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Gabriele Kuby, Die globale sexuelle Revolution – Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit

Gabriele Kuby stellt dem ersten Kapitel ihres Buches ein Zitat Platons voran: „Die übergroße Freiheit schlägt offenbar in nichts anderes um als in übergroße Knechtschaft, sowohl für den Einzelnen als auch für die Stadt. Es ist also wahrscheinlich, dass die Tyrannis aus keiner anderen Verfassung hervorgeht als aus der Demokratie, aus der höchsten Freiheit die größte und härteste Knechtschaft.“ Es ist ein Philosophenwort, das man nicht wahr haben möchte. Und doch zeigen die folgenden 400 Seiten, dass wir uns rd. 2500 Jahre nach dem der Philosoph diese Aussage machte, tatsächlich im Namen der Freiheit auf dem Weg in die Knechtschaft befinden.

Auf dem Weg in diese Knechtschaft spielt die befreite Sexualität des selbstbestimmten Menschen die entscheidende Rolle. Der moderne Mensch sieht die Sexualität nicht länger als Gabe, die es zu kultivieren und zu beschränken gilt, damit sie zum Ausdruck personaler Liebe werden kann. Er missversteht und missbraucht den Freiheitsgedanken zur vollkommenen Entgrenzung der Sexualität. Doch eine entgrenzte Sexualität führt den Menschen in Süchte und Zwänge. Der Mensch ohne sexualethische Normen gerät in die Knechtschaft seiner Triebe. Was für den Einzelnen gilt, gilt auch für eine Gesellschaft als Ganzes. Eine sexualisierte Gesellschaft ist nicht länger frei, sondern sie wird zur manipulierbaren Masse, die von kleinen radikalen Minderheiten und skrupellosen Machteliten in die Knechtschaft geführt werden kann.

Gabriele Kuby zeigt, dass wir uns mitten in einer noch nie dagewesenen Kulturrevolution befinden. Die „moralische Degeneration“ ganzer Nationen soll im Namen der Freiheit politisch und kulturell erzwungen werden. Im Hintergrund verborgen stehen knallharte machtpolitische Interessen und verschiedene ideologische Konzepte. Regierungen der westlichen Welt, allen voran die Vereinigten Staaten von Amerika, mächtige Stiftungen wie die Bill und Melinda Gates Fundation und Organisationen wie die International Planned Parenthood Federation (IPPF) und der United Nations Population Fund (UNFPA) pumpen Millionenbeträge in Programme, die Menschen in Entwicklungsländern freien Zugang zu Verhütung, Sterilisation und Abtreibung verschaffen. Das Ziel ist die Reduktion der Weltbevölkerung in den Ländern der Dritten Welt. Eine äußerst perfide wie effektive Armutsbekämpfung: Die Zahl der Armen wird verringert, in dem man die Armen daran hindert, sich fortzupflanzen. Frau Kuby fügt hinzu, dass man sich auf diesem Wege auch der lästigen Pflicht der christlichen Nächstenliebe entledigen kann, denn wenn es weniger Arme gibt, muss auch weniger geholfen werden. Feministinnen setzen sich weltweit im Namen der Freiheitsrechte der Frauen für die Legalisierung der Abtreibung ein. Unterschlagen wird dabei, dass diese Freiheit den Tod der Kinder bedeutet, die Opfer einer Abtreibung werden. Homosexuelle Minderheiten fordern die Abkehr von der „Zwangsheterosexualität“, die angeblich ihre Freiheit einschränkt.

Das Instrument mit dem die „moralische Degeneration“ global erzwungen werden soll heißt Gender Mainstreaming. Eine radikalfeministische Ideologie, „welche leugnet, dass der Mensch als Mann oder als Frau existiert“. Die Vordenker der Genderideologie sehen die Wurzel der Ungerechtigkeit in der Welt, der Unterdrückung der Frauen und der Diskriminierung von homosexuellen Minderheiten in der traditionellen Ehe und Familie. Nur wenn es gelingt die zweigeschlechtliche Ehe und die traditionelle Form der Familie zu „dekonstruieren“, können Ungerechtigkeit und Diskriminierung überwunden werden. Die Familie muss zerschlagen werden, um die Gesellschaft umerziehen zu können und manipulierbar zu machen.

Machtpolitiker und Ideologen wissen seit jeher, dass sie die Kinder und die Jugend gewinnen müssen, um ihre Interessen durchsetzen zu können. Das zwölfte Kapitel des Buches widmet sich der „Sexerziehung in Schule und Kindergarten“. Mindestens dieses erschütternde Kapitel sollte von allen Eltern, Erziehern, Lehrern, Pastoren und Mitarbeitern in der Kinder- und Jugendarbeit gelesen werden. Es beginnt mit einem Zitat von Neil Postman: „Ohne entwickeltes Schamgefühl kann es Kindheit nicht geben“. Beim Weiterlesen tun sich dann Abgründe auf. Seit Jahrzehnten werden Steuermillionen dafür eingesetzt, die Sexualisierung der Jugend voranzutreiben und die Scham der Kinder so früh wie möglich zu brechen: „Die Prämisse der gesamten heutigen Sexualpädagogik und sogenannten Missbrauchsprävention ist die Behauptung: Kinder wollen und brauchen sexuelle Stimulation und Aktivität ab dem Babyalter.“ Man glaubt es nicht, bis man die Aussagen führender Sexualpädagogen von aktiven Erzieherinnen oder die Zitate aus den Broschüren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gelesen hat. Man fragt mit Frau Kuby: „Hat denn niemand Mitleid mit den Kindern?“

