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Der sich beschleunigende Kreislauf zwischen der Kleinkindsozialisation in Kinderkrippen und gegenwärtigen Tendenzen in Wirtschaft und Gesellschaft

Der sich beschleunigende Kreislauf
zwischen der Kleinkindsozialisation in Kinderkrippen
und gegenwärtigen Tendenzen in Wirtschaft und Gesellschaft

1. Einleitung

Der englische Kleinkindforscher Jay Belsky (2001a) zeigt für die USA auf, was generell auf den größten Teil der westlichen Welt zutrifft, dass „mehr und mehr Kinder mehr und mehr Zeit in immer jüngerem Alter in nichtmütterlicher Betreuung verbringen“. Hierzu schreibt der tschechische Kin-derarzt und Forscher Zdenek Matejcek (1989, S. 834):

„Zugespitzt gesagt: Die Kinderkrippe ist eine Einrichtung zugunsten von Erwachsenen und Kinder würden sie sich nie selber ausdenken – der Kindergarten ist dagegen eine Einrichtung für Kinder, und sie würden sich ihn nötigenfalls in irgendeiner Form selber schaffen.“

Eliane Gautschi (2000) warnt:

„Werden wider besseres Wissen die Bedeutung einer verlässlichen Mutter-Kind-Beziehung negiert und gescheiterte Modelle der Kinderbetreuung propagiert, so müssen sich die Verantwortlichen die Frage nach dem Warum gefallen lassen. Wirtschaftlicher und politischer Machtwahn darf nicht auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden.“

Schließlich soll noch ein Zitat des amerikanischen Soziologen Sennett (1998, S. 201) hinzugefügt werden:

„Das System strahlt Gleichgültigkeit aus […] Es strahlt in der Organisation der Wirtschaft Gleichgültigkeit aus, wo das Fehlen von Vertrauen keine Rolle mehr spielt, wo Menschen behandelt werden, als wären sie problemlos ersetzbar oder überflüssig. Solche Praktiken vermindern für alle sichtbar und brutal das Gefühl persönlicher Bedeutung, das Gefühl, für andere notwendig zu sein.“

Ist Krippenerziehung für die Entwicklung des Kindes negativ, wie oben angedeutet? Besteht ein Zusammenhang zwischen obigen Zitaten? Hängt also die Absicht, immer mehr Kleinkinder außerfamiliär, insbesondere in Krippen betreuen zu lassen, mit bestimmten problematischen Tendenzen in gegenwärtigen Wirtschaftsorganisationen und anderen modernen gesellschaftlichen Strömungen zusammen? Wenn ja, was sind die Folgen und Alternativen? Auf diese Fragen soll nachfolgend ein-gegangen werden.

2. Gegenwärtige Tendenzen und ihre Diskussion

Die Bundesregierung plant, in den alten Bundesländern die Fremdbetreuung für Kleinkinder bis 3 Jahre erheblich auszubauen und dafür in erster Linie Krippenplätze zur Verfügung zu stellen. In einem Gesetz für die Betreuung der unter 3jährigen soll schrittweise das Betreuungsangebot in den alten Bundesländern bis 2010 ‚bedarfsgerecht’ und flächendeckend auf 20 % aller null bis drei-jährigen, d.h. das Vierfache, erweitert werden. In den neuen Bundesländern steht dagegen schon jetzt für 37 % der unter 3jährigen ein Krippenplatz zur Verfügung.

Das Familienministerium lässt verlauten, dass viele Mütter schon in der Kleinkindzeit wieder arbei-ten wollen, und verbindet dies mit dem angeblich daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Gewinn sowie der erhoffte Steigerung der Geburtenrate bei nahtloser Vereinbarkeit von Beruf und ei-genen Kindern. Auch pädagogische Gründe werden angeführt, quasi nachgeschoben: Krippenerziehung schade den Kleinkindern nicht, im Gegenteil! Gerade in den ersten Lebensjahren sei das Kind sehr lernfähig, und die Krippe werde dem gerecht, indem sie neben Pflege und Erziehung professionell ebenfalls Bildung betreibe. Auch das frühe Zusammensein mit anderen Kindern rege sie an und fördere ihre kognitiven und sozialen Fähigkeiten. Davon würden auch sozial benachteiligte Kinder profitieren.

Das Regierungsvorhaben findet eine erstaunlich breite Zustimmung. Wirtschaft und Gewerkschaften, Verbände und einige Forschungsinstitute, selbst die Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen äußern sich positiv. Auch die Presse stimmt weitgehend in den Chor ein. Kritische Stimmen dagegen gibt es gegenwärtig kaum. Ausnahmen bilden z.B. Gautschi (2000), das Heidelberger Familienbüro (2004), Pechstein (2003) und Raff (2002).

Man reibt sich erstaunt die Augen. War nicht noch vor einigen Jahren die Krippenerziehung ganz umstritten, musste nicht selbst in der DDR ab 1976 wenigstens ein bezahltes Babyjahr eingeführt werden, um körperliche und vor allem seelische Schäden von Krippenkindern, wie Ess-, Schlaf- und Verhaltensstörungen, zu reduzieren? Vorher waren etwa 80 % der gesamten Kleinkinder, meist schon einige Monate nach der Geburt, in Kinderkrippen untergebracht. Der derzeitige Rückgang auf immerhin noch 37 % ist nicht nur auf die gegenwärtig hohe Arbeitslosigkeit, sondern auch auf die Kritik an den DDR-Krippen zurückzuführen. Bekannt wurde das strikte Ordnungsverhalten, sichtbar etwa in reihenweisen Töpfchensitzen der Krippenkinder sowie die frühen Eingriffe des Staates zwecks ideologischer Beeinflussung. Vergessen zu sein scheint dagegen der damals immer wieder geäußerte Unmut an der frühen ganztägigen Mutter-Kind-Trennung sowie der frühen institutionali-sierten Erziehung.

Die ehemalige Tschechoslowakei zeigte eine ähnliche Tendenz. In den 50er Jahren wurde in starkem Maße die Krippenerziehung eingeführt, aus ideologischen Gründen und um die Frauen auch hier schnell in das Arbeitsleben zurückzuführen. Matejcek (1989, 1989a, 1990) und seine Mitarbeiter zeigten erschreckende psychische und körperliche Deprivationserscheinungen von Kleinkindern durch ihren Aufenthalt in Säuglingsheimen und Krippen auf. Mit dem 1963 gedrehten Film Kinder ohne Liebe erreichte Matejcek eine breite Bewegung gegen eine übertriebene „Kollektivierung“ von Kindern. Matejcek (1989, 1989a, 1990). Folgen waren eine staatliche Stärkung der Familie, die Zah-lung von Erziehungsgeld bei Garantie des Arbeitsplatzes bis zu drei Jahren, der Ausbau von Pflegefamilien sowie verbesserte Bedingungen der Krippenerziehung.

