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Zwei oder zweieinhalb? – Neue Attacken auf die Dreieinigkeit

Mittwoch 19. Oktober 2022 von Hartmut Zopf


Hartmut Zopf

„Es gibt nichts Neues in der Theologie außer dem, was falsch ist“. So fasste es der Englische Prediger Charles Haddon Spurgeon vor 150 Jahre zusammen. Innerhalb einer Woche bekam ich zwei Nachrichten, dass aktive Mitarbeiter in Gemeinden die Dreieinigkeit ablehnen. „Warum tun sie das?“ fragte ich mich. Nun gut: Das gibt es schon lange. Bereits seit dem dritten Jahrhundert ritt der Kirchenleiter Arius aus Alexandria und weitere Antitrinitarier diese Attacke. Heute denken manche, dass sie etwas ganz Neues entdeckt haben, wenn sie sich gegen die Trinität aussprechen. Weil es ja hier um nicht weniger als um die Offenbarung des lebendigen Gottes geht, halte ich es für wichtig, darüber nachzudenken. Deshalb folgen hier ein paar Überlegungen dazu.

Attacke auf den 1. Artikel

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erden…“

Dieser Anfangssatz des apostolischen Glaubensbekenntnisses wird in fast jedem Gottesdienst gesprochen. Aber nur ein geringer Teil der Christen glaubt ihn und beherzigt ihn wirklich. Für viele sind Zufall und Selektion die eigentlichen Götter, die die sichtbare Welt zustande gebracht haben. Von daher spricht man im Blick auf alles, was uns umgibt, auch viel lieber von „Natur“ als von „Schöpfung“.

Aber die Bibel macht deutlich, dass Gott alles geschaffen hat und alles sehr gut war. Und sie macht auch klar, dass die Schöpfung durch die erste Großkatastrophe – den Sündenfall – schwer gezeichnet ist und damit der Tod Einzug gehalten hat. Wird aber die Tatsache, dass Gott der Schöpfer ist, nicht festgehalten, wird meist auch der Sündenfall in den Papierkorb gepackt. Aus „Gott, dem Allmächtigen, dem Schöpfer Himmels und der Erde“ wird ein unpersönliches ES, eine zufällig wirkende, ungelenkte Kraft, die uns irgendwie zustande gebracht hat. Eine Folge davon ist, dass wir  Menschen kein Woher mehr haben und uns auch das Wohin fehlt.

Die Reduzierung des Sohnes

Aber auch die Gottheit Jesus wird oft beiseite geschoben oder auch geleugnet. Jesus wird häufig zu einer Art mitmenschlichem Begleiter, einem Sozial-Couch,  degradiert, der als Multi-Ratgeber für Umwelt und Klima, für alternative Lebensweisen und soziale Akzeptanz herangezogen wird. Wenn sein Votum ins aktuell gängige Denkschema passt, ist es gut. Wenn es quer zur Mehrheitsmeinung liegt, wird es abgelehnt und für überholt erklärt.

Aber das Kurzbekenntnis der ersten Christen lautete nicht: „Jesus – der alternative Mensch“, sondern: „HERR ist Jesus.“ Die Bezeichnung „HERR“ im Neuen Testament weist darauf hin, dass Jesus über alles und alle erhöht ist. Gott hat ihm nach seinem Tod am Kreuz, der für unsere Sünde geschehen ist, auferweckt. Er hat ihn wieder zu sich empor gehoben und „hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist … und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes des Vaters.“ (Phil 2,9.11)

So schrieb es auch Paulus an die Gemeinde in Korinth: „Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus als HERRN.“ (2. Kor 4,5) . Thomas, der Zweifler, sagte, als er Jesus mit seinen Wundmalen leibhaftig vor sich sieht: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,28) Und Stephanus, der erste christliche Märtyrer, „rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Apg 7,59). Er betet also zu Jesus, ebenso wie die Christen in Korinth, die Paulus nennt: „ …die den Namen des Herrn Jesus anrufen an jedem Ort“ (1. Kor 1,2).

Nirgendwo im Neuen Testament wird die Gottheit von Jesus angezweifelt. Im Gegenteil: Sie wird betont. Zur Offenbarung Gottes als des Vaters und Schöpfers kommt die Offenbarung Gottes in seinem Sohn, dem HERRN Jesus Christus.

Aber der Heilige Geist?