Ausgezeichnet ist auch das Kapitel „Hetero, homo, bi, trans – alles gleich-gültig“? Es beschreibt die möglichen Ursachen der Homosexualität und die Risiken des homosexuellen Lebensstils. Gerade bei diesem hochsensiblen Thema zahlt sich der durchgängig nüchtern-sachliche und polemikfreie Stil Kubys aus. Es ist darüber hinaus hilfreich, dass ein nicht geringer Anteil der angeführten Untersuchungen und Aussagen aus der Homosexuellenbewegung selbst stammen. Frau Kuby beschreibt auch die vehemente Leugnung der Veränderbarkeit von Homosexualität durch die Homosexuellenverbände und den brutal geführten Kampf gegen diejenigen, die von einer Veränderbarkeit ausgehen. Dabei gehen die Vertreter der Homosexuellenverbände einen doppelten Widerspruch ein: 1.) Einerseits fordern sie Freiheit für sich selbst, fordern aber die Einschränkung der Meinungsfreiheit und Therapiefreiheit anderer. 2.) Im Sinne der Gender-Theorie soll es freie Wahl und Wandelbarkeit der Sexualität(en) in alle Formen und Richtungen geben. Nur und gerade da soll sie nicht möglich sein, wo ein Homosexueller sich in Richtung Heterosexualität verändern will. Diese Widersprüchlichkeit zeigt die Brüchigkeit des homosexuellen Lebensstils, der sich mit der geschöpflichen Wirklichkeit nicht in Einklang bringen lässt. Zur Untermauerung ihrer Aussagen lässt Frau Kuby u. a. den ehemaligen Vertreter der Homosexuellenbewegung und früheren Chefredakteur des Magazins „Young Gay America“, Michael Glatze, zu Wort kommen: „Die Befreiung aus dem Einfluss einer homosexuellen Mentalität war das Befreiendste, Schönste und Erstaunlichste, was ich je erlebt habe.“

Das Kapitel „Christlicher Glaube und Homosexualität“ geht von der biblischen Schöpfungsordnung und der trinitarischen Liebe Gottes aus. Die Liebe zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist haben in der Schöpfung ihre Analogie in der Ehe von Mann und Frau, die in der liebenden Gemeinschaft Kinder empfangen. Die Gender-Ideologie zielt darauf, diese Analogie zu zerstören. Es ist der Auftrag der Kirchen, der Ideologie mit der Wahrheit zu begegnen. Mit Blick auf die „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II. zeigt Gabriele Kuby, dass dies auch geschehen ist. Und doch stellt sie fest, dass die Kirchen, wenn auch in unterschiedlichem Maße, dem ideologischen Druck weichen. Für den Bereich der evangelischen Kirche geht sie auf den Widerstand des „Arbeitskreises Bekennender Christen“ (ABC) gegen Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren in Bayern und den Brief der acht Altbischöfe vom Januar 2011 ein, der sich gegen die Öffnung evangelischer Pfarrhäuser für Pfarrer in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aussprach, beschreibt aber dann die Auffassung des EKD-Mainstream: „Das heißt im Klartext: Schwule und lesbische Paare mit oder ohne Kinder sind nun im evangelischen Pfarrhaus als Vorsteher der Gemeinde akzeptiert.“

Frau Kubys Buch ist ein Warnruf: „Das Totalitäre hat sein Kostüm gewechselt und erscheint heute im Gewand der Freiheit, der Toleranz, der Gerechtigkeit, der Gleichheit, der Antidiskriminierung und der Vielfalt…Diese Prozesse sind global und werden durch einflussreiche Lobbys in den internationalen Institutionen vorangetrieben. Der Kern dieser globalen Kulturrevolution ist die Deregulierung der sexuellen Normen.“ Sexuell deregulierte Gesellschaften erzeugen orientierungslose und manipulierbare Massen. Diejenigen, die sich unter Berufung auf göttliche Normen der Zwangssexualisierung widersetzen, müssen mit Ausgrenzung und Verfolgung rechnen. „Die Scheidelinie zwischen dem Einstehen für die Freiheit und dem Preisgeben der Freiheit liegt in der Bereitschaft, heute den Preis zu zahlen, den es kostet, nicht mit den Wölfen zu heulen.“

Abschließend muss gesagt sein, dass das Buch keine leichte Kost ist. Das liegt allerdings nicht an mangelnder Verständlichkeit oder Lesbarkeit des Buches. Im Gegenteil: Frau Kuby hat die Gabe, komplizierte Sachverhalte oder die ideologisierte Nebelsprache der Genderideologen in verständliches Deutsch zu übersetzen. Sie schreibt Klartext. Leichte Kost ist das Buch deshalb nicht, weil Frau Kuby die Lüge von der völligen Selbstbestimmung des Menschen enttarnt und Wahrheiten ans Licht bringt, die unsere Gesellschaft mit strafbewehrten Tabus belegt hat. Anhand nüchterner Fakten belegt die Autorin, dass Platon recht hatte: „… aus der höchsten Freiheit, die größte und härteste Knechtschaft.“ Die wahre Freiheit – daran lässt Gabriele Kuby keinen Zweifel – findet, wer sich und seine Sexualität dem dreieinigen Gott und seinen Ordnungen anvertraut.

Johann Hesse, 5.12.2012

Gabriele Kuby, Die globale sexuelle Revolution – Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit, FE-Medienverlag, Kißlegg 2012, 453 Seiten, ISBN 9783863570323, 19,95 €.