Im Grunde fallen Verlautbarungen des Familienministeriums in einigen Aspekten sogar in die Zeit der DDR vor 1976 und der früheren Tschechoslowakei der 60er Jahre zurück. Denn die damalige Einsicht, dass das Kleinkind in den ersten Lebensjahren, wenigstens aber im ersten Jahr besser bei der Mutter bleibt, sind nicht aufgenommen und an die Öffentlichkeit weitergegeben worden. Über-haupt wird in keiner Weise differenziert, etwa auf das Risiko eines zu frühen oder zu langen Krip-penaufenthalts pro Tag hingewiesen. Lediglich das Recht der Eltern auf freie Wahl der Entscheidung wird betont, ohne diese allerdings verantwortungsbewusst aufzuklären. Anything goes! Das aber ist ein Irrtum, denn gerade Kleinkinder brauchen bestimmte Rahmenbedingungen.

Natürlich wird heute eine andere Pädagogik als früher in sozialistischen Ländern praktiziert. Das starke Ordnungsverhalten und die ideologische Beeinflussung entfallen. Jedoch sind bestimmte äu-ßere Rahmenbedingungen unserer Krippenerziehung der damaligen durchaus ähnlich, was Personalschlüssel (auf eine Erzieherin kommen 6 oder mehr Kleinkinder), Öffnungszeiten (10 – 12 Stunden) sowie die Aufnahme bereits von Säuglingen betrifft. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein neuer Trend der Kinderbetreuung vom Baby- bis ins Schulalter in so genannten gemischten Gruppen zu verzeichnen ist, was neben einigen Vorteilen zu größeren Gruppen und einem noch ungünstigeren Personalschlüssel führt. Dagegen sollten nach amerikanischen Empfehlungen auf eine Erzieherin 3 bis höchstens 4 Kleinkinder kommen.

 Es spricht für sich, dass jüngst die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) das große Angebot an Krippen in Ostdeutschland sowie seine Ausstattung und Päda-gogik als beispielhaft lobt und einen Ausbau und Anspruch auf einen Krippenplatz für Kleinkinder ab dem Alter von 12 Monaten fordert. Werden hier einseitig ökonomische Interessen sozialen übergestülpt? Gut ausgebildete Mütter sollen offensichtlich so schnell wie möglich ihren Kindern entzo-gen und dem Arbeitsmarkt wieder zugefügt werden. Die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Kleinkinder für eine gedeihliche Entwicklung und damit auch die Interessen vieler Mütter werden bezeichnenderweise nicht näher untersucht.

Im Widerspruch zu derzeitigen öffentlichen Kommentaren äußern sich Erzieherinnen, die in Krippen arbeiten, nicht selten kritisch. Auch wenn sie in der Mehrzahl ihre Arbeit positiv einschätzen, erklär-ten sie sich in einer Befragung zur Hälfte dahingehend, ihr eigenes Kleinkind nicht einer solchen Einrichtung anvertrauen zu wollen (Giebeler, 2002).

3. Psychoanalytische und andere Ansätze zur Sozialisation
des Kleinkindes

In die Diskussion um die Krippenerziehung werden – je nach Ausrichtung kontrovers – psychoanalytische Aussagen mit herangezogen. Die Psychoanalyse hat eine gründliche Erforschung der Eltern-Kind-Beziehung vorgenommen und auch wesentliche Aussagen zu Risiken einer ungenügenden oder gar fehlenden Mutter-Kind-Beziehung für die Entwicklung des Kindes machen können. Des-halb wird nachfolgend ein entsprechender kurzer Einblick gegeben. Er soll durch Ergebnisse anderer Forschungsrichtungen ergänzt bzw. ihnen gegenübergestellt werden.

Mutter-Kind-Beziehung

Erikson (1950) betont, dass das Vertrauen, welches das Kind im ersten Lebensjahr erwirbt, wesent-lich von der Qualität der Beziehung der Mutter zum Kind abhängt. Beim Gelingen bildet sich „Ur-vertrauen“, andernfalls mangelt es daran.

Nach Rene Spitz (1965) schafft die Mutter normalerweise ein „‚affektives Klima’ …, das in jeder Hinsicht für die Entwicklung des Kindes günstig ist“ (S. 116). Er bedauert, dass in der westlichen Welt der Hautkontakt zwischen Mutter und Kind zunehmend reduziert wird, als Folge einer Verleugnung der hohen Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung“. Die vor mehr als einem Jahrhundert begonnene Industrialisierung habe die Frauen, bei Untermauerung durch entsprechende Ideologien, in den Produktionsprozess gedrängt und sie mehr und mehr von ihren Kindern entfernt. Er sieht ein Übel in der raschen Verschlechterung der Bedingungen, die für die normale Entwicklung der frühes-ten Objektbeziehungen des Kindes unerlässlich sind. Gestörte Objektbeziehungen aber gefährden das Fundament der Gesellschaft selbst. Die so Heranwachsenden sind nicht gerüstet für komplizierte Formen des persönlichen und gesellschaftlichen Austauschs. Er formuliert krass, was sicher nicht verallgemeinert werden darf: „Das Kind wurde um die Liebe betrogen, dem Erwachsenen bleibt nur Haß“ (S. 311).

Margrit Mahler (1975) sowie Mahler, Pine u. Bergmann (1978) haben, basierend auf direkten Beobachtungen, die Wechselbeziehungen zwischen Mutter und Kind in den ersten Lebensmonaten bis ins 3. Lebensjahr. hinein beschrieben. In der „symbiotischen Phase“, die im 2. Monat beginnt, erlebt sich der Säugling von der Mutter als nicht abgegrenzte Einheit. Danach setzt allmählich das sogenannte psychologische Schlüpfen mit der langsamen Lösung aus der Symbiose ein. Mit ca. 2 Jahren wächst das Autonomiestreben stark an. Durch die nun gewonnene Fähigkeit, in Symbolen zu den-ken, kann das Kind die Mutter während ihrer Abwesenheit eine gewisse Zeit durch ein inneres Bild ersetzen, in der Gewissheit, dass sie zurückkehrt.

Die Bindungstheoretikerin Karin Grossmann (2000, S. 58f.) stellt in Anlehnung an Hofer dar, dass eine Kopplung von elterlichen und kindlichen physiologischen Regulationen besteht. Im Körperkontakt atmen Mutter und Säugling gemeinsam, sie produzieren aufeinander abgestimmt Wärme und Bewegungen im Schlaf, ja es gibt gemeinsame Tiefphasen des Schlafes. Der Körperkontakt stimuliert im Gehirn das körpereigene Opiat Endorphin, das wiederum in Zusammenhang mit der Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropin steht. Grossmann weist darauf hin, dass vermutlich in der Krippe solche Vorgänge zwischen Erzieherin und Kind nicht stattfinden. Mit welchen Folgen, fragt man sich? Möglicherweise werden dem Kind bei täglich langem Krippenaufenthalt wichtige Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten.

