleinen Glück freuen, wenn es ihm zuteil wurde. In Phil 4,12 sagt er z.B., dass er sich durchaus gern satt isst und Überfluss hat.

Als Christus geboren wurde und der Engel des Herrn den Hirten nachts erschien, brachte er ihnen die Botschaft der großen Freude mit. Damit hat er nichts gegen die kleinen Lebensfreuden gesagt. In der Tat, zu Weihnachten geht es um die große Freude, aber die kleinen Freuden, die unter dem Weihnachtsbaum liegen, sind damit nicht entwertet.

Es gilt hier, die richtige Balance zu finden. Das kleine Glück, das wir in einem guten Essen, in der liebevollen Zuwendung durch einen Menschen, in der Genesung von einer Krankheit, in einer unvermuteten Gehaltserhöhung oder durch eine unverhoffte Dankesäußerung erfahren, ist und bleibt klein. Wir sollten unsere Sehnsucht nach dem großen Glück nicht damit stillen. Auch dazu hat Paulus Wegweisendes gesagt. In 1 Kor 7,29-31 fordert er die Christen zu einem heiligen Abstand zur Welt auf. Wer verheiratet ist, darf und soll sich daran freuen, aber er darf sein Lebensglück nicht von seinem Ehepartner abhängig machen. In einem unserer Eheseminare hat meine Frau einmal den Teilnehmern erzählt, was es für eine innere Befreiung für sie bedeutete, als sie erkannte und beschloss, ihr Lebensglück nicht mehr von mir abhängig zu machen. Wer Leid trägt, so fährt Paulus fort, darf nicht in seinem Leid ertrinken. Das Leid ist mit dieser Welt gekoppelt, und es wird vergehen, wenn sie vergeht. Mit anderen Worten: Unser Lebensglück darf nicht von den Umständen abhängen, die uns das Leben schwer machen, es muss woanders angebunden sein. Ebenso ist es mit den kleinen Freuden, die ja durchaus nicht gering zu schätzen sind. Aber wer in ein tiefes Loch fällt, wenn er sie nicht erlebt, ist arm dran. Deswegen sagt der Apostel: freue dich, aber binde dich nicht daran. Und so ist es schließlich auch mit all den Dingen, die wir mit Geld erwerben können. Sie mögen praktisch, schön, angenehm sein, und das dürfen und sollen sie auch sein, aber sie sind von der Welt und sie vergehen mit der Welt. Unser Herz dürfen wir nicht an sie hängen.

Einmal sagte eine Witwe zu mir: Herr Pfarrer, was soll nur jetzt aus meinem Leben werden, ich habe doch nur für meinen Mann gelebt. Auch sie stand in der Gefahr, das kleine Glück mit dem großen Glück zu verwechseln. Deswegen müssen wir uns unbedingt der Frage zuwenden, wie wir das große Lebensglück finden und behalten können.

4.)    Die Anleitung zum Lebensglück in den Seligpreisungen Jesu

Die Bergpredigt (Mt 5,5-7) ist ein Kosmos für sich, den wir bei unserer kurzen Betrachtung des Glücks nicht einmal annähernd ermessen können. Aber wir dürfen an diesem großartigen Grundgesetz für die Nachfolger Jesu nicht vorüber gehen. Dabei sind natürlich für unsere Frage die Seligpreisungen von besonderem Gewicht. Bevor wir uns ihnen im Einzelnen zuwenden, noch einige kurze Hinweise zu ihrem Verständnis.

  • Meistens werden acht Seligpreisungen gezählt. Da die Verheißung der ersten und der achten Seligpreisung gleichen, empfiehlt es sich, die erste Seligpreisung als Ãœberschrift anzusehen und sieben Seligpreisungen zu zählen.
  • Der Schlüsselbergriff der gesamten Bergpredigt und der Seligpreisungen ist die „Königsherrschaft Gottes“. Sie ist der Hauptinhalt der Gesamtverkündigung Jesu. Mit der Herrschaft Gottes ist die Ãœbernahme der Führung eines Menschenlebens durch den lebendigen Dreieinigen Gott gemeint. In der heilsgeschichtlichen Perspektive meint der Begriff die sichtbare Herrschaft des wiedergekommenen Christus über die neue Erde.
  • Die Ãœberschrift (die meist als erste Seligpreisung angesehen wird) nennt als Grundvoraussetzung für die Herrschaft Gottes die „Armut im Geist“. Damit ist der Glaubensschritt gemeint, mit dem ein Mensch Gottes Allmacht und die eigene Ohnmacht bedingungslos anerkennt. Der Mensch, der arm ist im Geist, ist von seiner eigenen Ohnmacht und von den Begrenztheiten seines eigenen Geistes genauso überzeugt wie von Gottes unbegrenzten Fähigkeiten und Möglichkeiten.
  • Die Seligpreisungen sprechen den Nachfolgern Jesu Glück zu. Wie jede Verheißung müssen aber auch die Seligpreisungen im Glauben angenommen werden. Sie sind zunächst Glaubenstatsachen und keine Erfahrungstatsachen. Wer sie jedoch im Glauben annimmt, erfährt das Glück als geistliche Realität des Geborgenseins und der göttlichen Führung.

