Gemeindenetzwerk

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Wach bleiben!

Freitag 30. November 2007 von Dr. Bernhard Kaiser


Dr. Bernhard Kaiser

Wach bleiben!
Predigt zum Ewigkeitssonntag über Markus 13,31-37

31 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. 32 Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. 33 Seht euch vor, wachet! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit da ist. 34 Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen: 35 so wacht nun; denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, 36 damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. 37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!

Zur Einführung

Es ist eine ausgesprochen schwierige Frage im Blick auf die Auslegung dieser Verse, ob sie sich auf das Ende der Welt oder auf die Zerstörung Jerusalems beziehen. Unmittelbar vorher, in V. 30, lesen wir, daß Jesus sagt: „Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“ Wenn man diese Aussage wörtlich nimmt, bedeutet sie, daß die von Jesus vorher beschriebene Katastrophe noch zu Lebzeiten der Hörer eintreten wird. Dem entspricht auch, daß am Anfang des Kapitels über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels die Rede ist. Jesus sagt ja in V. 2, daß nicht ein Stein auf dem anderen bleiben werde. Die Jünger fragen Jesus alsdann, wann das passieren werde, und Jesus antwortet, indem er die Umstände beschreibt. Die Bilder, die Jesus dazu gebraucht, sind aus der alttestamentlichen Prophetie bekannt und beschreiben das Kommen Gottes zum Gericht. Ein solches Bild ist etwa, wenn Gott „auf den Wolken kommt“. Darum müssen wir die sogenannten Endzeitreden Jesu auf sein Kommen zum Gericht über Jerusalem deuten. Tatsächlich hat weniger als vierzig Jahre später, im Jahre 70 nach Christus, das römische Heer Jerusalem zerstört. Der jüdische Autor Josephus hat der Nachwelt über die furchtbaren Ereignisse jener Jahre in seinem Buch über den Jüdischen Krieg berichtet. Dieser Bericht bestätigt viele Details der Aussagen Jesu. Man kann sich die Ereignisse nicht schrecklich genug vorstellen. In Amerika gibt es eine zwar kleine, aber umso wirksamere Tradition dieser Auslegung, und auch einige Veröffentlichungen in deutscher Sprache legen dies nahe.

Indes gibt es bei dieser Auslegung auch einige Schwierigkeiten. Einige Aussagen sind kaum mit der Zerstörung Jerusalems in Beziehung zu bringen. Die Kirche hat deshalb diese Verse auf die Endzeit und die bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi bezogen. Dies nicht zuletzt, weil viele andere Schriftaussagen ohne den Bezug zur Zerstörung Jerusalems dasselbe sagen im Blick auf die Wiederkunft Christi, wie etwa die Ermahnung, zu wachen. Paulus schreibt im 1. Thessalonischer 5 an eine Gemeinde, die in Griechenland lebte und mit Jerusalem nichts weiter zu schaffen hatte. Er spricht dort vom Tag des Herrn ohne jede Bezugnahme auf die Zerstörung Jerusalems und ermahnt die Gemeinde, zu wachen und auf das künftige Heil zu hoffen. Deshalb haben wir Anlaß, auch die Worte Jesu in den sogenannten Endzeitreden im selben Sinne zu deuten. Vermutlich ist dann die Zerstörung Jerusalems eine Art Typos oder Abbild des endlichen Gerichts, bei dem die Welt vergehen wird. Der Weltuntergang ist nicht nur eine lokale Katastrophe wie es die Zerstörung Jerusalems war. Bei ihm wird alles, was ist, vergehen. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Abschaffung der alttestamentlichen Ordnung bei der Zerstörung Jerusalems und seines Tempels ein Bild für die Wiederkunft Christi zum Gericht über die Welt. Wir mögen dann an der Zerstörung Jerusalems den Ernst des Gerichtes Gottes ablesen und um so wachsamer sein im Blick auf die Wiederkunft Christi. In diesem Sinne möchte ich über unseren heutigen Predigttext sprechen. Ich stelle im ersten Teil meiner Predigt die Zusage Christi heraus, daß wohl Himmel und Erde vergehen, aber seine Wort nicht. Im zweiten Teil spreche ich über das Wachen, und im dritten Teil über die Wiederkunft Jesu Christi.

1. Himmel und Erde vergehen, Gottes Wort bleibt

Über all dem Schrecklichen, was unter dem Gericht Gottes passiert, unter allem, was darunter zerbricht, vergeht und vernichtet wird – eins bleibt: Es ist das Wort Gottes, das er durch Christus geredet hat.