Immer wieder wird von Kritikern die Bedeutung der frühen Kindheitsjahre sowie der Mutterbezie-hung für das Kleinkind infrage gestellt. So sieht Giebeler (2002a) in Befürwortung früher institutioneller Kleinkinderziehung „Mutterliebe sowie das Bild der ‚guten Mutter’ als kulturelles Konstrukt und als verklärtes Idealbild der perfekten Mutter“ an und spricht von Mutterideologie. Im Übrigen sei die Qualität der Mutter-Kind-Bindung nicht von der Quantität der mit der Mutter verbrachten Zeit abhängig, sondern vor allem durch die innere Repräsentation der Mutter im Inneren des Kindes geprägt. Auch werde der eng konstruierte Zusammenhang zwischen negativen Erfahrungen in der frühen Kindheit und späteren Persönlichkeitsstörungen, die die Psychoanalyse nahe legt, überbewertet. In diesem Punkt steht sie in Einklang mit dem Entwicklungspsychologen Lewis (1996, S. 74), der noch schärfer formuliert: „Es ist unwahrscheinlich, dass frühere Ereignisse eine starke Beziehung zu späteren Ereignissen haben.“ Martin Dornes (1999) widerlegt diesen Ansatz als populäre Modeerscheinung einer schnelllebigen Zeit. Auch belegen neuere Ergebnisse der Hirnforschung die hohe Bedeutung früher Lernerfahrungen für die spätere Persönlichkeitsentwicklung (Roth 2001; Braun et al. 2002)

Tragweiter sind Aussagen des Entwicklungspsychologen Stern (1985). Er stellt fest, dass der Säug-ling von Geburt an über differenzierte Wahrnehmungs- und Interaktionsfähigkeiten verfügt und kei-ne symbiotische Phase aufweist, wie von Mahler behauptet. Das Zusammenleben in den ersten Mo-naten sei nicht von überwiegend passivem Verschmelzungserleben, sondern durch Aufrechterhaltung der Ich-Grenzen des Säuglings gekennzeichnet. Für unsere Diskussion ist dieses Thema insofern von Bedeutung, als Befürworter der Krippenerziehung sich immer wieder auf Sterns entwicklungspsychologischen Ansatz berufen. Die besondere symbiotische Mutter-Kind-Beziehung bestehe gar nicht und sei Mythologie. Der Säugling sei quasi selbständig und könne in Abgrenzung zu ande-ren wechselseitige Kontakte aufnehmen – und das auch schon recht früh zu mehreren Bezugsperso-nen und zu Gleichaltrigen.

Wie Dornes (1997) jedoch ausführt, ist das Symbiosekonzept zu verteidigen. Sterns Aussagen über differenzierte Wahrnehmungs- und Interaktionsfähigkeiten basieren auf Zeiten aktiver Aufmerksamkeit des Säuglings. In anderen Abschnitten, in denen er döst, etwa schläfrig an der Mutterbrust liegt, ist es denkbar, dass der Säugling sich mit ihr verschmolzen fühlt. Werden diese Tendenzen nicht befriedigt oder übermäßig verstärkt, könnten später auffällige Symbioseprobleme entstehen. Möglicherweise habe Stern das Ausmaß der Getrenntheit übertrieben und Mahler das Ausmaß der Verschmolzenheit.

In der akademischen Entwicklungspsychologie geht es derzeitig häufig um kognitive, motorische und soziale Fortschritte und um die Frage, wie diese früh optimal gefördert werden können. Dass aber nicht wenige dieser frühzeitig erlernten Fähigkeiten in späteren Jahren, anders als emotionale Grundeinstellungen, schnell wieder aufgeholt werden können, wird seltener erwähnt.

Innere Sicherheit aber bildet sich erst aus einer sog. Abhängigkeit einer intensiven, langjährigen und guten Beziehung heraus. Der Psychoanalytiker John Bowlby (1961, S. 461) schreibt hierzu:

„Zweifelsohne, ein Kind, das mehr Liebe erfährt, ist, auf kurze Strecken gesehen, oft abhängiger und damit der Trennungsangst mehr unterworfen als andere Kinder, die härter behandelt werden. Da sich jedoch solche ‚Abhängigkeit’ des geliebten Kindes auswächst und später die Grundlage für eine stabile Unabhängigkeit bildet, wäre es falsch, etwas Pathologisches darin zu vermuten. Im Gegenteil […]“.

Väter

Die Kontroverse um die familiäre und die nach außen gelagerte Betreuung von Kleinkindern zentriert sich meist um die Frage, wie bedeutsam die Mutter-Kind-Beziehung für das Kleinkind ist. Zu klären ist aber auch, welche Bedeutung dem Vater des Kleinkindes zukommt. Zwar ist erwiesen, dass die Mutter sich normalerweise, bedingt durch Schwangerschaft, Geburt, Möglichkeiten des Stillens und begleitenden biochemischen, insbesondere hormonellen Einflüssen normalerweise besonders an ihr Kind bindet und ihm Aufmerksamkeit schenkt. Aber ist der Vater damit draußen, etwa seine mangelnde Beteiligung an der Säuglingspflege und frühen Sozialisation abgesegnet? Was sagen die Psychoanalyse und verwandte Forschungen hierzu?

Freud (1916-1917a) betonte vor allem die Bedeutung des Vaters in der ödipalen Phase ab dem Alter von 3–4 Jahren. In der Zeit vorher war für ihn die Mutter zuständig. Aber schon Melanie Klein (1928) datiert die Triangulierung Vater-Mutter-Kind zwischen den 6. Lebensmonat und das 3. Lebensjahr des Kindes. Bei ihr übernimmt der präödipalen Vater auch die Rolle eines Trösters angesichts der Frustrationen durch die mütterliche Brust.

Mahler, Pine u. Bergmann (1978) stellen bezüglich der Entwicklung des Kleinkindes die wichtige Rolle des Vaters als Befreier aus der Mutter-Kind-Dyade heraus.

Aigner (2001) fragt, warum es neben der ‚archaischen Mutter’ nicht auch einen ‚archaischen Vater’ geben kann, der nicht nur Repräsentant der Trennung des Kindes aus den Klauen der regressiven Mutter-Kind-Beziehung ist. Eine reife Väterlichkeit hat in der präödipalen Zeit positive Möglichkei-ten, Grenzen zu setzen, zu schützen, wie auch quasi mütterlich-nährende Funktionen auszuüben. Sie schließt eine Beteiligung an der Säuglingspflege und der frühen Sozialisationsarbeit mit ein.

