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Zwei – nicht mehr und nicht weniger

Montag 7. August 2006 von Die Welt


Die Welt

Prof. Dr. Gunnar Heinsohn, Bremen
Zwei – nicht mehr und nicht weniger
(20.5.06)

Die deutsche Familienpolitik prämiert hohe Geburtenraten in der Unterschicht und die Ein-Kind-Familie bei Gebildeten. Das ist ihr entscheidender Fehler.

Zwei Kinder pro Frauenleben wachsen nur dann zu den dringend benötigten Bürgern heran, wenn sie sich jene Innovationen ausdenken können, die für das Verbleiben ihres Landes in der Weltkonkurrenz unverzichtbar sind. Die Kinder müssen also gescheiter werden als ihre Eltern und die Einwanderer qualifizierter sein als der Durchschnitt des Aufnahmelandes. Da nun die Leistungsfähigkeit eines Kindes vorrangig von seinen Eltern bestimmt wird und mit drei Jahren weitgehend geformt ist, entscheidet der Nachwuchs der gebildeten Frauen über das Los ihres Landes. Kann man sie zu zwei Kindern bewegen und diese bis zum dritten Lebensjahr vor staatlicher Massenkindhaltung schützen, ist das Wichtigste geschafft.

Die Bildungsfrauen aber streben in die anspruchvollsten Berufe und müssen dafür in eine lebenslange Konkurrenz, die jeden benachteiligt, der Zeit nicht für eigenes Lernen und Streßabbau einsetzt. Die emotionale Sehnsucht nach Mutterschaft muß sich dann viel zu oft mit nur einem Kind begnügen. Die Bevölkerungspolitik konzentriere sich deshalb auf das zweite Kind der Karrierefrauen, die längst die Mehrheit des weiblichen Geschlechts stellen.

Von den 12 Millionen Zuwanderern, die seit 1990 nach Deutschland kamen, waren nur 10 Prozent hinreichend qualifiziert (gegenüber immerhin 75 Prozent in England für den gleichen Zeitraum). Infolgedessen stieg in Deutschland die Sockelarbeitslosigkeit von 500000 auf über drei Millionen Menschen an. Ein Viertel aller Ausländer lebt mittlerweile aus den Kassen für Erwerbslose. Unter 82 Millionen Einwohnern gibt es jetzt 14 Millionen mit Migrationshintergrund. 7,3 Millionen davon mit deutschen Pässen.

Da die meisten Neubürger in Deutschland um Spitzenpositionen gar nicht konkurrieren können, werden für sie jene Vermehrungsbeihilfen vom Sozialhilfesatz bis zum Erziehungs- oder Elterngeld attraktiv, mit denen man aber eine Hochqualifizierte von ihrer hart erarbeiteten Position nicht weglocken kann. Weil also für ein viertes Kind mehr bezahlt wird als für das zweite und weil selbst dritte Töchter und vierte Söhne versorgt werden, verhindert die Migrationsbevölkerung rein mengenmäßig zwar einen noch tieferen demographischen Absturz, doch werden ihre Kinder die Sockelarbeitslosigkeit noch höher treiben. Über 60 Prozent von ihnen gelangen bestenfalls mit einem Hauptschulabschluß auf die Arbeitsmärkte. Eine deutsche Aufholjagd im internationalen tertiären Sektor (Software-Services, Bioindustrie, Pharmazie etc.) gelingt damit nicht.

Deutschland hat mithin nicht nur zuwenig Nachwuchs, sondern selektiert die hier Geborenen und die von draußen Zuwandernden immer stärker in Richtung Bildungsferne. Das Pionierland Bremen weist den Weg. Nach einem gerade erschienenen Bericht der Arbeitnehmerkammer Bremen gewinnt die Hansestadt aus ihrer Migrationsbevölkerung von 22 Prozent stattliche 41 Prozent ihres Nachwuchses und unübertroffene 80 Prozent ihrer harten Gewaltkriminellen unter 21 Jahren. 32 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren dümpeln auf Sozialhilfeniveau dahin – gegenüber knapp 15 Prozent in der gesamten Republik. Entsprechend fällt der niedrigste Pisa-Rang immer wieder an die Hanseaten.

In Bremens Richtung geht aber auch der Rest der Republik. Im noch bescheidenen Westdeutschland von 1965, als Abtreibung strafbar war und die Fruchtbarkeitsrate bei 2,3 lag, erhielten gerade einmal 160 000 Kinder unter 18 Jahren Sozialhilfe. Bis Ende 2005 wird – jetzt freilich für Gesamtdeutschland gerechnet und wuchtig gesteigert durch Hartz IV – bereits für zwei Millionen Kinder bezahlt. Ob Deutschland – oder gar Bremen – noch zu retten ist, wenn es umgehend die Richtung wechselt, kann niemand versprechen. In jedem Fall jedoch muß die jetzt eingebrockte Suppe über Jahrzehnte hinweg ausgelöffelt werden.