Wir können in unserem Zusammenhang den Begriff der „Herrschaft Gottes“ durchaus mit „Glück“ gleichsetzen. Wenn Gott seine gute Herrschaft über unser Leben aufrichtet, dann haben wir Glück. Blaise Pascal hat diese Erkenntnis unnachahmlich ausgedrückt: „Das Glück ist nicht außer uns und nicht in uns, sondern in Gott, und wenn wir ihn gefunden haben, ist es überall.“

Wenden wir uns nun noch kurz den sieben Seligpreisungen zu.

4.1 Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden

Solange wir unter den Bedingungen unseres Leibes und dieser gefallenen Welt leben, bleiben uns Leid und Traurigkeit nicht erspart. Jesus verheißt uns nicht, dass er die Ursachen von Leid und Traurigkeit von uns fernhält, sondern dass Gott uns trösten wird. Christen werden nicht vor Schwierigkeiten und Nöten bewahrt, sondern in ihnen. Die Zeitform der Zusage ist die Zukunft. Das bedeutet aber nicht, dass Gott uns seinen Trost erst in der Herrlichkeit bei ihm spendet. Er ist der „Gott des Trostes“, hier und jetzt (2 Kor 1,3), und das ist unser Glück, hier und jetzt. auf.

4.2 Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.

In der Welt herrschen Macht und Gewalt. Wo der christliche Glaube an die Allmacht Gottes fehlt, dort spielt sich der in Wahrheit ohnmächtige Mensch als mächtiger Ersatzgott auf. Es ist mit den Händen zu greifen, wie sich in unserer entchristlichten Zeit das Machtstreben in  allen gesellschaftlichen Bereichen wie eine Epidemie ausbreitet. Männer gegen Frauen, Frauen gegen Männer. Eltern gegen Kinder, Kinder gegen Eltern. Lehrer gegen Schüler, Schüler gegen Lehrer. Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer, Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber. Als Nachfolger Jesu sind wir berufen, nach seinem Motto zu leben: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener“ (Mt 20,26). Was Jesus von uns erwartet, hat er selber vorgelebt. Sanftmut im Sinne Jesu ist keine menschliche Möglichkeit. Wir müssen sie von Gott empfangen. In der Nachfolge Jesu wächst sie uns als Frucht des Heiligen Geistes zu (Gal 5,23). Das ist unser Glück.

4.3 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.

Hier ist nicht die irdische, sondern die göttliche Gerechtigkeit gemeint. Die Gerechtigkeit dieser Welt gibt Lohn für Leistung. Die Gerechtigkeit Gottes schenkt durch den Glauben an Jesus Christus ein neues Leben. Die Religionen dieser Welt gehen, alle auf ihre Weise, den Weg der Leistung und versprechen Lohn. Jedoch um Gottes Gerechtigkeit zu empfangen, muß der Mensch mit leeren Händen kommen, und er muss Gottes Gnade suchen. Das fällt ihm schwer, denn er möchte vor Gott gern etwas vorweisen und nicht völlig von Gottes Gnade abhängig sein. Aber ohne diese beiden Voraussetzungen wird er vergeblich suchen. Deswegen ist ein demütiges Herz heilsnotwendig, denn „den Demütigen gibt Gott Gnade“ (1 Petr 5,5). Das ist unser Glück.