Basierend auf der Bindungstheorie, belegen Grossmann et al. (2002) empirisch, dass der Einfluss väterlicher Feinfühligkeit auf die sich entwickelnde Bindungsqualität eines Kindes nachweisbar, aber schwächer ausgeprägt ist als derjenige der Mutter. Väter, die schon früh eine gute Beziehung zu ihren Kindern haben, etwa engagiert und einfühlsam an Spiel und Versorgung teilnehmen, beeinflussen den Lebensweg ihrer Kinder positiv. Diese Untersuchung bestätigt im Wesentlichen die oben genannten psychoanalytischen Thesen über die Bedeutung des präödipalen Vaters.

Mutter-Kind-Trennung und Deprivation

Berühmt wurden die Untersuchungen von Rene Spitz (1965) über die Folgen von partiellem und totalem Entzug von affektiver Zufuhr in einem Säuglingsheim und einem Findelhaus. Die Kinder sind dort im 1. Lebensjahr von ihren Müttern getrennt worden und bekamen zwar genügend Nah-rung, aber wenig Zuwendung durch das überlastete Personal. Sie entwickelten zunehmend körperliche und psychische Symptome, von Spitz Hospitalismus genannt. Bei Trennungen, die mehrere Monate überschreiten, kommt es zu einem fortschreitenden Verfall des Kindes, der sogar zum Tode führen kann.

Aber auch später einsetzende und kürzere Trennungen zeigen ihre Wirkungen.

Bowlby (1961) hat im Rahmen von Forschungsarbeiten der Tavistock-Gruppe Untersuchungen über die Trennung des Kindes von der Mutter aufgrund des Aufenthalts der 15-30 Monate alten Kinder im Krankenhaus bzw. Heim durchgeführt. Dabei wurde empirisch sicher bewiesen, dass „alle Kinder dieses Alters auf die so genannte Erfahrung mit Schock und Angst reagieren, ausge-nommen diejenigen, die bereits unter einem beträchtlichen Mangel an mütterlicher Fürsorge gelitten haben oder sehr krank sind“ (S. 411).

Er stellt fest, dass die beobachteten 15–30 Monate alten Kinder bei der Trennung von der Mutter eine bestimmte Folge von Verhaltensweisen zeigen, die in drei Phasen einzuteilen sind: Protest, Verzweiflung und Gleichgültigkeit.

James und Joyce Robertson (1975) beobachteten die Trennungsreaktionen von 5 Kindern im Alter von 1 ½-2 ½ Jahren, die vorher in ihrer Familie gelebt hatten und von ihrer Mutter betreut worden waren. Ihre Mütter mussten dann aber für 10 Tage oder länger ins Krankenhaus zur Geburt eines Geschwisterkindes. 4 der 5 Kinder kamen unter sehr günstigen Bedingungen bei den Autoren, zeitlich jeweils einzeln, in Familienpflege. Die Pflegemutter, James Robertson, war immer allein für das jeweilige Kind da und durch Ausbildung und Erfahrung befähigt, kindliche Bedürfnisse zu verstehen und zu befriedigen. Nur John kam für die Zeit der Muttertrennung ins Heim. Alle Kinder wurden von ihren Vätern regelmäßig besucht.

 Jedes der 4 Kinder hat Beziehungen zur Pflegemutter entwickelt und letztlich alles gut überstanden. Aber sie äußerten doch früher oder später deutliche Reaktionen ganz im Sinne von Bowlbys Protest- und Gleichgültigkeitsphase. Bei der Wiedervereinigung ins Elternhaus zeigten alle Kinder gesteiger-te Feindseligkeit gegen die Mutter. Die Autoren konstatieren: „Die Komplikationen, die bei der Ersatzbetreuung aufzutreten pflegen, können die These, dass Trennung gefährlich ist und möglichst vermieden werden sollte, nur unterstreichen“ (S. 658f.).

Ein qualitativer Unterschied bestand zwischen der Betreuung in der Familienpflege und dem Aufenthalt im Heim. John zeigte im Heim dramatische, fortwährend anhaltende Trennungsreaktionen und auch nach der Wiedervereinigung lang andauernde, intensive negative Nachwirkungen.

 Obige Befunde, egal ob psychoanalytisch oder aus anderen Richtungen stammend, bestätigen, dass die Mutter für ein Kleinkind eine hohe Bedeutung hat und ausgiebige Trennungen von ihr ungünstige, ja fatale Folgen haben können.

 4. Krippenerziehung

Deprivation entsteht bei Heimerziehung, aber auch bei Krippenerziehung unter ungünstigen Umständen, d.h. bei längerem Aufenthalt ohne den Aufbau von echten menschlichen Bezügen mit den entsprechenden emotionalen und sensorischen Anregungen. Schwieriger ist die Frage zu beantwor-ten, wie sich „normale“ Krippenerziehung auswirkt.

 Obwohl mir psychoanalytische Forschungsergebnisse zur Krippenerziehung nicht bekannt sind, las-sen sich von Seiten der Psychoanalyse Zweifel an einer ausgiebigen institutionellen Früherziehung von Kleinkindern ableiten. Psychoanalytische Forschung nimmt kindliche Trennungsängste sehr ernst und zeigt den übermäßigen Stress und schädliche Folgen bei ihrer Überstrapazierung auf.

Die tagtäglichen herzzerreißenden Abschiedsszenen von Kleinkindern und ihren Müttern am Morgen vor und in Krippen legen den Finger aber gerade auf diesen sensiblen und verletzlichen Punkt. Und die Verantwortlichen der Gesellschaft schauen hier einfach weg, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen. Erleichtert wird ihnen dies auch dadurch, dass die Kinder kognitiv und im Verhalten weiter „funktionieren“. Dass dieses „Funktionieren“ auf einem „falschen Selbst“ (Winnicott 1965) bzw. einer „Pseudounabhängigkeit“ (Bowlby 1961, S. 461) basieren kann, wird nicht erkannt, bewusst übersehen oder, wie später aufgezeigt, unbewusst sogar gewollt.

Wie aber ist der Stand der Untersuchungen zur Effektivität von Krippenerziehung? Es muss ein Rückgriff auf andere Forschungsrichtungen vorgenommen werden. Hierzu liegen eine Vielzahl sich widersprechender Erhebungen vor, die allerdings oftmals methodischen Ansprüchen nicht genügen. Wie J. Bensel (1994, S. 305) bei kritischer Durchforstung der internationalen Krippenforschung feststellt, sind die „meisten Untersuchungen an unrepräsentativen weil untypisch guten Krippen durchgeführt worden. Die gewonnenen Aussagen lassen sich dann jedoch höchstens für `Spitzenkrippen` verallgemeinern“.

Es gibt kaum Längsschnittstudien, die vielfältige Untersuchungsvariablen mit einbeziehen. Schließlich wissen wir, dass sich manche Schwierigkeiten erst viel später, z.B. im Erwachsenenalter, zeigen können. Das Bild eines schwimmenden Eisbergs passt hier: Unter der Oberfläche kann eine vielmals mächtigere Masse (an Belastungen) verborgen sein, die oberhalb nicht sichtbar ist, aber irgendwann doch wirksam wird.

