- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Predigt: Christus unser Hoherpriester (Hebr 7)

1          Christus und der geheimnisvolle Priesterkönig

1.1      Wer König ist, kann nicht auch Priester sein

Über dem Kreuz Christi ließ Pilatus ein Schild anbringen, auf dem zu lesen war: Jesus von Nazareth, König der Juden (INRI). Jesus war der angekündigte König Israels, der Sohn Davids, aus dem Stamme Juda. Jesus ist nicht nur der König Israels, sondern der König der Könige und Herr über alle Herren der Erde, wie ihn die Offenbarung beschreibt. Jesus ist König. Doch genau an dieser Stelle tat sich ein Problem auf. Wenn Jesus der verheißene messianische König ist, wie kann er dann ein Opfer für die Sünden Israels bringen, das vor Gott und für Israel Gültigkeit besitzt. Wie kann er Sünden vergeben?

Jesus berief sich immer wieder auf Mose und die Propheten. Doch Gott hatte durch Mose und die Propheten eine klare Arbeitsteilung vorgesehen: Das Amt des Königs war an den Stamm Juda und dort an das Haus David gebunden und das Priesteramt war an den Stamm Levi und dort an das Haus Aaron gebunden. Ja, Jesus konnte König sein, weil er aus dem Stamm Juda und dem Hause David war. Damit stammte er aber nicht aus dem Stamm Levi und konnte somit aus dem Blickwinkel des Gesetzes nicht zugleich Priester sein, zwischen Gott und Mensch vermitteln, ein gültiges Opfer bringen, die Sünden vergeben oder priesterliche Fürbitte halten.

1.2      Melchisedek und Abraham

Doch Gott wäre nicht Gott, wenn er dieses Problem nicht schon vor Grundlegung der Welt gesehen hätte und im Verlauf der Offenbarungsgeschichte die Weichen rechtzeitig so gestellt hätte, dass die Königs- und die Priesterlinie auf wunderbare Weise in der einen Person des Messias zusammenlaufen würden und das auch noch in Übereinstimmung mit Mose und Propheten. Ein göttliches Kunststück, das dem Leser der Bibel erst bei genauerem Hinsehen und vor allem durch das Studium des Hebräerbriefes aufgeht. Die Schlüsselfigur in der Lösung des Problems ist der geheimnisvolle Priesterkönig Melchisedek, der uns in der Abrahamsgeschichte begegnet (1 Mose 14). Über ihn schreibt der Hebräerbrief:

 „Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten; er ging Abraham entgegen, als der vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn; 2 ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem. Erstens heißt er übersetzt: König der Gerechtigkeit; dann aber auch: König von Salem, das ist: König des Friedens.  3 Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.  4 Seht aber, wie groß der ist, dem auch Abraham, der Erzvater, den Zehnten gab von der eroberten Beute.“ (Hebr 7,1-4)

Die Bibel berichtet, dass die Könige von Sodom und Gomorrah durch ein Königsbündnis unter der Führung von König Kedor-Laomer besiegt wurden. Dabei wurden viele Gefangene und große Beute gemacht. Einer der Gefangenen waren Lot und seine Familie. Abraham griff den siegreichen König mit seinen Leuten an und errang einen Sieg, den offensichtlich Gott geschenkt hatte. Im Anschluß an diesen Sieg taucht plötzlich wie aus dem Nichts der geheimnisvolle Melchisedek auf: „Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem“ (1 Mose 14,18-20).

1.3      Melchisedek und Christus

Allein in diesem kurzen Abschnitt steckt viel und Entscheidendes. Der Hebräerbrief weist uns 1.) darauf hin, dass Melchisedek übersetzt wird mit „Melech“ (König) und „Zedek“ (Gerechtigkeit). 2.) Melchisedek ist König der Stadt Salem, also der Stadt des Friedens, des späteren Jerusalems (Ps 76,3). König der Gerechtigkeit und König des Friedens? Kommt uns das nicht bekannt vor? Jesus Christus ist unsere Gerechtigkeit und unser Friede (vgl. 1. Kor 1,30; Eph 2,14). 3.) Melchisedek begegnet uns ohne den Nachweis einer genealogischen Abstammung, wie es sonst bei den Patriarchen und insbesondere bei den späteren levitischen Priestern üblich war. Ihm wird vom Apostel bescheinigt, dass er ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. In Vers 8 lesen wir über Melchisedek, dass von ihm bezeugt wird „dass er lebt„. Er hat keinen Anfang noch Ende des Lebens und ist so ein ewiger Priesterkönig. Wer ist er? Ist er ein unsterblicher Engelkönig? Wir wissen es nicht und es ist auch unerheblich. 4.) Er reicht als Priesterkönig Abraham Brot und Wein. In Melchisedek begegnet uns ein Vorläufer auf den Priesterkönig Christus, der seinen Jüngern Brot und Wein reicht mit den Worten: „Nehmet, das ist mein Leib … und … das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ (Mk 14,22-24) 5.) Melchisedek segnet Abraham sowie Christus die Seinen gesegnet hat (z. B. Lk 24,50) 6.) Melchisedek empfängt von Abraham den Zehnten und empfängt so als Stellvertreter und „Priester Gottes des Höchsten“ den Zehnten, der Gott allein zusteht.

