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Die lebendige Hoffnung der Christen

Donnerstag 18. Februar 2016 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

1  Hoffnungslosigkeit breitet sich aus

Ein zuverlässiger Gradmesser der Hoffnung bzw. der Hoffnungslosigkeit in unserer Gesellschaft sind nach wie vor die Traueranzeigen in den Tageszeitungen. Ab und zu sehe ich sie mir an, dem Vorbild meiner Frau folgend. Mit viel Glück findet man noch Bibelverse, die Hoffnung ausstrahlen. Doch viele Anzeigen spiegeln neben der Betroffenheit die Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Menschen wider, mit zunehmender Tendenz. „Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter“. „Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst dich daran erinnern, wie gerne du mit mir gelacht hast“. „Ich wäre so gerne noch geblieben, mit euch vereint, ihr meine Lieben. Doch meine Krankheit, die war so schwer, für mich gab’s keine Rettung mehr“. Irgendeinen Gedanken, dass das Leben der Verstorbenen weiter geht, in welcher Form auch immer, sucht man in solchen Sprüchen vergeblich. Auferstehung? Fehlanzeige. Es ist so, als ob es in unserem Land nie ein Christentum gegeben hätte.

2  Vage Vorstellungen vom Weiterleben nach dem Tod

Die bei uns verbreitete Hoffnungslosigkeit ist nun allerdings keineswegs typisch für die Mehrzahl der Menschen. In den großen Weltreligionen, in heidnischen Bräuchen wie der Totenverbrennung oder auch in manchen philosophischen Aussagen schwingt eine mehr oder minder vage Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod mit.

Als wir vor Jahren unsere Tochter in Japan besuchten, wo sie für ein Jahr als eine Missionshelferin tätig war, staunten wir über den dort sehr weit verbreiteten Ahnengeisterglauben. Einmal im Jahr wird das buddhistisch inspirierte O-bon-Ahnenfest gefeiert. Dann erwartet man die Rückkehr der Ahnengeister in den Familien. Beleuchtete Lampions werden aufgestellt, die den Ahnengeistern den Weg zeigen sollen. Auch in Afrika ist der Ahnengeisterglaube weit verbreitet.

Bei den Einäscherungen, die ja viele Zeitgenossen als absolutes und endgültiges Ende des individuellen Menschen ansehen, begegnet einem da und dort die Vorstellung, dass es vielleicht doch eine Weiterexistenz, wenn auch in immaterieller und unpersönlicher Form geben könnte. Im Hofer Krematorium steht der Spruch „Durch die reine Flamme zurück zum All“. Dabei haben wahrscheinlich fernöstliche Vorstellungen vom Aufgehen des Individuums im Kosmos bzw. in seiner Energie Pate gestanden.

Selbst bei erklärten Atheisten und Spöttern wie Voltaire (1694-1778) kann man Spekulationen über ein Weiterleben nach dem Tod finden. In seinem Stück „Die Prinzessin von Babylon“ (1768) gibt es die Aussage „Die Auferstehung ist die einfachste Sache der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male erschaffen“.

Anscheinend keimt in der Menschheit die Hoffnung auf eine Weiterexistenz nach dem Tod immer wieder neu auf. Der Grund hierfür ist nicht etwa in der menschlichen Religiosität oder in der menschlichen Sehnsucht nach Unsterblichkeit zu suchen, sondern in einem schöpferischen Akt Gottes, der jedem Menschen die Dimension der Ewigkeit mit auf den Weg gibt. „Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er ihnen die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende“. (Predigerbuch 3,11) Der Mensch kann den Gedanken an die Ewigkeit vergessen, unterdrücken, überspielen – aber er bekommt ihn nie los. Die Frage ist nur, wie er die Dimension der Ewigkeit füllt, mit eigenen Vorstellungen oder mit dem lebendigen Gott.

3  Biblische Grundaussagen über den Tod und seine Überwindung

Der Inbegriff menschlicher Hoffnungen ist die Überwindung des Todes. Deswegen müssen sich alle Hoffnungen daran messen lassen, ob sie über den Tod hinausreichen und ob sie gut begründet sind. Die Hoffnung der Christen hat Petrus eine „lebendige Hoffnung“ genannt, weil sie in der Auferstehung Jesu ihren Grund hat und weil wir, die wir an ihn glauben, einen Auferstehungsleib bekommen werden.

Da nach dem biblischen Zeugnis der Tod eine Strafe Gottes für die menschliche Sünde ist (Röm 6,23), kann es eine Überwindung des Todes nur geben, wenn es eine stellvertretende Strafübernahme gibt. Genau dies sagt das Evangelium. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5).

Schon im Sündenfallbericht klingt die Hoffnung auf die Überwindung des Todes durch Christus an. Ein Nachkomme Evas wird der Schlange den Kopf zertreten (1 Mose 3,15). Gott selber kleidet die aus dem Paradies Vertriebenen mit Tierfellen und gibt ihnen damit den ersten Hinweis darauf, dass ihre Sünde durch Blut bedeckt werden muss (1 Mose 3,21).