 Bensel (1994) stellt Untersuchungsergebnisse des Einflusses der Krippe auf die geistige, die soziale, die Persönlichkeits-Entwicklung und auf die Bindung zur Mutter dar. Gemäß einer amerikanischen Längsschnittstudie sind Kinder, die im 1. Lbj. 20 oder mehr Stunden pro Woche in Fremdbetreuung verbracht hatten, häufiger unsicherer an ihre Eltern gebunden als weniger oder nicht fremdbetreute. Eine französische Untersuchung fand heraus, dass 9 Monate alte Krippenkinder mehr Aufmerksamkeit von ihren Müttern forderten und ihnen gegenüber weniger Zuneigung zeigten. Noch im Kinder-gartenalter empfanden Mütter mit ehemaligen Krippenkindern diese häufiger als reizbar und widerspenstig.

Ergebnisse von verschiedenen zuverlässigen Längsschnittstudien aus Göteborg deuten nach Bensel darauf hin, dass unter der Voraussetzung qualitativ hochwertiger Betreuung für die dort festgehaltenen psychosozialen Entwicklungsvariablen (wie Kontaktfreude, Folgsamkeit u.a.) keine Unterschiede zwischen Krippen- und Familienbetreuung zu finden sind. Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen konnten unter der Intensivbetreuung in einer Modellkrippe im kognitiven Bereich sogar profitieren. Bedenklich stimmen allerdings die Befunde von Broberg, Lamb u. Hwang (1990), die auf die geringere Fähigkeit von Krippenkindern, alleine angstfrei zu spielen, hinweisen. Sie deuten auf eine möglicherweise beeinträchtigte Selbstsicherheit der Krippenkinder hin.

 Bensel (1994, S. 322) resümiert: „Die wissenschaftlichen Befunde zur Krippenforschung können eine bedenkenlose Befürwortung der Krippenbetreuung nicht unterstützen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Krippenbetreuung im Vergleich zur Familienbetreuung in der Summe eher von Nachteil ist.“ Er vertritt die Auffassung, dass Politiker „als Volksvertreter angesichts von Risiken bereits zur Abwehr von Gefahren verpflichtet sind.“ Das aber geschieht leider nicht!

Im Übrigen fehlen neben Langzeituntersuchungen vor allem solche, die nicht nur von vordergründigem beobachtbaren Verhalten ausgehen, sondern auch die Innenwelt des Kindes betrachten, ihre Ängste, Phantasien, Enttäuschungen und Wünsche. Wie sieht diese Innenwelt etwa im 2. und 3. Le-bensjahr. nach der täglichen Trennung von der Mutter und während und nach dem Krippenaufenthaltes aus, was geht dann in dem Kind vor und wie prägt dies sein späteres Leben? Hier wären psychoanalytische Untersuchungen von großem gesellschaftlichen Nutzen.

Ahnert/ Rickert (2000) untersuchten 70 Kleinkinder, durchschnittlich 15 Monate alt, bei ihrem Einstieg in die Tagesbetreuung. Physiologische Belastungen sind anhand einer Pulsfrequenzmessung vorgenommen worden, auch wurden Unmutsäußerungen registriert. Die Ergebnisse zeigen, dass ein großer Teil der Kinder mit länger anhaltenden, erheblichen Negativäußerungen und erhöhter Herzfrequenz auf die Trennung von der Mutter reagieren und die erhöhten Herzfrequenzreaktionen auf starken Stress hindeuten. Nach einem Monat Krippenaufenthalt kann sich der emoötionale Zustand, so die Autorinnen, schon (!) verbessern, nach fünf Monaten Krippenaufenthalt werden physiologische Normalwerte gemessen.

 Die Mutter geht fort, das Bindungssystem eines Kleinkindes wird alarmiert und Vertröstungen auf den Abend greifen in diesem Alter nicht. Es ist zu vermuten, dass trotz aller langsam mehr oder weniger gelingenden Anpassung je nach individuellen Bedingungen Narben, Traumata und Bindungs-ängste bestehen bleiben können.

Diese Vermutung wird verstärkt durch G. Fein (1996). Sie untersuchte in Italien 99 Kinder im Durchschnittsalter von 10,8 Monaten daraufhin, ob sie im Verlauf des beginnenden Krippenaufenthalts auch von ihrer jeweiligen Mutter Trennungsreaktionen im Sinne von Bowlby (1961) äußerten (Protest, Verzweiflung, Gleichgültigkeit). All diese konnte sie feststellen, wenn auch weniger extrem als von Bowlby beschrieben. Besonders Kinder, die schon bei Beginn des Krippenaufenthalts wenig soziale Kontakte hatten und als schwierig gelten müssen, wendeten sich nun häufig weiter von Menschen ab und dem Spielzeug zu. Sie werden von den Erzieherinnen zunehmend weniger beachtet als Kinder mit starkem Ausdrucksverhalten. So zeigten einige Kinder noch nach sechs Monaten (!) Verzweiflung und Gleichgültigkeit (Resignation). Gerade jene Kinder, die kompensatorische Unterstützung gebraucht hätten, fanden demnach keine Integration in die Krippe. Wäre es nicht wir-kungsvoller, in erster Linie die betreffenden Mütter zu unterstützen?

Karin Grossmann (1999) zeigt von Seiten der Entwicklungspsychologie und der Bindungstheorie auf, dass eine Krippenbetreuung sich stark von der Kindergartenarbeit unterscheidet, weil die emotionalen und Denkprozesse von vorsprachlichen Kindern oft nicht mit verbalen Hilfen vereinbar sind. Kooperation mit Gleichaltrigen ist in diesem Alter noch schwierig, und bei Konflikten siegt stets der körperlich Stärkere. Grossmann gibt zu bedenken, „dass die Förderung des Sozialverhaltens von Kleinkindern als Grund für eine Krippenbetreuung nicht stichhaltig ist. Von der sozialen Interaktion mit vielen Gleichaltrigen profitieren die Kinder zwischen null und drei Jahren – wenn überhaupt – nur minimal. Im Gegenteil, die Störanfälligkeit durch die Gruppe Gleichaltriger ist ungleich viel höher. Die sozialen Fähigkeiten, die die Kinder bis zum Alter von drei Jahren lernen könnten, werden später sehr schnell im Kindergarten nachgelernt.“

Die Schlussbetrachtung von Grossmann lautet: „Aus der Sicht der Bindungstheorie muss man die ganztägige Betreuung von Kindern unter drei Jahren in Gruppen gleichaltriger Kinder mit größter Skepsis sehen. Damit diese Art der Betreuung aber zu keinem Risiko für ein Kind wird, müssen zahlreiche Bedingungen erfüllt werden“ (S. 175). Eingewöhnungszeiten, altersgemischte Gruppen und gute Behütung durch bindungstheoretisch geschulte Erzieherinnen können das Risiko mindern oder aufheben.

