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Predigt über Apg 12,1-11: Drei verschiedene Türen

Freitag 24. November 2023 von Prädikant Thomas Karker


Prädikant Thomas Karker

Wir wollen uns heute die Geschichte über den Tod des Jakobus und die Befreiung des Petrus genauer anschauen. Das ist ein Bericht des Arztes Lukas in der Apostelgeschichte dort im 12. Kapitel:

„Um diese Zeit legte der König Herodes Hand an einige von der Gemeinde, sie zu misshandeln. 2 Er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert. 3 Und als er sah, dass es den Juden gefiel, fuhr er fort und nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber eben die Tage der Ungesäuerten Brote. 4 Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn ins Gefängnis und überantwortete ihn vier Abteilungen von je vier Soldaten, ihn zu bewachen. Denn er gedachte, ihn nach dem Passafest vor das Volk zu stellen. 5 So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott.

6 Und in jener Nacht, als ihn Herodes vorführen lassen wollte, schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt, und die Wachen vor der Tür bewachten das Gefängnis. 7 Und siehe, der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. 8 Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um und folge mir! 9 Und er ging hinaus und folgte ihm und wusste nicht, dass das wahrhaftig geschehe durch den Engel, sondern meinte, eine Erscheinung zu sehen. 10 Sie gingen aber durch die erste und zweite Wache und kamen zu dem eisernen Tor, das zur Stadt führt; das tat sich ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen eine Gasse weiter, und alsbald verließ ihn der Engel. 11 Und als Petrus zu sich gekommen war, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes errettet hat und von allem, was das jüdische Volk erwartete. (Apg. 12,1-11)

Zwei Männer, die an der Spitze der Christengemeinde standen, waren vornehmlich Opfer der Verfolgung: Jakobus und Petrus. Der erste musste als Märtyrer sterben. Er wurde enthauptet. Der zweite wurde durch ein Wunder Gottes gerettet.

Hier sehen wir die Vielfalt der Wege Gottes mit den Seinen. Sowohl Jakobus wie auch Petrus waren Glaubenshelden. Trotzdem wurden nicht beide vor dem Schwert gerettet. Einer durfte getrost für seinen Heiland in den Tod gehen. Der andere wurde für weitere Dienste erhalten.

Die Vielfalt der Schicksale dieser Opfer der Christenverfolgung kann uns vor dem Wahn behüten, als müsse Gott in jedem Fall, auch irdische Befreiung und Hilfe zuteilwerden lassen. Aber immer wird Jesus an unserer Seite sein, aber die Frage der äußeren Errettung müssen wir in seine Hand legen.

Theo Lehmann schreibt 2004 zur aktuellen Lage dazu:

„Noch nie gab es – weltweit betrachtet – so viele christliche Märtyrer wie heute. Noch nie haben so viele Christen für ihren Glauben mit ihrem Leben bezahlt. In dieser Hinsicht leben wir in Deutschland wie auf einer Insel der Seligen.

Noch wird bei uns keiner, der sich als Christ bekennt, an die Wand gestellt. Noch praktizieren wir ungestört unsere christliche Aufkleberkultur. . . . Noch ist alles still.

Wir tanzen noch wir auf unseren christlichen Partys, während der Leib Christi weltweit aus tausend Wunden blutet. Noch verkaufen wir das Christentum unter dem billigen Slogan „Christsein ist cool“. Ich frage mich, wie lange wir uns dieses läppische Jesus-Getändel und dieses traumtänzerische Christentum noch leisten können.

Wie sollen junge Christen, die mit coolen Kurzpredigten unterernährt sind, sich einmal bewähren, wenn es hart auf hart kommt? Wer kann von dieser seichten Kost leben, wenn er nicht mehr im Gemeindesaal, sondern in einer Gefängniszelle sitzt? Wenn nicht mehr fröhlich getanzt, sondern fies gefoltert wird?

