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„Machet sie euch untertan!“ – Ein Satz aus der Bibel als „mythologische Atombombe?“

Donnerstag 6. Juli 2023 von Johann Hesse


Johann Hesse

In der Heiligen Schrift lesen wir, dass Gott Adam und Eva segnete und beauftragte: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ (1. Mose 1,28). Bisher habe ich den Auftrag an das erste Menschenpaar und damit an die gesamte Menschheit, sich zu mehren, sich die Erde untertan zu machen und über die Schöpfung zu herrschen, als Segen Gottes verstanden.

Der Historiker Philipp Blom (Die Unterwerfung – Anfang und Ende der menschlichen Herrschaft über die Natur, Carl Hanser Verlag, 2022) hält diesen Satz für eine „mythologische Atombombe“ und eine „Wahnidee“, nicht Segen, sondern Fluch. Wir alle seien in „diese absurde Idee hineingeboren, dass wir über und außerhalb der Natur stehen.“ „Machet sie euch untertan“: Der Wirkmächtigkeit dieses einen Satzes hätten wir die Ausbeutung der Erde, die Zerstörung der Umwelt, den Klimawandel und die drohende Klimaapokalypse zu verdanken. Kurzum: Die Erde geht kaputt, die Bibel ist schuld.

Nein, die Bibel ist nicht schuld! Denn wenige Verse weiter heißt es: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“ (1. Mose 2,15). Der biblische Herrschaftsauftrag über die Schöpfung ist positiv bestimmt: vom Bebauen und vom Bewahren. Weil der Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist, soll auch seine Herrschaft über die Schöpfung Gottes Wesenszüge abbilden. Weil „Gott ein liebender und fürsorglicher Gott ist, der das Beste sucht und das Beste will für seine Schöpfung“, „werde ich sie nicht wie den letzten Kehricht behandeln, sondern werde mir liebevolle Gedanken machen, wie ich mit ihr umgehen und sie pflegen und bebauen kann“ (Joachim Cochlovius, Das Evangelium und die ökologische Katastrophe, Brendow, 1990).

Das Problem liegt nicht in der Wirkmächtigkeit eines Bibelwortes, sondern in der Wirkmächtigkeit der Sünde. Als der Mensch sich von Gott abwandte (1. Mose 3), geriet nicht nur er selbst unter die zerstörerische Macht der Sünde und des Todes, sondern die ganze Schöpfung mit ihm (Röm 8,20). Seither ist unser Planet zusammen mit Fauna und Flora der Vergänglichkeit preisgegeben und der von Gott losgelöste Mensch neigt tatsächlich dazu, die Erde auszubeuten und die Natur zu zerstören.

„Machet sie euch untertan!“ Kein Fluchwort, sondern Segenswort, keine mythologische Atombombe, sondern Grundlage aller kulturellen Entwicklung: Weil wir dieses Wort haben, wissen wir, dass wir nicht nur Tiere sind, sondern Ebenbilder Gottes mit einem Kulturauftrag für diese Welt (Kultur-Begriff: von lateinisch colere = pflegen). Weil wir dieses Wort haben, haben Menschen Wälder gerodet, Sümpfe trockengelegt, Ackerbau und Viehzucht betrieben, Getreide angebaut, den Naturgewalten getrotzt, Deiche gebaut, Wüsten bewässert, herrliche Gärten und Parks angelegt, Tiere gezähmt, Haustiere gehalten, Mikro- und Makrokosmos wissenschaftlich erforscht.

Weil wir dieses Wort haben, weisen wir alle Versuche zurück, die Natur zum Götzen zu erheben und das alltägliche Leben der Menschen der angeblichen Rettung des Planeten, dem Erreichen unerreichbarer Klimaziele unterzuordnen. Wir sollen die Erde fürsorglich bebauen und bewahren, aber nicht retten. Es gibt nur einen Retter: Jesus Christus! Wir setzen unsere Hoffnung ganz auf ihn und „warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr 3,13).

Johann Hesse, 6.7.2023

Quelle: Mitglieder- und Freundesbrief des Gemeindehilfsbund, Nr. 171 vom 4.7.2023

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 6. Juli 2023 um 12:30 und abgelegt unter Klima, Theologie.