Der Apostel zieht einen für unsere anfängliche Fragestellung wegweisenden Schluß: So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit. Melchisedek ist ein Vorläufer des Christus und Christus kann somit auch ganz im Sinne des mosaischen Gesetzes in einer Person das Amt des Königs und das Amt des Priesters miteinander verbinden. Das Königsamt hat er im Sinne des davidischen Königtums und das Priesteramt hat er im Sinne der melchisedekschen Priesterordnung, die eine ewige Priesterordnung ist. Wer in dieser Priesterordnung steht, braucht keinen genealogischen Nachweis vorlegen, der die Abstammung von Aaron und Levi belegt. Jesus Christus ist König und Priester zugleich – die königliche und die priesterliche Linie werden nach dem Vorbild des Priesterkönigs Melchisedek in seiner Person gebündelt.

2          Der Vorrang der Priesterordnung nach Melchisedek

Aus jüdisch-orthodoxer Seite Sicht, könnte nun das Argument vorgebracht werden, dass ja die levitische Ordnung 500 Jahre nach der Begegnung im Königstal im mosaischen Gesetz eindeutig und abschließend geklärt wurde. Sie ist später und steht damit über dem Königpriestertum Melchisedeks. Aus diesem Grunde muss eine Priester Gottes doch aus dem Stamm Levi und Nachkomme Aarons sein und Stiere und Schafe opfern, damit Sünden vergeben werden können. Doch der Apostel zeigt, dass die Priesterordnung nach Melchisedek Vorrang vor der levitischen Ordnung hat.

2.1      Melchisedek empfängt den Zehnten

Melchisedek empfing als Priester des höchsten Gottes den Zehnten der eroberten Beute von Abraham. Nun könnte natürlich argumentiert werden, dass auch die Leviten den Zehnten Israels entgegennahmen (Vers 5). Dagegen stand aber zweierlei: 1.) Melchisedek war im Gegensatz zu den Leviten ein ewiger Priester. Wenn ein ewiger und unsterblicher Priester den Zehnten entgegennimmt, dann hat sein Priestertum Vorrang vor einer sterblichen Priesterschaft. 2.) Indem Abraham den Zehnten an Melchisedek gab, gab auch indirekt Levi den Zehnten. Weil Levi, wie es wörtlich heißt, noch in den „Lenden Abrahams“ war, ihm also noch geboren werden wollte (Verse 9 u. 10), wurde auch Levi mit dem Zehnten belegt und gab ihn durch seinen Patriarchen (Vers 10), also den ersten seines Geschlechts, an Melchisedek. Das Priestertum des Melchisedeks ist höher als das levitische Priestertum, weil es den Zehnten von Levi empfing.

2.2      Melchisedek segnete Abraham

„Nun aber ist unwidersprochen, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird.“ (Vers 7) Gott segnet den Menschen und damit gilt das Prinzip, dass das Höhere den Geringeren segnet. Wenn nun Melchisedek kommt, um Abraham im Namen des Höchsten Gottes zu segnen (Vers 6), dann segnet er als der Höhere den Geringeren. Wenn Abraham als erster seines Geschlechts gesegnet wird, dann werden mit ihm auch alle Nachkommen gesegnet. Auch hier zeigt sich, dass das Priestertum des Melchisedeks über dem levitischen Priestertum steht.

