Gemeindenetzwerk

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Für das Evangelium von Jesus Christus

Mittwoch 6. September 2006 von Dr. Bernhard Kaiser


Dr. Bernhard Kaiser

Für das Evangelium von Jesus Christus
Presseerklärung zum Papstbesuch vom 9. bis 14. September 2006

Wir, die Unterzeichneten, stellen mit großer Betroffenheit fest, daß die Reformation im Land der Reformation kaum noch bekannt ist. Sie lebt nur noch in sehr geringem Maße in Gestalt von Gemeinden mit einer bibeltreuen und reformatorischen Predigt. Wir bedauern es zutiefst, daß der durchschnittliche Protestant seine evangelische Identität nicht mehr mit den Katechismen der Reformation bekennen kann. Dagegen nehmen wir eine geradezu irrationale Euphorie in der Begegnung mit dem Papsttum wahr und eine hohe Bereitschaft, mit Vertretern der römischen Kirche zusammenzuarbeiten.

Nicht aus Sorge um die protestantische Identität oder um den protestantischen Einfluß in der Gesellschaft, sondern aus Sorge um das Heil des Menschen erklären wir, daß das von der Reformation gelehrte Evangelium der heiligen Schrift gemäß ist und daß die in der reformatorischen Rechtfertigungslehre aufgewiesene Weise der Teilhabe an Jesus Christus inhaltlich mit der heiligen Schrift übereinstimmt.

Eine solche Übereinstimmung läßt sich auf römischer Seite nicht erkennen. Es ist offensichtlich, daß wesentliche Elemente des römischen Glaubens und der römischen Theologie, die erst im Laufe der Kirchengeschichte von fehlbaren Menschen gebildet und in Geltung gesetzt worden sind, mit der heiligen Schrift unvereinbar sind. Insbesondere können wir das Papsttum als solches nicht als der heiligen Schrift gemäß erkennen. Wir weisen seinen Unfehlbarkeitsanspruch als widerchristlich zurück und erklären, daß Christus selbst durch das prophetische und apostolische Wort der heiligen Schrift die Kirche zu allen Zeiten regiert. Auch die Verehrung Marias und die sie stützenden Dogmen, die römische Rechtfertigungslehre und die mit ihr verbundene Gemeinsame Erklärung, die römische Sakramentenlehre, die Lehre und Praxis des Ablasses und zahlreiche weitere Formen und Inhalte der römischen Frömmigkeit sind nicht der Bibel gemäß. Wer den christlichen Glauben mit diesen schriftwidrigen Elementen verbindet, lehrt ein anderes Evangelium und riskiert seine Teilhabe an Jesus Christus. Wir stellen fest, daß die Unterschiede zwischen dem biblisch-reformatorischen Glauben und dem Glauben der römischen Kirche nach wie vor fortbestehen und aufgrund der Entscheidungen des gegenreformatorischen Konzils von Trient und der neueren römischen Dogmen nicht geringer, sondern größer geworden sind. Wir halten indes auch den seit dem 18. Jahrhundert stattfindenden Abfall der Evangelischen Großkirchen von der heiligen Schrift und den Bekenntnissen der Reformation für einen verhängnisvollen Schaden, für den die Kirchenleitungen und die theologischen Lehrer an den Universitäten vor Gott und den Menschen die Verantwortung zu tragen haben. Erst infolge dieses Abfalls kam es zur Preisgabe der reformatorischen Bekenntnisse und in deren Folge zu ökumenischen Gottesdiensten und gemeinsamen öffentlichen Veranstaltungen kirchlichen Inhalts oder kirchlicher Zielsetzung. Sie bedeuten, daß das reformatorische Bekenntnis kompromittiert wird. Wir fordern daher von allen Protestanten, daß sie wieder neu für die Identität des evangelischen Glaubens einstehen und sich für eine der heiligen Schrift gemäße Verkündigung und ihr entsprechende Formen des Gottesdienstes in den Gemeinden vor Ort einsetzen. Das heißt auch, daß sie die Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen in Predigt, Seelsorge und Amtshandlungen sowie in gemeinsam verantworteten Veranstaltungen wie ökumenischen Gottesdiensten und gemeinsamen Evangelisationen unterlassen, weil diese nicht schriftgemäß sind und es nicht erlauben, den Ruf zum Glauben an das Evangelium in gemeinsamen Worten auszusprechen.

Wir möchten in unseren Gemeinden und Werken dazu beitragen, daß der Protestantismus wieder ein bibeltreues, evangelisches Profil gewinnt und behält. Wir erklären, daß es uns nicht darum geht, Feindseligkeiten aufzubauen. Wir bejahen ein friedliches Zusammenleben von Katholiken und Protestanten im demokratischen Staat und teilen das Engagement vieler Katholiken für christliche Werte im gesellschaftlichen Zusammenleben. Wir erwarten vom Staat, daß er sowohl die Unterschiede der Lehre und die damit verbundene Gewissensbindung der Vertreter der jeweiligen Konfessionen respektiert als auch daß er die in den Zehn Geboten formulierten Grundwerte in Gesetzgebung und Rechtsprechung schützt.

Reiskirchen, 6. September 2006

Bekennende Evangelische Gemeinde Neuwied e.V. (P. J. Tscharntke)

Institut für Reformatorische Theologie gGmbH (B. Kaiser D. Th.)

Lutherischer Gemeinschaftsdienst Bautzen GbR (H. Lehmann, G. Mösch, F. Mühl)

Literaturhinweis:

Hamel, M. Gemeinde Jesu angesichts papstkirchlicher Verführung. Eine Dokumentation. Hg.von der Arbeitsgemeinschaft Bekennende Gemeinde e.V, Rubensweg 1, D-33803Steinhagen

Kaiser, B. Warum nicht römisch-katholisch? Hg. vom Gemeindehilfsbund g.V. und dem Gemeindenetzwerk g.V., Lerchenweg 3, D-29664 Walsrode

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 6. September 2006 um 19:41 und abgelegt unter Kirche, Theologie.