Denken wir etwa, die weltweite Christenverfolgungswelle wird ausgerechnet um das liebe „old Germany“, die Insel der Seligen, einen Bogen machen? Wir haben wohl vergessen, was Paulus (aus dem Gefängnis!) geschrieben hat: „Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Jesus Christus, müssen Verfolgung leiden“ (2. Timotheus 3,12). Ich genieße es voll Dankbarkeit, dass ich nach den DDR-Jahren in einem freien, demokratischen Land leben darf, in dem ich wegen meines Glaubens an Jesus weder diskriminiert noch verfolgt werde. Aber ich sehe das als eine Atempause an, die Gott uns gönnt, zum Luftholen. Denn dass das alles immer so friedlich bleiben wird, wird mir angesichts der Entwicklung in der Welt immer unwahrscheinlicher. Wir sollten die Atempause benutzen, um uns auf die Zeiten vorzubereiten, in denen Christsein nicht mehr „geil“, sondern gefährlich ist. Was wir brauchen, sind bibelfeste, feuerfeste, KZ-fähige Christen.“

Wie kommen wir dahin, dass wir für härtere Proben gerüstet sind?

Jakobus und Petrus fragen uns heute: „Wie steht es bei Dir?“ Wer Jesu kennt, der muss bereit sein auch alles für Jesus dranzugeben! Bist Du bereit, wie es im Hebr. 10 steht: Sie haben den Raub der Güter mit Freuden getragen? – So fragen uns diese Märtyrer. Was wollen wir antworten?!

Wir fragen uns natürlich: Warum darf der leichtfertige Herodes seine Mörderhand an Jakobus legen? Warum hat der Allmächtige nicht da schon seinen rettenden Engel gesandt und ein Wunder getan wie an Petrus? – Ja, warum? Und warum hat der edle Johannes Huß seinen Leib brennen lassen müssen und seine Asche ist ins Wasser gestreut, während hundert Jahre später Luther dasselbe Werk, das jener gewollt, unversehrt und siegreich mit Gottes Hilfe hindurchführte?

Seine Wege sind unerforschlich, seine Gerichte unbegreiflich, seine Gedanken nicht unsre Gedanken. Er ist uns keine Rechenschaft schuldig, er sitzt nicht auf der Anklagebank, sondern wir.

Die befriedigende Antwort auf solche Fragen, die werden wir erst droben bekommen im Lande des Schauens. Jetzt heißt es Glauben.

Was für eine Verwandtschaft, sein Großvater, der ließ Säuglinge eines ganzen Marktfleckens abschlachten wie das Vieh, seine Nichte wünschte sich auf dem Präsentierteller den Kopf eines Unschuldigen als Partypräsent und sein Onkel verantwortete ein blutiges Kreuzesspektakel draußen vor dem Tor. Ja, mit solch schöner Verwandtschaft kann man sich sehen lassen. Und der Mann hatte eine steile Karriere als Marktaufseher eines orientalischen Basars, damit begann er seine Laufbahn. Als Hochstapler lernte er die Gefängnisse von innen kennen, als Schwindler kam er an die Macht und als Schattenfigur regierte er mit der römischen Großmacht.

Ja, mit solcher Karriere schindet man Eindruck und der Mann war wie ein Chamäleon. Mit den Frauen ging er zum Tempel und zeigte sein frommes Gesicht, mit den Gottlosen durchzechte er die Nächte und lästerte über den frommen Zauber und mit dem Pöbel verbündete er sich gegen seine Gönner.

Ja, mit solcher Chamäleonsart gewinnt man Stimmen. Dieser Mann war Führer und Held, Despot und Tyrann, Mörder und Verbrecher in einer Person. Herodes Agrippa, der im Jahre 10 v. Chr. geboren wurde und im Jahre 41 an die Macht kam. Und als sein Stern, trotz allen Anpassungsmanövern zu sinken drohte, da begann er mit dem Kesseltreiben gegen die Christen. Immer haben sich starke Männer auf Kosten von schwachen Christen profiliert. Gottesdienstbesucher wurden verprügelt. Gemeindeleiter verschwanden im Untergrund und fielen Säuberungsaktionen zum Opfer. Die Gemeinde stand unter schwerem Druck. Sie ist nie über ihren Meister hinausgekommen. Das ist das Normale der Christengemeinde, alles andere, auch das, was wir hier in Bremen erleben, ist Ausnahme von der Regel.

Aber wir lesen nichts davon, dass diese Leute in Resignation verfielen. Keiner trat aus der Kirche aus, keiner ließ sich aus der Gemeindekartei streichen, um keine Scherereien mehr zu haben. Sie veranstalteten auch keine Demonstration. Wir lesen nichts von Kreisen, die mit Spruchbändern auf die Straße gingen, um gegen das Unrechtsregime zu protestieren. Und diese Gemeinde machte auch nicht in Revolution. Wir lesen nicht davon, dass ein paar Gründungsmitglieder sich im Untergrund zusammenfanden, um eine Guerillaorganisation aus der Taufe zu heben. Alle Revolutionen endeten in Blut und Tränen.