Diese Tatsache ist für jeden Menschen, der den Worten Gottes glaubt, ein großer Trost. Aber was heißt das? – Wir haben viele Dinge, an denen wir hängen: die Ehefrau oder den Ehemann, die Kinder oder Enkel, das Haus, die Möbel und was in ihnen steht, das Auto, das Sozialsystem, das Bankkonto, den Arbeitsplatz – alles Dinge, die zum Leben gehören und die wir auch brauchen. Aber alle diese Dinge sind zeitlich und vergänglich, und zwar auch dann, wenn keines der Gerichte, die für das Ende angekündigt sind, über sie kommt: Menschen werden krank und sterben, Autos verrosten oder versagen ihren Dienst, Häuser zerfallen und Geld verbraucht sich schneller als einem lieb ist. Diese Dinge alle gehen den Weg alles Irdischen, und deswegen müssen wir uns um sie kümmern, wenn wir sie erhalten wollen. Erst recht werden diese Dinge unter dem Gericht über diese Welt vergehen. Dann können wir sie auch nicht festhalten.

Führen wir uns auch vor Augen, daß wir irgendwann alle Dinge, die wir hier haben, zurücklassen müssen. Mit dem Tod nehmen wir Abschied aus dieser Welt und allem, was wir heute unser eigen nennen. Besonders schmerzlich ist dabei, das eigene Leben zu verlieren. Das Leben ist ja das Wichtigste und Wertvollste, was wir haben. Wenn uns auch dieses noch genommen werden soll, sei es durch den ganz normalen Tod oder eben unter einem der Gerichte Gottes am Ende, dann haben wir nur noch eine Frage: Was bleibt uns?

Die Antwort kann zunächst nur lauten: Nichts. Uns bleibt nichts. Tot zu sein heißt vollkommen zu verarmen, nichts und niemanden mehr auf dieser Welt zu haben. Doch so sehr uns in und von dieser Welt nichts mehr bleibt, so steht auf der anderen Seite Gott. Nur – was für ein Gott? „Schrecklich ist’s in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ für den, der Gottes Sohn mit Füßen tritt, sagt Hebräer 10,31.

Doch das ist Gott sei Dank nicht alles, was es zu sagen gibt. Was bleibt uns? Uns bleibt Gottes gnädiges Wort. „Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen“ sagt Jesus. Damit gibt uns Jesus etwas ganz Wichtiges und Wesentliches in die Hand: sein Wort. Das ist das ganze Wort Gottes, wie es mit der heiligen Schrift gegeben ist. Es ist insbesondere das Evangelium von ihm, die Botschaft von der Versöhnung. Es ist die Zusage der Vergebung der Sünden. Ich meine damit Zusagen wie „Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, läßt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. So fern der Morgen ist vom Abend, läßt er unsre Übertretungen von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten“ (Ps 103,10-13). Wem das nicht reicht, dem sagt das Neue Testament: „In ihm (Christus) haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7). Das sind ganz große Zusagen, und in solchen Zusage steht nichts weniger als die ewige Erlösung. Diese Zusagen sind das Pfand, das uns Gott in die Hand gibt. An diesem Pfand können wir erkennen, daß Gott uns wirklich gnädig ist und uns unsere Sünden vergibt. Was er uns im Wort zusagt, das gibt er uns in den sichtbaren Zeichen von Taufe und Abendmahl. Wir sollen unser Vertrauen darauf setzen, daß diese Worte gelten und an den sichtbaren Zeichen gewiß werden, daß Gott uns um Christi willen gnädig ansieht. Dann mag es sogar kommen, daß wir im Tode arm und schwach werden, daß wir keinen klaren Gedanken mehr fassen können, daß keine Kraft mehr da ist zum Beten und zum Glauben, wenn uns das Leben genommen wird. Doch Gottes Zusage über unserem Leben hört dann nicht auf zu gelten. Sie bleibt in Ewigkeit. Gottes Wort büßt seine Geltung mit dem Ende unseres Lebens und auch mit dem Ende der Welt nicht ein, sondern es gilt in alle Ewigkeit. Wer sich hier darauf verlassen hat, der wird dann, wenn er auf der anderen Seite seine Augen auftut, erkennen, daß es immer noch gilt und dort erst recht in Erfüllung geht.

