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Die Endgeschichte in der Perspektive des Propheten Daniel – Ein kurzer Ãœberblick

Sonntag 29. November 2015 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

1.) Wer war Daniel?

Er gehörte zu den jungen Leuten, die 605 v. Chr. vom babylonischen König Nebukadnezar nach Babel verschleppt wurden, wo er einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und einen anderen Namen erhielt, aber trotzdem dem Gott Israels die Treue hielt (er hielt an seiner Speise fest, er betete weiterhin den Gott Israels an, er bewies damit einen außerordentlichen Glaubensmut). Er wirkte sehr lange als Ratgeber damaliger Weltherrscher und Fürsten (im babylonischen und medo-persischen Reich), seine letzte datierbare Vision stammt aus dem Jahr 536 v. Chr., wo er schon in einem sehr hohen Alter gewesen sein muss. Sein Name hat eine doppelte Bedeutung: „Gott ist Richter“ und „Gott schafft mir Recht“.

2.) Das Danielbuch – zunächst an das Volk Israel gerichtet

     Das Buch gehört zur Literaturgattung der Apokalyptik, die zur wiederum zur Weisheitsliteratur gezählt wird. Stichworte zur Eigenart der biblischen Apokalyptik: geschichtliche Längsschnitte; Zeiteinteilung nach Äonen (heilsgeschichtliche Epochen); Geschichtspessimismus (sog. Depravationsfaktor); besondere Ausdrucksformen wie das sog. prophetische Perfekt. Es gibt zwei apokalyptische biblische Bücher: das Danielbuch und die Offenbarung Jesus Christi. Das Danielbuch hat eine zunächst an das Volk Israel gerichtete Botschaft (vgl. 7,27; 8,24; 9,5.24; 10,14; 12,1.7).

 3.) Die Bedeutung des Danielbuchs für das Neue Testament

     Das Buch wird über 120 mal im N.T. direkt oder indirekt zitiert, insbesondere in der Verkündigung Jesu. Jesus übernimmt ihm seine Selbstbezeichnung „Sohn des Menschen“ und den Begriff „Reich bzw. Herrschaft Gottes“ (vgl. die 2. Vaterunserbitte). Jesu Endzeitlehre ist durch das Danielbuch begrifflich vorgeprägt („Wolken des Himmels“ in Mt 26,64; der „Stein“ im Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Mt 21,44); die große Bedrängniszeit (Mt 24,29); die Lehre von der doppelten Auferstehung zum Leben und zum Gericht (Joh 5,29); vgl. auch „Mensch der Bosheit“ (2 Thess 2,3); der bildliche Gebrauch des Begriffs „Tier“ (Offb 13), das „Lebensbuch“ (Offb 20,12).

4.) Endgeschichtliche Prophezeiungen (I): Falscher Messias und Bedrängniszeit für Israel

     Neben Jes 12 ist Daniel ist der einzige Prophet des A.T., der das Kommen einer brutalen Verführungsfigur in der endgeschichtlichen Zeit ankündigt. Die wichtigsten Stellen sind: 1.) Dan 7,8.20f (ein großes „Horn“ mit Menschenaugen, das „große Dinge“ redet und gegen die „Heiligen“ (= auf den Messias wartende Juden der Endzeit) kämpft und sie „zerreibt“ (7,25). 2.) Dan 8,23-25 (ein „frecher und verschlagener König“ wird „zur Zeit des Endes“ auftreten, der großes Unheil anrichtet, mit Betrug Erfolg hat, überheblich ist, gegen das „heilige Volk“ kämpft und sich gegen „den Fürsten aller Fürsten“ (= Gott) auflehnt). 3.) Dan 9,27 (eine namentlich nicht genannte Figur wird in der Mitte der letzten Jahrwoche (= 7 Jahre) die Opfer im jüdischen Heiligtum abschaffen und ein Gräuelbild aufstellen). 4.) Dan 11,30-39 (Wiederholung der bisherigen Ankündigungen und Hinweis auf den „Abfall“ etlicher vom heiligen Bund, d.h. von Juden, die sich dem falschen Messias zuwenden). 5.) Dan 12,1 (der Falschmessias wird eine sehr große Bedrängnis über Daniels Volk (= Israel) bringen).

5.) Endgeschichtliche Prophezeiungen (II): Die Wiederkunft Christi zum Gericht

     Der erste Hinweis ist der Stein im Traum Nebukadnezars, der ohne Zutun von Menschenhand vom Himmel herabstürzt (Dan 2). Damit kann nur – in apokalyptisch-prophetischer Bildsprache – der zum Gericht wiederkommende Christus gemeint sein, denn nur Christus beendet den alten Äon. Den zweiten Hinweis gibt Dan 7, wo vom Gericht die Rede ist, das nach dem alten Äon von Gott zusammen mit Christus („wie eines Menschen Sohn“) abgehalten wird (Dan 7,9-14.26).

6.) Endgeschichtliche Prophezeiungen (III): Die Auferstehung der Toten, die Herrschaft Christi auf der neuen Erde und der Dienst Israels an den Völkern

     Die heidnischen Großherrscher Nebukadnezar und Darius geben aufgrund des Wirkens Daniels dem lebendigen Gott Israels die Ehre (2,46f; 3,28ff; 4,31-34; 6,26-28). Damit nehmen sie ohne es zu wissen die eigentliche und endgültige Bestimmung der Menschheit auf der neuen Erde vorweg, nämlich Gott zu loben und zu ehren. Die ewige Königsherrschaft Christi auf der neuen Erde schaut Daniel in 7,14 und in 7,27, wo dem „Volk der Heiligen des Höchsten“, also Israel die Herrschaft über die Völker auf der neuen Erde gegeben wird. In 9,24 verkündet ihm der Erzengel Gabriel, dass nach den 70 Jahrwochen die Schuld Israels gesühnt ist und Israel in den neuen Bund aufgenommen wird („ewige Gerechtigkeit“). Bei Christi Wiederkunft wird es also bei den Juden, die auf den Messias warten, eine geistliche Erweckung geben. Sie werden dann in innere Buße Jes 53 beten. In 12,2 bekommt Daniel mitgeteilt, dass es dann eine doppelte Auferstehung der Toten geben wird. Die einen werden zum ewigen Leben auferstehen, die anderen zum Gericht („zu ewiger Schmach und Schande“). Das gleiche sagt Jesus in Joh 5,28f. In 12,3 erhalten die Lehrer Israels, die auf der neuen Erde die Völker unterweisen, eine besondere Verheißung. Sie werden ewig leuchten wie die Sterne.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 29. November 2015 um 8:57 und abgelegt unter Predigten / Andachten.