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Zur ZDF-Sendung „Die Karriere Gottes“ (Terra X 25.11.2012)

Wäre diese Sendung von Historikern, Archäologen, Anthropologen, Psychologen usw. erstellt worden, könnte man nichts dagegen sagen, sondern allenfalls soviel, dass diese Leute das eben so sehen und es nicht besser wissen. Die Sendung trug den Titel „Die Karriere Gottes“ und impliziert, dass (auch) der Gott der Bibel eine menschliche Erfindung (Projektion) ist, bei der auf diesen Gott menschliche Eigenschaften projiziert wurden, mit der Folge, dass Gott sowohl als barmherzig, als auch als zornig und auch sonst mit recht menschlichen Zügen dargestellt wird.

Da Gott ein Gott des (wandernden) Volkes Israels war, war er demnach ein „Nomadengott“ und da er, der Beschreibung nach, auch in einer Rauch- und Feuersäule in Erscheinung trat, einen Berg zum Rauchen brachte und mit Feuer herabfuhr, „wobei es sich tatsächlich um Vulkanausbrüche handelte“, war Gott auch ein Vulkangott. Und weil das Volk Israel auch die Aschera verehrte, hatte Gott auch einen weiblichen Part (Im Alten Testament wird das allerdings als Götzendienst beschrieben, der Gottes Zorn hervorrief). Von der Aschera war dann später nichts mehr zu hören, womit die weibliche Seite Gottes verschwand und das patriarchalische Prinzip zur Geltung kam.

Die Karriere Gottes besteht demnach darin, dass er sich vom „einfachen Nomadengott“ immer höher, bis zum Weltenschöpfer und durch Jesus dann schließlich zum Vater „hochdiente“. In der Sendung wird so die Entstehung einer typischen von Menschen gemachten Religion beschrieben, bei der Menschen versuchen sich ein Bild von Gott zu machen. Allah und der Gott der Bibel sind dann demnach dasselbe und die Bibel ein Vorläufer des Koran, so eine Aussage der Sendung.

Wenn Religionswissenschaftler und Theologen (Theologie hat mit Christentum überhaupt nichts zu tun) derartige Thesen entwickeln, ist das im Rahmen der Freiheit von Forschung und Lehre legitim. Bei dieser Sendung kam aber hinzu, dass sie von einer prominenten Vertreterin der Evangelischen Kirche, nämlich von Frau Prof. Dr. Kässmann, begleitet wurde. Was in keinem Fall hingenommen werden kann, ist, dass Frau Kässmann die dargestellten Thesen sekundiert, ihnen also nicht widersprochen, sondern als zutreffend akzeptiert hat. Damit steht sie nicht mehr auf dem Boden des christlichen Glaubens. Es wird deshalb völlig zu Recht gefragt, ob sie mit so einer Einstellung überhaupt noch Dienst in der Kirche tun kann. (In einer Kirche Jesu Christi ganz gewiss nicht, wohl aber in einer Hurenkirche. – Vielleicht „entlastet“ es Frau Kässmann, dass in der Sendung noch andere Theologieprofessoren zu Wort kamen, welche die Aussagen der Sendung bestätigten.)

Was Frau Kässmann in der Sendung vertrat, entspricht nicht mehr dem herkömmlichen christlichen Glauben, mit seiner transzendenten Dimension, wonach sich der real existierende und lebendige Gott und Schöpfer in seinem Wort verbindlich offenbart – was Frau Kässmann vertritt ist eine immanente (innerweltliche) religiöse Philosophie, mit den bekannten gutmenschlichen und sozialen Zügen, bei der Jesus dann als gutmenschliches Vorbild und Religionsstifter auftritt. Ganz zwangsläufig muss dann das gesamte Evangelium umgebogen, mit neuen Sinninhalten gefüllt – wobei der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind – und mit einem pseudochristlichen Anstrich versehen werden.

Das ist dann aber nicht mehr das rettende Evangelium, in dem es um Sünde, Erlösung, Auferstehung, ewiges Leben oder ewigen Tod usw. geht. Wenn das, was Frau Kässmann vertritt, kirchliches Allgemeingut wäre, müsste ich noch heute aus der Kirche austreten.

Jörgen Bauer
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