Das heißt nun, daß wir Christen die begründete Hoffnung auf eine großartige und herrliche Zukunft haben: die Hoffnung auf das ewige Leben und die Teilhabe an der neuen Schöpfung. Doch diese Hoffnung wird immer wieder bedroht und in Frage gestellt durch all das, was wir in dieser Welt und in diesem Leben erfahren. Darum gilt die Ermahnung:

2. Wachsam sein

Wachen – wir verbinden mit dem Wort das Wachsein, wenn andere schlafen. Der Wachtmeister, der über die Einhaltung der öffentlichen Ordnung wacht, wäre hier zu nennen. Ebenso auch der Soldat, der Wache schiebt, insbesondere im Krieg, wenn Gefahr droht. Wachsam sein heißt: Aufpassen, Gefahren erkennen und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Gefahren abzuwehren. In diesem Sinne gebraucht ihn auch Jesus, wenn er ausdrücklich allen sagt: Wachet!

Das Gegenteil von wachen ist bekanntlich schlafen. Im Krieg sind schlafende Wächter im besten Fall eine Schande. Im schlimmeren Fall sind sie eine Einladung an die Feinde, nun einen Überfall zu starten, weil nicht nur die Soldaten, sondern auch die Wachen schlafen. Aber auch sonst ist Unachtsamkeit keine Tugend. Wer im Straßenverkehr am Steuer einschläft, gefährdet sowohl sich selbst als auch andere Verkehrsteilnehmer sehr. Wir könnten noch mehr Beispiele bringen. Auch Jesus gibt dazu in unserem Predigttext ein Beispiel: „ Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen: so wacht nun; denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.“ Jesus stellt seinen Zuhörern vor Augen, daß ein Hausherr seine Güter anderen Menschen anvertraut und auf Reisen geht, aber irgendwann, zu einer unbekannten Zeit wieder zurückkommen wird. Was machen die Verwalter und Angestellten in der Zwischenzeit? Veranstalten sie eine Freß- und Saufparty? Verschleudern sie die Güter, die ihnen anvertraut sind? Vernachlässigen sie ihre alltäglichen Aufgaben? Sie können es wohl, aber der Zorn ihres Chefs ist ihnen sicher, wenn er wieder kommt. Umgekehrt: Wenn sie mit den anvertrauten Gütern verantwortungsvoll umgehen, sie schützen, sie recht gebrauchen, und gut haushalten, dann wird der Herr sich über seine Leute freuen wenn er wiederkommt.

Das geht aus den Worten Jesu in der von Lukas berichteten Endzeitrede hervor. Wir lesen dort: „ Laßt eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen. Und wenn er kommt in der zweiten oder in der dritten Nachtwache und findet’s so: selig sind sie“ (Lk 21,35-38). Wachen heißt hier: Jesus erwarten.

Wachen bedeutet so viel wie Warten. Natürlich kann dieses Warten auf Jesus nicht bedeuten, daß man nichts mehr tut, seine berufliche Arbeit an den Nagel hängt und sich in eine Wartestimmung versetzt. Das Warten, das Jesus meint, beinhaltet, daß man alles Tun und Lassen des täglichen Lebens als das Vorletzte sieht, das man irgendwann um des Letzten willen liegen läßt. Wir können zum Zweck des Wartens nicht faul sein und unsere Arbeit vernachlässigen. Im Gegenteil, wir müssen unseren Leib, unsere geistigen Kräfte, die Zeit, das Geld und die Möglichkeiten, die wir haben, als die uns vom Herrn anvertrauten Güter erkennen und sie recht gebrauchen. Aber wir können wissen: Wenn der Herr wiederkommt, dann lassen wir alles liegen und stehen, um ihm zu begegnen. Nichts ist so wichtig und nichts darf uns so wichtig sein, daß wir es dann, wenn Jesus kommt, erst noch fertigstellen müßten. Wenn er kommt, für alle sichtbar, plötzlich, wie ein Dieb in der Nacht, dann müssen wir uns nicht erst besinnen, was es zu tun gibt. Dann weiß der, der ihn erwartet: Jetzt wir sein Programm gespielt.