Christus nimmt in seinem stellvertretenden Opfertod die Strafe die Todesstrafe auf sich, die Gott über die Menschheit verhängt hat. Der Tod verliert seine Macht über die Menschen. Mit seinem Auferstehungsleib begründet Christus ein unzerstörbares Leben und wird der Erstgeborene der neuen Schöpfung. „Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium“ (2 Tim 1,10). Alle, die an ihn glauben, nimmt Christus in seinen Tod und in seine Auferstehung mit hinein und verleiht ihnen unvergängliches Leben.

Schließlich wird in den Gerichtshandlungen des wiederkommenden Christus der Tod endgültig vernichtet (1 Kor 15,26; 1 Kor 15,54; Offb 20,14; Offb 21,4).

Alle, die im Glauben Christus angehören, dürfen sich auf einen neuen, unvergänglichen Leib freuen, den sie erhalten, wenn Christus wiederkommt (1 Petr 5,4). Das ist die „Erlösung des Leibes“, nach der sich Paulus in Röm 8,23 sehnt. An ihr haben alle teil, die den Heiligen Geist haben (Röm 8,23). Der neue Leib der Herrlichkeit ist das Erbe, das alle Kinder Gottes empfangen (Röm 8,17).

4  Was geschieht nach dem Tod?

Wer den leiblichen Tod nur als natürliche Voraussetzung für neues Leben ansieht wie es in der Evolutionslehre geschieht, greift zu kurz. Nach der biblischen Lehre hat es Gott nach dem Sündenfall verfügt, dass der Mensch wieder zu Erde werden soll (1 Mose 3,19).

Aber die Auffassung, dass damit alles aus sei, beruht auf einem Irrtum. Seele, Geist und Leib des Menschen bilden eine Einheit. Wenn er stirbt, verfällt zwar der Leib, aber der Mensch verliert seine Existenz nicht. Er folgt dem göttlichen Ruf „Kommt wieder, Menschenkinder!“ (Ps 90,3).

Jesus erzählt in Luk 16,19ff eine Beispielgeschichte für den Fortbestand der menschlichen Existenz nach dem Tod. Der gestorbene reiche Mann kann fühlen, denken und sprechen. Er verfügt also über die Grundfunktionen der Seele. Nach Offb 20,12 stehen die Toten vor dem großen weißen Thron. Sie verfügen also über einen Leib. Michelangelo stellt demzufolge in der Sixtinischen Kapelle das Endgericht leibhaft dar. Die personale Identität des Menschen bleibt im Totenreich also erhalten.

Jesus bezeichnet in Joh 11,12 den Tod als Schlaf. Das ist kein Euphemismus, sondern Ausdruck der Ähnlichkeit von Tod und Schlaf. In beiden Existenzweisen bleibt die personale Identität des Menschen erhalten.

Die Existenzbedingungen der Toten sind mit den drei Dimensionen unseres jetzigen Lebens nicht beschreibbar. Im Totenreich herrschen andere Dimensionen. Unser von Raum und Zeit bestimmtes Denken reicht nicht aus, um die im Totenreich herrschenden Bedingungen zu verstehen. Wenn es dort keine Zeit in unserem Sinn gibt, entfällt jede Möglichkeit einer Veränderung bzw. Bekehrung. Ebenfalls entfällt die Möglichkeit, das Totenreich zu lokalisieren.

Nach Luk 16,19ff geschieht im Totenreich eine Scheidung. Diejenigen, die Gott beim Namen kennt und nennt (wie Lazarus), gelangen in Abrahams Schoß und werden getröstet. Sie stehen im Lebensbuch und dürfen auf die Auferstehung zum Leben hoffen. Jenseits einer Kluft gibt es nur ein „schreckliches Warten auf das Gericht“ (Hebr 10,27).

5  Das himmlische Erbe der Christen: der Leib der Herrlichkeit

Der Inbegriff christlicher Hoffnung ist der neue Leib, den alle bei Jesu Wiederkunft empfangen, die den Heiligen Geist haben. Die Bibel denkt leibhaft, und das gilt auch für unsere ewige Existenz. Christen dürfen sich unbändig darauf freuen, dass sie als Kinder Gottes berufen sind zu einer verklärten Leiblichkeit.

Oft wird die Verheißung dieses himmlischen Erbes falsch ausgelegt. Dieses Erbe ist nichts anderes als der neue Leib. Paulus spricht häufig davon. „Sind wir Kinder, dann sind wir auch Erben“ (Röm 8,17). „Unser Bürgerrecht ist im Himmel, woher wir auch den Heiland erwarten, den Herrn Jesus Christus, der unseren nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leib, gemäß der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann“ (Phil 3,20f). Auch Petrus hat und vermittelt diese Gewissheit. Wie wichtig ihm die Hoffnung auf den neuen Leib war, zeigt sich u.a. daran, dass er seinen ersten Brief damit beginnt. Hier gebraucht er den Begriff der „lebendigen Hoffnung“. Diese Hoffnung ist ihm so wichtig, dass er sie geradezu als Kern der geistlichen Neugeburt eines Menschen bezeichnet.