2.3      Die Vergänglichkeit und Schwachheit des levitischen Priestertums

„Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen, …, wozu war es dann nötig, einen andern als Priester nach der Ordnung Melchisedeks einzusetzen, anstatt einen nach der Ordnung Aarons zu benennen?“(Hebr 7,11). Das levitische Priestertum war zwar von Gott durch das Gesetz Mose eingesetzt, hatte aber nicht die Kraft, die Vollendung zu bringen (Hebr 7,11.19). Es war nicht in der Lage, den Menschen mit Gott zu versöhnen und ewiges Leben zu bringen. Das levitische Priestertum ist im Gegensatz zum Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks ein schwaches Priestertum, das dem Menschen nicht wirklich helfen und retten kann: 1.) Die levitischen Priester erhielten ihre Priesterschaft kraft „äußerlicher Gebote“ (Hebr 7,15), während das Priestertum nach Melchisedek ein Priestertum „kraft unzerstörbaren Lebens ist“ (Hebr 7,16). 2.) Die levitischen Priester waren sterblich: „Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ“ (Hebr 7,23) 3.) Die levitischen Priester waren selbst schwache Sünder und brauchten Reinigung für ihre Sünden, indem sie Opfer für sich selbst darbrachten: „Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eignen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes“ (Hebr 7,27).

2.4      Gottes Schwur und das bessere Priestertum

Das Gesetz mit seinem levitischen Priestertum konnte keine Vollendung bringen. Es war nicht in der Lage, den Menschen mit Gott zu versöhnen. „Denn das Gesetz konnte nichts zu Vollendung bringen -, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir uns zu Gott nahen. Und das geschah nicht ohne Eid. Denn jene sind ohne Eid Priester geworden, dieser aber durch den Eid dessen, der zu ihm spricht. (Hebr 7,18.19) Der Name Melchisedek begegnet uns im mosaischen Gesetz und in den Propheten nicht mehr. Nur noch einmal taucht der wundersame Priesterkönig auf und zwar in den Psalmen: Der HERR hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: »Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.“ (Ps 110,4). König David war es, der den 110. Psalm aufschrieb und der Heilige Geist ließ ihn einen Schwur Gottes aufschreiben, mit dem Gott ein kommendes Priestertum nach der Weise Melchisedeks ankündigte. Das levitische Priestertum, das nicht mit einem Schwur Gottes eingesetzt wurde, sollte durch eine bessere Ordnung abgelöst werden. Gott hat sich dafür mit einem Schwur verbürgt. Der kommende Messias, der auf dem Thron Davids sitzen und in Ewigkeit regieren wird (Jes 9,1ff), wird zugleich ein ewiger Priester sein nach der ewigen Priesterordnung des Melchisedek. Durch König David, also 600 Jahre nach der Offenbarung des sinaitischen Gesetzes, ließ Gott prophetisch ankündigen, dass der Messias ein besseres, weil ewiges Priestertum bringen würde.

2.5      Die Quadratur des Kreises

Ist es nicht großartig? Gott gelingt hier gewissermaßen die Quadratur des Kreises. Wie kann der Messias zugleich König und Priester sein? Laut mosaischen Gesetz scheint dies zunächst ausgeschlossen. Die königliche Linie aus dem Stamm Juda und die priesterliche Linie aus dem Stamm Levi laufen getrennt voneinander. Doch in den Psalmen kündigt der König aus Juda an, dass sein Nachkomme, der König aus dem Hause David, zugleich ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks sein wird. Wie dieser wird auch der Christus ein Priesterkönig sein, der Gerechtigkeit und Frieden bringen wird. Eine wunderbare göttliche Quadratur des Kreises!

3          Christus und sein hohepriesterlicher Dienst für uns

Denn das Gesetz macht Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit an sich haben; dies Wort des Eides aber, das erst nach dem Gesetz gesagt worden ist, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist (Hebr 7,28). Gott setzt mit dem Schwur aus Psalm 110 seinen eigenen Sohn, der „ewig und vollkommen“ ist, als ewigen Hoherpriester ein. Der Apostel schreibt: „So ist Jesus Bürge (Garant) eines viel besseren Bundes geworden“ (Hebr 7,22). Im Gegensatz zum alten Bund ist der neue Bund wirklich in der Lage, auf ewig mit Gott zu versöhnen und damit die Grundlage für eine ewige Gemeinschaft mit Gott zu legen. Wir wollen uns nun in einem dritten Schritt den Priesterdienst unseres Herrn vor Augen führen.

