Advent: Perspektiven gegen Pessimismus
Dienstag 20. Dezember 2011 von Friedemann Hägele (1939-2018)
Advent: Perspektiven gegen Pessimismus
Der vierte Advent ist der letzte Sonntag vor dem Christfest. Advent bedeutet „Erwartung, Ankunft“. Christen erwarten Jesus, denn er hat vorausgesagt, dass er wieder auf diese Erde kommen wird. In den 260 Kapiteln des Neuen Testaments ist über 300 Mal von seiner Wiederkunft die Rede. Seit der christlichen Urgemeinde warten Christen auf diesen Tag. Paulus, der große Völkerapostel, hat dieses Warten mit dem Wort „Maranata“ ausgedrückt. Auf Deutsch: „Unser Herr kommt!“ (1.Kor.16,22) Diese große Hoffnung haben Christen nun seit fast 2000 Jahren.
Als ich auf einer Israelreise, im März dieses Jahres, in ein Gespräch mit zwei mir völlig fremden israelischen Reiseleitern kam, brachte einer davon zum Ausdruck, dass Israel sich sehr nach Frieden sehnt. Da fiel mir spontan ein Liedvers ein und etwas zögernd wagte ich zu sagen: „Es kann nicht Friede werden, bis Jesu Liebe siegt“. Anschließend fügte ich hinzu, dass der jüdische Religionsphilosoph, Schalom Ben-Chorin, einmal gesagt habe: „Die Christen warten auf ihren Christus und die Juden auf ihren Messias – und es könnte sein, es ist der Gleiche!“
Da antwortete einer der beiden jüdischen Reiseleiter zu meiner großen Ãœberraschung und mit Ãœberzeugung: „Es könnte nicht, sondern es wird der Gleiche sein!“ Dieses offene Bekenntnis eines Juden hat mich mehr als erstaunen lassen und sehr bewegt. Ãœbrigens: Auch im Islam ist eine endzeitlich Erwartung auf einen „Mahdi“ (Messias) vorhanden.
Aber wie lebendig ist denn diese christliche Hoffnung in unserer heutigen Zeit? Manfred Siebald hat ein Lied gedichtet in dem es heißt: „Wir beten laut: Herr, komm doch wieder. Und denken leise: Jetzt noch nicht!“ Als ich vor einigen Jahren einem unserer Enkelkinder davon erzählte, dass Jesus gesagt hat, dass er wieder kommen wird, antwortete es ganz spontan: „Aber jetzt no net!“ Ist das nicht unsere ganz natürliche, verständliche, menschliche Reaktion? Wir möchten leben! Weiterleben! Wir möchten hoffnungsvoll leben, denn ohne Hoffnung ist ein Leben hoffnungslos und nicht zu ertragen.
Nun aber sagt uns die Bibel diese Zukunft der Herrschaft Gottes voraus, in der es auf dieser friedelosen Erde keinen Streit, keinen Krieg und keine Ungerechtigkeiten mehr geben wird. Welch eine Perspektive für unsere Tage in denen es auf vielen Ebenen und an allen Ecken und Enden dieser Welt sehr turbulent zugeht. Die Heilige Schrift sagt uns, dass es ein Ziel in der Menschheitsgeschichte geben wird. An dieses Ziel erinnert uns im besonderen der vierte Advent. Weihnachten steht vor der Tür. Christus ist geboren. Er hat uns den Weg der Hoffnung, der Freude, des Friedens und der Zukunft gebahnt. Er hat uns den Weg der Erlösung, der Befreiung und der Vergebung vorgelebt.
Er trägt uns mit allen unseren menschlichen Schwachheiten, unserem Versagen und unserer Schuld. Jesus tröstet uns in Verlassenheit, Krankheit, Schmerzen, Trauer und Tod. In Psalm 103, 3+4 erfahren wir die kostbare, ja umwerfende Zusage des lebendigen Gottes: „…der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben von dem Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.“
Vergebung, Heilung, Erlösung, Krönung, das sind die Gaben Gottes die er uns in seiner Liebe zuteil werden lassen will. Deshalb gibt es Advent und Weihnachten. Deshalb dürfen wir uns freuen auf das Christfest und eine lebendige Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu haben. Denn das hohe Lied der Hoffnung setzt Kräfte frei, schenkt Zukunftsperspektiven gegen Pessimismus und Verzagtheit. Welch eine Aussicht. Welch ein hoffnungsvoller Horizont.
Von Herzen wünsche ich Ihnen einen gesegneten vierten Advent und ein frohes und glückliches Christfest.
Friedemann Hägele, Sulzbach – Laufen, im Advent 2011
Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 20. Dezember 2011 um 10:03 und abgelegt unter Predigten / Andachten.