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Peter Brunner (1900-1981), Das Hirtenamt und die Frau

Dienstag 12. April 2011 von Prof. Dr. Peter Brunner (1900-1981)


Zum 30. Todestag von Prof. Dr. Peter Brunner am  24. Mai 2011
Auszug aus seinem Aufsatz „Das Hirtenamt und die Frau“ aus dem Jahre 1959

Wir sprechen hier von einem seinshaften Konflikt. Er deckt sich keineswegs ohne weiteres mit einem psychologischen, empirisch feststellbaren Konflikt. Der Konflikt, den wir im Auge haben, ereignet sich in sehr verborgenen Tiefen und Gründen des kreatürlichen Seins. Diese Tiefen und Gründe sind so verborgen, daß nur Gottes Wort und das Auge des Zeugen der Auferstehung Christi uns davon Kunde bringen können. In dieser Hinsicht haben jene Tiefen und Gründe und der hier auftauchende Konflikt teil an der Verborgenheit und dem Geheimnis der Erbsünde. Jener seinshafte Konflikt zwischen „Hirte-sein“ und „Frau-sein“ ist so verborgen, daß irdisch feststellbare Symptome für sein Vorhandensein vielleicht auf lange Zeit, vielleicht für die lebende Generation überhaupt nicht nachgewiesen werden können. Sehr wahrscheinlich wird die Kombination von Frau und Hirtenamt in der Regel auf lange Zeit im Bereiche des Feststellbaren von den besten Erfolgen und den schönsten Früchten begleitet sein. Allerdings wird einmal der Tag kommen, an dem dieser in den verborgenen Tiefen des kreatürlichen Seins sich vollziehende Konflikt seine große Gewalt auch im Bereiche feststellbarer Symptome manifestieren wird. Darüber hinaus wird er sich gewiß auf die Dauer der Zeit auch auf die kulturelle Gesamtstruktur eines Zeitalters auswirken.

Mit der Formulierung, die wir unserer Entscheidungsfrage gegeben haben, ist sie eigentlich auch schon beantwortet. Stellen wir diese Frage in das Licht der vorausgegangenen Erwägungen, so müssen wir zu folgendem Ergebnis kommen: Das biblische Wort über die Frau, wie es sich uns in der nachvollziehenden Interpretation der apostolischen Aussagen erschlossen hat, und das biblische Wort über das Hirtenamt, wie es in der Lehre unserer Bekenntnisschriften ausgelegt ist, zeigen, daß die Vereinigung von Frau-sein und Hirte-sein sich derart stößt, daß durch diesen Stoß im kreatürlichen Sein der Frau selbst ein tief verborgener, aber das Sein selbst angreifender Konflikt heraufbeschworen wird. Dieser Konflikt beruht darin, daß durch die Vereinigung von Hirtenamt und Frau die Ordnung (taxis) der Kephale-Struktur in dem Verhältnis Mann—Frau objektiv seinshaft verletzt wird und darum auch objektiv, aber tatsächlich gegen das in dieser Ordnung nach Gottes Willen gründende Gebot der Ein-und Unterordnung (hypotage) tathaft verstoßen wird. Das, was sich innerhalb der von Gott gesetzten kreatürlichen und geistlichen Ordnung im Sein selbst stößt, kann nicht das Gute sein, das Gott will! In der Tat, Gott widerspricht sich nicht in dem, was er in der Erschaffung und was er in der Erlösung tut. Das apostolische Schweigegebot an die im Gottesdienst lehrende Frau, wie wir es in 1. Kor. 14 und 1. Tim. 2 fanden, läßt sich nicht auf kulturgeschichtliche und situationsgebundene und theologisch-spekulative Bedingtheiten seines Urheber zurückführen. Diese Weisungen gründen vielmehr in sehr verborgenen, aber außerordentlich fein reagierenden Grundgesetzen und Grundgeboten, die Gott selbst mit der Erschaffung gesetzt und in der Durchführung seines Heilsratschlusses bekräftigt hat. Diese Grundgesetze und Grundgebote sind in dem apostolischen Schweigegebot unmittelbar wirksam.

Quelle: Peter Brunner, Das Hirtenamt und die Frau (1959), in: PRO ECCLESIA. Gesammelte Aufsätze zur dogmatischen Theologie, 1. Band. Lutherisches Verlagshaus Berlin und Hamburg 1962, S. 336

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 12. April 2011 um 16:27 und abgelegt unter Gemeinde, Theologie.