Woher weiß man das? Die USA erreichten die heutige deutsche Sozialhilfequote von 15 Prozent aller Kinder im Jahre 1990. Weil die Söhne der „Welfare-Mütter“ drei- bis viermal so viele Gewaltverbrechen verüben wie die anderen Jungen, verkündete Bill Clinton im Wahlkampf von 1992 das Ende einer Familienpolitik, die dazu führte, daß Frauen ab dem 13. Lebensjahr immer wieder Kinder bekamen, um ihr Recht auf Sozialhilfe zu verlängern – auch weil er dies zu ändern versuchte, wurde Clinton, der Linke aus Arkansas, zum 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Seit dem 1. Januar 1997 erhält eine amerikanische Mutter nur noch maximal fünf Jahre lang staatliche Versorgung. Damit will man auf höchstens zwei Kinder pro Gettomädchen herunter. Wegen dieser Regelungen traten Sozialpolitiker in Washington empört zurück. Sie wollten die „hilflosesten“ Mitglieder der Gesellschaft nicht so unmenschlich behandelt sehen – und erwiesen sich als Rassisten. Denn die schwarzen Mädchen sind keineswegs begriffsstutzig: Mittlerweile verhüten sie und suchen sich Arbeit. Heute liegt die Kinderzahl pro Afroamerikanerin nach aktuellsten Zahlen aus Kalifornien bei nur noch 1,66 Kindern. Auch Amerika sucht deshalb nun nach Wege zu einer zweifachen Mutterschaft auf hohem Bildungsniveau.

Jener Lebensweg, den Clinton damals verstellte, ist für eine Nation deshalb so destruktiv, weil er nur die Töchter der Unterschicht versorgt, ihre Brüder aber nicht durch viele Vaterschaften an Unterhalt gelangen können. Sie verdienen nicht einmal die Steuern für ihre kinderreichen Schwestern. Und doch wollen auch sie alles haben. Frankreich, das jeder Mutter für das dritte Kind mehr zahlt als für das zweite und für das fünfte noch einmal mehr als für das dritte, steht bereits in regelmäßigen Scharmützeln mit seinen unverwendbaren Söhnen. Warum sollte es Deutschland anders ergehen?

Attraktive Offerten für ein zweites Kind auch im höheren Bildungsmilieu sind nur finanzierbar, wenn Leistungen für alle weiteren Kinder entfallen. Heute zur Sozialhilfe verführte Frauen werden dann so gut verhüten wie nach 1997 die Mädchen in den Gettos von Los Angeles. Das Grundgesetz garantiert auch weiterhin allen Bürgern das Recht auf Vermehrung. Die Politik aber fördere nur noch zwei Kinder pro Frau und darf dafür den Steuerzahler auch belasten. Alles darüber hinaus bleibt – wie früher auch – Teil der selbst zu bezahlenden Glückssuche.

Neben einer Gesetzgebung für nur noch zwei staatlich geförderte Kinder gehört ein Kassensturz in die Familienpolitik. 40 verschiedene Behörden verwalten in Deutschland etwa hundert verschiedene Maßnahmen für Familien. Sie verfügen jährlich über 160 Milliarden (so das Rechenergebnis der Deutsche Bundesbank) bis 240 Milliarden Euro (so das Institut für Weltwirtschaft Kiel). Mitgerechnet sind dabei die beklagenswerten staatlichen Kindergarten-, Schul- und Hochschulsysteme. Das ist sehr viel sinnvoll einsetzbares Geld.

Die über drei Jahre zu zahlenden Beträge für zwei Kinder müssen unabhängig vom Einkommen gezahlt werden. Denn welches Argument könnte dafür sprechen, einer ohnehin schlechter Gestellten – ob sie nun aus Palästina oder Vorpommern stammt – weniger gute Voraussetzungen für ihr von der Gesellschaft doch ausdrücklich gewolltes Kind zu ermöglichen? Das Stammtischgerede von der „Schlampe“, die auf Staatskosten ihre Kinder verkommen läßt, lebt ja vom jetzigen System, das sich erst durch eine Reihe von Geburten rechnet und daher zu immer weiteren Kindern animiert, um auf deren Rücken durchs Leben zu kommen.

Dem Betrag für das zweite Kind muß der Löwenanteil der Mittel vorbehalten bleiben. Die Sehnsucht nach dem ersten sorgt ja bisher schon für Resultate und wird sich auch noch über 20 Prozent dessen freuen, was es für das zweite geben sollte. Und beim Gedanken an dieses zweite Kind muß die Vorstellung, bei seinem Ausbleiben auch noch einen üppigen Vermögensverlust von – sagen wir – 90 000 Euro zu erleiden, richtig wehtun. Das aktuelle Angebot von 22 000 Euro Elterngeld für 14 Monate reicht dafür nicht. Doch die Dreijahresperspektive könnte die Konkurrenz aushebeln. Es hieße nicht mehr so leichthin: Du kriegst das Kind, und ich ergattere deinen Posten. Wer verzichtet schon vorschnell auf 90 000 Euro und die selbstbestimmte Zeit mit dem Kind?

Der Autor ist Demograph und Soziologe und hat einen Lehrstuhl am Raphael-Lemkin-Institut für Xenophobie- und Genozidforschung der Universität Bremen

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 7. August 2006 um 10:42 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik.