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Angepaßte Kirche – verratene Ehe

Angepaßte Kirche  – verratene Ehe

Zum ersten Mal hat im Herbst des vergangenen Jahres eine Pastorin mit ihrer Ehe-Frau in Neumünster das Vicelin-Pastorat bezogen. Sie ist bekennende und „verpartnerte“ Lesbe. Das nordelbische „Kirchenparlament“ hat diese Entwicklung möglich gemacht. In den 90er Jahren war die große Mehrheit der nordelbischen Synodalen – betroffen und indoktriniert – den Thesen der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung verfallen. Diese hatte sich aufgemacht mit dem Ziel, Ehe und Familie den Garaus zu machen. Der Abschied von den lebensdienlichen biblischen Leitbildern in Kirche und Gesellschaft ist seither gefährlich gründlich gelungen. Aus diskriminierten Schwulen und Lesben wurden in der Gesellschaft Trendsetter, in der Kirche „tolle“ Pastorinnen und Pastoren. Schwul- oder Lesbischsein wurde bisweilen geradezu zum Karriere-Aphrodisiakum – auch in der Kirche. Inzwischen ist auch in weiten Teilen unserer Kirche vergessen und verdrängt, dass Homosexualität eine in vielen Fällen heilbare psycho-erotische Schädigung in der Ausreifung der Geschlechtsidentität ist.

Geistlich-theologisch scheiden sich hier die Geister: Gott selbst scheidet durch sein Wort die an Schrift und Bekenntnis gebundene Kirche von einer kirchlichen Institution, in der nicht wenige der Amtsträger Teile seines Wortes „aufgeklärt“ im Kuriositätenkabinett der Theologiegeschichte entsorgt haben. Gottes Wort sagt unmißverständlich: Selbst eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft mit homosexuellen Praktiken ist institutionalisierte Unzucht. Jürgen Becker, Neutestamentler der Universität Kiel, fasst präzis die neutestamentliche Sicht in die Feststellung: „Die Ehe ist der einzige Ort, an dem Sexualität unter das Stichwort der Heiligung gestellt ist, darum fällt alles andere unter die Hurerei…“

Fallbeschreibung

Provokant schrieb im Herbst des vergangenen Jahres die lesbische Pastorin Wierk im Gemeindebrief: „Mein Weg führt mich nun nach Vicelin. Gemeinsam mit meiner Frau Anke Buchin…“ Der Holsteinische Courier stellte die neue Pastorin der Stadtöffentlichkeit vor und berichtete: „Seit Oktober hat Silke Wierk sich mit ihrer Frau im Pastorat an der Vicelinkirche häuslich niedergelassen. Erste Befürchtungen, dass ihr gleichgeschlechtliches Eheleben zu Problemen mit der Gemeinde führen würde, haben sich nicht bestätigt.“ Die Pastorin nennt ihre Partnerin wie selbstverständlich „meine Frau“, und der Journalist, der sich in kirchlicher Rabulistik nicht auskennt, spricht von ihrem gleichgeschlechtlichen Eheleben. Dies neben anderem empörte Christen aus Gemeinden der Stadt, und einige reagierten mit zornigen Leserbriefen, die, sieht man genau hin, nicht dem Menschen Wierk, sondern der kirchlichen Institution galten. Die Lokalpresse, die politisch korrekt mit der lesbischen Pastorin sympathisierte, brachte sofort einen zweiten Artikel unter der Überschrift: „Propst verteidigt lesbische Pastorin“. Der Neumünsteraner Propst nennt sie hier „eine tolle Pastorin“, erklärt, „man habe keinen Zweifel, dass sie die Ehe als Leitbild der evangelischen Kirche vertrete“ und dekretiert: „Alles andere geht keinen etwas an.“ Geschickt führt die lesbische Pastorin selbst in einem dritten Artikel, der im Holsteinischen Courier zu ihrer Einführung erschien, am Ende den als konservativ geltenden Schleswiger Bischof Knuth ins Feld: „Als ich 2002 meine Lebenspartnerschaft eintragen ließ, hat er mir gratuliert: ‚Ich bin theologisch anderer Ansicht, wünsche aber Ihnen und Ihrer Partnerin Gottes Segen’.“ Als ginge es in der Kirche nur noch um theologische „Ansichten“!

Lehrbeispiel theologischer Unaufrichtigkeit

Die Ehe ist in der Bibel und den Bekenntnissen der Kirche Form und Norm für das sexuell bestimmte Zusammenleben von Mann und Frau. Weil den leitenden Gremien in Nordelbien der Mut fehlt, das lutherische Bekenntnis außer Kraft zu setzen, wird zwar von Pastoren – also auch von „schwulen“ oder lesbischen Amtsträgern – gefordert, das „Leitbild Ehe“ zu vertreten. Diese Forderung erweist sich aber als Muster ohne Wert. Weder dem Propst, der die geistliche Dienstaufsicht hat, noch der Bischöfin Wartenberg-Potter, die der neuen Vicelinpastorin zur Pfarrstelle verholfen hat, ist offenbar aufgefallen, dass Pastorin Wierk mit ihrer öffentlich gebrauchten Formulierung „meine Frau“ völlig ungeniert die „Ehe-Sprache“ für ihr Verhältnis beansprucht. Genau so hat sie der Journalist verstanden, und für die darin enthaltene Botschaft wurde er in Kirche und Gesellschaft zum Multiplikator: Er spricht von ihrem Eheleben. Schon das beweist, dass diese lesbische Pastorin weder willens noch fähig ist, für das biblische Leitbild der Ehe einzutreten. Sie bekennt sich vielmehr zum programmatischen Paradigmen-Wechsel im Geschlechter-Ethos, der seit Jahren von der politischen Schwulen-Lobby international vertreten und eingefordert wird. Angesichts dieses in der Öffentlichkeit vorgetragenen Bekenntnisses werden die Beteuerungen von Bischöfin und Propst, die Pastorin werde sich bekenntniskonform verhalten, zur öffentlich erkennbaren Farce, und die Glaubwürdigkeit kirchlichen Sprechens wird wieder einmal der Lächerlichkeit preisgegeben. Das fällt vermutlich nur deswegen kaum auf, weil sich in Fragen der Sexualethik eine augenzwinkernde Komplizenschaft zwischen politisch korrekter Kirche und politisch korrekter Gesellschaft formiert hat, in der man Jesus Christus draußen vor der Tür hält.

Das Spiel mit dem Feuer

Der Neumünsteraner Vorgang ist unter einem weiteren Aspekt erschreckend. Er zeigt nämlich ein leichtfertiges Handeln, das die Kirche weder vor Gott, noch den Menschen verantworten kann: Frau Wierk, berichtete der „Holsteinische Courier“, solle die Jugendarbeit der Gemeinde ausbauen. Als Pastorin, die Kinder und Jugendliche leitet und, wenn sie gut ist, begeistert, wird sie für manchen Jugendlichen in bestimmtem Alter natürlich zur Identifikationsfigur. Was, wenn sie in dieser Rolle die sexuelle Identitätsfindung von Jugendlichen behindert? Eine Umfrage in den USA kam zu dem beunruhigenden Ergebnis, dass von den befragten 12-Jährigen 25,9 % sich noch unsicher über ihre Sexualität und ihre sexuelle Orientierung waren. Hier enthüllt sich ein Risiko für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, das bisher verdrängt wurde, weil man den Dogmen der Schwulenbewegung wohlwollend unkritisch glaubt. Es lässt sich keineswegs ausschließen, daß Jugendliche, die in ihrer geschlechtlichen Neigung verunsichert sind oder Ängste vor der Begegnung mit dem anderen Geschlecht haben, durch das Vorbild der Pastorin zu der Ansicht verführt werden, homosexuell zu leben, sei genau so normal und gut wie heterosexuell zu lieben. An Programmen, die diese gottlose Ideologie in Schulen und Kindergärten an Kinder und Jugendliche herantragen sollen, wird im Auftrag von Kultusministerien bereits gearbeitet. Biographien zeigen, dass auch hier neben anderem vitale Ursachen für jahrelange homosexuelle oder bisexuelle Verirrungen liegen. Kann Kirche das verantworten?

Kirche mit amputierter Bibel

Den hier sichtbaren Infektionsprozessen sind evangelische Kirchen wehrlos ausgesetzt, wenn sie sich historisch-kritisch und theologisch-hermeneutisch das Fundament unter den Füßen weggesprengt haben und so ohne haltendes biblisches Widerlager dem „Zeitgeist“ verfallen, statt durch Gottes Wort vitalisiert in Jesu Christi Namen Kontrastgesellschaft zu leben. Daß Kirche sich dem Geist, der Christus widerspricht, prostituiert, ist nichts Neues für jeden, der ein wenig Kirchen- und Theologiegeschichte studiert hat. Heute ist es das geradezu luziferische Konzept einer „modisch-toleranten“, seelsorglich schillernden Liebe, mit der man Gottes klares Wort um seine Sprache bringt, nachdem man es historisch-kritisch präpariert und für die eigenen Bedürfnisse verfügbar gemacht hat. Das entscheidende theologisch-hermeneutische Grundproblem besteht in einem antinomistisch verstandenen Verhältnis von Gesetz und Evangelium. Ausgezeichnet formuliert der Bückeburger Oberkirchenrat Dr. Führer: „Gottes Gesetz wird nicht als Anrede gehört, in der Gott selbst das Wort ergreift, sondern es wird historisiert und dadurch um seine Funktion gebracht, zur Erkenntnis der Sünde zu führen (Röm 3,20). Daraus folgt die Entwertung des Evangeliums, das nicht zur Rechtfertigung des Sünders dient, sondern – horribile dictu – zur Rechtfertigung der Sünde herhalten muß…“

Der systematische Angriff der 68er auf Ehe und Familie, intellektuell unterfüttert durch die Frankfurter Schule, zeigt heute schon unheimlich destruktive Folgen. 1971 sagte der damalige EKD-Ratsvorsitzende Bischof Dietzfelbinger im Bericht vor der EKD-Synode die prophetischen Sätze: „Wenn nicht alles täuscht, so stehen wir heute in einem Glaubenskampf, einem Kirchenkampf, gegenüber dem der Kirchenkampf des Dritten Reiches ein Vorhutgefecht war. Das Unheimliche daran ist, daß dieser heutige Kampf vielfach kaum erkannt, zu allermeist verharmlost wird und unter Tarnworten wie ‚Pluralismus’ voranschreitet.“

Auch in Neumünster lässt sich der tiefe geistliche Bruch wahrnehmen, der die evangelischen Volkskirchen zerreißt. Pröpste und Bischöfe haben das Wächteramt und das Amt der Einheit. Beide, der Propst und die Bischöfin, haben beidem in Neumünster einen Bärendienst erwiesen. Nun gilt: Kein Christ muß Mitglied der Neumünsteraner Vicelingemeinde bleiben. Jedes Gemeindeglied kann sich in eine der Gemeinden umgemeinden lassen, in denen Gottes Wort bestimmt, was Wahrheit und was Lüge, was richtig und was falsch, was gut und was böse ist. In Neumünster gibt es sie noch, diese Gemeinden, die dem Ganzen der Heiligen Schrift verpflichtet sind.

Quelle: Kirchliche Sammlung. Herausgeber: Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche e.V. 29. Jahrgang / Nr. 1/2007, April 2007