3.1      Christus opfert sich für uns

Denn einen solchen Hohenpriester mußten wir auch haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern geschieden und höher ist als der Himmel. 27 Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst opferte. (Hebr 7,26.27) Es bleibt gerade uns modernen Menschen ein unerklärlicher für manche auch unerträglicher Gedanke, dass sich ein anderer für uns opfern muss. Und doch gibt es das auch in den Sternstunden der Menschheitsgeschichte der Menschen. Am 29. Juli 1941 traf der polnische Pater Maximilian Kolbe eine schwere Entscheidung. Im KZ Auschwitz sollte ein wahllos ausgesuchter Häftling, Ehemann und Vater von zwei kleinen Kindern, zum Tode durch Verhungern im berüchtigten Hungerbunker verurteilt werden. Maximilian Kolbe bat den Lagerkommandanten Karl Fritzsch, nicht den völlig verzweifelten Familienvater in den Hungerbunker zu werfen, sondern ihn. Kolbe war 16 Tage später tot. Der polnische Familienvater überlebte Auschwitz und starb im 1995.

Der Mensch ist in einer noch aussichtsloseren Lage als der Familienvater in Auschwitz. Durch seinen Ungehorsam gegenüber Gott und seine Sünde hat er sich selbst den ewigen Tod zugezogen, die Trennung von Gott auf ewig, das ist die Hölle, die auch der „zweite Tod“ genannt wird (1 Mose 2,17; Röm 6,23; Offb 20,14). Christus ist der heilige und reine Hohepriester Gottes, der stellvertretend für uns, das notwendige Todesopfer auf sich nimmt, um unsere Strafe zu erleiden. Er geht für uns in die Hölle des Kreuzestodes, damit wir die Hölle und den ewigen Tod nicht erleiden müssen. Gott hat den, „der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2 Kor 5,21). Christus ist der König der Gerechtigkeit – er war ohne Sünde. Doch am Kreuz von Golgatha erlitt er die Strafe des Sünders. Er, der den Tod doch gar nicht hätte erleiden müssen, weil er der ewige Sohn Gottes ist, ging freiwillig in den Tod. Kein levitischer Priester konnte solch ein Opfer bringen. Nur der ewige Priesterkönig konnte es. Er tat es aus Liebe zu uns. Er nimmt unsere Ungerechtigkeit auf sich, wir erhalten durch den Glauben seine Gerechtigkeit. Welch wunderbarer Tausch. Der Priesterkönig Christus macht uns durch seinen Priesterdienst gerecht und stellt die ewige Gemeinschaft mit Gott wieder her. Pater Maximilian Kolbe tat einen priesterlichen Dienst für den polnischen Familienvater, indem er stellvertretend für ihn den Tod auf sich nahm und so sein Leben um Jahrzehnte verlängerte. Christus hat als Hoherpriester stellvertretend für uns die Höllenstrafe des Kreuzestodes getragen, damit wir auf ewig leben dürfen.

3.2      Christus ist Mittler unzerstörbaren Lebens

Jesus Christus ist Hoherpriester „nach der Kraft unzerstörbaren Lebens“ (Hebr 7,16) und ein Priester „in Ewigkeit“ (Hebr 7,17). Während die levitischen Priester starben, hat dieser „weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum“ (Hebr 7,23.24). „Dadurch kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt…“ (Hebr 7,25). Ja, Jesus Christus hat das Unvorstellbare getan. Er hat sich als Priester in den Tod gegeben. Doch der Tod hatte keine Macht über diesen Priester, wie er über alle anderen Priester Macht hatte; dieser Priester blieb nicht im Grab, sondern ist von den Toten auferstanden. Jeder, der durch ihn zu Gott kommt, den rettet er, so der griechische Text wörtlich. Wenn es heißt „Dadurch kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt…“, dann wollen wir festhalten, dass wir 1.) nur und allein durch ihn zu Gott kommen können. Es gibt keine andere Religion, keine anderen Propheten und kein anderes Priestertum, durch das wir zu Gott kommen können. 2.) wir müssen auch kommen! Sein priesterliches Werk wird uns nicht automatisch angerechnet, sondern wir müssen im Glauben zu diesem einen Priester kommen und die Gabe der Vergebung und des unzerstörbaren Lebens aus seiner Hand empfangen, so wie Abraham die Gaben des Brotes und des Weines aus der Hand des Melchisedek nahm.