Die Neugeburt und damit der Zugang zum ewigen Leben sind möglich geworden durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Der auferstandene Christus geht eine Lebensgemeinschaft mit dem geistlich Neugeborenen ein und gibt ihm Anteil an seinem Auferstehungsleben. Das ist der Grund, weswegen Petrus die christliche Hoffnung eine „lebendige Hoffnung“ nennt. Man kann nach 1 Petr 1,3 einen Doppelpunkt setzen und 1,4 als Beschreibung der „lebendigen Hoffnung“ verstehen. Sie besteht in einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird. Das ist der Leib der Herrlichkeit, mit dem alle, die an Jesus Christus glauben, ihn dann sehen werden (1,8f).

Eine weitere Beschreibung des neuen Leibes gibt Paulus in 1 Kor 15. Dort verwendet er die Begriffe unverweslich, herrlich, kräftig und geistlich. Man merkt sofort, dass Paulus und Petrus in dieser Hoffnung absolut übereinstimmen.

6 Zwei verschiedene Auferstehungen der nicht in Christus Gestorbenen

Sowohl der Prophet Daniel als auch Jesus selber sprechen von zwei Auferstehungen. Das kann sich nicht auf die Gemeinde Jesu beziehen, denn für sie steht fest, dass sie Anteil hat am Auferstehungsleben Jesu und verwandelt wird, wenn er wiederkommt. Die doppelte Auferstehung meint alle anderen Menschen. Betrachtet man die beiden Stellen bei Daniel und im Johannesevangelium näher (Dan 12,2 und Joh 5,28f), fällt sofort auf, dass hier die Werke der Menschen maßgeblich sind. Die Menschen werden beurteilt nach ihrem Leben. Die Gemeinde jedoch wird aus Gnade errettet, nicht aufgrund ihrer guten Werke.

Diese doppelte Auferstehung wird wie auch die Entrückung der Gemeinde bei der Wiederkunft Jesu geschehen. In Joh 5,28f heißt es: „…wenn alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden“. Der wiederkommende Christus ruft die Toten zu sich. Es erfüllt sich Ps 90,3: „Kommt wieder, Menschenkinder“.

Wohin werden die Toten gerufen? Zum Endgericht, das ein Gericht nach den Werken sein wird (Offb 20,11-15).

7  Das Endgericht

Die Gemeinde Jesu, die vom wiederkommenden Jesus verwandelt und in den Himmel versetzt wird, wird im endgerichtlichen Geschehen nicht verdammt werden. Wer in Jesus Christus ist, wird nicht verdammt (Röm 8,1). Das gleiche sagt Jesus mit anderen Worten in Joh 5,24. Wer Christus hat, kommt nicht in das Gericht.

Viele stellen sich das Endgericht als ein reines Verdammungsgericht vor. Sie meinen, wer dort erscheinen wird, hat nur mit seiner Verurteilung und mit ewiger Pein rechnen. Das entspricht aber nicht dem neutestamentlichen Zeugnis. Daniel und Jesus sprechen wie gesagt von einer „Auferstehung des Lebens“ und von einer „Auferstehung des Gerichts“. Es wird also im Endgericht eine Abwägung und eine Prüfung des Lebens geben. Der Mensch wird das ernten, was er gesät hat (Gal 6,7). Er wird mit denselben Maßstäben gemessen werden, die er in seinem Leben angewendet hat. Und dabei wird auch das Verborgene seines Lebens ans Tageslicht kommen (Röm 2,16).

Nach Offb 20,11-15 werden aber nicht nur die Bücher aufgetan, die das Leben der Menschen festgehalten haben, sondern auch das „Buch des Lebens“. Wer in diesem Buch steht, ist berufen zur „Auferstehung des Lebens“. Da niemand weiß, wer in diesem göttlichen Lebensbuch verzeichnet ist, verbietet sich ein vorschnelles Urteil über das ewige Schicksal anderer Menschen.

Fazit

Aus diesen Betrachtungen kann man nur ein doppeltes Fazit ziehen.

  1. Die christliche Hoffnung auf die Verwandlung unseres Leibes zu einem unvergänglichen Herrlichkeitsleib gehört zum Schönsten, was der christliche Glaube zu bieten hat.
  2. Da sie sich aber nur an denen erfüllen wird, die mit Jesus Christus verbunden sind, ist und bleibt der Glaube an Jesus Christus das Wichtigste in einem menschlichen Leben.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 18. Februar 2016 um 10:59 und abgelegt unter Predigten / Andachten, Theologie.