Gemeindenetzwerk

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Botschaft zum Osterfest 2009

Montag 20. April 2009 von Erzbischof Janis Vanags


Erzbischof Janis Vanags

Er ist nicht hier, er ist auferstanden (Lukas 24,6)

Botschaft des Erzbischofs von Riga zum Osterfest 2009

Christus ist auferstanden! Diese Worte sind nicht nur ein traditioneller Ostergruß, sondern ist das Bekenntnis, das den Ausweg selbst aus der hoffnungslosesten Situation, den Ratschluss Gottes zeigt. Jesus erlitt solches Unrecht und solche Enttäuschungen, wie sie sich nur die Welt einfallen lassen kann. Jesu schmachvoller Tod begrub alle Pläne, Hoffnungen und alle Vorstellungen seiner Jünger vom Leben. So sehr waren die Jünger in die Sackgasse geraten, dass ihnen nichts mehr übrig blieb, als sich zu verstecken und die Tür zu verschließen. Sie hatten keine Ahnung von dem, was weiter geschehen und wie alles enden sollte.

Doch Gott wusste, was geschehen würde. Christus erstand aus dem Grabe am Ostermorgen. Er kam zu den Jüngern durch die verschlossene Tür und eröffnete ihnen einen neuen Weg. Die Mächte, welche Jesus gekreuzigt hatten, konnten auch sie festnehmen und töten, aber nicht aufhalten. Sie hatten keine Angst, denn nach dem Sieg Christi über den Tod gab es das Verderben nicht mehr. Wer in der Welt mit Christus lebt und Jesus im Tode ähnlich wird, ist bei Ihm auch bei der Auferstehung in der Herrlichkeit zum ewigen Leben.

Heute fühlt die Welt, dass sie in die Sackgasse geraten ist. Als die Republik Lettland nach dem Ersten Weltkrieg ausgerufen wurde, feierte das Volk die Freiheit und das Aufblühen der Wirtschaft. Ein Stückchen Land für jeden, einen blühenden Kapitalismus und eine frohe und lichte Zukunft verhieß der von allen angebetete Führer des Volkes. Doch das alles war nur sehr zerbrechlich. Die Verschwörung der Großmächte zerstörte sowohl diesen Traum als auch den Staat Lettland. Fünfzig Jahre lang wurden andere Wertvorstellungen angebetet. Viele fingen an, daran zu glauben. Doch das alles ging in einem Augenblick zu Grunde, ebenso wie bei einem Erdbeben ein verkehrt erbautes Gebäude einstürzt. Mit Begeisterung haben wir uns nun an den Aufbau einer Burg der freien Marktwirtschaft und der politischen Demokratie geklammert und diese mit weltlichen liberalen Wertvorstellungen gefüllt; doch es vergingen keine 20 Jahre, bis die Ziele, die zu erreichen wir gekämpft haben, wieder zerbrochen sind, und viele, denen wir hoffnungsvoll vertrauten, uns hintergangen haben. Lässt uns unsere Erfahrung überhaupt noch jemandem glauben oder uns auf etwas verlassen?

Der Apostel Johannes schreibt: „Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1. Joh. 2,17) Wir haben es mehrfach erfahren müssen, wie alle Hoffnungen, die sich auf den weltlichen Fortschritt stützen, zunichte werden. Dagegen sagt der auferstandene Christus: „Siehe, ich habe dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen: denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offenbarung 3,8) 

In dieser von Kummer bedrückten Zeit sollten wir uns viel tiefer unseren Beziehungen zu Christus zuwenden. Das Herz des Menschen ist dort, wo sich sein größter Schatz befindet. Wenn unser Herz bei Christus ist, dann kann niemand uns das Leben und die Hoffnung nehmen. Wir dürfen dankbar materielle Werte oder die Möglichkeiten des beruflichen Weiterkommens annehmen, und alles, was wir auf ehrliche Weise erreicht haben, aber vertrauensvoll alles, was uns gehört und was wir sind, dem Willen Gottes überlassen. Er lässt die Seinen nicht zuschanden werden, und das Leben mit Christus vermag so viel zu geben, dass alles andere zweitrangig wird.

Viel wird von der Freiheit und den Rechten des Individuums geredet, aber in dieser Zeit müssen wir unsere gemeinsame Kraft neu entdecken, den Wert unserer Kirchengemeinde erfahren. Beachten wir, dass sich Christus nach Seiner Auferstehung nicht der ganzen Menschheit, sondern nur einigen gezeigt hat. Die Menschen mussten die Osterbotschaft voneinander empfangen. Das ist der Wille unseres auferstandenen Herren, dass wir Seine Auferstehung aneinander entdecken. Wir müssen unsere Augen aufmachen, um zu sehen, wie unser Nächster lebt. Vielleicht braucht jemand die Hilfe und Unterstützung, die gerade wir ihm geben können? Oft ist das gar nicht materielle Hilfe oder ein Almosen, sondern Ermutigung, Ansporn, die helfende Hand oder die Schulter des Freundes. Das ist der Wille Christi, dass wir Zeugen Seiner Auferstehung werden, wenn nötig, dann auch mit Worten, aber Sein höchstes Gebot lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lukas 10,27)

Christus ist auferstanden! Für uns alle hat er gelitten, ist er gestorben und auferstanden !

Auszüge aus Svētdienas Rīts, Zeitung der Evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands, 11. April 2009

Ãœbersetzung aus dem Lettischen: Johannes Baumann

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 20. April 2009 um 16:43 und abgelegt unter Christentum weltweit.