Nein, in Antiochia wurde nicht resigniert oder opponiert oder demonstriert, sondern meditiert. Die Gemeinde betete ohne aufhören zu Gott. Sicher hatten sie kaum Zeit neben ihrem beruflichen Stress, aber die Gemeinde betete ohne aufhören zu Gott. Sicher hatten sie eine ganze Latte von diakonischen Aufgaben zu erledigen. Aber die Gemeinde betete, ohne aufhören zu Gott. Sicher hatten sie ihre Zweifel, ob denn dieses Beten noch etwas bringen können. Aber die Gemeinde betete, ohne aufhören zu Gott.

Das Gebet ist die Hauptaufgabe der Christen. Das Gebet ist die Hauptsache der Gemeinde. Das Gebet ist die Hauptaufgabe, wenn uns Nöte und Probleme über den Kopf wachsen. Sie hielten sich ganz schlicht an die Order Jesu, wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließe die Tür zu. Wer hinter verschlossenen Türen betet, dem öffnen sich die Türen. Darum geht es heute. In diesem Erfahrungsbericht ist von drei verschlossenen Türen die Rede, nämlich einer Kerkertür, von einer Gefängnistür, und von einer Haustür. Davon wollen wir uns heute Trost und Orientierung holen.

1. Die Kerkertür: Verrammeltes bleibt verrammelt!

Sie hat sich hinter Jakobus geschlossen. Grobe Riegel wurden vorgeschoben und schwere Balken quergelegt. Die Kerkertür war verrammelt. Der Urapostel saß in der Hinrichtungszelle. Er war für seinen Bruder unersetzlich. Er war mit seinem Bruder zusammen ein eingespieltes Team. Auf die Zebedäusbrüder konnte man sich verlassen. Er war für den Jüngerkreis unersetzlich. Er hat von Anfang an viele Wunder miterlebt. Viele Herrenworte kannte nur er. Er war für die Gemeinde unersetzlich. Er strahlte Ruhe und Autorität aus.

Jakobus der unersetzliche Apostel und Jünger, so wie für uns manche Menschen einfach auch unersetzlich sind. Der Mann für die Frau, die Mutter für die Kinder, der Sohn für die Eltern, die Persönlichkeit für die Gemeinde. Kein Wunder, dass sie hinter verschlossenen Türen auf die Knie gingen, ihre Hände falteten und beteten: Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träumenden. Herr bringe du doch unsere Gefangenen zurück! Aber dein Wille geschehe, Herr.

Und Gott ließ dem Herodes seinen Willen, kein Gnadengesuch erreichte sein Ohr. Er tötete Jakobus mit dem Schwert. Liebe Freunde, war damit alles beten für die Katz? Trifft eben doch jeden nur die Kugel, die für ihn gegossen wird. Es kommt eben, wie es kommen muss. Schicksal, der hat halt Pech gehabt, die Sterne standen ihm ungünstig! Jakobus und seine Freunde hätten energisch widersprochen. Wohl ist die Todestür ins Schloss gefallen, aber die Tür zum Leben hat sich aufgetan. Er war geadelt beim Herrn Jesus zu sein. Er war gewürdigt, das weiße Kleid der Erlösten zu tragen. Er war gerufen zum letzten Abendmahl. Märtyrer sind Frühheimkehrer in der ewigen Welt und manche Glaubende auch. Meinen wir doch nicht, dass Gott in der Hinrichtungszelle am Ende mit seinem Latein gewesen sei. Meinen wir doch nicht, dass Gott im Sterbezimmer seine Waffen strecken müsse. Glauben wir doch nicht, dass Gott vor dem Tode kapituliert. Seit Ostern ist sonnenklar, wer die Schlüssel zur Hölle und zum Tode hat. Jesus Christus besitzt die Schlüsselgewalt und er lässt sie sich nicht mehr nehmen, seit er den Kampf gegen den Erzrivalen Tod gewonnen hat. Der hat sein Büttel recht verloren. (noch Zitat Bonhoeffer)

Warum sind wir so traurig, wenn Gottes Wille unseren Willen durchkreuzt. Warum sind wir so enttäuscht, wenn trotz unserem heftigen Beten, Menschen von unserer Seite gerissen werden. Warum sind wir tot traurig, wenn immer wieder die Todestür zugeschlagen wird. Allen Betrübten und Betroffenen ist dies heute Morgen gesagt. Die Kerkertür hat sich hinter Jakobus verschlossen. Aber die Tür zum Leben ist ihm aufgetan.