Wenn wir zu ihm im Glauben gekommen sind, dann sagt er uns: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle“ (Offb 1,17.18). Wenn wir diesen Hohenpriester haben, dann brauchen wir uns nicht mehr fürchten vor dem Tod und vor der Hölle, denn er hat beides überwunden und besiegt und hat die Schlüssel, also die Zugangsrechte zum Tod und zur Hölle. Er holt uns aus der Todes- und Höllenverfallenheit heraus und schenkt uns das ewige Leben. Wenn wir mit Christus verbunden sterben, dann wird er uns von den Toten auferwecken und zu sich holen in sein ewiges Reich des Friedens. Christus ist der Hohepriester, der uns das unzerstörbare Leben aus Gott vermittelt.

3.3      Christus betet für uns

Und noch ein drittes wird uns genannt: „denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebr 7,25). Maximilian Kolbe konnte in seinem Martyrium noch trösten und beten für die, die mit ihm in den Tod gehen sollten. Sicher wird er in priesterlicher Fürbitte für die eingestanden haben, die um ihn herum in Todesnot waren. Hier wird an einem Menschen sichtbar, was Christi priesterlicher Dienst für uns ist. Auch er betete noch mitten in Schmerz und Leid als er am Kreuz ausrief: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Er betete für seine Feinde und er betete und betet für seine Freunde. Jesus kündigte Petrus an, dass der Satan die Jünger sieben wird wie den Weizen, doch er sagt ihm auch etwas zu: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“ (Lk 22,32). Christus hält Fürbitte für seine Jünger, damit ihr Glaube nicht aufhöre.

Vor einigen Tagen habe ich über die Internetseite der Organisation Christian Solidarity International ein vorbereitetes Petitionsschreiben an den iranischen Präsidenten Ahmanedischad gesandt und darum gebeten, dass Pastor Behnam Irani, aus dem Gefängnis freikommt. Er war Muslim und ist Christ geworden und ist auf Grund seines Glaubens unter schrecklichen Umständen eingesperrt. Wir alle haben hier eine priesterliche Aufgabe, für unsere verfolgten Brüder und Schwestern im Gebet einzutreten. Doch wie schwach ist doch unser Fürbittedienst und wie froh dürfen wir sein, dass Pastor Irani und mit ihm wir alle einen Priester haben, der für uns Fürbitte tut. Und wenn wir uns fragen und vielleicht zweifeln, ob unsere schwachen Gebete erhört werden, die wir für andere beten, so dürfen wir uns zwar auf Gottes Verheißungen berufen, aber ebenso gewiss sein, dass die Gebete dieses ewigen Hohenpriesters, des Sohnes Gottes erhört werden.

Wie wird es sein, wenn wir einmal in schwere physische oder psychische Not, vielleicht in Verfolgungsnot kommen, oder alt und dement sind und die Kraft zum Beten nicht mehr finden, der Glaube zu zerbrechen droht. Wir dürfen dann wissen: Jesus betet zum Vater. Im hohepriesterlichen Gebet betet Jesus: „Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein“ (Joh 17,9). Wir wollen dem Herrn danken, dass er für uns betet, wollen uns aber selbst von ihm anstecken lassen und vermehrt den priesterlichen Fürbittedienst für andere, besonders die, die in Not sind, übernehmen.

 3.4      Christus segnet uns

Zusammenfassend wird der priesterliche Dienst Christi in den Gesten des geheimnisvollen Priesterkönigs Melchisedek zum Ausdruck gebracht. Melchisedek brachte Abraham Brot und Wein und er segnete Abraham im Namen des Gottes des Höchsten. Wenn wir zum Priesterkönig Christus kommen, dann reicht er uns in Brot und Wein seinen Leib und sein Blut, sein Leben für uns gegeben, damit wir aus der Sklaverei der Sünde und der Übermacht des Todes erlöst werden können und das unzerstörbare Leben durch seine ewige Priesterschaft vermittelt bekommen. Durch ihn und seinen priesterlichen Dienst werden wir „gesegnet mit allem geistlichen Segen im Himmel“ (Eph 1,3). Wir wollen diesen Segen dankbar aus seiner Hand empfangen und selbst im priesterlichen Dienst diesen Segen anderen weitervermitteln.

Prediger Johann Hesse

Predigt vom 2. Juni 2013 in der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes (Abendmahlsgottesdienste finden dort regelmäßig jeweils am ersten Sonntag im Monat um 17.00 Uhr statt).