3. Wenn Christus wiederkommt

Was für ein Programm wird dann gespielt? Wir jedenfalls sind dann nicht mehr gefragt, was es dann für uns zu tun gibt. Paulus sagt: „Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit“ (1Thess 4,16-17). Das heißt, daß Christus selbst bei seiner Wiederkunft das Heft in die Hand nimmt und sein Volk zu sich nimmt in den Himmel. Wir sehen den Veränderungen nicht als unbeteiligte Zuschauer zu, sondern werden ungefragt hineingenommen in dieses globale Geschehen. Für den Christen, der im Glauben steht und auf seinen Herrn wartet, wird das der Tag der Erlösung, ein Tag größter Freude, ja, der Eingang in die ewige Herrlichkeit sein. Für den, der dem Evangelium von Jesus Christus nicht glaubt, wird es ein Tag des Schreckens sein. An diesem Tag wird jeder einsehen müssen, daß Jesus Herr und Richter ist und daß es in diesem Gericht kein Entkommen geben kann und geben wird. Es wird damit enden, daß „die Feigen aber und Ungläubigen und Frevler und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner, deren Teil wird in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod“ (Offb 21,8).

Zugleich wird die Erde vergehen. Petrus sagt: „Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden“ (2Petr 3,10). Das wird eine globale Veränderung sein, der gegenüber alle Wandlungen in dieser Welt, Eiszeiten und Wärmeperioden, geologische Katastrophen, die Herrschaft und die Unterwerfung von Völkern und der Aufstieg und der Verfall von Kulturen und dergleichen nur minimale kosmetische Veränderungen darstellen. Der Tag Christi bedeutet das Ende der Welt. Nichts von alledem, was die Welt ausmacht, wird bleiben.

Das Resultat wird einerseits die neue Schöpfung sein, von der die Bibel immer wieder spricht: der neue Himmel und die neue Erde. Diese wird der Lebensraum der Christen sein, des Volkes Gottes, das hier auf Christus und die Verheißung des ewigen Lebens hofft. Andererseits wird es auch einen Ort geben, an dem die Gottlosen bestraft werden, die Hölle, und es werden neben dem Teufel und den gefallenen Geistern auch Menschen dort sein. Um der Gerechtigkeit Gottes willen muß es diesen Ort geben, denn Gott kann Sünde nicht ungestraft lassen. Hier, in der ewigen Verdammnis, wird all das Unrecht gesühnt werden, das hier auf Erden geschehen ist. – Nicht zuletzt deswegen ist es notwendig, wachsam zu sein.

Zum Schluß: Welche praktische Bedeutung hat der Ruf zur Wachsamkeit?

Paulus ermahnt uns: „Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Laßt uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht; sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, daß ihr den Begierden verfallt“ (Röm 13,11-14).

Viele Dinge können uns die Wachsamkeit nehmen. Es können durchaus ehrenvolle Dinge sein, wie unsere Karriere, die Sorge um finanzielle Sicherheit oder das Streben nach Macht oder Erfolg. Es können aber auch die ganz normalen Sünden sein, die Paulus hier nennt. Er sagt: „Laßt uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anlegen.“ Welche Waffe aber hilft mehr gegen die Sünde als Jesus Christus selbst? Darum heißt es hier auch: „Zieht den Herrn Jesus Christus an!“ Das aber geschieht nichts anders als durch den Glauben. Wir empfangen Christus durch den Glauben an das Evangelium. Indem wir uns immer wieder vor Augen führen, daß Gott uns in seinem Wort die Gnade, die Vergebung der Sünden und das ewige Leben frei und umsonst zusagt, indem wir uns Gottes Wort jeden Tag neu reinziehen, indem wir uns darauf besinnen, was wir in Christus haben, werden wir wach bleiben. Dann haben wir auch die geistige Klarheit, zur Sünde nein zu sagen, der Verführung zum maßlosen Konsum und der Sucht zu widerstehen, der Zuchtlosigkeit keinen Platz in unserem Leben zu lassen und dem Streit aus dem Weg zu gehen. Dann ist der Kopf frei, bei allem, was wir tun, auf den kommenden Herrn zu warten, und wir werden uns glücklich schätzen, wenn er dann tatsächlich kommt. Dann ist alles Warten und auch alles Hoffen und Leiden, das zu dieser Welt gehört, vorbei. Sollten wir aber vorher sterben, so hat uns der Herr im Laufe unseres Lebens doch als wache Christen gesehen, und selbst der Tod kann uns nicht überraschen. Darum: Leben wir im Licht des kommenden Tages und nicht in der Finsternis einer vergehenden Welt!

Amen.

Eine Veröffentlichung des Instituts für Reformatorische Theologie IRT (www.irt-ggmbh.de)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 30. November 2007 um 19:48 und abgelegt unter Predigten / Andachten.