So zieht doch das Christentum bis heute eine lange Blutspur hinter sich her. Schon in den erste 3 Jahrhunderten gab es 10 Christenverfolgungen im römischen Reich. (Celsus)

Smyrna, diese glänzende Stadt war bei den Christen die Stadt des Leidens. Smyrna heißt Bitterkeit. In dieser Stadt hat Bischof Polikarp von Smyrna, gelebt. Um 155 nach Christus fanden wieder die alljährlichen Spiele statt. Jedes Jahr große Wettkämpfe und dort in der allgemeinen Ausgelassenheit kam dieser Ruf der Meute. Polikarp!

Aber obwohl er hätte entfliehen können, tat er es nicht. Er hatte nämlich 3 Tage vorher geträumt, dass er wahrscheinlich den Märtyrertod sterben müssen. Er sah in einem Traum, wie sein Kopfkissen anfing zu brennen. „Man wird mich lebendig verbrennen,“ hat er noch seinen Schülern gesagt. Er hat sich ganz dem Gebet gewidmet. Dann kamen die Soldaten, es war Rüsttag vor Ostern. Er befahl seinen Schülern für die Soldaten noch ein Festmahl zu bereitet. Nach einer Stunde des Gebets wurde er dann abgeführt.

Und auf dem Weg flehte der Polizeibeamte, er solle doch nur diesen einen Satz sprechen: Herr ist Kaiser! Nicht Jesus ist Gott oder Jesus ist König, sondern: Der Herr ist der Kaiser. Was ist schon dabei. Aber Polikarp blieb fest. Jesus ist der Herr!

Der Prozess: Der Statthalter: Schwöre und ich lasse dich frei, schmähe Christus! Polykarp: 86 Jahre diene ich ihm, und er hat mir nichts Böses getan, soll ich meinen König lästern, der mich erlöst hat? Statthalter: Schwöre bei der Fortuna des Kaisers. Polykarp: So vernimm mein freimütiges Bekenntnis: Ich bin ein Christ. Statthalter: Ich habe wilde Tiere, diesen lasse ich dich vorwerfen, wenn du deinen Sinn nicht änderst. Polykarp: Rufe sie, denn unvollziehbar ist für uns die Sinnesänderung vom Besseren zum Schlechteren, gut dagegen ist es, sich vom Schlechten weg zum Rechten zu wenden. Statthalter: Durchs Feuer lasse ich dich verzehren, wenn du deinen Sinn nicht änderst. Polykarp: Du drohst mit Feuer, welches eine Zeitlang brennt und bald verlischt, du kennst nicht das Feuer des Gerichts und der ewigen Strafe, welches den Gottlosen vorbehalten ist. Jedoch, was zögerst du, lass kommen, was beliebt!

Da schrie das ganze Volk: Dies ist der Lehrer Asiens, der Vater der Christen, der Vernichter der Götter, der viele lehrt, ihnen nicht zu opfern und sie nicht anzubeten. Da schrien sie einmütig, er solle Polykarp lebendig verbrennen. Als nun der Scheiterhaufen errichtet war und sie ihn an dem Pfahl befestigen wollten, sprach er: Lasst mich so, wie ich bin! Der mir die Kraft verleiht, das Feuer zu erdulden, der wird mir auch Kraft verleihen, unbewegt auf dem Scheiterhaufen stehenzubleiben. Und als das Holz dann angezündet wurde. Die Kirchengeschichte berichtet, dass das Feuer ihm nichts anhaben konnte, sodass ihn der Henker erstach.

Egal was kommt, wir haben es immer nur mit Jesus zu tun!

2. Die Gefängnistür: Verriegeltes wird entriegelt.

Herodes war ja auf den Geschmack gekommen. Nach dieser geglückten Generalprobe im Fall Jakobus, musste es doch endlich weitergehen: The show must go on. Die Schau zur Unterhaltung muss weitergehen. Das Schauspiel muss weiterführen. Der Schauprozess muss eröffnet werden. Und damit ihm nicht in letzter Sekunde jemand diese Suppe versalzen konnte, deshalb ordnete er die Überstellung des Delinquenten in den Hochsicherheitstrakt Staatsgefängnis an. 16 Wachsoldaten einer Sondereinheit werden in die Zelle und vor die Zelle gestellt. Petrus, der saß so fest, wie der Nagel in der Wand. Und die Gemeinde betete wieder. Dieser 126. Psalm ist gar nie ausgeleiert. „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Herr bringe du unsere Gefangenen wieder, . .  aber dein Wille geschehe.

