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Anglikanische Kirchenspaltung wird immer wahrscheinlicher

Anglikanische Kirchenspaltung wird immer wahrscheinlicher
London – 19.9.07

Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Rowan Williams (London), will im Geheimen die Eucharistie mit schwulen und lesbischen Geistlichen feiern. Wie die Londoner „Times“ am 18. September berichtet, sind zu dem Treffen am 29. November in der St. Peter’s-Kirche am Londoner Eaton Square Pfarrer und Pfarrerinnen mit ihren gleichgeschlechtlichen Partnern eingeladen. Die Namen seien nur dem Erzbischof bekannt.

Nach Ansicht der für Religion zuständigen Times-Redakteurin Ruth Gledhill wird durch das Geheimtreffen die ohnehin schon schwierige Aufgabe von Williams, eine Kirchenspaltung abzuwenden, noch unwahrscheinlicher. Seit Jahren entzweien sich die wachsenden theologisch konservativen Kirchen des Südens und die liberalen der auf der Nordhalbkugel wegen des Umgangs mit Homosexualität. Die letzte Weltbischofskonferenz stellte 1998 in London fest, daß sich praktizierte Homosexualität nicht mit den Lehren der Bibel und der Kirchenordnung verträgt. Danach provozierte 2003 die US-Episkopalkirche mit der Weihe des Homosexuellen Gene Robinson zum Bischof der Diözese New Hampshire den Bruch der Gemeinschaft. Theologisch konservative Gemeinden in den USA haben sich unter die Aufsicht afrikanischer Kirchen begeben. Diese drohen mit einem Boykott der alle zehn Jahre stattfindenden Weltbischofskonferenz im nächsten Jahr, wenn sich die US-Episkopalkirche nicht an die Auflage hält, eine Pause bei der Weihe schwuler oder lesbischer Priester einzulegen. Williams reist noch im September in die USA, um mit dortigen Kirchenvertretern die Krise zu erörtern. Das Bekanntwerden seiner geplanten geheimen Eucharistiefeier mit Homosexuellen wird seine Chancen vermindern, die 70 Millionen Mitglieder zählende Weltgemeinschaft zusammenzuhalten, so die Times.

Das Treffen hinter verschlossenen Türen hat sowohl bei homo-freundlichen Kirchengruppen wie bei theologisch konservativen Unverständnis und Ablehnung hervorgerufen. Pfarrer Richard Kirker, Sprecher der Bewegung lesbischer und schwuler Christen, sagte, das Treffen im Verborgenen sei nicht gut. Williams habe sich schließlich auch offen mit Gegnern der Homo-Bewegung getroffen. Der Generalsekretär der evangelikalen Church Society (Kirchen-Gesellschaft), Pfarrer David Phillips, meinte, die Geheimnistuerei suggeriere, daß man etwas zu verbergen habe. Williams hätte das Treffen möglicherweise damit rechtfertigen können, daß er auf alle Stimmen hören wolle. Aber durch die geplante Eucharistiefeier mache er deutlich, daß es ihm um mehr gehe. Chris Sugden von der evangelikalen Gruppe Anglican Mainstream (Anglikanischer Hauptstrom), bezeichnete es als verständlich, daß der das anglikanische Kirchenoberhaupt seine Unterstützung für Menschen zeigen wolle, die mit ihrer homosexuellen Orientierung ringen. Es sei aber problematisch, das im Zusammenhang mit dem Heiligen Abendmahl zu tun. Ein Sprecher von Williams erklärte, es sei völlig normal, daß der Kirchenführer Gruppen Pastoralbesuche abstatte, die im Mittelpunkt aktueller Kirchendebatten stünden. Wenige dieser Treffen würden der Öffentlichkeit bekannt.

(www.kath.net / idea)