4.4 Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Gottes Barmherzigkeit ist ein unermesslicher Schatz. Nachdem das Volk Israel sein Herz von Gott abgewandt und dem Götzenbild des goldenen Stiers zugewandt hatte und Mose mit Zittern und Zagen noch einmal vor Gott erschien, empfing er eine Gottesoffenbarung, die ihn zutiefst erschütterte. Gott gab ihm Einblick in seine Barmherzigkeit. Mose konnte nur noch ausrufen: „Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue!“ (2 Mose 34,6). Dieses barmherzige Wesen Gottes war in Jesus vollkommen verkörpert. Aus reiner Barmherzigkeit ist der Herr seinen Weg in diese Welt und in den Tod gegangen. Jesus erwartet von seinen Nachfolgern Barmherzigkeit. Das ist keine Aufforderung zu mehr Toleranz, noch viel weniger zur Billigung von Sünde. Hier geht es um unsere Vergebungsbereitschaft. Sie soll unendlich groß sein. Das macht Jesus seinem Jünger Petrus klar, als der ihn fragte, ob es genüge, dem schuldigen Bruder siebenmal zu vergeben. Nein, war Jesu Antwort, sondern siebzigmal siebenmal (Mt 18,21f.). Eine solche Barmherzigkeit ist unserem Wesen fremd. Wenn uns aber durch den Heiligen Geist deutlich wird, wie barmherzig Gott mit uns ist, dann können auch wir barmherziger mit denen werden, die an uns schuldig geworden sind. Das ist unser Glück.

4.5 Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.

Bei keiner anderen Seligpreisung spüren wir es so deutlich, dass wir ihre Voraussetzung nicht erfüllen. Ein reines Herz, das liegt nicht in unserer Kraft. Wir können wohl unseren Körper reinigen, nicht aber unser Herz. Aus dem Herzen kommt alles Böse, wie es Jesus einmal dem Volk erklärte (Mt 15,19). Das Grundübel des menschlichen Herzens ist sein Selbstbezug. Es ist verkrümmt in sich selbst, wie es Martin Luther ausdrückte. Was ist damit gemeint? Das unreine Herz sucht nicht Gottes Ehre, sondern die eigene. Es sucht auch nicht das Beste für den anderen, sondern denkt im tiefsten nur an sich selbst. Unsere Nachfolge wird dann ernsthaft, wenn uns der Wunsch nach einem reinen Herzen erfüllt und wir mit David beten „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“ (Ps 51,12). Nichts erhört Gott lieber als solche Gebete, denn er hat uns ja zu seinem Ebenbild erschaffen, und er will, dass wir Anteil an seinem Wesen bekommen. Das ist unser Glück.

4.6 Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Unzählige Kriegsgegner haben mit dieser Seligpreisung ihre Haltung begründet. Doch wie schon beim Begriff der Gerechtigkeit geht es auch hier nicht um den Weltfrieden, sondern um Gottes Frieden. Das zugrunde liegende hebräische Wort „Schalom“ meint das umfassende Heil Gottes für die Völker, für alle Kreatur und die ganze Natur. Nach dem Zeugnis der Bibel ist der natürliche Mensch unfähig zum Frieden (Röm 3,17). Nur Gott selbst, der „Gott des Friedens“ (1 Thess 5,23), vermag wahren Frieden zu stiften (Jes 45,7; Joh 14,27). Wenn nur Gott in Wahrheit Frieden bringen kann, wie sollen dann Jesu Nachfolger ihn stiften? Aus sich heraus können sie es nicht. Aber sie kennen Christus, der in Person der Friede ist (Eph. 2,14), so wie es die himmlischen Heerscharen bei seiner Geburt angekündigt hatten (Luk. 2,14). Der wahre Friede beginnt damit, dass ein Mensch bei Jesus Christus die Vergebung seiner Schuld empfängt. Als mit Gott versöhnter Mensch kann er nun in der Wirklichkeit des göttlichen Friedens leben und diesen Frieden stiften. Das ist unser Glück.

4.7 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

Die letzte Seligpreisung spricht allen Christen, die um ihres Glaubens willen bedrängt und verfolgt werden, Gottes besondere Fürsorge zu. Dass sie mit Nachdruck am Ende steht und durch Mt 5,11f verstärkt wird, zeigt deutlich, dass die Bedrängnis und Verfolgung der Nachfolger Jesu nichts Außergewöhnliches ist, sondern elementar zum entschiedenen Christsein dazugehört (vgl. 1 Petr 4,12-14). Die Welt in ihrer Selbstverliebtheit spürt genau, dass sie durch die Botschaft der uneigennützigen Liebe Gottes in Frage gestellt wird. Deswegen sollten wir uns immer wieder auf die Ablehnung des Evangeliums einstellen. Die Gemeinde Jesu steht in unserer nachchristlichen Gesellschaft in der besonderen Gefahr, den Anstoß des Evangeliums durch eine falsche Anpassung an die Welt aufzuheben. Wo sie dieser Gefahr erliegt, verliert sie ihre Salzkraft und letztlich auch ihre Existenzberechtigung. Wo sie ihr tapfer widersteht, hat sie den lebendigen Herrn auf ihrer Seite. Das ist unser Glück.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 13. November 2013 um 22:26 und abgelegt unter Seelsorge / Lebenshilfe, Theologie.