Matejcek (1989, 1990) sieht den Aufenthalt von Kleinkindern in einem Heim herkömmlicher Art in Hinsicht auf ihre Persönlichkeitsentwicklung als „gefährlich“ an, bezeichnet aber die Krippen als „anspruchsvoll“ bzw. „gefährdend“ (1990, S. 561). Zumal die Gefühlsbindung zur Mutter und zum Daheim bestehen bleibt, jedoch gewissen Belastungen unterliegt. Gefährdend heißt, dass bei den meisten Kindern keine erkennbaren Störungen in der psychischen Entwicklung verursacht werden. Aber sie müssen Adaptionsmechanismen mobilisieren. Diese reichen üblicherweise aus, um die Situation ohne deutliche Zeichen von Erschöpfung zu meistern. Treten jedoch weitere Belastungen hinzu, so wandelt sich die Situation. Die Übergänge können schroff oder fließend, deutlich erkennbar oder unauffällig sein.

Man sollte, wenn man Kinder haben will, das Leben so gestalten, dass es den Bedürfnissen der Kinder entspricht. „Und dazu gehört selbstverständlich auch der Vorsatz, sie nicht unnötigen Belastungen auszusetzen, auch nicht denen in der Krippe“ (1990, S. 569). Die Familienpolitik freilich hat Bedingungen zu schaffen, dass „Mütter ihre Mutterschaft voll entfalten und mit ihren Kindern zu Hause bleiben können, mindestens bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes“ (1989, S. 834).

Die neusten „Early-Child-Care“-Studien des National Institute of Child Health and Human Development NICHD (Belsky 2001; NICHD 2002) bringen Brisantes zutage: Kleinkinder, die viel Zeit in Fremdbetreuung verbrachten – dazu gehören Krabbelgruppen, Kinderkrippen und Tagesmütter -, verhielten sich später dreimal häufiger problematisch als Kinder, die vorrangig von ihrer Mutter betreut wurden. Aggressionen, Unbeherrschtheit, Gewalt gegen Personen und Dinge standen im Vor-dergrund. Bei Kindern, die während der ersten 4½ Jahre eine Außenbetreuung erhielten, ergaben sich folgende Werte: Wenn sie in dieser Zeit durchschnittlich unter zehn Stunden pro Woche in Außenbetreuung waren, lag mit 4½ Jahren eine Zunahme des beschriebenen problematischen Verhal-tens bei 5 % der Kinder vor, bei 30 und mehr Stunden waren es bereits 16 % der Kinder. Später, mit sechs Jahren, stieg das Verhältnis auf 9 % und 17 %. Die Untersuchungen zeigen, dass für ein Kind ein umso größeres Risiko besteht, verhaltensauffällig zu sein, je früher und je länger es in außerfamiliäre Betreuung kam. Erstaunlicherweise sind die Ergebnisse unabhängig von dem Familienhintergrund und der Qualität der Fremdbetreuung.

Aussagen, dass Kinder mit extensiver Betreuungsgeschichte unabhängiger und selbstbehauptender als andere Kinder sind, werden somit widerlegt. In der NICHD-Untersuchung zeigten sie umgekehrt Bedürftigkeit, Anmaßung, Ungehorsam, Trotz und Aggression.

Mehr Zeit in Außenbetreuung ist, anders als häufig behauptet, auch verbunden mit weniger harmo-nischen Mutter-Kind-Interaktionsmustern. Die Mutter-Kind-Beziehung verschlechtert sich, je früher und länger ein Kind in der Außenbetreuung ist.

Belsky (2001) führt allerdings auch an, dass der Gewinn der Fremdbetreuung darin liegt, dass Kinder, die eine hohe Qualitätsbetreuung am Tage erhielten, bei Ergebnissen ihrer kognitiven und Sprach-Entwicklung im Alter von 15, 24, 36 und 54 Monaten im Vorteil waren.

Die „Early-Child-Care“-Studie ist gut abgesichert. Das dem US-Gesundheitsministerium angegliederte, weltweit angesehene NICHD entwickelte mit ihr ein Langzeit-Großprojekt, das seit 1991 läuft und an dem fast 30 Forscher/-innen von 10 Universitäten beteiligt sind. Über 1320 Familien und ihre Kinder aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten und unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit sind in ganz Amerika untersucht worden. – Dornes bezeichnet sie als „die Untersuchung der Untersuchungen“, weist aber auch auf amerikanische Spezifika hin.

Die Ergebnisse, so Belsky (2001a), können nicht als stark in ihrem Ausmaß beschrieben werden.

„Sie sind eher gemäßigt. Aber die Tatsache, dass mehr und mehr Kinder mehr und mehr Zeit bei zunehmend jüngerem Alter in nichtmütterlicher Betreuung in den USA verbringen, macht selbst gemäßigte Effekte bedeutungsvoll. Nach allem mag ein kleiner Einfluss von vielen von weit größerer sozialer Bedeutung sein als ein großer Einfluss, der wenige beeinflusst.“

Die Early-Child-Care-Studie hat mit dem Mythos aufgeräumt, dass es nicht auf die Quantität, die zusammen mit dem Kind verbrachte Zeit, ankommt, sondern nur auf die Qualität der Beziehung. Demnach erscheint folgende Aussage von Dornes (1998, S. 301) zweifelhaft: „Entscheidend für die Art der mit einem Jahr erreichten Bindung ist nicht die Quantität, sondern die Qualität der Interaktion im ersten Lebensjahr.“ Nicht zuletzt mit diesem Argument wurden viele Kleinkinder früh und teils umfassend der institutionellen Erziehung übergeben. Nun aber wissen wir, dass mit dem zeitlichen Umfang der Außenbetreuung, auch bei guter Qualität, das Risiko für das Kind steigt.

5. Krippenerziehung und Gesellschaft

Die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel, aus der Psychoanalyse wie anderen Forschungsrichtungen stammend, haben deutlich gemacht, dass Krippenerziehung für Kleinkinder risikobehaftet ist. Was bringt eine Gesellschaft dazu, ihre Kinder in solche belastenden Felder zu bringen, ja, diese zu fördern und auszuweiten? Wir wissen, dass sie, oft unbewusst, mittels der Sozialisation ihrer Kleinkinder die Eigenschaften versucht herauszubilden, die sie für ihre Selbsterhaltung bzw. ihre Weiter-entwicklung zu brauchen meint. So hat Erikson (1950) aufgezeigt, dass das lange, freizügige Stillen der Sioux-Kinder sowie ihre tolerante Sauberkeitserziehung bezüglich Besitz zu einer freigiebigen Haltung, einem offenen Geben und Nehmen führte. Die Anhäufung von Eigentum war in diesem Indianerstamm verpönt, was verständlich ist, da ihre nomadenhafte Lebensweise dadurch belastet worden wäre. Wir aber leben in einer komplexen Gesellschaft. Sie beinhaltet nach Luhmann (1999) autonome Operationsweisen gesellschaftlicher Subsysteme. Nachfolgend soll versucht werden, trotz ihres Pluralismus und hoher gesellschaftlicher Differenzierung einige Schneisen, gegenwärtige Tendenzen ihrer „psychosozialen Dynamik“ (Sievers 1999) aufzuzeigen. Dabei geraten vorrangig prob-lematische Aspekte ins Blickfeld.