Jetzt startet Gott die große Rettungsaktion. Ein Bediensteter reicht locker dafür aus. Eine punktgenaue Landung kann man sagen. Die Hilfe kam in allerletzter Sekunde. Der Engel erschien nicht früher als nötig war. Hedwig v. Redern dichtete: „Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht, und du gebietest ihm, kommst nie zu spät.“ Der Engel tat nicht mehr als nötig war, dass was eben Menschen unmöglich war. Der Engel blieb auch nicht länger als nötig war, bis Petrus das tun konnte, was er selbst tun sollte.

Jesajas gesagt uns (45,2): Ich will vor dir hergehen und die Höcker eben machen, ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen.

Dunkel sahs ja aus in jener Nacht, für den Apostel und für die Gemeinde Jesu Christi. Auch Petrus sollte sterben wie Jakobus und die Gemeinde in Jerusalem sollte ihr Oberhaupt verlieren. Das Todesurteil war unterzeichnet, die Hinrichtungsstunde war festgesetzt, das Schafott war aufgeschlagen, das Henkerschwert war geschliffen, die Zuschauerplätze waren bestellt, die Judenschaft war beruhigt zu Bett gegangen: Bis morgen! Auf ein blutiges Schauspiel!

Ein festes Gefängnis schließt den Apostel ein. Wachen stehen draußen, Wachen sind drinnen im Kerker, mit Ketten sind sie an Petrus gekettet. Welche Menschenmacht sollte diese Ketten durchfeilen, diese Türen durchbrechen, diese Wachen überwältigen, diesen Gefangenen befreien? Wie sollte da Rettung kommen? Nicht von innen durch Petrus und nicht von außen durch die Gemeinde, aber: von oben! Von dem allmächtigen Gott, der zu seinen Feinden spricht: Beschließt einen Rat und es wird nichts daraus, und zu seinen Knechten sagt: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, und der seinen Engeln befiehlt, dass sie dich behüten auf allen ihren Wegen.

Siehe, ein Engel des Herrn kam daher. Und der, der musste im Gefängnis zuerst den Wecker spielen. In der Nacht vor der Exekution schlief dieser Petrus wie ein Murmeltier.  Wer seine Sache Gott anheimstellt, der hat ein gutes Ruhekissen. Der Herr gibt es seinen Freunden im Schlaf. Die wachenden Hüter schlägt er mit Schlaf und den schlafenden Petrus weckt er auf, streift ihm die Ketten ab und dann sagte eine Engelsstimme: Bind den Gürtel um, bind die Schuhe zu, vergisst den Mantel nicht. 3-mal ein kurzer Imperativ, 3-mal ein schneller Befehl, 3-mal eine heftige Order. Fehlt nur noch das er sagt: Hast du ein Taschentuch eingesteckt?

Er führt ihn geräuschlos durch die Zellentür, führt ihn durch die dunklen Gänge des Gefängnisses, führt ihn an der ersten, an der zweiten Wache vorbei, führt ihn die steinernen Treppen hinab bis an das eiserne Gefängnistor, führt ihn durch das Hoftor, das von selber sich öffnet. Automatäi, steht hier, automatisch, – Petrus wandelt mit wie im Traum. Draußen steht er auf der Gasse und die kühle Nachtluft umweht ihn; – der Engel ist fort; nur die Sterne funkeln am Himmel und sagen ihm: der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Auf der Straße wird ihm deutlich: Gott hat mich herausgeführt.

Ja, hier durchkreuzt der Gotteswille den Willen des Herodes. Er konnte nicht mehr tun, was er wollte. Bis hierher und nicht weiter. Hier sollen sich legen, deine stolzen Wellen.