Ist der denn wirklich  Gott? Da kommen die Feministinnen und reduzieren den Heiligen Geist (der) zu einer „Geistkraft“ (die), ganz zu schweigen von den Zeugen Jehovas, die Jesus nur eine niedere Kategorie des Gottseins zugestehen – eine Art Gott zweiten oder dritten Grades. Deshalb könne und dürfe man natürlich auch nicht zu Jesus beten, sagen sie.

Und da sind nicht wenige Charismatiker, die – vielleicht unbewusst – den Heiligen Geist als Person in den Hintergrund rücken und ihn zu einer Art Flüssigkeit machen, mit der man immer wieder mal aufgefüllt werden muss oder zu einer bloßen Kraftwirkung, einem ES.

Auch Muslime lehnen die Dreieinigkeit vehement ab, weil sie behaupten, dass damit der Eingottglaube torpediert würde.

Aktuell gibt es wieder andere, die meinen, die Dreieinigkeit werde nicht in der Bibel erwähnt und wäre nur auf einem frühchristlichen Konzil (Nicäa 325 n. Chr.) so festgelegt worden. Deshalb sei sie falsch und abzulehnen.

Das alles führt bis heute zu Spaltungen. Menschen verstehen die Dreieinheit Gottes mittels ihrer Vernunft als eine Art Rechenaufgabe: 1+1+1, das muss doch 3 sein. Oder sind dann der Vater, der Sohn und der Heilige Geist nur jeweils ein Drittel Gott?

Was sagt die Bibel? – ein paar Linien

Es ist  e i n  Gott

In 5. Mose 4,39 heißt es: „So erkenne denn heute und nimm dir zu Herzen, dass der HERR der alleinige Gott ist im Himmel oben und auf der Erde unten, keiner sonst!“

Sowohl im Alten Testament (z.B. 5. Mose 6,4) wie im Neuen Testament (z.B. 1. Kor 8,4ff) wird in aller Klarheit gesagt, dass nur ein Gott ist und nur er anzubeten ist. Gleichzeitig wird von ihm in dreifacher Weise geredet, nämlich vom Vater vom Sohn und vom Heiligen Geist.

Auch der Heilige Geist ist Person

In dem EINEN Wesen, das Gott ist, offenbaren sich drei Personen, die gleichwertig und gleich ewig sind. Gott ist von Seinem Wesen her einer und doch gleichzeitig mehr als einer.

Am deutlichsten und gleichzeitig am schwersten zu verstehen ist es an der Person des Heiligen Geistes. In Johannes 16,13-15 sagt Jesus:

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich [d.h. Jesus] verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.“

Hier erkennen wir typische Kennzeichen einer Person: Er kommt, wird euch leiten, er redet, er hört, er nimmt, er verkündigt, er verherrlicht.

Er ist nicht nur ein Einfluss, obwohl er Einfluss ausübt. Er ist auch kein Ausfluss von Gott, obwohl er vom Vater und vom Sohn gesandt wurde. Und obgleich er nicht sichtbar ist, ist er aber eine in der sichtbaren Welt wirkende Person, die spricht, tröstet, sendet, leitet, warnt, ermahnt, usw., alles Dinge, die bestätigen, dass der Heilige Geist wirklich eine Person ist.

Auch der Heilige Geist ist Gott

Und dieser Heilige Geist, den Paulus in Römer 8 im selben Vers auch Geist Christi und Geist Gottes nennt (Röm 8,8), ist Gott, so wie der Vater und der Sohn Gott ist.

Zwei Beispiele dafür:

In der Apostelgeschichte sagt der Apostel Petrus zu Ananias: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen hast?“ Und dann gleich im nächsten Vers: „Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott (Apg 5,3.4). Hier wird eindeutig der Heilige Geist als Gott verstanden.

Auch in Apostelgeschichte 16 entdecken wir dieselbe Übereinstimmung. Dort wird beschrieben, dass Paulus auf seiner zweiten Missionsreise nach Bithynien reisen wollte. Dann lesen wir: „… doch der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu.“ (16,7).

Drei Verse weiter wird berichtet, dass Paulus stattdessen einen Ruf nach Europa erhält und fährt fort: „… da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte …“ (16,10).

Und warum offenbart sich der ewige Gott in dieser Weise? Meine schlichte Antwort lautet: Damit wir Gott erkennen, den Weg des Heils finden und Gott darüber ehren.

Hartmut Zopf, CFB Karchow, Rundbrief im Oktober 2022

Christliche Freizeit- und Bildungsstätte Karchow e.V. (CFB)

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 19. Oktober 2022 um 12:01 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Theologie.