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Andacht: Gottes ewiges Wort

Andacht: Gottes ewiges Wort

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ (Johannes 1,1)

In der Weihnachtsgeschichte werden mancherlei Worte gesprochen. Am stärksten klingen in uns nach die Worte der Engel: „Euch ist heute der Heiland geboren…“ Diese Worte sind begleitet von einem gewaltigen weihnachtlichen Chorgesang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ Die erste Verkündigung vom Heiland in gewaltiger Kürze und Kraft!

Durch diese gesprochenen Worte – so groß sie sind – klingt unüberhörbar noch ein anderes durch, eins, das alle andern zusammenfasst, das erst allen andern Sinn gibt, das nicht von Menschen oder Engelsmund geformt wird, das aber in der Stille noch lauter klingt als alle andern: Es ist das Wort, das der lebendige Gott durch das Kind in dem Stall zu Bethlehem hineinspricht in diese Welt; das Kind ist das verkörperte Wort Gottes, das Gott aus seinem Schweigen spricht: das Wort vom Vergeben, von der ewigen Treue und Güte Gottes! Diesem stillen und doch unüberhörbaren Wort haben die Apostel gelauscht. Jeder hat es in seiner Weise zusammengefasst, und die Lieder der Kirche haben geantwortet: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“

Warum ist dieses Reden Gottes in der Heiligen Nacht so unüberhörbar? Dringen nicht viele Stimmen an unser Ohr? Stimmen vom Zorn und vom Gericht, des Jammers und der Verbitterung; hört man nicht Weinen und Todesklage? Warum überhören wir diese Stimmen und sagen: In der Heiligen Nacht spricht Gott sein Wort der Liebe in diese arme Welt? Warum ist die Christenheit nicht müde geworden, die Liebe Gottes in Christus Jesus trotz aller anderen Stimmen zu preisen?

Johannes bezeugt es: Dieses Wort Gottes, das er sprach in der Heiligen Nacht, war im Anfang bei ihm. Als Himmel und Erde geschaffen wurden, da war schon dieses Wort. Alles andere ist später. In diesem Wort zeigt sich sein ewiges Wesen; in diesem Wort gibt er sich ganz; in dem Herrn Christus sieht man dem Vater ins Herz. Das Wort, das in dem Kind in der Krippe Gestalt annimmt, ist das Wort, das „die Welt im Innersten zusammenhält“.

Deswegen dürfen wir ihm trauen. Deswegen ist Weihnachtsfreude keine Illusion, keine Sentimentalität, die für einige Familienfeierstunden die Welt mit rosigem Schimmer umkleidet, um sich dann wieder zu verflüchtigen. Nein, diese Freude ist gerade Sache derer, die etwas wissen von dem Jammer dieser Welt und die ohne Illusionen leben und der Wahrheit ins Auge sehen. Das ist die Wahrheit: Gott sprach in dieser Welt sein ewiges Wort des Vergebens und der Güte. Das Wort war im Anfang und wird in Ewigkeit bestehen.

„Der Sohn des Vaters, Gott von Art, ein Gast in der Welt hier ward, und führt uns aus dem Jammertal; Er macht uns Erben in sein’m Saal. Kyrieleis. Amen.

Quelle: „Ihr sollt meine Zeugen sein“, Andachtsbuch der Bekennenden Kirche, C. Bertelsmann Gütersloh, 1935