Beck (1994) sieht in der Gegenwart viele traditionell vorgegebene Lebensmuster aufgelöst und durch riskante Freiheiten ersetzt. Er spricht von einer „Risikogesellschaft“, die er auch als „versicherungslose Gesellschaft“ bezeichnet. Alte Sicherheiten und Vorgaben sind abhanden gekommen, jeder schustert sich seine Biographie selbst zusammen. An die Stelle von Normalbiographien treten nur zu oft „Bastel-“, „Bruch-“ und „Drahtseil-Biographien.“

Nach Sievers (2004) sind aus Unternehmen – auch im Non-Profit-Bereich – vermehrt einseitige monetäre Einrichtungen geworden, und ihre ursprüngliche soziale Bedeutung geht nur zu oft verloren. Ihre Dynamik ist von Aggression geprägt, als Reaktion auf Bedrohungen, die aus der Welt der Märkte und Konkurrenten stammen. Sie haben oft nur noch das reduzierte Ziel, die Ware Geld zu produzieren, wobei Geld ein Symbol für Sinnlosigkeit geworden ist. Beziehungslosigkeit und Vertrauensverlust breiten sich aus. Menschen in Organisationen werden häufig selbst zur Ware degradiert, deren „man sich dann leicht entledigen kann, wenn sie nicht mehr gebraucht werden oder verbraucht sind“ (S.37).

Long (2000) legt dar, dass der organisatorische Diskurs über Kundenorientierung den vorangegangenen über Abhängigkeit abgelöst hat. Damit einher geht der Glaube an einen „ökonomischen Rationalismus“. Beide dienen als Schutz insbesondere vor den Ängsten, die mit den Veränderungen in der Welt und dem Verlust früherer institutioneller Werte verbunden sind, und suggerieren die Souveränität des Individuums, als Kunde frei zu sein – wenn auch als Arbeitnehmer ausgebeutet. Eine nicht durchgearbeitete Angst vor Abhängigkeitsverhältnissen führt zur unbewussten Regression in den Narzissmus des Individuums, zur Privatisierung sowie zur Schaffung eines illusionären Kunden-Anbieter-Paares für die gesamte Gesellschaft. „Eine solche primäre Bezogenheit“, so Long weiter, „verstellt tiefergehende Formen des Gemeinschaftslebens, die für die Entwicklung menschlicher Liebe und Kreativität so wichtig sind“ (S. 29). Der ökonomische Rationalismus, Wirtschaftlichkeit als allein gültiger höherer Wertmaßstab in Organisationen entwertet Gemeinschaftsarbeit, die ande-re, übergeordnete gesellschaftliche Werte erfordert.

Sennnett (1998) zeigt auf, dass in der modernen Arbeitswelt eine Identifizierung mit dem Beruf oft nicht mehr möglich ist. Es gibt immer wieder Brüche, vieles wird automatisiert, man stellt weniger gut ausgebildete, somit billigere Arbeitskräfte ein. Dem abhängig Beschäftigten wird zunehmend das Gefühl gegeben, dass er unnütz sei, austauschbar. Er bekommt nur Zeitverträge, kann schnell „entsorgt“ werden.

Die neue Ökonomie, so Sennett, predigt Wein und liefert nur Wasser. Sie fordert Flexibilität, vernachlässigt aber notwendige Routine, Bedürfnisse etwa von Familien mit Kindern, die nicht beliebig mobil bzw. in ihrer Zeit frei verfügbar sind, weshalb nicht selten familiäre und andere persönliche Beziehungen zerstört werden. Die ebenfalls angepriesene Selbstständigkeit und Unabhängigkeit sind für die Arbeitnehmer oft verbunden mit Beziehungslosigkeit bzw. Beziehungsabbrüchen. Denn sie müssen nun besonders mobil sein, verfügen oft nicht mehr über ihre Zeit und sind finanziell ständig am Kämpfen. Einige Unternehmer aber entlasten sich und schieben die Beschäftigten hin- und her, ohne dass diese Selbstgestaltung und Verantwortung praktizieren dürften. Zu echter Selbständigkeit gehören auch die – derzeit nicht gefragte oder gar verpönte – Fähigkeit und Möglichkeit, Abhängigkeiten einzugestehen und, wenn nötig, Hilfe zu holen.

Das Arbeitsethos hat sich gewandelt. Man verlangt nicht mehr Verantwortung und Treue. Somit werden die Arbeitsbeziehungen, so Sennett, oft oberflächlich. Es entsteht eine soziale Kälte, die zunehmend mit dem Abbau sozialer Errungenschaften verbunden ist. Man weiß, dass einige durch das Rost fallen, und eine Gesellschaft ist so viel wert, wie man sich gegenseitig und auch den Schwachen hilft. Sennett kommt abschließend zu folgender Aussage: „Ein Regime, das Menschen keinen tiefen Grund gibt, sich umeinander zu kümmern, kann seine Legitimität nicht lange aufrechterhal-ten“ (S. 203).

Was ist der Hintergrund dieser dysfunktional erscheinenden Einstellungen und Umgangsformen? Letztlich geht es um kurzfristigen ökonomischen Gewinn, schlicht um mehr Geld. Das wird leicht an gegenwärtigen Tendenzen von einigen großen Aktiengesellschaften deutlich. Bei vielen wesentlichen Entscheidungen stehen nicht die Mitarbeiter/-innen, sondern die Aktionäre im Vordergrund. Entlassungen, Schließungen wesentlicher Teilbereiche, Fusionierungen oder Verkäufe, Verlagerungen ins Ausland, alles auch gegen den Willen der Mitarbeiter/-innen, lassen nur zu oft die Aktienkurse steigen und haben nicht selten dort ihre Triebfeder, teils zum offensichtlichem Schaden der Betriebe. Mittel- und langfristige Interessen des Unternehmens selbst, seiner Mitarbeiter/-innen, gar soziale Belange von Mitarbeitern sowie der Gesellschaft, in die sie eingebettet sind, haben sich der Ökonomie unterzuordnen bzw. sind völlig ausgeblendet. Zunehmend werden auch soziale und Bildungs-Einrichtungen stark unter finanziellen Aspekten betrachtet. Nicht umsonst rechnet uns das Familienministerium auf seiner Internetseite ausführlich den vermeintlichen ökonomischen Nutzen des Ausbaus von Krippen vor. Mögliche spätere Folgekosten werden nicht erwähnt.