Liebe Freunde, durch das Gebet wurde für Petrus das Tor zur Freiheit geöffnet. Er war geadelt noch einmal den Kampf aufzunehmen. Er war gewürdigt noch einmal eine Lanze für seinen Herrn zu brechen. Er war gerufen, zum Dienst. Ja, mit meinem Gott kann ich über die Mauern springen, (vgl. Jes. 43,2). Jeder sollte es hören. Ich hohle jeden aus dem tiefsten Herodes-Kerker heraus. Und wenn 16 Wachsoldaten davor postiert sind. Ich hole ihn heraus. Und wenn man mit Eisen an die Wand geschmiedet ist. Ich hole ihn heraus. Und wenn überhaupt keine Chance mehr besteht. Ich hole ihn heraus.

Für den lebendigen Gott gibt es keine ausweglose Situation. Bei ihm sind starke Tyrannen nur schwache Figuren, in seinen Händen sind dicke Ketten nur dünne Bindfäden. Wer an Ostern den Tod besiegen konnte, der kann alles. Christen leben von den Wundertaten Jesu. Verriegelte Gefängnistüren werden von Gott entriegelt.

Ich denke an Marie Durand: Die Hugenottin Marie Durand (1711-1776) verbringt 38 Jahre im Gefängnis. Nach ihrer Hochzeit 1730 wird sie mit ihrem Mann verhaftet. Eingesperrt. Unter kaum vorstellbaren Haftbedingungen war sie dort um ihres Glaubens willen eingeperrt. Feuchtes Dämmerdunkel, schlechte Versorgung, starke Feuchtigkeit, das Wasser lief an den Wänden herunter, stickige Luft.

Eine Freundin, die ebenfalls im „Tour de Constance“ in Aigues-Mortes eingesperrt war, wurde irre. Alle ½ Jahre fragte man sie, ob sie zum Katholizismus übertreten wolle, dann wäre sie frei. Sie verneinte. Im Kerker hat sie das Wort „résister“ –( „widerstehen“) in die Wand geritzt. Im April 1768 wurde sie begnadigt und lebte dann noch 8 Jahre.

3. Die Haustür: Zugesperrtes wird aufgesperrt.

Die Haustür lag hinter der Magd Rode und ihren betenden Freunden fest im Schloss. Zugesperrt war die Haustür, die Gebetsgemeinschaft sollte auf keinen Fall gestört werden. Stille braucht es im Audienzzimmer Gottes immer: Herr, bringe unsere Gefangenen zurück.

Und als dann auf einmal steht Petrus leibhaftig vor der Tür. Diese Magd kann es nicht fassen und ihre betenden Freunde auch. Frau du spinnst. Du bist etwas überspannt. So war das immer. Beten, aber an Erhöhung nicht glauben. Beten, aber nicht an Erfüllung denken. Beten, aber die Macht Gottes für eingeschränkt halten. Und dieser Herr hört trotzdem das Rufen. Heute werden alle gestärkt, die nur zaghaft beten können. Heute werden alle ermutigt, die nur kleinmütig ihre Hände falten. Heute werden alle aufgefordert, zu beten, die Hoffnung nicht aufzugeben, dem Herrn im Ohr liegen.

Für diesen Herren gibt es keine ausweglose Situation und er ist bereit etwas zu tun, auch wenn wir nur schwachen Glauben haben. Gott tut mehr, als wir im Ernst fassen können. Die Leute gingen hinaus, die Tür stand weit offen und überall sagten sie es: Jesus ist, kommen / nun springen die Bande, / Stricke des Todes, die reißen entzwei, / unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden / er, der Sohn Gottes, der machet recht frei.

Vielleicht sind Sie an diesem Morgen mit schwerem Herzen hierhergekommen, aber wissen Sie, der die Kerkertür und die Gefängnistür und die Haustür geöffnet hat, der kann wirklich jede Tür öffnen. Vielleicht sitzen sie selber hinter der Tür, mit einer Krankheit und einer Not wie im Gefängnis. Vielleicht hat ihnen der Tod die Tür zugeschlagen und alles dunkel gemacht. Vielleicht liegt vor ihrer Haustür der Querbalken der Sorge und der puren Angst. Hören sie, wer hinter verschlossenen Türen betet, dem öffnen sich die Türen. Der weggeschleuderte Stein am Ostermorgen ist Beweis genug. Jesus, der Öffner und Befreier, lebt.

Blumhardt sagt: Jesus ist Sieger! Dabei muss es bleiben, dem lasst uns mutig nachfolgen!

Amen

Prädikant Thomas Karker, Predigt am 12.11.2023

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 24. November 2023 um 17:10 und abgelegt unter Christentum weltweit, Predigten / Andachten.