Spezifische Persönlichkeitseigenschaften sind notwendig, um die genannten kritischen Punkte im Alltagsleben zu ertragen. Diese werden zunehmend schon früh herausgebildet. Von Kleinkindern wird in der Krippe eine schnelle Unabhängigkeit gefordert, während die Erfahrung einer tiefen Be-ziehung zu einer oder zu nur wenigen Bezugspersonen reduziert ist. Nur letztere aber bewirken schließlich die Bildung von Vertrauen sowie die Basis für den Aufbau echter Selbstständigkeit, eine stabile Identität und befriedigende Sozialbeziehungen. So manche unglückliche Krippenkinder spie-len lieber mit Dingen als mit Menschen. Das passt zu bestimmten modernen Formen des Arbeitslebens. Sie erfordern Menschen, die sich mit oberflächlichen Sozialbeziehungen zufrieden geben, anpassungsfähig an sinnentleerte wechselnde Arbeit sind und je nach Bedarf unterschiedliche „Persönlichkeitsprogramme“ (multiple personality) einsetzen können. Ohne sich zu wehren, ohne überhaupt noch anderes zu wollen.

Es wird eine Autonomie sowohl bei Kleinkindern in Krippen wie auch bei den erwachsenen Arbeitenden behauptet, die in Wirklichkeit nur Schein ist. Tatsächliche Autonomie kann sich nur über das Akzeptieren auch von Bindungen und notwendigen „Abhängigkeiten“ herausbilden. Die Kleinkinder brauchen ihn zu ihrer Entwicklung und die Erwachsenen, um über soziale Bindungen gegenseitig Vertrauen und Verpflichtungen auf gemeinsame Ziele zu entwickeln.. Es liegt ein Kreislauf mit gegenseitigen Verstärkungen vor. Die Repräsentanten der modernen Arbeitswelt, ja schließlich die Mitarbeiter/-innen selbst, verkünden einseitig ökonomisch ausgerichtete Werte und Einstellungen, die sich zunehmend auch in den Zielsetzungen der frühkindlichen Sozialisation niederschlagen. Diese Kinder bilden schließlich Persönlichkeitseigenschaften heraus, die später die Berufswelt wiederum in derselben Richtung beeinflussen und deren verkündeten Werte und Einstellungen verstärken. Dieser Kreislauf beschleunigt sich zunehmend.

Echte Selbstständigkeit behält Kontakt zu anderen, zur Gemeinschaft, und bildet sich aus einer gegenseitigen Bezogenheit heraus. Hier aber wird der Begriff benutzt, um sich vor Engagement und den Aufbau von sozialen Bindungen sowie vor der Pflege des sozialen Gefüges zu drücken. Das Kleinkind in seinen langfristigen Entwicklungsprozessen zu unterstützen erfordert dagegen ebenso wie die Förderung und Pflege der Gemeinschaft der Arbeitenden Zeit, Einfühlung und Engagement sowie eine Abkehr von rein finanziellen bzw. materiellen Interessen. Immer noch leben einige dies beispielhaft vor, aber ein zunehmender gegenteiliger Trend ist nicht zu übersehen.

Die beschriebenen Mechanismen sind weitgehend unbewusst und können gerade deshalb eine fatale Wirkung entfalten. Sie führen zu einer ‚schizoiden’ Gesellschaft, die so nicht die Aufgaben des 21. Jahrhunderts lösen kann. Die dramatischen Abschiedsszenen morgens in der Krippe ebenso wie die schnelle Entlassung langjährig verdienter Arbeitskräfte werden in Kauf genommen, nicht selten auch deshalb, weil viele Akteure glauben, das Richtige zu tun. Manche haben es selbst nicht anders erlebt und geben dies an die nächsten Generationen weiter. Andere übernehmen die Werte und Einstellun-gen, die bestimmte einflussreiche Strömungen der Gegenwart beharrlich als die Richtigen verkünden, einige kalkulieren gezielt.

Sind Änderungen möglich? Diese müssten die Arbeitswelt wie die Erziehung betreffen. Obiger Kreislauf muss erkannt und dann durchbrochen werden. Dies setzt eine umfassende Wertediskussion in der Gesellschaft voraus. Das Durchbrechen des Kreislaufes kann an verschiedensten Stellen geschehen.

Fast überall in der westlichen Welt besteht die Tendenz, Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder auszubauen, um den Müttern die Möglichkeit zu geben, möglichst bald nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten zu gehen. Aber ein anderes Projekt, manchmal parallel angeboten, geht in die umgekehrte Richtung: den Müttern bzw. Vätern finanzielle Anreize zu geben, die ersten Jahre mit ihrem Kleinkind zusammen zu Hause zu verbringen. Im Gegensatz zu unseren recht bescheidenen Maßnahmen wird in Norwegen neuerdings allen Müttern oder auch Vätern, die mit ihrem Kleinkind zu Hause bleiben, drei Jahren lang ein recht ansehnlicher monatlicher Betrag gezahlt. In Frankreich gibt es ähnliche Tendenzen bei allerdings geringerem finanziellen Ausgleich. Entsprechende Maßnahmen sollten mit Hilfe überzeugender Aufklärung unterstützt und erweitert werden.

Es sei betont, dass eine Mutter natürlich nicht auf hausfrauliche und erzieherische Tätigkeiten reduziert werden soll. Hier geht es ausschließlich um die ersten drei Jahre des Kleinkindes und seine möglichst störungsfreie Entwicklung, die bestimmte Bedingungen erforderlich bzw. wünschenswert macht. Neben der bestehenden Arbeitsplatzgarantie über drei Jahre bei häusliche Betreuung des Kleinkindes sollte dieser Zeitraum finanziell voll und großzügig unterstützt werden. Daneben empfiehlt sich eine verstärkte Stützung von Familien mit kleinen Kindern durch Familienzentren unter Mitar-beit von Erzieherinnen, Laienmitgliedern und kooperierenden Eltern (Mantovani, 1966) und kompe-tent begleitete Mütter- und Elterngruppen (Erickson, 2002). Solche Maßnahmen erscheinen vielversprechender zu sein als die Akzentuierung auf eine früher Fremdbetreuung unter starkem Ausbau von Kinderkrippen legen. Sie könnten einen Mosaikstein zur Umorientierung der Gesellschaft und zur Unterbrechung des aufgezeigten Kreislaufs bilden.

Anschrift des Verf.: Burghard Behncke, Ludwig-Barnay-Platz 5, D-14197 Berlin.

E-Mail: Bu.behncke@freenet.de

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* Der Artikel ist in der Zeitschrift „Psyche – Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen“, 60. Jahrgang, März 2006, S. 237 – 252, Stuttgart (Klett-Cotta) erschienen. –

Eingang des Manuskriptes bei der Psyche-Redaktion: 1.3.2005.